Das Ende eines Hobbys

Einst wurde ich von einem ehemaligen Mitbewohner als Hobbyist bezeichnet. Naturgemäß musste ich fragen, was genau damit gemeint wäre. Denn nach meinem Verständnis sind wir alle Hobbyisten – solang wir mindestens ein Hobby ausführen. Er bezog sich aber auf die (für ihn) schier unglaubliche Menge an Hobbys, derer ich nachgehe. Und damit traf er einen wunden Punkt.

Seit jeher zeichnet mich mein vielseitiges Interesse aus. Damit einher geht, dass ich mich nicht nur für eine Reihe von Aktivitäten begeistere, sondern auch viel ausprobiere. Oft stelle ich dann fest, dass ich besagter Aktivität gern häufiger nachgehen würde und ZACK – schon ist ein neues Hobby geboren.

Doch was ist ein Hobby überhaupt?

In meinen Augen jedwede Freizeitaktivität, der man nicht nachgeht, um seinen Erwerb zu bestreiten oder unterstützen, sondern des reinen Vergnügens wegen. Hobbys möchte ich dringlichst von ehrenamtlicher Arbeit abheben – der Name des Letzteren sollte Erklärung genug sein. Natürlich können Hobbys auch mit Ehrgeiz betrieben und Ergebnisse entsprechend wichtig sein. Denn wer möchte schon jahrelang ein Instrument erlernen, am Ende aber nicht in der Lage sein, ein einziges Musikstück spielen zu können? Ergebnisse sind meines Erachtens bei Hobbys aber zumindest zweitrangig.

Das Wort Hobby ist im Grunde ein Anglizismus. Puristische Germanst*innen würden wahrscheinlich das Wort Freizeitbeschäftigung vorziehen. Ein Vorteil des deutschen Wortes liegt darin, dass es den Unterschied von Interessen deutlicher hervorhebt: Eine Freizeitbeschäftigung beziehungsweise -aktivität ist etwas, das wir gern in unserer Freizeit tun. Ein Interesse ist etwas, worüber wir gern etwas lernen. (Nein, diese Definition stammt nicht von mir; die habe ich ganz dreist frei aus dem Buch The Power of Fun von Catherine Price übersetzt.)

Was tue ich gern in meiner Freizeit?

Wenn ich meine aktuellen aktiven Hobbys aufliste, kommt dabei folgende (alphabetisch sortierte) Sammlung heraus:

  • Backen
  • Bloggen
  • Eislaufen
  • Filme und Serien schauen
  • Fotografie
  • Gesellschaftsspiele entwickeln
  • Gesellschaftsspiele spielen
  • Laufsport
  • Lesen
  • Murmelbahnen bauen
  • Nähen
  • Paddeln
  • Schwimmen
  • Skifahren
  • Tauchen
  • Videospiele spielen
  • Wandern

Museumsbesuche stellen nach der oben genannten Definition eine Grauzone dar, denn ich lerne prinzipiell gern Neues. Allerdings gehe ich nicht in der für ein Hobby typischen Regelmäßigkeit in Museen. Bei Reisen war ich mir ebenfalls unsicher. Tatsächlich bin ich in meiner Freizeit gern unterwegs. Allerdings bin ich das auch für die Arbeit und hatte einige Jahre einen nomadisch ausgerichteten Lebensstil. Deshalb lasse ich den Punkt mal außen vor.

Aber auch so erscheint die Liste schon lang genug, um deutlich zumachen, dass meine Freizeit gar nicht ausreicht, um all meinen Hobbys jede Woche nachzugehen. Praktischerweise muss es das auch gar nicht, denn es gibt ja durchaus ein paar saisonale Hobbys: Eislaufen und Skifahren kann ich den Sommer über natürlich nicht, weil ich keine dafür nötigen Hallen in meinem Umfeld nutze. Gleichermaßen gehe ich im Winter (bisher) nicht paddeln und auch nur dann tauchen, wenn ich mich an einem dafür tauglichen Ort aufhalte.

Bei ein paar Hobbys habe ich mich auch gefragt, ob ich sie überhaupt aufnehmen darf, weil ich sie noch nicht so oft betrieben habe. Doch an dieser Stelle orientiere ich mich einfach mal am Wunschdenken.

Es waren einmal…

Es gibt darüber hinaus auch eine Liste mit ehemaligen Hobbys. Mögen sie in Frieden ruhen oder womöglich doch eines Tages noch einmal wiederkehren:

  • Dominobahnen (Hier erkennt man ein Muster in meiner Schwäche für Kettenreaktionen…)
  • Filme machen (typischer Fall von Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.)
  • Klemmbausteinbauten (Konkret mit Fokus auf Hogwarts – längst alles verkauft, weil ich merkte, dass es meinen Wunsch nach einem echten Schloss nicht ausreichend befriedigt und nur unnötig Staub fängt…)
  • Programmierung (Zumindest was Website-Programmierung anbelangt, ist das ins Bloggen übergegangen).
  • Sammelkartenspiele (Obwohl ich das Bauen von Decks und die Duelle vermisse, hat jedes Sammelkartenspiel seine Zeit und meine Geldbörse ist sehr froh darüber, dass diese Tage vorbei sind.)
  • Stoptrickanimationen (siehe Filme machen)
  • Tanzen (Ich war sogar mal in einem Verein!)
  • Theater (Dafür auch und ich vermisse es!)
  • Töpfern (Leider bisher nur Modellierung und nie an der Scheibe!)
  • Trekking (Noch etwas, das ich vermisse…)
  • Zauberkunst (Die geht aktuell weiter als Interesse durch. Leider habe ich hier nie die nötige Schwungkraft entwickelt, um langfristig bei der Stange zu bleiben.)

Sehr wahrscheinlich habe ich welche vergessen. Je nach Lebenslage passen Hobbys unterschiedlich gut in unseren Alltag. Mit Beginn meines Studiums hatte sich Theater als Hobby für mich beispielsweise (leider) erledigt und kam seitdem auch nicht mehr in Frage. Gewissermaßen wurde es auch durch meine Arbeit beim Film abgelöst.

Meistens fühle ich mich damit im Reinen. Manchmal fehlt es mir aber tatsächlich, auf der Bühne zu stehen und die unmittelbare Reaktion des Publikums zu erleben. Gleichzeitig bin ich mir sehr wohl dessen bewusst, dass ich ein wenig aus der Übung sein dürfte. Aber manchmal juckt es mir einfach in den Gliedmaßen und ich sehne mich danach, es doch noch einmal anzugehen.

Hoffen auf die Zukunft

Da wäre nämlich noch eine dritte Liste – mit Hobbys, die ich gern in der Zukunft angehen möchte:

  • Chorsingen
  • Gärtnern
  • Instrumente lernen
  • Modellbahnbau
  • Stricken
  • Tanzen
  • Theater
  • Trekking
  • Töpfern
  • Zauberkunst

Und auch diese Liste ist nicht vollständig und unterliegt einer gewissen Fluktuation.

Ja, mir ist bewusst, dass sich in dieser Liste einige Dinge mit der Liste der vergangenen Hobbys doppeln. Das liegt darin begründet, dass ich doch einige Hobbys aus der Vergangenheit vermisse. Manche Wunschhobbys sind familiär in mir angelegt, andere kommen aus mir selbst. Doch in jedem Fall dürfte klar werden, dass das Kernproblem darin besteht, dass die Zeit nicht reicht. Wann tut sie das schon?

Einige Hobbys sind aktuell einfach nicht möglich, weil sie nicht zu meinem Leben passen. Beispielsweise sorgt mein sehr mobiler Lebensstil dafür, dass Aktivitäten in einem Verein oder das Betreiben eines Gartens aktuell ausscheiden. Für manch andere fehlt mir die richtige Bezugsperson, mit der man das Hobby teilen könnte.

An oberster Stelle steht aber tatsächlich ein Entscheidungsproblem. Wenn ich mich für ein neues Hobby entscheiden würde, müsste ich ein anderes dafür (zumindest zeitweise) aufgeben. Doch welches soll das sein? Natürlich könnte ich einfach davon ausgehen, dass ich nach meinem Ruhestand ausreichend Zeit haben werde, mich all den anderen Hobbys zu widmen, denen ich schon immer mal nachgehen wollte. Aber darauf mag ich nicht vertrauen; erstens, weil ich keine Gewissheit habe, jemals in den Ruhestand zu gehen, und zweitens, weil ich bei allen pensionierten Menschen in meinem Umfeld eher den Eindruck gewinne, dass sie kaum noch dazu in der Lage sind, eben diese Aktivitäten durchzuführen.

Saisonalität

Ganz im Sinne von Zirkularität kann ich mir jedoch ein Modell vorstellen, in dem ich je nach Jahreszeit anderen Hobbys nachgehe. Erfahrungsgemäß backe ich im Winter beispielsweise mehr als im Sommer.

Abgesehen davon, gebietet es mir mein Jahresmotto, mich dieses Jahr nicht mit neuen Dingen für ein weiteres neues Hobby einzudecken, sondern das, was ich schon habe, möglichst exzessiv zu nutzen. Das lässt mir tatsächlich trotzdem noch etwas Spiel für den Rest des Jahres, denn für ein paar Hobbys der Zukunft habe ich sogar schon alles, was ich benötige. Denn ins Tun möchte ich ja trotzdem kommen und in Hülle und Fülle leben. Doch dazu in einem anderen Beitrag mehr.

Abschied nehmen von einem Hobby

Jetzt steht für mich ganz im Sinne des Fühjahrsputzes erstmal eine Prüfung an, ob sich unter meinen vermeintlichen Hobbys womöglich noch welche befinden, die eigentlich gar nicht mehr zu mir passen – und damit verbunden unter meinen Besitztümern womöglich noch Gegenstände befinden, die diesem Hobby angehören, das ich sehr wahrscheinlich nicht mehr durchführen werde. Wie man sich womöglich schon denken kann, habe ich hierfür etwas in petto, was diesen Beitrag überhaupt inspiriert hat: Meine Kletterausrüstung.

Schon in meiner Kindheit kletterte ich stets gern auf Bäume. Aus einer Mischung aus in die Wiege gelegten Alpinismus und einer Prise Größenwahn, ward dann in meiner Jugendzeit klar, dass ich lernen muss, wie man mit Ausrüstung in den Bergen klettert. Spätestens während meiner Studienzeit in Dresden war mit der naheliegenden Sächsischen Schweiz der Traum geboren, im Elbsandsteingebirge nicht nur regelmäßig wandern, sondern auch klettern zu gehen. Mutti sei Dank haben mein Papa und ich dann auch Kurse absolviert, um die Technik vernünftig zu beherrschen und dank meines Nebenjobs in einem Outdoorgeschäft konnte ich günstig gute Ausrüstung erwerben. So weit, so gut.

Die Praxis gestaltete sich jedoch komplett anders:

  1. Nicht nur zog ich aus Dresden weg, ich kehrte auch nicht binnen fünf Jahren zurück, wie ursprünglich von mir angedacht.
  2. Keine Überraschung, aber um beim Klettern besser zu werden, muss man regelmäßig üben. Hat man keine natürlichen Felsen, braucht es eine Kletterhalle und das geht ordentlich ins Geld – was ich anno dazumal nicht übrig hatte.
  3. Jedes Mal, wenn ich dann doch mal in der Halle oder an einer Wand klettern war, merkte ich, dass es mir bei Weitem nicht so viel Spaß bereitete, wie andere Aktivitäten.

Was mir Spaß machte, war die Technik. Das schroffe Gefühl von an den Händen, die Schürfwunden beim Abrutschen und die furchtbar engen Schuhe hingegen überhaupt nicht. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, mich von meiner Kletterausrüstung zu trennen.

Mein Gurt hat seine Lebensdauer leider ohnehin schon überschritten. Eine Neuanschaffung wäre hier total unsinnig, wenn ich die Nutzungsdauer im letzten Jahrzehnt betrachte. Schade darum, aber nachträglich nicht mehr zu ändern – außer in der Gegenwart und für die Zukunft.

Was soll ich sagen? Es fühlt sich befreiend an! Es entsteht nicht nur mehr Freiraum in der Wohnung, sondern auch im Kopf. Denn nun gibt es eine Sache weniger, die mir das Gefühl vermittelt, dass ich doch eigentlich häufiger dieses oder jenes tun müsste.

Wann hast du dich zuletzt von einem Hobby verabschiedet, einem neuen zugewandt oder ein altes wiederentdeckt? Teile deine Geschichte gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp

Unter dem Radar

Über zehn Jahre hat es gedauert, bis ich mich komplett von sozialen Medien loslösen konnte. Versuche hatte es zwar vorher immer wieder gegeben, aber keiner davon hatte sich so endgültig angefühlt wie dieser – so denn er es überhaupt ist.

Mit sozialen Medien und meinem Internetkonsum hegte ich stets ein ambivalentes Verhältnis: Begeisterung auf der einen, Ernüchterung auf der anderen Seite. Zumeist machten sie so lang Spaß, wie sie mehr Möglichkeiten boten. In viel Fällen brachten sie eine gewisse Demokratisierung mit sich: Dank Social Media konnten im Internet unzählige Menschen frei ihre Meinung äußern – auch ganz ohne Programmierkenntnisse, die zuvor für eine eigene Internetseite nötig waren. Auch wenn dies im Guten wie im Schlechten galt, brachte es zunächst für die große Mehrheit eine vorher nicht gekannte Freiheit.

Doch dabei sollte es nicht bleiben. Jede Infrastruktur muss auch unterhalten werden und das kostet für gewöhnlich Geld. Im Internet, wo Menschen es gewohnt sind, alles kostenlos zu erhalten, hieß dies oft: Du bekommst es weiterhin kostenlos, wirst dafür aber Werbung ausgesetzt. Und schon wurde die Erfahrung weniger frei, weil sie ständig von irgendwelchen Einblendungen unterbrochen wurde. Schnell durften wir lernen: Wenn etwas nichts kostet, bist du das Produkt.

So schnell war es mit dem Spaß vorbei. Anfangs jonglierte ich noch mit irgendwelchen Decknamen im Internet, aber das änderte nichts an der grundlegenden Erfahrung – aus dem einst freien Internet wurde eine einzige Werbeveranstaltung. Denn Werbung gibt es nicht nur in Form von klar erkennbaren eingeblendeten Anzeigen bei den Inhalten, die man konsumieren möchte. In den Inhalten wird mit Produktplatzierungen beworben. Sogar die Inhalte selbst sind eigentlich nichts Anderes als Werbung.

Zunächst probierte ich verschiedene Plattformen und fand gute Gründe, warum die eine Plattform besser als die andere sei. Doch viel zu schnell fiel auch die andere Plattform kapitalistischen Strukturen zum Opfer und ward ebenso schlimm wie, wenn nicht gar schlimmer als die eine. So gingen und kamen Netzwerk nach Netzwerk: MySpace, Schüler/Studi/MeinVZ, Facebook, TravelZoo, Couchsurfing, Twitter, YouTube, Instagram, Snapchat, TikTok, Clubhouse, XING, LinkedIn, … Letzteres nutze ich immer noch, auch wenn ich spätestens seit dem letzten Wahlkampf den Eindruck gewinne, dass es mit professioneller Vernetzung überhaupt nichts mehr zu tun hat.

So sehr die Plattformen auch fluktuieren: Jedes Mal investieren Millionen von Menschen unzählige Stunden Lebenszeit, um sich zu vernetzen die Gewinne von Tech-Konzernen anzukurbeln. Die Suche nach zwischenmenschlicher Verbindung und Nähe ist in uns angelegt. Doch wenn ich vergleiche, wie viel Lebenszeit ich in solche Plattformen stecke und wie viel erinnerungswerte Momente mit anderen Menschen ich deshalb gewinne, schneiden (a)soziale Medien miserabel ab. Das ist es mir nicht wert. Oft merkte ich auch, dass es überhaupt nicht meinem Naturell entspricht.

Deshalb versuchte ich unzählige Male, mich zu maßregeln. Denn offensichtlich hatte ich mich selbst nicht unter Kontrolle und musste mir Regeln erschaffen, um meinen Konsum in einem verträglichen Rahmen zu halten – beispielsweise 10 Minuten am Tag. Das erwies sich auch als stressig und war langfristig nicht nachhaltig. Wie auch, wenn besagte Konzerne Millionen investieren, um Produkte zu designen, die uns bewusst in Dopaminfallen gefangen halten? Mehrfach sollte es Digital Detox richten – zuletzt letztes Jahr.

Dabei wollte ich herausfinden, ob es überhaupt noch möglich ist, wo Internet doch schon längst nicht mehr losgelöst von uns existiert, wenn wir nur den Rechner herunterfahren, sondern alle Lebensbereiche durchdrungen hat. Meine Erkenntnis: Mitnichten. Und es ist auch überhaupt nicht zielführend.

Für mich persönlich habe ich erkannt, dass es mir viel mehr bringt, einen unverplanten Tag in der Woche zu genießen und mich den ganzen nerventötenden Plattformen zu entsagen, indem ich meine Konten lösche. Für letztere Erkenntnis hat es schließlich nur einen psychopathischen, faschistischen US-Präsidenten gebraucht, der sämtliche Tech-Konzerne unter seine Kontrolle bringt und dafür Sorge trägt, dass Minderheiten keinen Schutz mehr genießen und Freiheit nur noch für Mehrheitsmeinungen gilt.

Das hatten wir hier schon mal in einem Land vor meiner Zeit. Das möchte ich nicht unterstützen. Und einen Vorteil hat es:

Ich fühle mich frei unter dem Radar.

Paddeln im Spreewald – Ein Plädoyer für mehr Mini-Abenteuer

Wer hier schon länger mitliest, weiß womöglich um meine Leidenschaft für das Flusswandern. Leider gibt es hier nur ein Problem: In den letzten zwei Jahren, kann ich die Male, die ich mit meinem Kajak unterwegs war, nicht nur an einer Hand, sondern sogar an einem Finger abzählen. Ja, richtig gelesen: In den letzten beiden Jahren war ich lediglich einen Tag mit meinem Kajak unterwegs. Und selbst das war eigentlich nur ein letzter Strohhalm.

Letztes Jahr kam ich aufgrund des regelmäßigen Wochenendpendelns zwischen Lüneburg und Berlin überhaupt nicht dazu, weil die Wochenenden arg verkürzt waren. Vor meinem Umzug nach Lüneburg war noch tiefster Winter. Kaum war ich zurück in Berlin, war die Kajaksaison auch schon wieder vorbei. Tatsächlich hatte ich sogar in Erwägung gezogen, auch mal im Winter paddeln zu gehen. Das bietet sich aufgrund der kurzen Tage und des nicht vorhandenen Schleusenbetriebs im Grunde nur an, wenn man schleusenfreie Gewässer direkt vor Ort hat. Für An- und Rückreise sowie große Umsetzaktionen bleibt im Winter wegen der geringen Tageslichtdauer quasi keine Zeit.

2023 blieb keine Zeit vor unserer einmonatigen Interrail-Tour. Nach der großen Reise war ich dann doch auch recht viel unterwegs und am Ende des Sommers begann bereits meine Weiterbildung. So war ich bis in den Oktober hinein nicht einmal mit meinem Kajak paddeln. Das konnte ich freilich nicht auf mir sitzen lassen. Also nutzte ich die mir letzte verbleibende Chance im Jahr und nutzte den Tag der Deutschen Einheit für einen kleinen Ausflug in den Spreewald.

Mit dem Zug war es ein Leichtes, nach Lübbenau zu gelangen – dem Deutschland-Ticket sei Dank! Vom Lübbenauer Bahnhof bis ins Zentrum konnte ich mein Kajak mit meinem zusammenklappbaren Bootswagen an eine günstige Einstiegsstelle ziehen und aufbauen, bevor ich mich auf meinen eigentlichen Weg begab: Dem auf dem Wasser.

Auf dem Weg ins Zentrum von Lübbenau fielen mir natürlich auch einige politische Plakate auf. Was soll ich sagen? Auch wenn die Region politisch überhaupt nicht schön ist, empfinde ich sie landschaftlich als eine wahre Augenweide! Vor über zehn Jahren war ich hier bereits einmal mit Kollegen im Rahmen eines Betriebsausflugs paddeln und konnte mir damals schon sehr gut vorstellen, meinen Lebensabend im Spreewald zu verbringen und morgens mit dem Kajak zum Bäcker zu paddeln, um Semmeln für das Frühstück zu holen. Auch mehr als zehn Jahre später fand ich mich sehr schnell in diesen Schwärmereien wieder.

Das liegt unter anderem daran, dass ich wiederkehrend gastronomische Angebote am Uferrand passierte, wo ich mich auch verköstigen ließ. Freilich wäre es kostengünstiger, sich selbst zu versorgen, aber so unterstützt man einen sanften Tourismus und spart sich das Gepäck. Außerdem lässt sich so ein Stück Sahnetorte nur schwerlich unbeschadet im beengten Raum des Kajaks transportieren.

Leider ist die Region akut vom Klimawandel bedroht. Aktuell wird nämlich Wasser aus sächsischen Tagebaugebieten in die Spree gepumpt, weshalb sie trotz entnommenem Wasser in Berlin und langen Trockenperioden ausreichend Wasser führt. Allerdings sollen die Tagebaugebiete geflutet werden, weshalb künftig nicht mehr mit dem Wasser zu rechnen ist. Deshalb könnte es passieren, dass der Spreewald in mittelnaher Zukunft austrocknet oder – wenn das Wasser mittels Dämmen gehalten wird – stockt und schließlich kippt.

Ungeachtet der drohenden Trockenheit, bin ich bei meinem Mini-Abenteuer letztlich doch noch nass geworden. Nein, ich bin nicht ins Wasser gefallen. Auch das Operieren der kleinen Schleuse funktioniert problemlos. Allerdings setzte ungewohnt rasch die Dunkelheit ein und eher ich mich versah, fand ich mich im Dunkeln in einem herbstlich nassem Sturm wieder. So reichten auch die letzten paar hundert Meter, um komplett durchtränkt zu werden und tropfnass die Heimreise anzutreten.

Spaß hatte ich an diesem Tag trotzdem jede Menge und es fühlte sich wie ein ganz kleines Stückchen Urlaub an. Deshalb möchte ich dieses Jahr – ganz im Sinne meines Jahresmottos Ein Leben in Hülle und Fülle – mehr dieser kleinen Mini-Abenteuer in meinen Alltag integrieren. Selbstverständlich heißt das, auch wieder häufiger zu paddeln, aber eben nicht nur. Manchmal wird es eine Wanderung (davon hatte ich zugegeben letztes Jahr auch ein paar), eine Partie Scotland Yard Live, eine historische Schnitzeljagd oder eine thematische Fototour.

Zuvor hatte ich bereits angekündigt, heuer bewusst weniger Reisen anzustreben, als es sonst für mich üblich ist. Das ist gewissermaßen ein Selbstexperiment: Gelingt es mir, mich auch dann in meiner Haut wohlzufühlen, wenn ich meiner gewohnten Umgebung nicht ständig entfliehe und zwischen meinen Sehnsuchtsorten pendele? Kann ich ausgedehnte (und folglich kostspieligere) Reisen durch häufigere Mini-Abenteuer substituieren?

Denn obwohl ich mich heuer finanziell auf das Nötigste beschränken mag, soll das nicht heißen, dass ich an Lebensqualität einbüße. Im Gegenteil: Ich möchte die Dinge, die ich bereits habe, verstärkt nutzen, um mehr Freude in mein Leben zu holen. Freiwilliger Verzicht muss nicht gleichbedeutend mit Selbstgeißelung sein.

In diesem Sinne: Auf mehr Mini-Abenteuer im Alltag!

Welche Mini-Abenteuer nutzt du, um deinen Alltag aufzulockern? Oder ist der dir bereits Abenteuer genug und du willst einfach nur chillen? Teile es gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp

Mein (fast) ideales Jahr

Sehr oft geht es auf Blogs und anderen digitalen Kanälen um Lifestyle-Design. Auch auf meinem Blog ist es genau genommen sogar ein Kernthema. Denn die Themen Minimalismus, Nachhaltigkeit und Nomadentum teilen zwei Gemeinsamkeiten. Sie eint, dass sie in unserer Gesellschaft anormale Lebensweisen behandeln und sind allesamt Ideale, nach denen man streben kann, wenn man sich fragt: Was macht für mich ein gutes Leben aus?

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Weißes Gold

Woran denkst du, wenn du an Winter denkst? Frostige Temperaturen, Glühwein und Schnee? Es würde mich nicht wundern, denn neben all dem Unbehagen des Winters (wenig Tageslicht, triste Straßenzüge, Winterdepression) gibt es ja doch einige positive Assoziationen, die man mit ihm verknüpfen kann – wenn auch etwas romantisch verklärt.

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Der Ziel-Rapport 2025

Um den Jahreswechsel herum schaue ich für gewöhnlich zurück und nach vorn: Was hat gut geklappt im alten Jahr? Was möchte ich im neuen Jahr erreichen? Hier kommt mein Ergebnis und der neue Ausblick.

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Handverlesen in 2024

Huch, schon wieder ein Jahr um! In gewohnter Manier gibt es meinen persönlichen Jahresrückblick erst, wenn das Jahr auch wirklich vorbei ist. In diesem Sinne: Jetzt ist die Zeit dafür!

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Ein Motto für das neue Jahr

Nachdem ich das nun bei zahlreichen anderen Menschen fasziniert beobachten durfte, möchte ich es heuer mal selbst ausprobieren und habe mir ein persönliches Motto für das neue Jahr überlegt: Ein Leben in Hülle und Fülle

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Feiertagswünsche

Es ist mal wieder so weit: Heute ist der kürzeste Tag respektive die längste Nacht des Jahres und somit Wintersonnenwende. Damit können die Feiertage starten. Oder?

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Winterschlaf

Eigentlich habe und hatte ich noch einige Pläne bis zum Jahresende. Doch ehrlich gesagt verharrt mein Energiepegel auf einem mir unbekannten Tiefpunkt und die Luft ist für dieses Jahr raus. Wenn ich unterdessen mein Umfeld beobachte, frage ich mich zwangsläufig: Bin ich eigentlich der Einzige, der sich bereit für einen Winterschlaf fühlt?

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