Sehr oft geht es auf Blogs und anderen digitalen Kanälen um Lifestyle-Design. Auch auf meinem Blog ist es genau genommen sogar ein Kernthema. Denn die Themen Minimalismus, Nachhaltigkeit und Nomadentum teilen zwei Gemeinsamkeiten. Sie eint, dass sie in unserer Gesellschaft anormale Lebensweisen behandeln und sind allesamt Ideale, nach denen man streben kann, wenn man sich fragt: Was macht für mich ein gutes Leben aus?
In diesem Zusammenhang hatte ich bereits darüber geschrieben, wie meine (fast) ideale Woche aussieht. Natürlich unterliegen Ideale stets ein wenig Fluktuation aufgrund der aktuellen Lebensumstände. Ungeachtet dessen, gibt es noch ein anderes Ideal, das ich langfristig anstrebe: Ein Jahr ganz nach meinen Vorstellungen. In diesem Beitrag möchte ich darauf eingehen, was genau diese Vorstellungen sind und wie ich sie – womöglich – umsetzen kann.
Die Wurzel all meinen Übels
Es ist kein Geheimnis, dass ich ein chronisches Zeiproblem habe. Seltenst schaffe ich alles, was ich gern tun würde, und dabei beziehe ich mich nicht nur auf produktive Leistung, sondern auch alle anderen Bereiche in meinem Leben. In Anbetracht der Endlichkeit meines Lebens stellt mich das vor ein Problem: Irgendwann ist Zapfenstreich.
Nun gib es zwei Perspektiven, mit denen man an diesen Problem herangehen kann:
- Offensichtlich muss ich stärker priorisieren, was mir wirklich wichtig ist. Denn meine Zeit ist nun mal endlich.
- Wenn ich nicht ausreichend Zeit für die Dinge habe, die mir wichtig sind, muss ich eben weniger Zeit mit anderen Dingen verbringen und so Zeit freisetzen.
In meinen Augen stehen diese beiden Perspektiven nicht im Widerspruch, sondern können beide sinnvolle Lösungsansätze liefern.
Umso wichtiger finde ich es, einerseits meine Lebenszeit nicht mit unnötigen, wertbefreiten Tätigkeiten zu vergeuden – Grüße an (A)Social Media gehen raus! Andererseits möchte ich möglichst viel Zeit mit den Menschen und Aktivitäten verbringen, die meine Lebensfreude steigern. Dem stehen jedoch häufig all die unvermeidbaren Verpflichtungen im Weg: Lebensunterhalt verdienen, Haushalt und zahlreiche von außen auferlegte Zwänge, die oft dazu führen, dass man als erwachsene Person feststellt: Ich brauche mehr Urlaub!
Die schönste Zeit
Als Kind war das nicht so. Deshalb hat man damals stets von Erwachsenen gesagt bekommen, dass man die Zeit genießen solle, denn so schön würde es nie wieder werden. Das mag auf den Aspekt Freizeit auf jeden Fall zutreffen, denn im Vergleich zu Erwachsenen lebt man außerhalb der Schule angenehm verantwortungslos. Damit einher geht jedoch auch eine Schattenseite der Kindheit: Mangelnde Autonomie und Selbstbestimmung. Zu Studienzeiten wird es mit der Selbstbestimmung schon wesentlich besser und man genießt immer noch sehr viel Freizeit – insofern man nicht auf Geld angewiesen ist oder weiß, mit wenig Geld sehr effizient umzugehen.
Doch zurück zur Schule: Selbstverständlich liebäugelte man schon damals damit, einfach immer Ferien zu haben. Aber nach sechs Wochen Sommerferien war auch eine Art von Vorfreude auf all die neuen Dinge, die man lernen durfte (Bin ich womöglich doch ein Nerd?), und die geteilten Erlebnisse der Klassenkamerad*innen – zumindest derer, die man mochte.
Doch zu Schulzeiten gab es ja nicht nur Sommer-, sondern auch noch jede Menge andere Ferien, schulfreie Tage, Projektwochen, Klassenfahrten, Exkursionen und Wandertage. Wenn man das zusammenzählt, kommt man ungefähr auf 13 Wochen.
Mit diesen 13 Wochen kam man super zurecht: Freilich gab es auch mal arbeitslastigere und stressigere Zeiten mit mehr Hausaufgaben, Abgabeterminen, Leistungskontrollen, Präsentationen und Klausuren. Aber nach den Ferien war man stets gut erholt. In meinem Umfeld gab es damals zumindest niemanden, der die Schule mit Burnout-Syndrom verlassen hat. Im beruflichen Kontext sieht das ganz anders aus.
Daher wage ich es, die sich förmlich aufdrängende Frage zu stellen: Was lässt uns glauben, dass Erwachsene weniger Urlaub als Kinder und Jugendliche benötigen?
Wenn ich mich in unserer Welt umschaue, behaupte ich, dass es keinen Grund zu dieser Annahme gibt. Obwohl ich schon jetzt die Aufschreie hören kann, dass das doch überhaupt nicht gut für unsere Wirtschaft sei, möchte ich kurz meine Perspektive auf das Thema in drei Punkten zusammenfassen:
- Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
- Wer entspannter und erholter ist, ist während der Arbeitszeit produktiver und wird auch seltener krank, da chronischer Stress überhaupt nicht gut für unser Immunsystem ist. Freilich ist das kein Freibrief für Arbeitsverhältnisse ohne Krankheitstage, aber sie werden zumindest weniger.
- Für alles, was wir in unserem Leben tun möchten, benötigen wir Zeit. Wenn wir mit diesen Vorhaben warten, bis wir in Ruhestand gehen (sofern es diesen in der Zukunft überhaupt noch geben wird), steigt das Risiko, dass wir zu genau diesen Vorhaben nicht mehr in der Lage sein werden.
Abgesehen davon wäre es für ein längeres Berufsleben ein super Deal für beide Seiten, im Gegenzug mehr jährlichen Urlaub anzubieten.
13 Wochen Urlaub
Nun liegt die Frage nahe, was ich überhaupt mit 13 Wochen Urlaub anstellen würde. Für mich persönlich, könnte ich diese Frage sehr einfach beantworten und zwar wie folgt:
(Im Titelbild dieses Beitrags steht übrigens jedes Fragment für einen der nachfolgenden Urlaube. Es darf geraten werden, welcher wofür steht. 😋)
- 1 Woche Skiurlaub
- 1 Woche Paddelurlaub
- 1 Woche Wanderurlaub in den Alpen
- 1 Woche Tauchurlaub
- 1 Woche Erholungsurlaub in Italien
- 1 Woche Familienbesuch in Israel
- 1 Woche Kultururlaub in Großbritannien
- 4 Wochen Entdeckungsurlaub an mir noch unbekannten Orten
- 2 Wochen Feiertage am Ende des Jahres
= 13 Wochen Urlaub
Bevor mir nun an den Kopf geworfen wird, dass ich mit meinen Vorstellungen dem Größenwahn erlegen sei, mag ich es kurz erklären, wieso ich ausgerechnet diese Urlaube anstrebe:
Skiurlaub
Der Winter ist für mich erfahrungsgemäß eine richtig schwierige Zeit, die es gilt, so angenehm wie möglich zu gestalten. (Freilich sollte man sich das für sein Leben insgesamt vornehmen, aber im Winter wird es mir immer besonders deutlich.) Ein sehr gutes Mittel gegen depressive Phasen im Winter besteht für mich aus Bewegung an der frischen Luft. Und da ich in den Bergen gleich immer noch mal auf eine ganz andere Art erhole, bietet sich Skiurlaub natürlich an. Idealer Weise fährt man schon allein deshalb einmal im Jahr, damit man nicht komplett aus der Übung kommt und sich auch tatsächlich verbessern kann. Anstatt mehrfach für zwei Tage zu fahren, bietet es sich an, nur einmal länger am Stück zu verreisen. Und schon ist man bei einer Woche.
Paddelurlaub
Wer mich kennt, weiß, dass ich gern langsam reise, beispielsweise mit dem Kajak. Doch so gern ich auch mit dem Kajak unterwegs bin, gibt es einen Aspekt, der mir richtig auf die Nerven geht: Der Abbau und die Reinigung meines Faltboots nach Nutzung. Der Aufwand dafür ist jedoch derselbe, egal ob ich zwei Stunden, einen Tag oder eine Woche unterwegs bin. Entsprechend dürfte es nicht verwundern, dass ich zu Letzterem tendiere, oder?
Wanderurlaub in den Alpen
Nichts erdet mich derart wie das Wandern in den Alpen – idealerweise bei einer Hüttenwanderung. Ja, die Landschaften sind zauberhaft und man bewegt sich an der frischen Luft. Nichts zu unterschätzen ist aber auch der Aspekt der Transzendenz: In den Bergen spürt man am eigenen Leib, wie klein man in diesem Universum eigentlich ist.
Tauchurlaub
Viele Menschen empfinden das Tauchen mit Flasche als extreme Gefahrensituation. Das kann sie tatsächlich auch werden. Deshalb ist es wichtig, sich an einige Sicherheitsvorkehrungen zu halten, um Risiken zu minimieren. Mit dem nötigen Training, Respekt und einer gesunden Vorsicht kann Tauchen abseits allem Unterwasserspektakels vor allem aber auch eines sein: Meditation pur. Aus Übungsgründen sollte man eigentlich mindestens zwei bis drei Mal im Jahr tauchen gehen. Aus Gründen der Praktikabilität würde es mir schon genüg, wenn ich wenigstens einmal im Jahr Tauchurlaub mit vorangehender Auffrischung machen könnte.
Erholungsurlaub in Italien
Dieser Urlaub ist durch eine sehr gute Freundin inspiriert, die mir einst sagte: Sie braucht nicht viel im Leben, allem voran keine Abenteuerreisen. Aber es gibt zwei Orte, an die sie immer wieder für Urlaube hinfährt, weil sie dort ganz entspannt abschalten und nichts tun kann, außer in den Tag hinein zu leben. Sie sprach von einem Weingut in der Toskana. Als ich selbst in dessen Genuss kommen durfte, verstand ich genau, was sie meinte. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, woher es kommt, aber es gibt ausreichend Aspekte, die mir an der italienischen Kultur gefallen, sodass auch ich alljährlich in Italien abschalten mag.
Familienbesuch in Israel
Dazu brauche ich wahrscheinlich nicht viel zu sagen: Natürlich möchte ich regelmäßig Kontakt zur Quasi-Schwiegerfamilie – auch außerhalb von digitaler Kommunikation. Und ganz nebenbei hilft es, mein Hebräisch regelmäßig etwas zu fordern.
Kultururlaub in Großbritannien
Großbritannien war das erste Land, nach dem ich mich als Jugendlicher sehnte – ohne jemals dort gewesen zu sein. Das hat mich auch über meine Liebe für die englische Sprache hinaus nachhaltig geprägt. Auch wenn ich Großbritannien heute wesentlich weniger romantisiert und dafür umso differenzierter betrachte, übt es nach wie vor eine große Anziehung auf mich aus. Und auch für die Englischkenntnisse ist es hilfreich, regelmäßig mit Mutterspracher*innen zu sprechen.
Entdeckungsurlaub an mir noch unbekannten Orten
Abseits vom Paddelurlaub bestanden bisher alle voran genannten Urlaube aus Reisen an mir bekannte Orte. Allerdings möchte ich ja auch neue Orte entdecken. Da ich bevorzugt auf dem Landwege reise, braucht solch ein Entdeckungsurlaub Zeit. Vier Wochen beziehungsweise ein Monat haben sich in der Vergangenheit als idealer Reisedauer für mir bis dato unbekannte Orte erwiesen. Das gilt für Reisen mit Interrail gleichermaßen für Fernreisen auf andere Kontinente – immerhin soll sich die lange Anreise schon lohnen.
Feiertage am Ende des Jahres
Und schon sind wir wieder in der schwierigen Zeit des Winters. Zugegeben: Die Feiertagssaison ist der angenehmere Teil des Winters. An den kürzesten Tagen des Jahres finde ich es überhaupt nicht verwerflich, insgesamt etwas kürzer zu treten. Wann sonst erhält man die Möglichkeit, so viel Zeit mit den Liebsten zu verbringen?
Es geht noch weiter…
Spätestens hier dürften alle denken, ich hätte komplett den Verstand verloren: Nach 13 Wochen Urlaub noch weitere Wunschvorstellungen? Wie vermessen kann ein Mensch sein? Entgegen der preußisch-protestantischen Arbeitsmoral und Bescheidenheit, die in mir angelegt wurden und von denen ich mich immer wieder freisprechen muss, halte ich nicht hinterm Baum!
Bisher habe ich nur über Urlaub gesprochen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich dabei aber zwei Punkte komplett außen vor gelassen:
- Bildungsurlaub
- Workation
Persönlich wie professionell empfinde ich es als wichtig, lebenslang zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Das geschieht freilich auch über Arbeitserfahrung. Gelegentlich braucht es jedoch komplett neue Denkanstöße. Das Konzept von Bildungsurlaub empfinde ich als perfekt dafür!
Workation (= Kofferwort aus work [engl. Arbeit] und vacation [engl. Urlaub]) ist ein wunderbar neudeutscher Begriff, der nichts anderes meint als eine mit Urlaub kombinierte ortsunabhängige Erwerbsarbeit. Selbstredend profitieren hier vor allem Menschen, die überhaupt ortsunabhängig arbeiten können. Prinzipiell kann ich das als Drehbuchautor.
Dafür habe ich konkret zwei Zeiträume im Sinn: Einerseits die leidigen Wintermonate, die ich bereits angesprochen hatte. Wie schön wäre es doch, wenn man einfach an einem etwas weniger tristen Ort arbeiten könnte, als so ziemlich jede deutsche Stadt im Winter? Andererseits leide ich im Sommer regelmäßig unter den zunehmend steigenden Temperaturen. Da zeigt sich ein seltener Nachteil meines niedrigen Blutdrucks: Ab 25°C schaltet mein Körper einfach ab und ich laufe Gefahr, an Ort und Stelle einzuschlafen – trotz ausreichend Schlaf in der Nacht.
Deshalb bin ich großer Freund des Konzepts der Sommerfrische. Die Idee dahinter ist wirklich überhaupt nicht neu, aber genial: Während der heißen Sommermonate, wenn es in Großstädten unausstehlich wird, weicht man einfach auf die kühleren ländlichen Gegenden aus. Historisch war das sogar einst notwendig, weil auf dem Land die Ernte eingefahren wurde.
Hürden
Selbstredend handelt es ich bei meinen Ausführungen bisher komplett um Wunschdenken. In der Umsetzung gibt es einige Herausforderungen, die es zu meistern gilt:
- Finanzen
- Sozialleben
- Organisation
- Umweltverträglichkeit
- Was, wenn das alle machen würden?
Nun wäre ich nicht ich, wenn ich nicht auch ein paar Ideen zum Überwinden dieser Hürden anbieten würde. Keine davon ist wissenschaftlich erwiesen und ich lerne selbst noch stetig dazu, aber irgendwo muss man ja anfangen.
Lösungsansätze
Finanzen
Beginnen wir bei der offensichtlichsten Hürde: Wie soll das finanziert werden? Für meine persönlichen Vorstellungen habe ich die Kosten für Urlaube und Workation mal grob überschlagen. Stand 2025 belaufen sie sich auf etwa 15.000€. Das ist eine Menge Geld, die viele Menschen nicht mal eben so beiseite legen können – mich eingeschlossen.
Aber ich halte es nicht für unmöglich. Als Minimalist hinterfrage ich meine Konsumgewohnheiten regelmäßig. Dabei fallen mir auch immer wieder Bereiche auf, in denen ich Geld für Dinge ausgebe, die mir eigentlich gar nicht wichtig sind. In anderen Bereichen gebe ich dafür wesentlich weniger aus, als andere Menschen, beispielsweise weil ich kein Auto besitze.
Ist das eine privilegierte Perspektive? Definitiv! Wer am Existenzminimum nagt, macht sich darüber keine Gedanken. Viele Menschen leiden an den Preissteigerungen der letzten Jahre und wissen nicht, woran sie noch sparen sollen, um wenigstens ein bisschen Geld zur Seite zu legen. Aber es handelt sich hier um ein Gedankenexperiment und träumen ist jederzeit erlaubt und kostenfrei!
Sozialleben
Wenn man 13+ Wochen abwesend ist, kann es schwierig werden, ein intaktes Sozialleben mit den Menschen zu führen, die einem wichtig sind. Aber unmöglich ist es nicht. Im Gegenteil: 13 Wochen Urlaub erlauben sogar mehr soziale Interaktion als das viele Menschen aktuell im Alltag leben.
Freilich kommt es hier auf die Ausgestaltung an. Aber wenn ich unsere Nutzung von (a)sozialen Medien und Kommunikation im Alltag beobachte, sehe ich viel Raum für Verbesserung. Bei 13 Wochen Urlaub im Jahr gibt es auf jeden Fall keine Entschuldigung mehr, warum man sich so selten sieht.
Außerdem kann man Urlaube nicht nur allein, sondern auch gemeinsam unternehmen. In vielen Fällen macht sie das sogar erinnerungswürdiger.
Organisation
Du weißt nicht, wie du 13 Wochen Urlaub im Jahr überhaupt unterbringen sollst? Das kann ich sehr gut nachvollziehen, weil ich mich selbst immer wieder damit schwer tue, Routinen in meinem Leben zu etablieren und beizubehalten. Oft liegt das an den sich ändernden Lebensumständen Aufenthaltsorts, Arbeits- und Jahreszeiten sowie Zeitumstellung.
Mir hilft dabei oft, längere Blöcke am Stück den gleichen Ablauf zu haben. Rein rechnerisch hat man bei 13 Wochen Urlaub jede vierte Woche frei. Wenn man stets nur drei Wochen zur Eingewöhnung hat, verwundert es nicht, dass es schwer fällt, vernünftige Routinen zu erarbeiten. Aber niemand hat gesagt, dass man sie so regelmäßig über das Jahr verteilen muss. Einfacher tut man sich wahrscheinlich, wenn man den Urlaub auf zwei bis drei längere Blöcke verteilt.
Wer nicht allein lebt, ärgert sich womöglich darüber, nicht alle 13 Wochen mit den Liebsten verbringen zu können. Dazu kann ich nur sagen: Ja, zusammen ist es oft schöner. Aber auch Zeit allein sollte man nicht unterschätzen und mal ausprobieren.
Umweltverträglichkeit
Mobilität erzeugt prinzipiell eine Belastung für unsere Umwelt, sobald es über die eigene Muskelkraft hinausgeht. Dennoch gibt es auch hier Unterschiede. Verschiedene Verkehrsmittel kommen mit unterschiedlichen Fußabdrücken einher. Urlaub muss nicht bedeuten, auf großem Fuß(abdruck) zu leben.
Was, wenn das alle machen würden?
Davon sind wir meines Erachtens sehr weit entfernt. Andererseits: Laut Statistischem Bundesamt gibt es in diesem Schuljahr bundesweit 11,4 Millionen Schüler*innen, die bereits in den Genuss von 13 Wochen Urlaub kommen. Das entspricht bei einer Annahme von rund 83,5 Millionen Menschen in Deutschland im Jahr 2024 in etwa 13,65% der Bevölkerung.
Da sind Renter*innen noch nicht mit eingerechnet. Das möchte ich aber auch gar nicht, denn wie oben schon ausgeführt, wissen wir nicht, ob wir das Alter für den Ruhestand und die erforderliche Gesundheit für etwaige Vorhaben in der fernen Zukunft jemals erreichen werden.
Wenn nun aber doch alle Menschen plötzlich 13 Wochen Urlaub im Jahr umsetzen würden, müsste man freilich koordinieren, dass dies nicht alle Menschen gleichzeitig tun. Auch hier möchte noch einmal auf das Motto Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg verweisen.
Schließlich gibt es noch einen Aspekt, den ich besonders hervorheben möchte: Wenn tatsächlich alle 13 Wochen Urlaub bekämen, wäre das eine sehr großer Schritt Richtung mehr Gleichberechtigung. Feiertage sind in Deutschland Ländersache und höchst ungerecht. Urlaubstage sind Verhandlungssache und höchst individuell. Was spricht dagegen, zumindest bundes-, wenn nicht sogar europaweit, allen Menschen den gleichen Urlaubsanspruch zu gewähren?
In jedem Fall glaube ich daran, dass mehr Urlaub dazu führen würde, dass wir Menschen ein besseres Leben führen würden. Nicht nur, weil wir erholter wären, sondern weil wir bessere Entscheidungen treffen würden. So oft treffen wir zwar subjektive nachvollziehbare, aber objektive dumme Entscheidungen aus Zeitgründen. Mit mehr Urlaub hätten wir mehr Zeit für die wichtigen und richtigen Dinge. Welche das für dich sind, entscheidest du bitte selbst.
Eine praktikable Herangehensweise
Zum Abschluss möchte ich einmal weg vom utopischen Wunschdenken. 13 Wochen Urlaub sind ein Idealzustand, den ich anstrebe, wie andere Menschen einer Religion folgen, um womöglich eines Tages im einem verheißenen Paradies auf immer und ewig leben zu können. Allen das ihrige.
Von 13 Wochen Urlaub bin ich aktuell noch sehr weit entfernt – mit beginnender Selbstständigkeit erst recht. Das ist auch in Ordnung, denn diese Entscheidung habe ich aus freien Stücken getroffen. Tatsächlich betrachte ich die Selbstständigkeit aber auch als einzige Möglichkeit, dieses Ideal überhaupt jemals erreichen zu können. Doch was ist bis dahin?
Bis ich meine Ideal erreiche, halte ich mich an mein Jahresmotto. Ja, ich strebe dieses Ideal an, aber ich brauche es nicht zu erreichen, um ein erfülltes Leben zu führen.
Dennoch hege ich den Wunsch, die genannten Arten von Urlaub regelmäßig zu erleben. Bis ich also in der Lage sein werde, 13 Wochen Urlaub im Jahr in vollen Zügen zu genießen, werde ich mir jedes Jahr welche raussuchen, auf die ich den Fokus lege. Im Grunde kann man sie (in meinem Fall) drei verschiedenen Arealen zuordnen, die sich teilweise überlappen:
- Aktivurlaube (Skifahren, paddeln, tauchen, wandern)
- Entdeckungsurlaub (mir bisher unbekannte Orte)
- Rückkehr an mir Sehnsuchtsorte (Erstheimat, Großbritannien, Italien, Israel, Osttirol)
Jedes dieser Areale deckt ein unterschiedliches Bedürfnis in mir ab. In erster Instanz geht es um die Erfüllung der Bedürfnisse. Alles andere ist ein Bonus.
Außerdem lassen sich manche Urlaube geschickt miteinander verknüpfen. Zum Beispiel:
- Wer sagt, dass man nicht auch mit den Liebsten über die Feiertage verreisen kann?
- Wenn man die Quasi-Schwiegerfamilie in Israel besucht, kann man auch gut tauchen gehen.
- Auf dem Weg von Deutschland nach Italien kann man sehr gut in Österreich verweilen.
Und schließlich ist meine Art, ein ideales Jahr zu definieren, auch nur eine von unendlich vielen Möglichkeiten!
Nun interessiert mich, wie du dein ideales Jahr gestalten würdest? Und wie viel Urlaub empfindest du als ideal? Teile es gern in den Kommentaren!
Alles Liebe
Philipp