Ein Leben lang Frieden

Heute vor 80 Jahren wurde die bedingungslose Kapitulation Nazi-Deutschlands verkündet und damit eine neue Ära des Friedens in Europa eingeleitet. 80 Jahre entsprechen so ungefähr einem menschlichen Leben – im Durchschnitt und wenn es gut läuft. Da kann schon mal, insbesondere im hohen Alter oder wenn man gar noch nie Krieg erlebt hat, in Vergessenheit geraten, wie fragil solch ein Frieden ist. Deshalb eine kleine Erinnerung anbei.

In der Grundschule erinnerte uns unsere Mathematik- und Musiklehrerin regelmäßig daran, wie glücklich wir uns schätzen können, in Friedenszeiten aufzuwachsen. Gehörig nickten wir damals alle zustimmend. Doch eine wirklich Vorstellung, was das bedeutet, hatten wir nicht. Krieg und Frieden waren für uns abstrakte Konzepte. Wir kannten ja nur die Welt, oder genauer gesagt die Kleinstadt, in der wir aufwuchsen.

Obwohl wir im Geschichts- und Lateinunterricht zahlreiche Kriege behandelten, gelang es mitnichten, die damit verbunden Schrecken zu vermitteln. Womöglich auch aus Jugendschutzgründen gab es lediglich Jahreszahlen, Parteien, Ursachen, Anlass, Verlauf, Gewinner, Verlierer, manchmal eine anonyme Zahl der Toten. Aber die wirklichen Gräuel, zu derer Menschen fähig sind, verinnerlichten sich dadurch nicht.

Das änderte sich schlagartig, als es um den ersten und zweiten Weltkrieg ging. Aus historischen Gründen wurden uns diese beiden Kriege äußerst nah gebracht. Gut so! Meines Erachtens dürfen wir uns das ruhig häufiger in Erinnerung rufen – nicht nur für die beiden Weltkriege, sondern Konflikte aller Art. Denn machen wir uns nichts vor: Wir sind äußerst involviert, wenn es um unser eigenes Wohlergehen geht. Doch wie verhalten wir uns bei Konflikten, von denen wir nicht unmittelbar betroffen sind?

Beispiel 08. Mai 1945: In Europa mag Frieden geherrscht haben. Doch in Asien ging der Krieg noch bis 14. August weiter. Und auch im Anschluss gab und gibt es bis heute immer wieder Kriege und Konflikte. Je nach medialer Berichterstattung erscheinen uns manche präsenter (Naher Osten & Ukraine), andere hingegen quasi non-existent (irgendeiner der zahlreichen Konflikte in Afrika, Südostasien und Südamerika oder Indien – Pakistan bis vor wenigen Wochen?). Als Daumenregel gilt: Je weiter entfernt und länger zurück sie liegen, desto weniger interessieren sie uns.

Dennoch dürfte uns in den letzten Jahren eine Einsicht mit Gewissheit eingeholt haben: Die Wahrscheinlichkeit, dass wir ein Leben lang nur Frieden erleben, ist äußerst gering.

Naiver Weise könnte man nun in Frage stellen, warum es überhaupt Kriege gibt. Kann man sich nicht einfach immer gegen Krieg entscheiden? Leider ist es nicht so trivial. Denn während es für Krieg genügt, dass eine Partei sich dafür entscheidet, bedarf es für Frieden das Einverständnis aller. Und wie reagiert man erst, wenn man angegriffen wird? Kann man das einfach so an sich abperlen lassen oder möchte man dafür Sorge tragen, dass weitere Angriffe unterbleiben, auch wenn dies womöglich alles weiter eskalieren lässt?

Bei mehreren Milliarden Menschen treten immer wieder Querschläger hervor, die sich für Krieg statt Frieden entscheiden. Leider sitzen die oft an den Schlüsselpositionen, an denen Entscheidungen von globalem Ausmaß getroffen werden. Dabei helfen so simple Kategorisierungen wie gut und böse ebenso wenig wie vermeintlich einfache Lösungen, denn dafür leben wir in einer zu komplexen Welt.

Doch ungeachtet der augenscheinlichen Ohnmacht, der wir uns in Hinblick auf globale Friedensbemühungen ausgeliefert sehen, kann jede Person auf der Welt dennoch zu mehr Frieden beitragen: Auf persönlicher und lokaler Ebene.

Die meisten von uns werden weder im Nahost-Konflikt, noch in irgendwelchen anderen großen Auseinandersetzungen wesentlich zu deren Schlichtung beitragen können. Im Kleinen und Alltäglichen sieht das hingegen ganz anders aus. Jeden Tag können wir uns im Umgang mit unseren Mitmenschen entscheiden, wie wir agieren und reagieren.

Wenn ich anderen Menschen begegne, liegt es stets an mir, ob ich sie auf ein Merkmal wie ihre Herkunft oder ihre Meinung reduziere, oder ich den Menschen dahinter betrachte. Im Umgang mit ihnen kann ich den Weg der Menschlichkeit oder der Provokation einschlagen. Wenn mir andere Menschen blöd kommen, kann ich in meiner Antwort zwischen Eskalation und Deeskalation wählen. Und prinzipiell kann ich mich immer dafür entscheiden, meine Nase aus den Angelegenheiten anderer rauszuhalten und meinen Mund zu halten, wenn es um Themen geht, von denen ich eigentlich nichts verstehe. Das sorgt zumindest nachhaltig für Seelenfrieden.

Auch wenn es äußerst unwahrscheinlich ist, dass wir alle ein Leben lang in Frieden leben, wünsche ich es uns allen als Menschheit. Denn Krieg ist niemals gerecht und trifft immer auch Unschuldige. Die 60 Millionen Menschen, die im 2. Weltkrieg ihr Leben gelassen haben – Das entspricht knapp drei Vierteln der Bevölkerung Deutschlands! – sollen uns ebenso ein Mahnmal sein wie die, die heute in Kriegen traumatisiert werden, leiden und sterben.

Alles Liebe
Philipp

Wo stehe ich? – Tertial 2025.I

Hoppla! Soll wirklich schon ein Drittel des Jahres vorüber sein? Der Kalender sagt eindeutig Ja. Also wird es Zeit für einen kleinen Zwischenstand bei meinen Zielen und Vorhaben!

Jahresmotto

Zunächst einmal ist mir aufgefallen, dass ich scheinbar Teil eines Trends bin! Zumindest habe ich (zugegebenermaßen zufällig) entdeckt, dass sich Denise alias Frau Ordnung ebenfalls Genügsamkeit als Jahresmotto gesetzt hat, was ja der ursprüngliche Gedanke hinter meinem Jahresmotto war. Das Thema scheint also einen Nerv zu treffen.

Im Rahmen meines Jahresmottos Ein Leben in Hülle und Fülle hatte ich mir ein paar Vorhaben gesucht, die ich im Rahmen dessen angehen möchte. Dabei nehme ich es nicht so strikt wie mit meinen Zielen. Vielmehr geht es darum, themenbezogen meinen Fokus auf bestimmte Aspekte zu lenken. Wie läuft es also damit?

Nix Neues

Dabei möchte ich gar nicht um den heißen Brei reden: Es gab dann ein paar Ausrutscher…

  • Wenn man Produkte in Bechern mit Aluminiumdeckel kauft, die man nicht sofort aufbraucht, stört mich immer, dass diese Deckel nie wieder richtig schließen und deshalb sämtliche Organismen des Kühlschranks (insbesondere bei fremden Kühlschränken wie denen im Studio) Zugriff auf meine Lebensmittel erhalten. Deshalb habe ich, ohne nachzudenken, zwei wiederverwendbare Deckel im Bio-Markt meines Vertrauens erworben, als ich sie dort gesehen habe. 🦠
  • Am Ende meines erstens Turnus als freiberuflicher Drehbuchautor stattete ich in Lüneburg noch dem dortigen Spieleladen meines Vertrauens einen Besuch ab. Dort fühlte ich mich von den Schwärmereien für ein neues Kartenspiel so angesprochen, dass ich direkt selbst zuschlug und noch eine Erweiterung für ein bestehendes Spiel mitnahm, was erlaubt, mit mehr Menschen zu spielen. Jetzt muss ich nur einen Termin mit meiner Brettspielgruppe finden. 🙈
  • Da ich dieses Jahr mein Journal wieder stärker nutzen wollte als letztes Jahr (was ich tatsächlich auch tue!), ward ich ein leichtes Opfer für Washi-Tape, um mein Journal nicht nur aufzuhübschen, sondern auch praktikabler zu machen. 📓
  • Bisher verspürte ich stets ein Dilemma, wenn es um den wunderbar köstlichen Eierlikörkuchen ging: Ich liebe ihn, trinke aber für gewöhnlich keinen Alkohol. Dann kam ich auf die Idee, ob man nicht auch alkoholfreien Eierlikör kaufen kann, fand aber keinen. Also recherchierte ich nach Rezepten zum Selbermachen und siehe da: Ich wurde fündig. Dafür benötigt man jedoch ein Kochthermometer, um sicher zu gehen, dass die Eigelbmasse korrekt pasteurisiert wird. Immerhin habe ich es schon verwendet und der alkoholfreie Eierlikörkuchen hat so gut gemundet, dass wir direkt noch einen gebacken haben. 🐣

Meine Bedingung für Neues besteht darin, dafür jeweils zwei Objekte im Haushalt auszusortieren. Das klappte – dem Frühlingsputz sei Dank! – ganz gut. Neben unzähligen Kartons und Kisten, die ich für irgendwelche Eventualitäten aufhob, habe ich auch 1 DVD & 1 BD (beides Mal Geschenke, aber ich besitze kein Gerät, um sie abzuspielen) in neue Hände gegeben und zahlreiche nutzlose Vorhhanghaken entsorgt, die unser Vermieter anno dazumal in unserer Wohnung hinterlassen hatte, obwohl sie für unsere Schienen nicht passen. Außerdem habe ich mich von einem Hobby verabschiedet, muss hier aber noch die Ausrüstung entsorgen, denn die darf aus Sicherheitsgründen nicht mehr verwendet werden.

Aufbrauchen

Dieser Prozess befindet sich noch in Arbeit. Zumindest der Kühlschrank ist (ebenfalls im Rahmen des Frühlingsputzes) von zahlreichen Lebensmitteln, die niemand in der Wohnung mehr verzehren mag, befreit. Zum Abtauen des Gefrierfachs kam ich leider nicht mehr, aber womöglich bietet sich im Mai noch eine Gelegenheit. Aktuell sind die Nächte noch recht kühl.

Auswärtsessen beschränken

Hier gibt es Phasen, in denen es richtig gut läuft und Phasen, in denen ich verstärkt auswärts esse. Das hat viel mit meiner Lebens- und Arbeitsrealität zu tun. Außerdem hat sich ein Aspekt in meiner Wahrnehmung geändert.

Als Freiberufler setzt man sich zwangsläufig mit dem eigenen Stundensatz auseinander. (Ja, natürlich ist Zeit unbezahlbar. Aber in der Realität sind Kund*innen nicht bereit, unendliche Mengen an Geld für eine Stunde Arbeitszeit zahlen. Freiberuflich Tätige sind gewissermaßen käuflich!) In diesem Zusammenhang stieß ich auf eine interessante Website, bei der es darum geht, den wahren Wert der eigenen Zeit zu ermitteln. Denn, Überraschung, oft handeln wir entgegen unserem eigenen Glauben, wie viel uns unsere Zeit tatsächlich wert ist.

Tatsächlich hat dieser Rechner meine Einstellung zum Thema Auswärtsessen noch einmal geändert. Wenn ich den Wert meiner eigenen Zeit, der Energie und Lebensmittelkosten sowie die Tatsache, dass ich oft für mich allein koche, in Betracht ziehe, lohnt sich selbst kochen finanziell oft nicht.

Ungeachtet dessen hat es natürlich dennoch einen ideellen und gesundheitlichen Wert, weshalb ich den Aspekt Meal Prep nicht komplett liegen lassen werden. Aber ich werde hiermit zumindest nach meinem eigenen Wohlbefinden flexibel umgehen. Insbesondere sehne ich mich danach, häufiger mit meinen Liebsten zu essen. Zahlreiche Shabbat-Dinner haben hier ihre Spuren an mir hinterlassen.

Reisen reduzieren

Es sind in den ersten vier Monaten des Jahres zumindest keine neuen Reisepläne hinzugekommen. Ideen für Reisen hingegen einige – wann auch immer ich die umsetzen werde. Ungeachtet dessen war ich im Rahmen von Arbeit und Heimatbesuchen viel unterwegs.

Aktivität statt Konsum

Zunächst wollte ich hier schreiben, dass ich noch Luft nach oben empfinde. Dann bin ich jedoch meine Aufzeichnungen durchgegangen und stellte fest, dass ich in den ersten vier Monaten doch schon einiges unternommen habe:

  • Ich war mehrfach Eislaufen.
  • Es gab ein paar Brettspielabende und -nachmittage.
  • Ich habe viele Freunde und Liebste getroffen.
  • Der eine oder andere Film-Marathon hat mir den Winter versüßt.
  • In Berlin habe ich an Prototyptests für neue Brettspiele teilgenommen (unter anderem mit meinem eigenem Spiel).
  • Im Rahmen der Berlinale und zu anderen Anlässen habe ich an Branchenveranstaltungen teilgenommen.
  • In Hamburg habe ich an einer Hafenrundfahrt teilgenommen und das Miniaturwunderland besucht.
  • Bei der Nacht der Bibliotheken habe ich mich weitergebildet.
  • Für Ostern habe ich einen Backmarathon absolviert.
  • Insbesondere um Ostern herum war ich ungewöhnlich viel wandern und habe endlich mal wieder an einem offiziellen Wandertag teilgenommen.
  • Ach ja, und in die Selbstständigkeit gestartet bin ich auch.

Das zeigt mir recht deutlich, wie wichtig es ist, gelegentlich kurz innezuhalten und zu reflektieren, ob sich das eigene Gefühl mit der Wirklichkeit deckt. Denn offensichtlich strebe ich auch bei Aktivitäten nach mehr, auch wenn realistisch in meinem Alltag nicht mehr unterzubringen ist. Notiz an mich selbst: Zufriedenheit lernen.

Ziele

Auch bei meinen Zielen kam – tatsächlich schon in den ersten Wochen – Bewegung rein. Erfahrungsgemäß kommt immer etwas dazwischen. Bisher hielt ich stets an meinen Zielen fest – auch wenn dies zur Folge hatte, dass ich frustriert bin, weil ich bestimmte Ziele nicht erreichte. Entsprechend habe ich meine Einstellung geändert und passe meine Ziele (leicht) an. Doch eins nach dem anderen.

Gesundheit

Bei meiner Gesundheit steht im Fokus, nachhaltige Routinen zu etablieren. Dafür habe ich mir mehrere Teilbereiche herausgesucht.

Schlaf

Durchschnittlich möchte ich zwischen sechs und siebeneinhalb Stunden schlafen. Im März klappte das noch hervorragend (∅ 6h 3min), im April wurde es doch zu wenig (∅ 5h 43min). Die Daten meiner Uhr decken sich hier mit meiner Wahrnehmung. Allerdings hatte ich nicht den Eindruck, zu wenig Zeit im Bett zu verbringen. Vielmehr war meine Schlafqualität nicht sonderlich gut. Allerdings gab es, Asche auf mein Haupt, auch ein paar durchgemachte Nächte.

Außerdem ist mir aufgefallen, dass meine Schlafzeit mit den länger werdenden Tagen generell abnimmt. Im Januar schlief ich noch im Durchschnitt 6h 50min, im Februar waren es nur noch 6h 9min. Das werde ich auf jedem Fall im Auge behalten.

Da Schlaf immens wichtig ist, sollte ich es in den nächsten Monaten zu meiner Top-Prio machen. Erfahrungsgemäß fällt es mir im Sommer wegen der kurzen Nächte und vielen Aktivitäten eher schwieriger als leichter, genügend Schlaf zu bekommen. Entsprechend werde ich hier einige Disziplin aufbringen müssen, früher schlafen zu gehen und eine entsprechende Schlafhygiene zu betreiben.

Sozialleben

Hier bin ich sehr zufrieden! Nicht nur, weil ich jede Woche mein Sozialhäkchen setzen konnte, sondern weil ich tatsächlich viel Zeit mit Menschen, die mir am Herzen liegen, verbracht habe.

Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich noch mehr Zeit für mein Sozialleben bräuchte, um all jenen gerecht werden zu können. Da das nur schwierig möglich ist, stellt sich mir zwangsläufig die Frage, ob ich womöglich mehr Beziehungen pflege, als ich realistisch aufrecht erhalten kann. Dazu habe ich mir aber noch keine abschließende Meinung gebildet.

Sport

Es gab zwei Wochen, in denen ich gesundheitlich und arbeitstechnisch bedingt nicht auf drei Sporteinheiten kam, aber im Durchschnitt liege ich trotzdem bei drei Mal Sport pro Woche, weil ich in anderen Wochen (unbeabsichtigt) kompensiert habe.

Dabei ist mir aufgefallen, dass die Dauer der Sporteinheiten von mir aus gern länger sein dürfte. Allerdings habe ich die Kriterien zum Erfüllen für mich bewusst niedrig gehalten, damit die Überwindungsschwelle möglichst niedrig ist.

Ernährung

Im Grunde wollte ich einen Go-to-Speiseplan entwickeln. Dank Gastritis-Schüben ist mir jedoch bewusst geworden, dass ich im Grunde zwei Speisepläne benötige: Einen für, wenn es mir gut geht, und einen, wenn ich Gastritis habe.

Zumindest der für Gastritis steht schon. Nun könnte ich es mir leicht machen diesen einfach als meinen Go-to-Speiseplan deklarieren. Das lehne ich jedoch ab, weil er dann doch recht monoton ist. Langfristig ist Monotonie nie gesund – sagt mein gesunder Menschenverstand.

Ruhe

Für diesen Aspekt hatte ich zwei Kriterien:

  1. Jeden (Arbeits-)Tag im Kontrollzeitraum möchte ich mindestens eine Stunde für Meditation, Spaziergänge oder Lesen.
    • Diesen Punkt habe ich binnen kurzer Zeit angepasst:
      • Einerseits habe ich Laufsport und Wanderungen ergänzt, weil sie für mich dieselbe Wirkung wie ein Spaziergang haben.
      • Außerdem habe ich die Stunde gestrichen. Es ist mir überhaupt nicht wichtig, wie lang das Ruhesegment an einem Arbeitstag dauert und stresst mich im Zweifelsfall sogar. Entscheidend ist, dass ich mir dafür bewusst Zeit nehme.
  2. Jede Woche im Kontrollzeitraum mindestens einen Tag ohne Pläne.
    • Hier habe ich aus praktischen Gründen, dass orientalische Prinzip zunutze gemacht: Feiertage beginnen im Nahen Osten nicht um Mitternacht, sondern mit Sonnenuntergang.
    • Daran angelehnt habe ich manche Ruhetage auf zwei Tage aufgeteilt. Wenn beispielsweise vormittags noch Arbeit zu erledigen war, habe ich meinen Ruhetag eben erst ab Nachmittag für 24 Stunden einsetzen lassen.

Karriere

Es ist schwierig. Aber das war mir von Anfang an bewusst. Als Freiberufler muss man stets mehrere Bälle gleichzeitig jonglieren. Dabei ist mir jedoch aufgefallen, dass ich mich nur auf ein kreatives Projekt gleichzeitig fokussieren kann, während ich bei einer Daily arbeite. Das geht aber zum Glück nicht nur mir, sondern auch meinen Kolleg*innen so, und ist völlig in Ordnung.

Gerade in den ersten Monaten erfordern Formalitäten unglaublich viel Zeit. Trotz Vorbereitung ist alles neu und dauert stets länger als erwartet. Bürokratische Mühlen mahlen bekanntermaßen langsam. Blöd nur, wenn man davon abhängig ist. Aber nachdem nun auch schon mein Finanzamt just in der Zeit umgezogen ist, in denen ich wochenlang versuche, Rede und Antwort zu erhalten, frage ich mich allmählich, was noch kommen mag. In jedem Fall bin ich froh, wenn der ganze Anfangswust an Bürokratie endlich bewältigt ist. (Ganz vorüber sein wird er ja ohnehin nie.)

Entsprechend arbeite ich weiter daran, mehr zahlende Kundschaft zu akquirieren.

Bildung

Drei von zwölf Büchern habe ich schon beendet. Entsprechend hänge ich aktuell ein Buch hinterher. Aber ich bin dran.

Menschen sind keine Maschinen

Dieser Satz dürfte meine größte Einsicht der letzten vier Monate gewesen sein und gilt insbesondere auch für mich.

So sehr ich mir gelegentlich auch wünsche, im richtigen Moment einfach einen Schalter umlegen zu können, der mich wie eine Maschine arbeiten lässt, funktioniere ich so nun mal nicht. Und das ist auch gut so. Denn genau genommen sollte ich mich darüber froh schätzen, solang ich es noch kann und bevor ich durch eine Maschine ersetzte werde.

In der Folge lasse ich bei meinen Zielen mehr Milde mit mir selbst walten als früher und habe mich einem neuen Prinzip angenommen: Never fail twice. (englisch für: Scheitere nie ein zweites Mal.)

Das mag sich zunächst wie eine seltsame Zwangsstörung anhören. Dem entgegen empfinde ich es als Erleichterung. (womöglich aufgrund meiner Zwangsstörung?) Die Idee dahinter ist simpel:

Es ist vollkommen in Ordnung, wenn es mit den Gewohnheiten und Zielen ein Mal nicht klappt. Denn es kann jederzeit etwas dazwischen kommen. Niemand ist perfekt. Manchmal passieren Notfälle. Oder die mangelnde Willensstärke funkt dazwischen. Dann ist es mir jedoch wichtig, mich wieder auf meine angestrebten Gewohnheiten zu besinnen, damit sich keine neue Gewohnheit etabliert, die ich gar nicht beabsichtige.

Deshalb ist es für mich in Ordnung, wenn ich es an einem Tag nicht schaffe, einen Ruhemoment zu finden, oder innerhalb einer Woche eben doch mal keinen Tag ohne Pläne habe, oder es eben nicht zu drei Mal Sport schaffe. Dann setze ich jedoch am darauffolgenden Tag (respektive in der darauffolgenden Woche) alles daran, es möglich zu machen, um kein neues Verhaltensmuster zu erschaffen.

Diese Idee stammt übrigens nicht von mir. Von diesem Konzept habe ich zuerst bei James Clear gelesen. (auf Englisch)

Ausblick auf die nächsten vier Monate

Der Sommer steht vor der Tür! Kurz fühlte es sich schon so an, als wäre er schon längst da… Das zweite Tertial beginnt für mich in der ersten Hälfte zunächst mit viel Arbeit. Im Sommer wird es tatsächlich auch eine Reise geben. Im Anschluss ist die Planung aktuell noch recht lose, doch davon lasse ich mich nicht einschüchtern. Im Gegenteil: Das lässt noch viel Raum für Gestaltung.

Bei den persönlichen Projekten mag ich dem 12-Wochen-Jahr noch mal eine Chance geben, damit es hier auch etwas vorwärts geht. Jetzt muss ich mich bloß noch entscheiden, welches Projekt es zuerst werden soll. 😅

Wie ist es dir im ersten Tertial des Jahres mit deinen (Anti-)Zielen und Vorhaben ergangen? Was planst du für den Sommer? Wie immer freue ich mich über Einblicke in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp

La dolce vita

Den ganzen Winter über schon sehnte ich mich nach dem Klima, der Küche und der Landschaft Italiens – oder besser gesagt meiner Vorstellung davon, die sich aufgrund meiner bisherigen Reisen auf Norditalien während Frühling und Herbst beschränkt. Denn Berlin im Januar sorgt nicht gerade für Wohlbefinden, nachdem der Zauber der Feiertage vorüber, der Müll von Silvester noch auf den Straßen und der Glanz der Berlinale noch in weiter Ferne sind. Inzwischen ist der Winter zwar vorüber (und der Frühling den Temperaturen nach zu beurteilen auch). Doch da ich heuer wohl leider gar nicht nach Italien reisen werde, bediene ich mich stattdessen wundervoller Erinnerungen und einer Epiphanie, die ich in der Folge hatte, um meine Sehnsucht zu stillen.

Italo-Nostalgie

Meine ersten Erinnerungen an Italien entstammen meiner frühen Kindheit: Meine Eltern wollten mit mir in den Alpen Urlaub machen, bekamen jedoch in Osttirol keine Unterkunft. Stattdessen wurden wir auf Südtirol verwiesen und dort in einer frisch eröffneten Unterkunft mit Halbpension fündig.

Nach unseren Tagesausflügen spielte ich mit den Kindern der Inhaberinnen. Das klappte damals auch ohne Italienischkenntnisse. Außerdem erhielt mein geliebtes Schlumpf-Plüschtier dort seinen Namen: Puffo. (Das bedeutet wortwörtlich “Schlumpf” auf Italienisch.) Abseits eines Erlebnisses in den Bergen habe ehrlich gesagt vor allem Erinnerungen an die opulenten Abendessen mit meinen Eltern, die uns die Gastgeberinnen allabendlich servierten. Allerdings ist ein Gefühl bis heute erhalten geblieben.

Dieses Gefühl fand ich in Büchern und Filmen wieder, die allesamt in einen Sommer in Italien platziert wurden – zumeist aus der Perspektive von US-Amerikaner*innen, die glaubten, das Paradies auf Erden gefunden zu haben. Zufall? Ich glaube nicht!

Auch in meinem eigenen Leben begleitete mich dieses Gefühl wiederkehrend. Zu nennen wäre da die Studienreise nach Italien in der 11. Klasse, die ich eigentlich gar nicht antreten wollte, weil ich so viel lieber nach London wollte als nach Rom. Dass es am Ende trotzdem richtig schön war, lag weniger an dem straffen Programm für die wenigen Tage, sondern vor allem am letzten Tag, den wir uns in Florenz größtenteils frei einteilen durften, sodass ich mich allen florentinischen Freuden hingab, die mir über den Weg liefen. Auch in den jährlichen Osttirol-Urlauben begegnete ich dem Gefühl wieder. Oft verbrachten wir einen oder zwei Tage in Südtirol am Antholzer See, ließen alle Vier gerade sein und genossen abends eine Steinofenpizza vom Anger.

So sehr wir diese Ruhe im Urlaub genossen, geriet sie auch in starken Konflikt mit der uns in die Wiege gelegten preußischen Tugend des Fleißes: Sollten wir nicht eigentlich noch einen Gipfel erklimmen, statt auf unserer faulen Haut zu liegen? Müssen die Einheimischen eigentlich gar nicht arbeiten oder wieso haben die alle Zeit, den ganzen Tag am See zu flanieren? Und wo wir schon dabei sind: Wie können es sich die ganzen Geschäfte leisten, gerade während der Mittagszeit für zwei Stunden zu schließen?

Genuss ohne schlechtes Gewissen

Heute weiß ich es zum Glück in mehrerlei Hinsicht besser: Das Geheimnis der Mittagsschließzeiten nennt sich riposo, ein Nickerchen am frühen Nachmittag. Das kann richtig angewandt nicht nur im Arbeitsalltag zu besserer Energie und Konzentrationsfähigkeit beitragen, sondern auch langfristig positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Glaubt man nicht? Dann suche man mit der Suchmaschine des Vertrauens mal nach “positive Auswirkungen von Nickerchen”.

Doch selbst ohne gesundheitliche Vorteile, die dafür instrumentalisiert werden, längerfristig leistungsfähig zu bleiben, haben es Menschen in Italien scheinbar besser raus, das Leben in all seinen Facetten zu genießen, als wir in Deutschland. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, Ohne Fleiß/Schweiß kein Preis und Das Leben ist kein Honigschlecken bezeugen im Kleinen die weit verbreitete preußische Arbeitsmoral. Die besagt, dass man erst etwas genießen darf, wenn man hart dafür geschuftet hat.

Das empfinde ich als Unsinn! Einen Sonnenuntergang kann ich immer genießen, solang ich mir die Zeit dafür nehme. Ja, für manche Dinge, lohnt es sich, sich anzustrengen. Oft stellt sich jedoch die Frage, ob man eigentlich arbeitet, um zu leben, oder lebt, um zu arbeiten. Wohl denen, die ihre Erwerbsarbeit mit Freude verrichten. (#luckyme) Prinzipiell brauche ich aber niemandes Erlaubnis zur Freude.

Deshalb empfinde ich die preußische Arbeitsmoral als aus der Zeit gefallen. Zur Zeit der Industrialisierung folgten aus mehr Arbeit auch mehr Ergebnisse. Das gilt heute nur noch bedingt, was ich allem voran in der Kreativbranche feststelle. Viel Arbeit allein tut es hier nicht; es kommt auch sehr stark auf die richtigen Rahmenbedingungen an, um gute Ergebnisse zu erzielen. Druck ist das Gegenteil von Muße und führt selten zu genialen Ideen. Das spüre ich vor allem dann, wenn ich mich über mich selbst ärgere, weil ich nicht wie eine Maschine Ergebnisse produzieren kann.

Wie so oft ist das richtige Gleichgewicht entscheidend. Dem verschreibt sich auch die italienische Lebensart, die oft unter la dolce vita zusammengefasst wird Was verbirgt sich also hinter dem “süßen Leben”? Es geht um die richtige Balance, denn das Leben besteht nicht nur aus Arbeit, sondern sollte allem voran genossen werden. Die drei Säulen dieser Lebensart bestehen aus Freizeit, Schönheit sowie Verbindung, und finden sich in vielen Bereichen der italienischen Kultur wieder.

  • Freizeit darf ruhig wörtlich verstanden werden: Oft bemerke ich beim Blick in meinen Kalender, wie rasch ich jegliche freien Zeiträume mit Aktivitäten auffülle – egal ob beruflich oder nicht. Wie frei ist meine Freizeit wirklich, wenn ich in dieser Ergebnisse leisten möchte oder schon wieder an Verpflichtungen und arbeitsreiche Vorhaben denke? La dolce vita setzt den Fokus auf Qualität statt Quantität. Was nützen ganz viele Aktivitäten, wenn man keine davon genießt? Also lieber weniger und dafür genussvoll. Das gilt für Alltag gleichermaßen wie für Urlaub und Reisen und versteht sich als Aufruf zur Entschleunigung.
  • Schönheit lässt sich nicht nur in der reichen Kunst- und Kulturgeschichte sowie Luxusmanufakturen Italiens entdecken, sondern vor allem in den kleinen Dingen im Alltag. Ja, hierbei geht es auch darum, sich bewusst mit Schönem zu umgeben – beispielsweise bei der Wahl der Garderobe. Aber es gelingt auch ganz immateriell bei der Bewunderung der uns umgebenen Natur oder Architektur, dem Entdecken besonders berührender Literatur oder dem Erleben schöner Momente.
  • Verbindung zielt hier nicht darauf ab, permanent online zu sein. Vielmehr geht es um zwischenmenschliche Verbindung von Angesicht zu Angesicht. Wenn ich an mein bisheriges Leben zurückblicke, waren die schönsten Momente nicht die des materiellen Reichtums, sondern stets die, in denen man viel Zeit mit den Liebsten verbracht hat.

Wahrscheinlich lassen sich diese drei Säulen bei keinem Aspekt besser vereinen, als in der italienischen Küche. Ja, die Zubereitung erfordert Arbeit. Doch im Anschluss kann man stundenlang gemeinsam genießen, plaudern und lachen – ohne Gedanken an die noch zu verrichtende Arbeit alias Abwasch (Freizeit), mit Genuss all der Leckereien (Schönheit) und in trauter Gemeinschaft (Verbindung).

Ein neuer Sehnsuchtsort ward geboren

Häufig stelle ich fest, wie sehr ich noch in meinen preußischen Denkmustern verhaftet bin, obwohl ich die längst als falsche Glaubenssätze entlarvt habe. Entsprechend naheliegend lechzte ich im Winter nach all den feiertäglichen Freuden nach mehr süßem Leben: Ich wollte schlichtweg der preußischen Tristesse entfliehen, mehr Freizeit, Schönheit sowie Verbindung genießen.

Verstärkt wurde meine Sehnsucht noch durch eine Reiseerinnerung aus dem Jahr 2022. Dabei ergab sich besagte Reise beinahe zufällig, denn eigentlich wollte ich nach zwei Jahren Pandemie ein mir neues Land erkunden und nach Griechenland reisen. Da sich dies auf der Zugstrecke jedoch als langwierig erweist, buchte ich vorab schon mal ein separates Ticket nach Venedig, um von dort mit der Fähre überzusetzen.

Doch dann kam alles anders, denn mir wurde mein Urlaub (trotz ausreichender Urlaubstage) nicht in voller Länge bewilligt, weshalb mir gar nicht ausreichend Zeit blieb, um die Reise nach Griechenland und zurück zu schaffen. Kurzerhand machte ich aus der Not eine Tugend und entschloss mich für eine Interrail-Tour durch Italien. Neue Route: Berlin – Venedig – Bologna – Florenz – Cinque Terre – Turin – Bergamo – Mailand – Berlin

Auch dieser Plan hielt nicht lang, denn unterwegs meldete sich eine liebe Freundin. Sie hatte mir zuvor schon häufiger vorgeschwärmt, wie essentiell es für sie ist, einmal jährlich in der Toskana auf einem Weingut Urlaub zu machen und einfach nur in den Tag hineinzuleben. Sie war zwar gerade nicht dort, aber ihre Cousine, die mit mir zur Schule ging und ich schon über zehn Jahre nicht mehr gesehen hatte. Also nahm ich Kontakt auf, reiste spontan auf das Weingut und… blieb für die restliche Zeit dort!

Nach all den neuen Eindrücken in Venedig, Bologna und Florenz tat mir die Ruhe auf dem entlegenen Weingut unglaublich gut. Pläne gab es nicht so wirklich. Stattdessen lebten wir in den Tag hinein, aßen gut, unterhielten uns und lachten gemeinsam, lasen mit Ausblick über die Weinberge, spielten bis in die Nacht Spiele – alles ganz zwangfrei und dennoch – oder gerade deshalb – la dolce vita in Reinform.

Seitdem kann ich das Bedürfnis meiner Freundin sehr gut nachvollziehen und bin sehr dankbar für diese Erfahrung – die leider auch die bis dato einzige blieb. Denn das Weingut wurde zwischenzeitlich verkauft und es bot sich keine Gelegenheit mehr für eine Erholungsreise nach Italien. Und so gern ich – insbesondere in Anbetracht meines Jahresmottos – jährlich einen solchen reinen Erholungsaufenthalt in meinem idealen Jahr inkludieren möchte, brauche ich das natürlich nicht zwingend.

Denn la dolce vita lässt sich auch außerhalb Italiens leben. Es braucht nur die richtige Einstellung und das richtige Gleichgewicht.

Alles Liebe
Philipp

Das Ende eines Hobbys

Einst wurde ich von einem ehemaligen Mitbewohner als Hobbyist bezeichnet. Naturgemäß musste ich fragen, was genau damit gemeint wäre. Denn nach meinem Verständnis sind wir alle Hobbyisten – solang wir mindestens ein Hobby ausführen. Er bezog sich aber auf die (für ihn) schier unglaubliche Menge an Hobbys, derer ich nachgehe. Und damit traf er einen wunden Punkt.

Seit jeher zeichnet mich mein vielseitiges Interesse aus. Damit einher geht, dass ich mich nicht nur für eine Reihe von Aktivitäten begeistere, sondern auch viel ausprobiere. Oft stelle ich dann fest, dass ich besagter Aktivität gern häufiger nachgehen würde und ZACK – schon ist ein neues Hobby geboren.

Doch was ist ein Hobby überhaupt?

In meinen Augen jedwede Freizeitaktivität, der man nicht nachgeht, um seinen Erwerb zu bestreiten oder unterstützen, sondern des reinen Vergnügens wegen. Hobbys möchte ich dringlichst von ehrenamtlicher Arbeit abheben – der Name des Letzteren sollte Erklärung genug sein. Natürlich können Hobbys auch mit Ehrgeiz betrieben und Ergebnisse entsprechend wichtig sein. Denn wer möchte schon jahrelang ein Instrument erlernen, am Ende aber nicht in der Lage sein, ein einziges Musikstück spielen zu können? Ergebnisse sind meines Erachtens bei Hobbys aber zumindest zweitrangig.

Das Wort Hobby ist im Grunde ein Anglizismus. Puristische Germanst*innen würden wahrscheinlich das Wort Freizeitbeschäftigung vorziehen. Ein Vorteil des deutschen Wortes liegt darin, dass es den Unterschied von Interessen deutlicher hervorhebt: Eine Freizeitbeschäftigung beziehungsweise -aktivität ist etwas, das wir gern in unserer Freizeit tun. Ein Interesse ist etwas, worüber wir gern etwas lernen. (Nein, diese Definition stammt nicht von mir; die habe ich ganz dreist frei aus dem Buch The Power of Fun von Catherine Price übersetzt.)

Was tue ich gern in meiner Freizeit?

Wenn ich meine aktuellen aktiven Hobbys aufliste, kommt dabei folgende (alphabetisch sortierte) Sammlung heraus:

  • Backen
  • Bloggen
  • Eislaufen
  • Filme und Serien schauen
  • Fotografie
  • Gesellschaftsspiele entwickeln
  • Gesellschaftsspiele spielen
  • Laufsport
  • Lesen
  • Murmelbahnen bauen
  • Nähen
  • Paddeln
  • Schwimmen
  • Skifahren
  • Tauchen
  • Videospiele spielen
  • Wandern

Museumsbesuche stellen nach der oben genannten Definition eine Grauzone dar, denn ich lerne prinzipiell gern Neues. Allerdings gehe ich nicht in der für ein Hobby typischen Regelmäßigkeit in Museen. Bei Reisen war ich mir ebenfalls unsicher. Tatsächlich bin ich in meiner Freizeit gern unterwegs. Allerdings bin ich das auch für die Arbeit und hatte einige Jahre einen nomadisch ausgerichteten Lebensstil. Deshalb lasse ich den Punkt mal außen vor.

Aber auch so erscheint die Liste schon lang genug, um deutlich zumachen, dass meine Freizeit gar nicht ausreicht, um all meinen Hobbys jede Woche nachzugehen. Praktischerweise muss es das auch gar nicht, denn es gibt ja durchaus ein paar saisonale Hobbys: Eislaufen und Skifahren kann ich den Sommer über natürlich nicht, weil ich keine dafür nötigen Hallen in meinem Umfeld nutze. Gleichermaßen gehe ich im Winter (bisher) nicht paddeln und auch nur dann tauchen, wenn ich mich an einem dafür tauglichen Ort aufhalte.

Bei ein paar Hobbys habe ich mich auch gefragt, ob ich sie überhaupt aufnehmen darf, weil ich sie noch nicht so oft betrieben habe. Doch an dieser Stelle orientiere ich mich einfach mal am Wunschdenken.

Es waren einmal…

Es gibt darüber hinaus auch eine Liste mit ehemaligen Hobbys. Mögen sie in Frieden ruhen oder womöglich doch eines Tages noch einmal wiederkehren:

  • Dominobahnen (Hier erkennt man ein Muster in meiner Schwäche für Kettenreaktionen…)
  • Filme machen (typischer Fall von Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.)
  • Klemmbausteinbauten (Konkret mit Fokus auf Hogwarts – längst alles verkauft, weil ich merkte, dass es meinen Wunsch nach einem echten Schloss nicht ausreichend befriedigt und nur unnötig Staub fängt…)
  • Programmierung (Zumindest was Website-Programmierung anbelangt, ist das ins Bloggen übergegangen).
  • Sammelkartenspiele (Obwohl ich das Bauen von Decks und die Duelle vermisse, hat jedes Sammelkartenspiel seine Zeit und meine Geldbörse ist sehr froh darüber, dass diese Tage vorbei sind.)
  • Stoptrickanimationen (siehe Filme machen)
  • Tanzen (Ich war sogar mal in einem Verein!)
  • Theater (Dafür auch und ich vermisse es!)
  • Töpfern (Leider bisher nur Modellierung und nie an der Scheibe!)
  • Trekking (Noch etwas, das ich vermisse…)
  • Zauberkunst (Die geht aktuell weiter als Interesse durch. Leider habe ich hier nie die nötige Schwungkraft entwickelt, um langfristig bei der Stange zu bleiben.)

Sehr wahrscheinlich habe ich welche vergessen. Je nach Lebenslage passen Hobbys unterschiedlich gut in unseren Alltag. Mit Beginn meines Studiums hatte sich Theater als Hobby für mich beispielsweise (leider) erledigt und kam seitdem auch nicht mehr in Frage. Gewissermaßen wurde es auch durch meine Arbeit beim Film abgelöst.

Meistens fühle ich mich damit im Reinen. Manchmal fehlt es mir aber tatsächlich, auf der Bühne zu stehen und die unmittelbare Reaktion des Publikums zu erleben. Gleichzeitig bin ich mir sehr wohl dessen bewusst, dass ich ein wenig aus der Übung sein dürfte. Aber manchmal juckt es mir einfach in den Gliedmaßen und ich sehne mich danach, es doch noch einmal anzugehen.

Hoffen auf die Zukunft

Da wäre nämlich noch eine dritte Liste – mit Hobbys, die ich gern in der Zukunft angehen möchte:

  • Chorsingen
  • Gärtnern
  • Instrumente lernen
  • Modellbahnbau
  • Stricken
  • Tanzen
  • Theater
  • Trekking
  • Töpfern
  • Zauberkunst

Und auch diese Liste ist nicht vollständig und unterliegt einer gewissen Fluktuation.

Ja, mir ist bewusst, dass sich in dieser Liste einige Dinge mit der Liste der vergangenen Hobbys doppeln. Das liegt darin begründet, dass ich doch einige Hobbys aus der Vergangenheit vermisse. Manche Wunschhobbys sind familiär in mir angelegt, andere kommen aus mir selbst. Doch in jedem Fall dürfte klar werden, dass das Kernproblem darin besteht, dass die Zeit nicht reicht. Wann tut sie das schon?

Einige Hobbys sind aktuell einfach nicht möglich, weil sie nicht zu meinem Leben passen. Beispielsweise sorgt mein sehr mobiler Lebensstil dafür, dass Aktivitäten in einem Verein oder das Betreiben eines Gartens aktuell ausscheiden. Für manch andere fehlt mir die richtige Bezugsperson, mit der man das Hobby teilen könnte.

An oberster Stelle steht aber tatsächlich ein Entscheidungsproblem. Wenn ich mich für ein neues Hobby entscheiden würde, müsste ich ein anderes dafür (zumindest zeitweise) aufgeben. Doch welches soll das sein? Natürlich könnte ich einfach davon ausgehen, dass ich nach meinem Ruhestand ausreichend Zeit haben werde, mich all den anderen Hobbys zu widmen, denen ich schon immer mal nachgehen wollte. Aber darauf mag ich nicht vertrauen; erstens, weil ich keine Gewissheit habe, jemals in den Ruhestand zu gehen, und zweitens, weil ich bei allen pensionierten Menschen in meinem Umfeld eher den Eindruck gewinne, dass sie kaum noch dazu in der Lage sind, eben diese Aktivitäten durchzuführen.

Saisonalität

Ganz im Sinne von Zirkularität kann ich mir jedoch ein Modell vorstellen, in dem ich je nach Jahreszeit anderen Hobbys nachgehe. Erfahrungsgemäß backe ich im Winter beispielsweise mehr als im Sommer.

Abgesehen davon, gebietet es mir mein Jahresmotto, mich dieses Jahr nicht mit neuen Dingen für ein weiteres neues Hobby einzudecken, sondern das, was ich schon habe, möglichst exzessiv zu nutzen. Das lässt mir tatsächlich trotzdem noch etwas Spiel für den Rest des Jahres, denn für ein paar Hobbys der Zukunft habe ich sogar schon alles, was ich benötige. Denn ins Tun möchte ich ja trotzdem kommen und in Hülle und Fülle leben. Doch dazu in einem anderen Beitrag mehr.

Abschied nehmen von einem Hobby

Jetzt steht für mich ganz im Sinne des Fühjahrsputzes erstmal eine Prüfung an, ob sich unter meinen vermeintlichen Hobbys womöglich noch welche befinden, die eigentlich gar nicht mehr zu mir passen – und damit verbunden unter meinen Besitztümern womöglich noch Gegenstände befinden, die diesem Hobby angehören, das ich sehr wahrscheinlich nicht mehr durchführen werde. Wie man sich womöglich schon denken kann, habe ich hierfür etwas in petto, was diesen Beitrag überhaupt inspiriert hat: Meine Kletterausrüstung.

Schon in meiner Kindheit kletterte ich stets gern auf Bäume. Aus einer Mischung aus in die Wiege gelegten Alpinismus und einer Prise Größenwahn, ward dann in meiner Jugendzeit klar, dass ich lernen muss, wie man mit Ausrüstung in den Bergen klettert. Spätestens während meiner Studienzeit in Dresden war mit der naheliegenden Sächsischen Schweiz der Traum geboren, im Elbsandsteingebirge nicht nur regelmäßig wandern, sondern auch klettern zu gehen. Mutti sei Dank haben mein Papa und ich dann auch Kurse absolviert, um die Technik vernünftig zu beherrschen und dank meines Nebenjobs in einem Outdoorgeschäft konnte ich günstig gute Ausrüstung erwerben. So weit, so gut.

Die Praxis gestaltete sich jedoch komplett anders:

  1. Nicht nur zog ich aus Dresden weg, ich kehrte auch nicht binnen fünf Jahren zurück, wie ursprünglich von mir angedacht.
  2. Keine Überraschung, aber um beim Klettern besser zu werden, muss man regelmäßig üben. Hat man keine natürlichen Felsen, braucht es eine Kletterhalle und das geht ordentlich ins Geld – was ich anno dazumal nicht übrig hatte.
  3. Jedes Mal, wenn ich dann doch mal in der Halle oder an einer Wand klettern war, merkte ich, dass es mir bei Weitem nicht so viel Spaß bereitete, wie andere Aktivitäten.

Was mir Spaß machte, war die Technik. Das schroffe Gefühl von an den Händen, die Schürfwunden beim Abrutschen und die furchtbar engen Schuhe hingegen überhaupt nicht. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, mich von meiner Kletterausrüstung zu trennen.

Mein Gurt hat seine Lebensdauer leider ohnehin schon überschritten. Eine Neuanschaffung wäre hier total unsinnig, wenn ich die Nutzungsdauer im letzten Jahrzehnt betrachte. Schade darum, aber nachträglich nicht mehr zu ändern – außer in der Gegenwart und für die Zukunft.

Was soll ich sagen? Es fühlt sich befreiend an! Es entsteht nicht nur mehr Freiraum in der Wohnung, sondern auch im Kopf. Denn nun gibt es eine Sache weniger, die mir das Gefühl vermittelt, dass ich doch eigentlich häufiger dieses oder jenes tun müsste.

Wann hast du dich zuletzt von einem Hobby verabschiedet, einem neuen zugewandt oder ein altes wiederentdeckt? Teile deine Geschichte gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp

Unter dem Radar

Über zehn Jahre hat es gedauert, bis ich mich komplett von sozialen Medien loslösen konnte. Versuche hatte es zwar vorher immer wieder gegeben, aber keiner davon hatte sich so endgültig angefühlt wie dieser – so denn er es überhaupt ist.

Mit sozialen Medien und meinem Internetkonsum hegte ich stets ein ambivalentes Verhältnis: Begeisterung auf der einen, Ernüchterung auf der anderen Seite. Zumeist machten sie so lang Spaß, wie sie mehr Möglichkeiten boten. In viel Fällen brachten sie eine gewisse Demokratisierung mit sich: Dank Social Media konnten im Internet unzählige Menschen frei ihre Meinung äußern – auch ganz ohne Programmierkenntnisse, die zuvor für eine eigene Internetseite nötig waren. Auch wenn dies im Guten wie im Schlechten galt, brachte es zunächst für die große Mehrheit eine vorher nicht gekannte Freiheit.

Doch dabei sollte es nicht bleiben. Jede Infrastruktur muss auch unterhalten werden und das kostet für gewöhnlich Geld. Im Internet, wo Menschen es gewohnt sind, alles kostenlos zu erhalten, hieß dies oft: Du bekommst es weiterhin kostenlos, wirst dafür aber Werbung ausgesetzt. Und schon wurde die Erfahrung weniger frei, weil sie ständig von irgendwelchen Einblendungen unterbrochen wurde. Schnell durften wir lernen: Wenn etwas nichts kostet, bist du das Produkt.

So schnell war es mit dem Spaß vorbei. Anfangs jonglierte ich noch mit irgendwelchen Decknamen im Internet, aber das änderte nichts an der grundlegenden Erfahrung – aus dem einst freien Internet wurde eine einzige Werbeveranstaltung. Denn Werbung gibt es nicht nur in Form von klar erkennbaren eingeblendeten Anzeigen bei den Inhalten, die man konsumieren möchte. In den Inhalten wird mit Produktplatzierungen beworben. Sogar die Inhalte selbst sind eigentlich nichts Anderes als Werbung.

Zunächst probierte ich verschiedene Plattformen und fand gute Gründe, warum die eine Plattform besser als die andere sei. Doch viel zu schnell fiel auch die andere Plattform kapitalistischen Strukturen zum Opfer und ward ebenso schlimm wie, wenn nicht gar schlimmer als die eine. So gingen und kamen Netzwerk nach Netzwerk: MySpace, Schüler/Studi/MeinVZ, Facebook, TravelZoo, Couchsurfing, Twitter, YouTube, Instagram, Snapchat, TikTok, Clubhouse, XING, LinkedIn, … Letzteres nutze ich immer noch, auch wenn ich spätestens seit dem letzten Wahlkampf den Eindruck gewinne, dass es mit professioneller Vernetzung überhaupt nichts mehr zu tun hat.

So sehr die Plattformen auch fluktuieren: Jedes Mal investieren Millionen von Menschen unzählige Stunden Lebenszeit, um sich zu vernetzen die Gewinne von Tech-Konzernen anzukurbeln. Die Suche nach zwischenmenschlicher Verbindung und Nähe ist in uns angelegt. Doch wenn ich vergleiche, wie viel Lebenszeit ich in solche Plattformen stecke und wie viel erinnerungswerte Momente mit anderen Menschen ich deshalb gewinne, schneiden (a)soziale Medien miserabel ab. Das ist es mir nicht wert. Oft merkte ich auch, dass es überhaupt nicht meinem Naturell entspricht.

Deshalb versuchte ich unzählige Male, mich zu maßregeln. Denn offensichtlich hatte ich mich selbst nicht unter Kontrolle und musste mir Regeln erschaffen, um meinen Konsum in einem verträglichen Rahmen zu halten – beispielsweise 10 Minuten am Tag. Das erwies sich auch als stressig und war langfristig nicht nachhaltig. Wie auch, wenn besagte Konzerne Millionen investieren, um Produkte zu designen, die uns bewusst in Dopaminfallen gefangen halten? Mehrfach sollte es Digital Detox richten – zuletzt letztes Jahr.

Dabei wollte ich herausfinden, ob es überhaupt noch möglich ist, wo Internet doch schon längst nicht mehr losgelöst von uns existiert, wenn wir nur den Rechner herunterfahren, sondern alle Lebensbereiche durchdrungen hat. Meine Erkenntnis: Mitnichten. Und es ist auch überhaupt nicht zielführend.

Für mich persönlich habe ich erkannt, dass es mir viel mehr bringt, einen unverplanten Tag in der Woche zu genießen und mich den ganzen nerventötenden Plattformen zu entsagen, indem ich meine Konten lösche. Für letztere Erkenntnis hat es schließlich nur einen psychopathischen, faschistischen US-Präsidenten gebraucht, der sämtliche Tech-Konzerne unter seine Kontrolle bringt und dafür Sorge trägt, dass Minderheiten keinen Schutz mehr genießen und Freiheit nur noch für Mehrheitsmeinungen gilt.

Das hatten wir hier schon mal in einem Land vor meiner Zeit. Das möchte ich nicht unterstützen. Und einen Vorteil hat es:

Ich fühle mich frei unter dem Radar.

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