Unter dem Radar

Über zehn Jahre hat es gedauert, bis ich mich komplett von sozialen Medien loslösen konnte. Versuche hatte es zwar vorher immer wieder gegeben, aber keiner davon hatte sich so endgültig angefühlt wie dieser – so denn er es überhaupt ist.

Mit sozialen Medien und meinem Internetkonsum hegte ich stets ein ambivalentes Verhältnis: Begeisterung auf der einen, Ernüchterung auf der anderen Seite. Zumeist machten sie so lang Spaß, wie sie mehr Möglichkeiten boten. In viel Fällen brachten sie eine gewisse Demokratisierung mit sich: Dank Social Media konnten im Internet unzählige Menschen frei ihre Meinung äußern – auch ganz ohne Programmierkenntnisse, die zuvor für eine eigene Internetseite nötig waren. Auch wenn dies im Guten wie im Schlechten galt, brachte es zunächst für die große Mehrheit eine vorher nicht gekannte Freiheit.

Doch dabei sollte es nicht bleiben. Jede Infrastruktur muss auch unterhalten werden und das kostet für gewöhnlich Geld. Im Internet, wo Menschen es gewohnt sind, alles kostenlos zu erhalten, hieß dies oft: Du bekommst es weiterhin kostenlos, wirst dafür aber Werbung ausgesetzt. Und schon wurde die Erfahrung weniger frei, weil sie ständig von irgendwelchen Einblendungen unterbrochen wurde. Schnell durften wir lernen: Wenn etwas nichts kostet, bist du das Produkt.

So schnell war es mit dem Spaß vorbei. Anfangs jonglierte ich noch mit irgendwelchen Decknamen im Internet, aber das änderte nichts an der grundlegenden Erfahrung – aus dem einst freien Internet wurde eine einzige Werbeveranstaltung. Denn Werbung gibt es nicht nur in Form von klar erkennbaren eingeblendeten Anzeigen bei den Inhalten, die man konsumieren möchte. In den Inhalten wird mit Produktplatzierungen beworben. Sogar die Inhalte selbst sind eigentlich nichts Anderes als Werbung.

Zunächst probierte ich verschiedene Plattformen und fand gute Gründe, warum die eine Plattform besser als die andere sei. Doch viel zu schnell fiel auch die andere Plattform kapitalistischen Strukturen zum Opfer und ward ebenso schlimm wie, wenn nicht gar schlimmer als die eine. So gingen und kamen Netzwerk nach Netzwerk: MySpace, Schüler/Studi/MeinVZ, Facebook, TravelZoo, Couchsurfing, Twitter, YouTube, Instagram, Snapchat, TikTok, Clubhouse, XING, LinkedIn, … Letzteres nutze ich immer noch, auch wenn ich spätestens seit dem letzten Wahlkampf den Eindruck gewinne, dass es mit professioneller Vernetzung überhaupt nichts mehr zu tun hat.

So sehr die Plattformen auch fluktuieren: Jedes Mal investieren Millionen von Menschen unzählige Stunden Lebenszeit, um sich zu vernetzen die Gewinne von Tech-Konzernen anzukurbeln. Die Suche nach zwischenmenschlicher Verbindung und Nähe ist in uns angelegt. Doch wenn ich vergleiche, wie viel Lebenszeit ich in solche Plattformen stecke und wie viel erinnerungswerte Momente mit anderen Menschen ich deshalb gewinne, schneiden (a)soziale Medien miserabel ab. Das ist es mir nicht wert. Oft merkte ich auch, dass es überhaupt nicht meinem Naturell entspricht.

Deshalb versuchte ich unzählige Male, mich zu maßregeln. Denn offensichtlich hatte ich mich selbst nicht unter Kontrolle und musste mir Regeln erschaffen, um meinen Konsum in einem verträglichen Rahmen zu halten – beispielsweise 10 Minuten am Tag. Das erwies sich auch als stressig und war langfristig nicht nachhaltig. Wie auch, wenn besagte Konzerne Millionen investieren, um Produkte zu designen, die uns bewusst in Dopaminfallen gefangen halten? Mehrfach sollte es Digital Detox richten – zuletzt letztes Jahr.

Dabei wollte ich herausfinden, ob es überhaupt noch möglich ist, wo Internet doch schon längst nicht mehr losgelöst von uns existiert, wenn wir nur den Rechner herunterfahren, sondern alle Lebensbereiche durchdrungen hat. Meine Erkenntnis: Mitnichten. Und es ist auch überhaupt nicht zielführend.

Für mich persönlich habe ich erkannt, dass es mir viel mehr bringt, einen unverplanten Tag in der Woche zu genießen und mich den ganzen nerventötenden Plattformen zu entsagen, indem ich meine Konten lösche. Für letztere Erkenntnis hat es schließlich nur einen psychopathischen, faschistischen US-Präsidenten gebraucht, der sämtliche Tech-Konzerne unter seine Kontrolle bringt und dafür Sorge trägt, dass Minderheiten keinen Schutz mehr genießen und Freiheit nur noch für Mehrheitsmeinungen gilt.

Das hatten wir hier schon mal in einem Land vor meiner Zeit. Das möchte ich nicht unterstützen. Und einen Vorteil hat es:

Ich fühle mich frei unter dem Radar.

Paddeln im Spreewald – Ein Plädoyer für mehr Mini-Abenteuer

Wer hier schon länger mitliest, weiß womöglich um meine Leidenschaft für das Flusswandern. Leider gibt es hier nur ein Problem: In den letzten zwei Jahren, kann ich die Male, die ich mit meinem Kajak unterwegs war, nicht nur an einer Hand, sondern sogar an einem Finger abzählen. Ja, richtig gelesen: In den letzten beiden Jahren war ich lediglich einen Tag mit meinem Kajak unterwegs. Und selbst das war eigentlich nur ein letzter Strohhalm.

Letztes Jahr kam ich aufgrund des regelmäßigen Wochenendpendelns zwischen Lüneburg und Berlin überhaupt nicht dazu, weil die Wochenenden arg verkürzt waren. Vor meinem Umzug nach Lüneburg war noch tiefster Winter. Kaum war ich zurück in Berlin, war die Kajaksaison auch schon wieder vorbei. Tatsächlich hatte ich sogar in Erwägung gezogen, auch mal im Winter paddeln zu gehen. Das bietet sich aufgrund der kurzen Tage und des nicht vorhandenen Schleusenbetriebs im Grunde nur an, wenn man schleusenfreie Gewässer direkt vor Ort hat. Für An- und Rückreise sowie große Umsetzaktionen bleibt im Winter wegen der geringen Tageslichtdauer quasi keine Zeit.

2023 blieb keine Zeit vor unserer einmonatigen Interrail-Tour. Nach der großen Reise war ich dann doch auch recht viel unterwegs und am Ende des Sommers begann bereits meine Weiterbildung. So war ich bis in den Oktober hinein nicht einmal mit meinem Kajak paddeln. Das konnte ich freilich nicht auf mir sitzen lassen. Also nutzte ich die mir letzte verbleibende Chance im Jahr und nutzte den Tag der Deutschen Einheit für einen kleinen Ausflug in den Spreewald.

Mit dem Zug war es ein Leichtes, nach Lübbenau zu gelangen – dem Deutschland-Ticket sei Dank! Vom Lübbenauer Bahnhof bis ins Zentrum konnte ich mein Kajak mit meinem zusammenklappbaren Bootswagen an eine günstige Einstiegsstelle ziehen und aufbauen, bevor ich mich auf meinen eigentlichen Weg begab: Dem auf dem Wasser.

Auf dem Weg ins Zentrum von Lübbenau fielen mir natürlich auch einige politische Plakate auf. Was soll ich sagen? Auch wenn die Region politisch überhaupt nicht schön ist, empfinde ich sie landschaftlich als eine wahre Augenweide! Vor über zehn Jahren war ich hier bereits einmal mit Kollegen im Rahmen eines Betriebsausflugs paddeln und konnte mir damals schon sehr gut vorstellen, meinen Lebensabend im Spreewald zu verbringen und morgens mit dem Kajak zum Bäcker zu paddeln, um Semmeln für das Frühstück zu holen. Auch mehr als zehn Jahre später fand ich mich sehr schnell in diesen Schwärmereien wieder.

Das liegt unter anderem daran, dass ich wiederkehrend gastronomische Angebote am Uferrand passierte, wo ich mich auch verköstigen ließ. Freilich wäre es kostengünstiger, sich selbst zu versorgen, aber so unterstützt man einen sanften Tourismus und spart sich das Gepäck. Außerdem lässt sich so ein Stück Sahnetorte nur schwerlich unbeschadet im beengten Raum des Kajaks transportieren.

Leider ist die Region akut vom Klimawandel bedroht. Aktuell wird nämlich Wasser aus sächsischen Tagebaugebieten in die Spree gepumpt, weshalb sie trotz entnommenem Wasser in Berlin und langen Trockenperioden ausreichend Wasser führt. Allerdings sollen die Tagebaugebiete geflutet werden, weshalb künftig nicht mehr mit dem Wasser zu rechnen ist. Deshalb könnte es passieren, dass der Spreewald in mittelnaher Zukunft austrocknet oder – wenn das Wasser mittels Dämmen gehalten wird – stockt und schließlich kippt.

Ungeachtet der drohenden Trockenheit, bin ich bei meinem Mini-Abenteuer letztlich doch noch nass geworden. Nein, ich bin nicht ins Wasser gefallen. Auch das Operieren der kleinen Schleuse funktioniert problemlos. Allerdings setzte ungewohnt rasch die Dunkelheit ein und eher ich mich versah, fand ich mich im Dunkeln in einem herbstlich nassem Sturm wieder. So reichten auch die letzten paar hundert Meter, um komplett durchtränkt zu werden und tropfnass die Heimreise anzutreten.

Spaß hatte ich an diesem Tag trotzdem jede Menge und es fühlte sich wie ein ganz kleines Stückchen Urlaub an. Deshalb möchte ich dieses Jahr – ganz im Sinne meines Jahresmottos Ein Leben in Hülle und Fülle – mehr dieser kleinen Mini-Abenteuer in meinen Alltag integrieren. Selbstverständlich heißt das, auch wieder häufiger zu paddeln, aber eben nicht nur. Manchmal wird es eine Wanderung (davon hatte ich zugegeben letztes Jahr auch ein paar), eine Partie Scotland Yard Live, eine historische Schnitzeljagd oder eine thematische Fototour.

Zuvor hatte ich bereits angekündigt, heuer bewusst weniger Reisen anzustreben, als es sonst für mich üblich ist. Das ist gewissermaßen ein Selbstexperiment: Gelingt es mir, mich auch dann in meiner Haut wohlzufühlen, wenn ich meiner gewohnten Umgebung nicht ständig entfliehe und zwischen meinen Sehnsuchtsorten pendele? Kann ich ausgedehnte (und folglich kostspieligere) Reisen durch häufigere Mini-Abenteuer substituieren?

Denn obwohl ich mich heuer finanziell auf das Nötigste beschränken mag, soll das nicht heißen, dass ich an Lebensqualität einbüße. Im Gegenteil: Ich möchte die Dinge, die ich bereits habe, verstärkt nutzen, um mehr Freude in mein Leben zu holen. Freiwilliger Verzicht muss nicht gleichbedeutend mit Selbstgeißelung sein.

In diesem Sinne: Auf mehr Mini-Abenteuer im Alltag!

Welche Mini-Abenteuer nutzt du, um deinen Alltag aufzulockern? Oder ist der dir bereits Abenteuer genug und du willst einfach nur chillen? Teile es gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp

Mein (fast) ideales Jahr

Sehr oft geht es auf Blogs und anderen digitalen Kanälen um Lifestyle-Design. Auch auf meinem Blog ist es genau genommen sogar ein Kernthema. Denn die Themen Minimalismus, Nachhaltigkeit und Nomadentum teilen zwei Gemeinsamkeiten. Sie eint, dass sie in unserer Gesellschaft anormale Lebensweisen behandeln und sind allesamt Ideale, nach denen man streben kann, wenn man sich fragt: Was macht für mich ein gutes Leben aus?

In diesem Zusammenhang hatte ich bereits darüber geschrieben, wie meine (fast) ideale Woche aussieht. Natürlich unterliegen Ideale stets ein wenig Fluktuation aufgrund der aktuellen Lebensumstände. Ungeachtet dessen, gibt es noch ein anderes Ideal, das ich langfristig anstrebe: Ein Jahr ganz nach meinen Vorstellungen. In diesem Beitrag möchte ich darauf eingehen, was genau diese Vorstellungen sind und wie ich sie – womöglich – umsetzen kann.

Die Wurzel all meinen Übels

Es ist kein Geheimnis, dass ich ein chronisches Zeiproblem habe. Seltenst schaffe ich alles, was ich gern tun würde, und dabei beziehe ich mich nicht nur auf produktive Leistung, sondern auch alle anderen Bereiche in meinem Leben. In Anbetracht der Endlichkeit meines Lebens stellt mich das vor ein Problem: Irgendwann ist Zapfenstreich.

Nun gib es zwei Perspektiven, mit denen man an diesen Problem herangehen kann:

  1. Offensichtlich muss ich stärker priorisieren, was mir wirklich wichtig ist. Denn meine Zeit ist nun mal endlich.
  2. Wenn ich nicht ausreichend Zeit für die Dinge habe, die mir wichtig sind, muss ich eben weniger Zeit mit anderen Dingen verbringen und so Zeit freisetzen.

In meinen Augen stehen diese beiden Perspektiven nicht im Widerspruch, sondern können beide sinnvolle Lösungsansätze liefern.

Umso wichtiger finde ich es, einerseits meine Lebenszeit nicht mit unnötigen, wertbefreiten Tätigkeiten zu vergeuden – Grüße an (A)Social Media gehen raus! Andererseits möchte ich möglichst viel Zeit mit den Menschen und Aktivitäten verbringen, die meine Lebensfreude steigern. Dem stehen jedoch häufig all die unvermeidbaren Verpflichtungen im Weg: Lebensunterhalt verdienen, Haushalt und zahlreiche von außen auferlegte Zwänge, die oft dazu führen, dass man als erwachsene Person feststellt: Ich brauche mehr Urlaub!

Die schönste Zeit

Als Kind war das nicht so. Deshalb hat man damals stets von Erwachsenen gesagt bekommen, dass man die Zeit genießen solle, denn so schön würde es nie wieder werden. Das mag auf den Aspekt Freizeit auf jeden Fall zutreffen, denn im Vergleich zu Erwachsenen lebt man außerhalb der Schule angenehm verantwortungslos. Damit einher geht jedoch auch eine Schattenseite der Kindheit: Mangelnde Autonomie und Selbstbestimmung. Zu Studienzeiten wird es mit der Selbstbestimmung schon wesentlich besser und man genießt immer noch sehr viel Freizeit – insofern man nicht auf Geld angewiesen ist oder weiß, mit wenig Geld sehr effizient umzugehen.

Doch zurück zur Schule: Selbstverständlich liebäugelte man schon damals damit, einfach immer Ferien zu haben. Aber nach sechs Wochen Sommerferien war auch eine Art von Vorfreude auf all die neuen Dinge, die man lernen durfte (Bin ich womöglich doch ein Nerd?), und die geteilten Erlebnisse der Klassenkamerad*innen – zumindest derer, die man mochte.

Doch zu Schulzeiten gab es ja nicht nur Sommer-, sondern auch noch jede Menge andere Ferien, schulfreie Tage, Projektwochen, Klassenfahrten, Exkursionen und Wandertage. Wenn man das zusammenzählt, kommt man ungefähr auf 13 Wochen.

Mit diesen 13 Wochen kam man super zurecht: Freilich gab es auch mal arbeitslastigere und stressigere Zeiten mit mehr Hausaufgaben, Abgabeterminen, Leistungskontrollen, Präsentationen und Klausuren. Aber nach den Ferien war man stets gut erholt. In meinem Umfeld gab es damals zumindest niemanden, der die Schule mit Burnout-Syndrom verlassen hat. Im beruflichen Kontext sieht das ganz anders aus.

Daher wage ich es, die sich förmlich aufdrängende Frage zu stellen: Was lässt uns glauben, dass Erwachsene weniger Urlaub als Kinder und Jugendliche benötigen?

Wenn ich mich in unserer Welt umschaue, behaupte ich, dass es keinen Grund zu dieser Annahme gibt. Obwohl ich schon jetzt die Aufschreie hören kann, dass das doch überhaupt nicht gut für unsere Wirtschaft sei, möchte ich kurz meine Perspektive auf das Thema in drei Punkten zusammenfassen:

  1. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
  2. Wer entspannter und erholter ist, ist während der Arbeitszeit produktiver und wird auch seltener krank, da chronischer Stress überhaupt nicht gut für unser Immunsystem ist. Freilich ist das kein Freibrief für Arbeitsverhältnisse ohne Krankheitstage, aber sie werden zumindest weniger.
  3. Für alles, was wir in unserem Leben tun möchten, benötigen wir Zeit. Wenn wir mit diesen Vorhaben warten, bis wir in Ruhestand gehen (sofern es diesen in der Zukunft überhaupt noch geben wird), steigt das Risiko, dass wir zu genau diesen Vorhaben nicht mehr in der Lage sein werden.

Abgesehen davon wäre es für ein längeres Berufsleben ein super Deal für beide Seiten, im Gegenzug mehr jährlichen Urlaub anzubieten.

13 Wochen Urlaub

Nun liegt die Frage nahe, was ich überhaupt mit 13 Wochen Urlaub anstellen würde. Für mich persönlich, könnte ich diese Frage sehr einfach beantworten und zwar wie folgt:

(Im Titelbild dieses Beitrags steht übrigens jedes Fragment für einen der nachfolgenden Urlaube. Es darf geraten werden, welcher wofür steht. 😋)

  • 1 Woche Skiurlaub
  • 1 Woche Paddelurlaub
  • 1 Woche Wanderurlaub in den Alpen
  • 1 Woche Tauchurlaub
  • 1 Woche Erholungsurlaub in Italien
  • 1 Woche Familienbesuch in Israel
  • 1 Woche Kultururlaub in Großbritannien
  • 4 Wochen Entdeckungsurlaub an mir noch unbekannten Orten
  • 2 Wochen Feiertage am Ende des Jahres

= 13 Wochen Urlaub

Bevor mir nun an den Kopf geworfen wird, dass ich mit meinen Vorstellungen dem Größenwahn erlegen sei, mag ich es kurz erklären, wieso ich ausgerechnet diese Urlaube anstrebe:

Skiurlaub

Der Winter ist für mich erfahrungsgemäß eine richtig schwierige Zeit, die es gilt, so angenehm wie möglich zu gestalten. (Freilich sollte man sich das für sein Leben insgesamt vornehmen, aber im Winter wird es mir immer besonders deutlich.) Ein sehr gutes Mittel gegen depressive Phasen im Winter besteht für mich aus Bewegung an der frischen Luft. Und da ich in den Bergen gleich immer noch mal auf eine ganz andere Art erhole, bietet sich Skiurlaub natürlich an. Idealer Weise fährt man schon allein deshalb einmal im Jahr, damit man nicht komplett aus der Übung kommt und sich auch tatsächlich verbessern kann. Anstatt mehrfach für zwei Tage zu fahren, bietet es sich an, nur einmal länger am Stück zu verreisen. Und schon ist man bei einer Woche.

Paddelurlaub

Wer mich kennt, weiß, dass ich gern langsam reise, beispielsweise mit dem Kajak. Doch so gern ich auch mit dem Kajak unterwegs bin, gibt es einen Aspekt, der mir richtig auf die Nerven geht: Der Abbau und die Reinigung meines Faltboots nach Nutzung. Der Aufwand dafür ist jedoch derselbe, egal ob ich zwei Stunden, einen Tag oder eine Woche unterwegs bin. Entsprechend dürfte es nicht verwundern, dass ich zu Letzterem tendiere, oder?

Wanderurlaub in den Alpen

Nichts erdet mich derart wie das Wandern in den Alpen – idealerweise bei einer Hüttenwanderung. Ja, die Landschaften sind zauberhaft und man bewegt sich an der frischen Luft. Nichts zu unterschätzen ist aber auch der Aspekt der Transzendenz: In den Bergen spürt man am eigenen Leib, wie klein man in diesem Universum eigentlich ist.

Tauchurlaub

Viele Menschen empfinden das Tauchen mit Flasche als extreme Gefahrensituation. Das kann sie tatsächlich auch werden. Deshalb ist es wichtig, sich an einige Sicherheitsvorkehrungen zu halten, um Risiken zu minimieren. Mit dem nötigen Training, Respekt und einer gesunden Vorsicht kann Tauchen abseits allem Unterwasserspektakels vor allem aber auch eines sein: Meditation pur. Aus Übungsgründen sollte man eigentlich mindestens zwei bis drei Mal im Jahr tauchen gehen. Aus Gründen der Praktikabilität würde es mir schon genüg, wenn ich wenigstens einmal im Jahr Tauchurlaub mit vorangehender Auffrischung machen könnte.

Erholungsurlaub in Italien

Dieser Urlaub ist durch eine sehr gute Freundin inspiriert, die mir einst sagte: Sie braucht nicht viel im Leben, allem voran keine Abenteuerreisen. Aber es gibt zwei Orte, an die sie immer wieder für Urlaube hinfährt, weil sie dort ganz entspannt abschalten und nichts tun kann, außer in den Tag hinein zu leben. Sie sprach von einem Weingut in der Toskana. Als ich selbst in dessen Genuss kommen durfte, verstand ich genau, was sie meinte. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, woher es kommt, aber es gibt ausreichend Aspekte, die mir an der italienischen Kultur gefallen, sodass auch ich alljährlich in Italien abschalten mag.

Familienbesuch in Israel

Dazu brauche ich wahrscheinlich nicht viel zu sagen: Natürlich möchte ich regelmäßig Kontakt zur Quasi-Schwiegerfamilie – auch außerhalb von digitaler Kommunikation. Und ganz nebenbei hilft es, mein Hebräisch regelmäßig etwas zu fordern.

Kultururlaub in Großbritannien

Großbritannien war das erste Land, nach dem ich mich als Jugendlicher sehnte – ohne jemals dort gewesen zu sein. Das hat mich auch über meine Liebe für die englische Sprache hinaus nachhaltig geprägt. Auch wenn ich Großbritannien heute wesentlich weniger romantisiert und dafür umso differenzierter betrachte, übt es nach wie vor eine große Anziehung auf mich aus. Und auch für die Englischkenntnisse ist es hilfreich, regelmäßig mit Mutterspracher*innen zu sprechen.

Entdeckungsurlaub an mir noch unbekannten Orten

Abseits vom Paddelurlaub bestanden bisher alle voran genannten Urlaube aus Reisen an mir bekannte Orte. Allerdings möchte ich ja auch neue Orte entdecken. Da ich bevorzugt auf dem Landwege reise, braucht solch ein Entdeckungsurlaub Zeit. Vier Wochen beziehungsweise ein Monat haben sich in der Vergangenheit als idealer Reisedauer für mir bis dato unbekannte Orte erwiesen. Das gilt für Reisen mit Interrail gleichermaßen für Fernreisen auf andere Kontinente  – immerhin soll sich die lange Anreise schon lohnen.

Feiertage am Ende des Jahres

Und schon sind wir wieder in der schwierigen Zeit des Winters. Zugegeben: Die Feiertagssaison ist der angenehmere Teil des Winters. An den kürzesten Tagen des Jahres finde ich es überhaupt nicht verwerflich, insgesamt etwas kürzer zu treten. Wann sonst erhält man die Möglichkeit, so viel Zeit mit den Liebsten zu verbringen?

Es geht noch weiter…

Spätestens hier dürften alle denken, ich hätte komplett den Verstand verloren: Nach 13 Wochen Urlaub noch weitere Wunschvorstellungen? Wie vermessen kann ein Mensch sein? Entgegen der preußisch-protestantischen Arbeitsmoral und Bescheidenheit, die in mir angelegt wurden und von denen ich mich immer wieder freisprechen muss, halte ich nicht hinterm Baum!

Bisher habe ich nur über Urlaub gesprochen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich dabei aber zwei Punkte komplett außen vor gelassen:

  1. Bildungsurlaub
  2. Workation

Persönlich wie professionell empfinde ich es als wichtig, lebenslang zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Das geschieht freilich auch über Arbeitserfahrung. Gelegentlich braucht es jedoch komplett neue Denkanstöße. Das Konzept von Bildungsurlaub empfinde ich als perfekt dafür!

Workation (= Kofferwort aus work [engl. Arbeit] und vacation [engl. Urlaub]) ist ein wunderbar neudeutscher Begriff, der nichts anderes meint als eine mit Urlaub kombinierte ortsunabhängige Erwerbsarbeit. Selbstredend profitieren hier vor allem Menschen, die überhaupt ortsunabhängig arbeiten können. Prinzipiell kann ich das als Drehbuchautor.

Dafür habe ich konkret zwei Zeiträume im Sinn: Einerseits die leidigen Wintermonate, die ich bereits angesprochen hatte. Wie schön wäre es doch, wenn man einfach an einem etwas weniger tristen Ort arbeiten könnte, als so ziemlich jede deutsche Stadt im Winter? Andererseits leide ich im Sommer regelmäßig unter den zunehmend steigenden Temperaturen. Da zeigt sich ein seltener Nachteil meines niedrigen Blutdrucks: Ab 25°C schaltet mein Körper einfach ab und ich laufe Gefahr, an Ort und Stelle einzuschlafen – trotz ausreichend Schlaf in der Nacht.

Deshalb bin ich großer Freund des Konzepts der Sommerfrische. Die Idee dahinter ist wirklich überhaupt nicht neu, aber genial: Während der heißen Sommermonate, wenn es in Großstädten unausstehlich wird, weicht man einfach auf die kühleren ländlichen Gegenden aus. Historisch war das sogar einst notwendig, weil auf dem Land die Ernte eingefahren wurde.

Hürden

Selbstredend handelt es ich bei meinen Ausführungen bisher komplett um Wunschdenken. In der Umsetzung gibt es einige Herausforderungen, die es zu meistern gilt:

  1. Finanzen
  2. Sozialleben
  3. Organisation
  4. Umweltverträglichkeit
  5. Was, wenn das alle machen würden?

Nun wäre ich nicht ich, wenn ich nicht auch ein paar Ideen zum Überwinden dieser Hürden anbieten würde. Keine davon ist wissenschaftlich erwiesen und ich lerne selbst noch stetig dazu, aber irgendwo muss man ja anfangen.

Lösungsansätze

Finanzen

Beginnen wir bei der offensichtlichsten Hürde: Wie soll das finanziert werden? Für meine persönlichen Vorstellungen habe ich die Kosten für Urlaube und Workation mal grob überschlagen. Stand 2025 belaufen sie sich auf etwa 15.000€. Das ist eine Menge Geld, die viele Menschen nicht mal eben so beiseite legen können – mich eingeschlossen.

Aber ich halte es nicht für unmöglich. Als Minimalist hinterfrage ich meine Konsumgewohnheiten regelmäßig. Dabei fallen mir auch immer wieder Bereiche auf, in denen ich Geld für Dinge ausgebe, die mir eigentlich gar nicht wichtig sind. In anderen Bereichen gebe ich dafür wesentlich weniger aus, als andere Menschen, beispielsweise weil ich kein Auto besitze.

Ist das eine privilegierte Perspektive? Definitiv! Wer am Existenzminimum nagt, macht sich darüber keine Gedanken. Viele Menschen leiden an den Preissteigerungen der letzten Jahre und wissen nicht, woran sie noch sparen sollen, um wenigstens ein bisschen Geld zur Seite zu legen. Aber es handelt sich hier um ein Gedankenexperiment und träumen ist jederzeit erlaubt und kostenfrei!

Sozialleben

Wenn man 13+ Wochen abwesend ist, kann es schwierig werden, ein intaktes Sozialleben mit den Menschen zu führen, die einem wichtig sind. Aber unmöglich ist es nicht. Im Gegenteil: 13 Wochen Urlaub erlauben sogar mehr soziale Interaktion als das viele Menschen aktuell im Alltag leben.

Freilich kommt es hier auf die Ausgestaltung an. Aber wenn ich unsere Nutzung von (a)sozialen Medien und Kommunikation im Alltag beobachte, sehe ich viel Raum für Verbesserung. Bei 13 Wochen Urlaub im Jahr gibt es auf jeden Fall keine Entschuldigung mehr, warum man sich so selten sieht.

Außerdem kann man Urlaube nicht nur allein, sondern auch gemeinsam unternehmen. In vielen Fällen macht sie das sogar erinnerungswürdiger.

Organisation

Du weißt nicht, wie du 13 Wochen Urlaub im Jahr überhaupt unterbringen sollst? Das kann ich sehr gut nachvollziehen, weil ich mich selbst immer wieder damit schwer tue, Routinen in meinem Leben zu etablieren und beizubehalten. Oft liegt das an den sich ändernden Lebensumständen Aufenthaltsorts, Arbeits- und Jahreszeiten sowie Zeitumstellung.

Mir hilft dabei oft, längere Blöcke am Stück den gleichen Ablauf zu haben. Rein rechnerisch hat man bei 13 Wochen Urlaub jede vierte Woche frei. Wenn man stets nur drei Wochen zur Eingewöhnung hat, verwundert es nicht, dass es schwer fällt, vernünftige Routinen zu erarbeiten. Aber niemand hat gesagt, dass man sie so regelmäßig über das Jahr verteilen muss. Einfacher tut man sich wahrscheinlich, wenn man den Urlaub auf zwei bis drei längere Blöcke verteilt.

Wer nicht allein lebt, ärgert sich womöglich darüber, nicht alle 13 Wochen mit den Liebsten verbringen zu können. Dazu kann ich nur sagen: Ja, zusammen ist es oft schöner. Aber auch Zeit allein sollte man nicht unterschätzen und mal ausprobieren.

Umweltverträglichkeit

Mobilität erzeugt prinzipiell eine Belastung für unsere Umwelt, sobald es über die eigene Muskelkraft hinausgeht. Dennoch gibt es auch hier Unterschiede. Verschiedene Verkehrsmittel kommen mit unterschiedlichen Fußabdrücken einher. Urlaub muss nicht bedeuten, auf großem Fuß(abdruck) zu leben.

Was, wenn das alle machen würden?

Davon sind wir meines Erachtens sehr weit entfernt. Andererseits: Laut Statistischem Bundesamt gibt es in diesem Schuljahr bundesweit 11,4 Millionen Schüler*innen, die bereits in den Genuss von 13 Wochen Urlaub kommen. Das entspricht bei einer Annahme von rund 83,5 Millionen Menschen in Deutschland im Jahr 2024 in etwa 13,65% der Bevölkerung.

Da sind Renter*innen noch nicht mit eingerechnet. Das möchte ich aber auch gar nicht, denn wie oben schon ausgeführt, wissen wir nicht, ob wir das Alter für den Ruhestand und die erforderliche Gesundheit für etwaige Vorhaben in der fernen Zukunft jemals erreichen werden.

Wenn nun aber doch alle Menschen plötzlich 13 Wochen Urlaub im Jahr umsetzen würden, müsste man freilich koordinieren, dass dies nicht alle Menschen gleichzeitig tun. Auch hier möchte noch einmal auf das Motto Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg verweisen.

Schließlich gibt es noch einen Aspekt, den ich besonders hervorheben möchte: Wenn tatsächlich alle 13 Wochen Urlaub bekämen, wäre das eine sehr großer Schritt Richtung mehr Gleichberechtigung. Feiertage sind in Deutschland Ländersache und höchst ungerecht. Urlaubstage sind Verhandlungssache und höchst individuell. Was spricht dagegen, zumindest bundes-, wenn nicht sogar europaweit, allen Menschen den gleichen Urlaubsanspruch zu gewähren?

In jedem Fall glaube ich daran, dass mehr Urlaub dazu führen würde, dass wir Menschen ein besseres Leben führen würden. Nicht nur, weil wir erholter wären, sondern weil wir bessere Entscheidungen treffen würden. So oft treffen wir zwar subjektive nachvollziehbare, aber objektive dumme Entscheidungen aus Zeitgründen. Mit mehr Urlaub hätten wir mehr Zeit für die wichtigen und richtigen Dinge. Welche das für dich sind, entscheidest du bitte selbst.

Eine praktikable Herangehensweise

Zum Abschluss möchte ich einmal weg vom utopischen Wunschdenken. 13 Wochen Urlaub sind ein Idealzustand, den ich anstrebe, wie andere Menschen einer Religion folgen, um womöglich eines Tages im einem verheißenen Paradies auf immer und ewig leben zu können. Allen das ihrige.

Von 13 Wochen Urlaub bin ich aktuell noch sehr weit entfernt – mit beginnender Selbstständigkeit erst recht. Das ist auch in Ordnung, denn diese Entscheidung habe ich aus freien Stücken getroffen. Tatsächlich betrachte ich die Selbstständigkeit aber auch als einzige Möglichkeit, dieses Ideal überhaupt jemals erreichen zu können. Doch was ist bis dahin?

Bis ich meine Ideal erreiche, halte ich mich an mein Jahresmotto. Ja, ich strebe dieses Ideal an, aber ich brauche es nicht zu erreichen, um ein erfülltes Leben zu führen.

Dennoch hege ich den Wunsch, die genannten Arten von Urlaub regelmäßig zu erleben. Bis ich also in der Lage sein werde, 13 Wochen Urlaub im Jahr in vollen Zügen zu genießen, werde ich mir jedes Jahr welche raussuchen, auf die ich den Fokus lege. Im Grunde kann man sie (in meinem Fall) drei verschiedenen Arealen zuordnen, die sich teilweise überlappen:

  • Aktivurlaube (Skifahren, paddeln, tauchen, wandern)
  • Entdeckungsurlaub (mir bisher unbekannte Orte)
  • Rückkehr an mir Sehnsuchtsorte (Erstheimat, Großbritannien, Italien, Israel, Osttirol)

Jedes dieser Areale deckt ein unterschiedliches Bedürfnis in mir ab. In erster Instanz geht es um die Erfüllung der Bedürfnisse. Alles andere ist ein Bonus.

Außerdem lassen sich manche Urlaube geschickt miteinander verknüpfen. Zum Beispiel:

  • Wer sagt, dass man nicht auch mit den Liebsten über die Feiertage verreisen kann?
  • Wenn man die Quasi-Schwiegerfamilie in Israel besucht, kann man auch gut tauchen gehen.
  • Auf dem Weg von Deutschland nach Italien kann man sehr gut in Österreich verweilen.

Und schließlich ist meine Art, ein ideales Jahr zu definieren, auch nur eine von unendlich vielen Möglichkeiten!

Nun interessiert mich, wie du dein ideales Jahr gestalten würdest? Und wie viel Urlaub empfindest du als ideal? Teile es gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp

Weißes Gold

Woran denkst du, wenn du an Winter denkst? Frostige Temperaturen, Glühwein und Schnee? Es würde mich nicht wundern, denn neben all dem Unbehagen des Winters (wenig Tageslicht, triste Straßenzüge, Winterdepression) gibt es ja doch einige positive Assoziationen, die man mit ihm verknüpfen kann – wenn auch etwas romantisch verklärt.

Leider drohen all die schönen Dinge am Winter, für immer verloren zu gehen. Denn mit dem Klimawandel und milderen Wintern, wird es solche frostigen Temperaturen auf lange Sicht immer seltener geben. Wenn es nicht so kalt wird, bleibt wohl auch die Lust auf den Glühwein aus. Und ohne Kälte gibt es auch keinen Schnee. Damit bleiben vor allem die negativen Aspekte des Winters übrig.

Wege aus dem Winter-Blues

Nun gibt es mehrere Szenarien, wie man sich den Winter schöner gestalten kann:

  1. Trotzdem viel Zeit draußen verbringen, indem man sich in den Wintersport stürzt – solang es noch geht.
  2. In wärmere Gefilde reisen, um der Tristesse des Winters zu entgehen.
  3. Sich nach drinnen verkriechen und auf Indoor-Aktivitäten konzentrieren, an denen man sich erfreut, die man in den wärmeren Jahreszeiten aufgrund des tollen Wetters jedoch verpönt.

In den letzten beiden Jahren kam ich selbst in den Genuss, mich in den Wintersport zu stürzen. Dabei hatte ich so richtig Gaudi! Allerdings hat es stets auch einen faden Beigeschmack: Die Ökobilanz.

In einer idealen Welt wäre Skiurlaub so gar kein Problem. Es würde ausreichend schneien und man könnte entsprechend Skifahren oder Skilaufen. In unserer (realen) Welt stellt sich das schon etwas anders dar: Es schneit nicht ausreichend und ist warm, weshalb Pisten künstlich beschneit werden und die ganze Nacht über mit Planierraupen wieder präpariert werden. Das verbraucht alles viel Ressourcen, vor allem in Hinblick auf Energie und Wasser, das dann an anderer Stelle fehlt. Und dabei ist die Anreise noch gar nicht dabei.

Die Suche nach dem geringeren Übel

Nun könnte man sagen: Kein Problem. Dann weicht man eben den intensiv genutzten Pisten aus, indem man Langlauf oder Skitouren macht. Aber auch Loipen werden inzwischen künstlich beschneit oder mit “geerntetem” Schnee aus der Umgebung beliefert. Bei Skitouren dringt man in sonst unberührte Gegenden vor, was sehr romantisch wirkt, aber auch bedeutet, dass Tieren, die Winterruhe halten, auch noch diese letzten Refugien genommen werden. Das klingt also auch nicht so gut.

Ehrlich gesagt vermag ich selbst nicht zu sagen, was denn nun die am wenigsten schlimmste Option darstellt. In jedem Fall stellt sich ein Paradoxon heraus: Je mehr Menschen im Winter in den Skiurlaub fahren, desto kürzer wird uns dieses Vergnügen für kommende Generationen überhaupt noch möglich sein.

Im Winter in wärmere Gefilde zu reisen, wird den Prozess ebenso beschleunigen. Aber wie so oft wird in unserer kapitalistisch geprägten Gesellschaft auch hier alles möglich gemacht, solang es Geld abwirft. Im Umkehrschluss bedeutet das: Solang die Menschen bereit sind, (mehr und mehr) Geld dafür zu bezahlen, wird es auch weiterhin angeboten werden. Das zeigt sich bei den jährlich steil anziehenden Skipässen ganz besonders.

Aber ich möchte an dieser Stelle Ski- oder Winterurlaube auf keinen Fall verteufeln, denn sie bringen offensichtlich einen sehr deutlichen Vorteil, den meine dritte Option so nicht erreicht: Eine florierende Wirtschaft in den touristisch gefragten Gebieten (Manche munkeln, die Skisaison sei mittlerweile gefragter als die Sommer – früher war es andersherum.) und noch viel wichtiger: Mentale Gesundheit. Bewegung an der frischen Luft mit viel Tageslicht trägt ungemein zum Wohlbefinden und beugt Winterdepressionen vor. (Letztere empfand ich heuer besonders hart.)

Rechtfertigt das, unsere Berggebiete auszubeuten und an die Wand zu fahren? Mitnichten. Aber womöglich eröffnet es uns eine neue Perspektive:

Sollten wir Schnee nicht tatsächlich als so wertvoll wie Gold behandeln?

Ja, es ist im Grunde nur gefrorenes Wasser. Doch gerade der Skitourismus verdeutlicht, welcher finanzielle Wert tatsächlich dahintersteht. Und da sind solche unbezahlbaren Sensationen wir das Knirscheln des Schnees unter den Stiefeln, Rodeln auf einem Hügel, das Bauen einer Schneemenschenfamilie oder die Freude bei einer Schneeballschlacht noch lange nicht mit eingerechnet!

Schnee ist rar geworden und unglaublich flüchtig. Jedes Mal, wenn es schneit, freue ich mich wie ein kleines Kind, weil es den Winter hierzulande so viel erträglicher macht. Deshalb finde ich, hat Schnee den Titel Weißes Gold definitiv verdient, und rufe dazu auf, ihn als ein unbezahlbares Luxusgut zu behandeln. Und wenn uns das bei Schnee gelungen sein wird, gelingt es uns womöglich auch bei anderen kleinen Dingen des Alltags wieder.

Alles Liebe
Philipp

PS: Diese Saison habe ich das Schlittschuhlaufen für mich entdeckt. Das habe ich bereits als Jugendlicher erlernt und war jedes Jahr ungefähr ein Mal auf dem Eis. Doch heuer bin ich es angegangen, mir ein Mehrfachticket für die Eisfläche zu holen. So kann ich Tageslicht und Bewegung an der frischen Luft zumindest mit etwas klimafreundlicher kombinieren. Und mit dem Bremsen klappt es auch schon ein wenig besser. :)

Der Ziel-Rapport 2025

Um den Jahreswechsel herum schaue ich für gewöhnlich zurück und nach vorn: Was hat gut geklappt im alten Jahr? Was möchte ich im neuen Jahr erreichen? Hier kommt mein Ergebnis und der neue Ausblick.

Meine Ziele aus 2024

Zu Beginn des letzten Jahres hatte ich mir folgende Ziele gesteckt:

  1. Skifahren lernen ✅
  2. Einen Marathon in 03:30 laufen 🚫
  3. Ein Treatment für einen Spielfilm schreiben 🚫
  4. Einen Prototypen für ein neues Spiel entwickeln 🚫
  5. Mindestens eine Woche ohne Gepäck reisen 🚫

Das schaut erbärmlich aus, oder? Häufiger werde ich gefragt, warum ich diese Ziel-Rapporte überhaupt veröffentliche, und, ob es mich nicht furchtbar frustriert, wenn ich mit meinen selbst gesteckten Zielen scheitere. Dazu kann ich nur sagen, dass es mir gelegentlich hilft, ein wenig externen Druck zu bekommen, um meine Ziele zu erreichen. Bisher war dafür mein Mittel der Wahl stets die Öffentlichkeit. Im letzten Jahr durfte ich lernen, dass das allein nicht ausreicht und ich noch Luft nach oben bei meiner Zielsetzung habe. Doch darauf kommen wir gleich zurück. Werfen wir zunächst einen Blick auf die einzelnen Ziele.

Skifahren lernen

Wie schon bei meinem Jahresrückblick ausgeführt, habe ich dieses Ziel direkt zu Beginn des Jahres erreicht. Ehrlich gesagt war von mir selbst überrascht, wie steil die Lernkurve war. So viel kann ich sagen: Noch steiler als die Abfahrt!

Nachdem ich alle blauen und roten Pisten gemeistert hatte, stellt sich natürlich die Frage, wie es weitergehen soll. Immerhin gibt es noch mehr Pisten und meine Technik ließe sich definitiv noch ausbauen. Allerdings erfordert es auch regelmäßiges Training, was beim Skifahren sowohl in finanzieller, als auch ökologischer Hinsicht schwierig sein dürfte – von der Machbarkeit im Alltag ganz zu schweigen, wenn man nicht in den Bergen wohnt!

In jedem Fall hatte ich sehr viel Spaß beim Skifahren. Meine Meinung über die ursprünglich angedachten Skitouren überdenke ich aktuell. Dieses Saison wird es in jedem Fall nichts mit Skifahren. Aber schauen wir, was die Zukunft bringt.

Das war es auch schon mit den erreichten Zielen. Kommen wir nun zum weniger freudvollen Teil: Wo bin ich (an mir selbst) gescheitert?

Einen Marathon in 03:30 laufen

Nachdem es bei meinem ersten Marathon in Frankfurt am Main 2023 hervorragend lief, war dann doch mein Ehrgeiz geweckt, beim zweiten in Berlin – dem 50. Jubiläum – einen persönlichen Rekord zu laufen.

Am Abend vor dem Marathon hatte ich noch erhöhte Temperatur, am Tag selbst fühlte ich mich fitter, aber ich hätte wohl trotzdem nicht laufen sollen, denn ich hatte auch mal wieder mit Gastritis zu kämpfen.

Gelaufen bin ich ungeachtet dessen trotzdem und habe einen hohen Preis gezahlt: Das war kein Spaß! Allein die Menschenmassen (weit über 50.000 Teilnehmende) sorgten dafür, dass das Lauferlebnis mir keine Freude bereitet hat. (Von wegen „Journey of Joy“ und so…) Die Schmerzen in meinem Verdauungstrakt taten ihr Übriges dazu. Aufgeben wollte ich aber auch nicht und so habe ich mich durchgequält. Am Ende wurde es 04:01:52 – also wesentlich langsamer als im Vorjahr (03:48:51) – oder wie andere sagen würden: Trotzdem eine tolle Zeit! Persönlich zufrieden war ich aber nicht.

In jedem Fall werde ich dieses Jahr keinen Marathon laufen, weil ich erkannt habe, dass ich mein Training langfristiger angehen muss, wenn ich eine bessere Zeit laufen möchte. Dabei spielt auch meine Gesundheit eine wesentliche Rolle, denn die geht vor. Das schreibe ich hier oft, aber wenn ich ehrlich reflektiere, muss ich in Frage stellen, ob ich tatsächlich entsprechend handle. Zunächst möchte ich beim Lauftraining wieder mehr Leichtigkeit reinbekommen, denn dieser Druck, an einem bestimmten Stichtag auf keinen Fall krank sein zu dürfen, macht mich ganz fertig.

Ein Treatment für einen Spielfilm schreiben

Dafür hatte ich keine Zeit. Theoretisch hätte ich Ende des Jahres zwar Zeit gehabt, allerdings habe ich an meiner eigenen Serie weitergearbeitet und ein wenig war auch die Energie bei mir raus.

Einen Prototypen für ein neues Spiel entwickeln

Siehe Treatment. Außerdem möchte ich dieses Thema etwas hinten anstellen. Denn die Entwicklung von Gesellschaftsspielen ist eher ein lockeres Hobby meinerseits. Ein gutes Spiel zu entwickeln, ist sehr zeit- und arbeitsintensiv. Auch wenn man noch so viel Zeit investiert, ist dies kein Garant dafür, dass das Spiel jemals von einem Verlag veröffentlich wird. Noch ein finanzielles Standbein, das so unbeständig ist wie die Arbeit als Drehbuchautor kann und will ich mir aktuell nicht leisten. Deshalb liegt mein Fokus im neuen Jahr ausschließlich auf dem Schreiben. Wenn ich zwischendurch Zeit haben sollte, in meiner Freizeit an einem Spiel weiterzuarbeiten: Schön. Aber es hat keine Priorität.

Mindestens eine Woche ohne Gepäck reisen

Es gab im Sommer eine Reise nach Wien, die sich für dieses Ziel hervorragend angeboten hätte: Eine einwöchige Reise an einem Ort mit einer festen Unterkunft – besser geht es in der Hinsicht nicht. Trotzdem bin ich mit dem Vorhaben gescheitert und zwar am allgemeinen Modegeschmack.

Um auf Reisetaschen und Rucksäcke zu verzichten, wollte ich Cargo-Shorts und eine leichte Weste mit wenigen Taschen tragen (nicht so wie diese hier, sondern wesentlich schlichter). Solch eine Weste hatte ich sogar gefunden, auch wenn die eher bescheiden an mir aussah, weshalb ich sie letztlich doch nicht gekauft habe. Allerdings gestaltete sich die Suche nach der passenden Cargo-Shorts als Albtraum.

Wer es nicht weiß: Eigentlich hasse ich Shopping und möchte es stets möglichst schnell über die Bühne bringen, wenn es doch mal nötig ist, etwas zu kaufen. Damit ich es auf ein Minimum beschränken kann, nutze ich eine Uniform-Wardrobe und kaufe vorzugsweise bei denselben Unternehmen, wenn ich einmal ein passendes Modell für meine Zwecke gefunden habe.

Für die Cargo-Hose habe ich online exakt ein Modell gefunden, das gepasst hätte, aber es war ausverkauft. Doch davon wollte ich mich nicht verunsichern lassen und wagte mich in meine persönliche Hölle: Einkaufszentren. Zahlreiche erfolglose Versuche später gab ich auf. Denn ich hatte bereits einen ganzen Nachmittag darauf verwendet und mir war meine Zeit schlicht zu schade. Abgesehen davon empfinde ich den Modegeschmack von 2024 als Zumutung.

Also reiste ich letztlich mit einem Rucksack – ja, mit nur einem. Der hatte allerdings auch nicht alle Kriterien erfüllt, weshalb ich ihn direkt nach der Reise bereits wieder verkaufte. Entsprechend ist mein Ziel, komplett ohne Gepäck zu reisen, hinfällig. Mir ist es das schlicht nicht wert.

Aktuell hat es sich jedoch wenig umgewandelt: Nunmehr möchte ich nur mit einem Rucksack unterwegs sein. Auch hier habe ich bisher kein Modell gefunden, was alle meine Anforderungen erfüllt. Deshalb möchte ich aktuell einen eigenen Rucksack nähen. Wann genau ich dazu kommen werde, kann ich gerade noch nicht absehen. Fortsetzung folgt.

Eine Frage der Motivation

Wie schon zu Beginn des Beitrags angekündigt, möchte ich meine Zielsetzung an sich verbessern. Das bedeutet einerseits, die Zielbedingung zu präzisieren: Wann genau habe ich das Ziel erreicht? Außerdem möchte ich nach Möglichkeit externe Faktoren, die Einfluss nehmen, eliminieren.

Das mit dem externen Druck ist eine äußerst diffizile Angelegenheit. Ursprünglich nahm ich an, dass es schon ausreichen würde, meine Vorhaben öffentlich zu machen. Dann durfte ich jedoch eine neue Seite an mir entdecken, nämlich eine äußerst manipulative. Mein Gehirn ist ein Meister darin, zwischen realem externen Druck und falschem externen Druck zu unterscheiden. Dazu zwei Beispiele:

Wenn ich bei einer Telenovela oder einer Daily Soap arbeite, gibt es einen vorgegebenen Rhythmus. Jede Woche müssen in jedem Arbeitsschritt fünf Folgen fertig gestellt werden. Dahinter verbirgt sich eine Maschinerie, in der sämtliche Abteilungen darauf angewiesen sind, dass die anderen Abteilungen möglichst reibungslos funktionieren – wie Zahnräder die ineinandergreifen. Wenn ich hier eine Deadline reiße, leiden viele andere Menschen darunter und können nicht arbeiten. Die Maschinerie gerät ins Stocken. Die Produktionsfirma verliert sehr viel Geld. Also setze ich aufgrund des externen Drucks alles daran, damit ich die Fristen einhalte.

Wenn ich mir hingegen selbst Ziele setze und es überhaupt keine Konsequenz hat, wenn ich diese nicht erreiche – abgesehen von meiner persönlichen Unzufriedenheit – funktioniert dieser externe Druck, auch dann nicht, wenn ich es öffentlich mache. Denn dann denke ich in Momenten, in denen meine Willensstärke ausgelaugt ist: Wen interessiert es, ob ich meine willkürlich gesetzten Ziele erreiche oder nicht? Ob ich nun einen neuen Prototypen für ein Spiel entwickle oder nicht, hat keinerlei Konsequenz, denn es erwartet niemand von mir – außer mir selbst. Anders verhält es sich, wenn andere Menschen gezielt danach fragen oder ich eine intrinsische Motivation habe.

Das zeigt sich sehr gut beim Marathon-Training. Nachdem ich 2023 meinen ersten Marathon erfolgreich absolviert hatte, wusste ich bereits, dass ich es schaffen kann. Das hat sich neben der wegen Arbeit ohnehin schon knapperen Zeit als im Vorjahr in 2024 wesentlich auf mein Training ausgewirkt. Um eine bessere Zeit zu laufen, hätte ich viel früher mit dem Training anfangen und häufiger trainieren müssen. Das war aber arbeitsbedingt nicht drin. Trotzdem trug meine intrinsische Motivation dazu bei, dass ich wesentlich mehr trainierte, als wenn ich das Ziel Marathon nicht gehabt hätte. Da ich einen extern gesetzten Termin für den Marathon hatte, gab es für mich keine Möglichkeit, mich aus meinen mindestens drei Trainingseinheiten pro Woche rauszureden.

Deshalb möchte ich künftig einen stärkeren Augenmerk auf meine intrinsische Motivation legen: Was treibt mich an, Ziele zu verfolgen, auch wenn ich keinen externen Druck habe?

Systeme erschaffen (und erhalten)

Das Ziel des Marathons war darüber hinaus ein hervorragender Katalysator für ein System: Die Tatsache, dass ich einen fixen Termin vor Augen hatte und wusste, welche Trainingseinheiten ich vorher absolvieren musste, um den Marathon überhaupt zu schaffen, zwang mich dazu, wöchentlich drei Trainingseinheiten einzuplanen und auch umzusetzen.

Deshalb frage ich mich, wie ich solche Systeme auch für meine anderen Ziele etablieren kann. Ein essentieller Punkt hierbei besteht in Routinen und der Disziplin, diese auch beizubehalten. Mir fällt es vor allem schwer, abends rechtzeitig schlafen zu gehen, um dann auch alle Routinen für den nächsten Tag so durchzuziehen. Hier möchte ich also an mir arbeiten.

Wie genau ich das anstelle und welche Systeme ich wie nutzen werde, habe ich für mich selbst zwar noch nicht herausgefunden. Klar erscheint mir jedoch, dass ich Abstriche bei meinen Ansprüchen an mich selbst machen werden muss – so viel habe ich in den letzten Jahren gelernt.

Meine neuen Ziele

Deshalb und angesichts der Tatsache, dass ich meistens nicht ausreichend Zeit und Energie für alle meine Ziele finde, ohne meine Gesundheit aufs Spiel zu setzen, reduziere ich meine Vorhaben für das neue Jahr. Um es mit den Worten einer früheren Dozentin zu sagen: Man muss sich selbst auch eine Chance geben, zu gewinnen.

Wer schon länger mitliest, weiß, dass ich gern höher ziele, um höher zu treffen. Leider habe ich mich damit in der Vergangenheit häufiger ins Scheitern verbannt, weil ich neben Alltag vor allem einen Aspekt nicht mitgedacht habe: Ich bin keine Maschine. Dem möchte ich deshalb fortan stärker Rechnung tragen.

Darüber hinaus weise ich meine Ziele verschiedenen Arealen zu. Hintergrund ist, dass ich mir meine Ziele oft nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ zu hoch stecke; sprich: mir zu viel vornehme. Dem wirke ich einerseits entgegen, indem ich nicht nur die Anzahl der Ziele insgesamt reduziere (drei statt fünf wie im Vorjahr), sondern zunächst die drei Bereiche in meinem Leben festlege, die mir am wichtigsten und dringlichsten erscheinen, bevor ich entscheide, welches Ziel ich jeweils setze.

1. Gesundheit – nachhaltige Routinen etablieren

Diesen Bereich setze ich bewusst an erste Stelle. Selbstverständlich bin ich mir bewusst, dass meine Gesundheit nicht ausschließlich in meinen Händen liegt. Wie kann ich hier also überhaupt ein Ziel setzen, dass realistisch erreichbar ist? Meine Antwort: Indem ich mich auf das fokussiere und priorisiere, was ich für meine Gesundheit tue. Konkret mache ich das heuer an folgenden Parametern für mich fest:

Schlaf

Bevor ich mich jetzt in unrealistische Messwerte verliere, setze ich die Latte niedrig an: Tatsächlich würde es mir schon reichen, wenn ich im Kontrollzeitraum durchschnittlich zwischen 6,25 und 7,5 Stunden schlafe.

Sozialleben

Ein gesundes Sozialleben steigert Wohlbefinden, Gesundheit und Lebenserwartung. Grund genug, darauf mehr Wert zu legen. Jede Woche möchte ich deshalb im Kontrollzeitraum zumindest mit mindestens einem Herzensmenschen reden (nicht nur sprechen!) oder anderweitig Zeit verbringen. Dabei möchte ich anmerken, dass ich explizit meinen Partner ausschließe, weil wir zusammen leben und unsere gemeinsamen Rituale haben. Das hier angesprochene Sozialleben soll sich explizit auf Herzensmenschen beziehen, mit denen ich regulär nicht in einem Haushalt wohne.

Sport & Bewegung

Einen Marathon werde ich heuer zwar nicht laufen, aber: Drei Trainingseinheiten pro Woche strebe ich im Kontrollzeitraum weiterhin an.

Ernährung

An sich bin ich mit meiner Ernährung zufrieden, aber ich würde auch hier gern mehr Routine reinbringen und allem voran mehr selbst zubereiten und weniger auswärts essen – im Rahmen der Möglichkeiten, denn bei fünf Mahlzeiten am Tag erweist sich das als nicht so einfach. Im vergangenen Jahr habe ich gemerkt, wie schwer es mir teilweise fällt, in Routinen zurückzukehren, wenn sich meine Lebensumstände ändern.

Deshalb möchte ich hier einen wöchentlichen Speiseplan erarbeiten, auf den ich jederzeit zurückgreifen kann und der es mir einfach macht, in eine Koch- und Backroutine zurückzukehren.

Ruhe

Meine Erfahrung zeigt mir, dass ich aktiv regelmäßig Ruhe in meinen Alltag einbauen sollte, denn sonst wird sie mir wie von Geisterhand genommen. Dabei meine ich jedoch nicht nur einen Ruhetag, sondern auch Ruhezeiten außerhalb des Schlafes. Am besten klappt das bei Meditation, ziellosem Spazieren und Lesen. Konkret heißt das:

  • Jeden (Arbeits-)Tag im Kontrollzeitraum mindestens eine Stunde für Meditation, Spaziergänge oder Lesen.
  • Jede Woche im Kontrollzeitraum mindestens einen Tag ohne Pläne.

2. Karriere – erfolgreich in die Selbstständigkeit starten

Nachdem ich im vergangenen Jahr, meine Zeit als Junior Storyliner bei der Telenovella abgeschlossen habe, steht für mich der Schritt in die Selbstständigkeit an. Drehbuchautor*innen gehören den freien Berufen an. Deshalb gibt es hier einige Besonderheiten, die für reguläre Selbstständige so nicht gelten. Es ist komplex. Unabhängig davon steht jedoch die Frage im Raum, was hier eigentlich erfolgreich bedeutet. Menschen mit Hintergrund in BWL würden jetzt wahrscheinlich eine bestimmte Summe x nennen, die sie einnehmen wollen. Doch dafür liegt das viel zu stark außerhalb meiner Hand. Außerdem kann ich auch noch nicht absehen, ob ich ausschließlich freiberuflich arbeiten werde. Deshalb orientiere ich mich an einem anderen Aspekt: Risikostreuung.

Bis Ende des Jahres strebe ich mindestens drei verschiedene zahlende Kund*innen an, um mich weniger abhängig zu machen.

3. Bildung – mehr Bücher lesen

In vielerlei Hinsicht bin ich mit meinen Bildungsfortschritten schon zufrieden: Kinoabo sei Dank schaue ich sehr regelmäßig Filme. In der Sprachlern-App lerne ich im Gegensatz zu VHS-Zeiten täglich regelmäßig. Nur beim Lesen von Büchern hapert es etwas. Bevor ich aber mein Buchembargo aufhebe, gilt es, noch einige Dutzend Bücher zu lesen. Deshalb versuche ich es heuer mit einem Leseplan: Dabei plane ich nicht nur täglich Zeit für Lektüre ein, sondern teile jedes Buch rechnerisch auf den angesetzten Zeitraum auf und errechne ein tägliches Lesevorhaben. Bisher klappt das mit Pufferzeiten ganz gut. Da wäre es natürlich verlockend, direkt ein höheres Ziel zu stecken. Aber ich kenne mich. Der Trick besteht oft darin, die Schwelle so niedrig wie möglich anzusetzen, um überhaupt ins Machen zu kommen. Der Rest kommt dann Stück für Stück – oder in diesem Fall: Seite für Seite.

Deshalb möchte ich bis Ende des Jahres mindestens 12 Bücher fertig lesen. (Hintergrund ist, dass ich auch noch einige angefangene Bücher habe, die ich noch beenden möchte.)

Einschränkungen

Falls du über den Begriff des Kontrollzeitraums gestolpert sein solltest: Diesen habe ich bewusst verwendet. Es geht hier zwar um meine Ziele für das Jahr, aber in meinem eigenen Interesse möchte ich mich gar nicht unnötig unrealistischen Erwartungen an mich selbst aussetzen. Denn – richtig! – ich bin keine Maschine!

Im Winter tue ich mich eher schwer. So richtig in die Gänge komme ich erst im März, weshalb der 01.03. für mich das bessere Startdatum ist als 01.01., an dem man doch ohnehin noch total übermüdet und Carb-komatös losstolpert. Dann hat man auch noch etwas Zeit, um sich zu ordnen und vorzubereiten. Immerhin soll der Einstieg einfach sein! Im Dezember läuft bei mir im Grunde ebenso wenig wegen des ganzen Feiertagsdrumherums wie während Urlaub und Krankheit.

Deshalb lasse ich diese Zeiträume bewusst bei meiner Erfassung außen vor und messe lediglich vom 01.03. bis 30.11. exklusive Urlaubs- und Krankheitszeiten.

Außerdem liste ich keine Ziele mehr für meine Hobbys, Interessen und (außerberuflichen) Leidenschaften wie in früheren Jahren: Keine erwarteten Prototypen für Spiele! Keine Zielmarke dafür, wie viele Rezepte und Blogbeiträge ich gern umsetzen würde! Keine Liste an Projekten, die ich privat im Jahr umsetzen möchte! Und versteht mich nicht falsch: All das würde ich so gern in vollem Umfang tun.

Doch ich möchte meine Hobbys, Interessen und Leidenschaften privat bewusst von meiner Lohnarbeit abkoppeln. Klar macht das alles auch Arbeit. Aber ich möchte nicht, dass es sich wie ein Nebenjob anfühlt. Stattdessen möchte ich Dinge privat spielerischer und ergebnisoffen angehen. Wenn ich jedoch für sämtliche Bereiche meines Lebens Zielmarken setze, werde ich im Ehrgeiz mit mir selbst direkt so verbissen, dass ich mir den Spaß an der Freude rasch selbst nehme. Davon zeugen zumindest meine Ziel-Rapporte der letzten Jahre, wenn ich sie mir heute durchlese. Deshalb lasse ich an dieser Stelle los und hebe mir meinen Ehrgeiz lieber für die Bereiche auf, wo es darauf ankommt. Was ich dann noch privat gewuppt bekomme (oder eben auch nicht), möchte ich aber entspannt angehen.

Jetzt interessiert mich, welche Ziele du dir für 2025 gesetzt hast – falls du das hast! Oder bist du womöglich Team Anti-Ziele? Teile es gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp


Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Ziel-Rapporte.

Handverlesen in 2024

Huch, schon wieder ein Jahr um! In gewohnter Manier gibt es meinen persönlichen Jahresrückblick erst, wenn das Jahr auch wirklich vorbei ist. In diesem Sinne: Jetzt ist die Zeit dafür!

Januar

Wie unpraktisch, dass das neue Jahr stets im Winter beginnt, oder? Mir fällt es zumindest schwer, nach all dem Glanz der Feiertage mit den dunklen und tristen Wintermonaten klarzukommen. Umso wichtiger finde ich es, sich die Zeit selbst etwas schön zu machen. Gesagt, getan; deshalb stand im Januar ein Brettspielwochenende in Erfurt an. Denn, wenn der Winter einen Vorteil hat, dann doch wohl der, dass man sich ganz ohne schlechtes Gewissen ein Wochenende lang einschließen kann, um rund um die Uhr gemeinsam Gesellschaftsspiele zu spielen, oder? 🎲

Noch so eine Aktivität, den Winter erträglicher macht, ist Urlaub in Kombination mit Wintersport. Denn der ermöglicht es, sich den ganzen Tag an der frischen Bergluft zu bewegen und Tageslicht zu tanken, um dann abends bei gemütlicher Hüttenstimmung mit gut gefülltem Magen wegzudämmern. Für mich hieß das nun konkret, mich in der Zweitheimat Osttirol das erste Mal an Abfahrt zu wagen. Und was soll ich sagen? Oida, war des a Gaudi! ⛷

Februar

Das sollte der Monat der neuen Erfahrungen für mich werden: Zunächst wäre da mein erstes (und bis dato einziges) Techno-Konzert. Für Brutalismus 3000 hatte ich meinem Liebsten geschenkt und ergab mich meinem Schicksal, auch wenn ich da einige Vorbehalte hatte. Also wurde ich in Schale geworfen und habe geraved, was das Zeug hält – zumindest solang das Konzert dauerte. Irritiert war ich davon, wie wenig Bewusstsein einige Menschen für ihre Umgebung haben, und vom Alter der übrigen Anwesenden (Erklärung meines Techno-Profis: In die Clubs kommen sie eben noch nicht rein.) Ja, wir haben gegebenenfalls zu den ältesten fünf Prozent gehört. Aber ein spaßiger Abend war es allemal! 😎

Außerdem stand mein Umzug nach Lüneburg an. Für meinen ersten richtigen Job als Drehbuchautor durfte ich bei der Telenovela Rote Rosen anheuern und hatte dort eine richtig gute Zeit! Ehrlich gesagt würde ich sogar so weit gehen, zu behaupten, dass es der beste Job war, den ich je hatte! Zugegeben: Es war schon etwas gewöhnungsbedürftig, dass ich jede Woche mit einem wechselnden Kollegium arbeitete. Aber ich durfte so viel lernen und hatte so viel Spaß bei der Arbeit, dass mich auch das Pensum nicht gestört hat. So darf es gern weitergehen… 🌹

März

Spätestens seit dem Abschnitt Januar in diesem Beitrag dürfte nunmehr bekannt sein, wie gern ich meine Zeit mit Gesellschaftsspielen verbringe. Die bereiten mir wirklich Spaß! Echten Spaß! Und seit der Lektüre von The Power of Fun von Catherine Price durch Frau Dingdongs Buchklub war ich regelrecht auf der Suche nach Erfahrungen, die mir ebenso große Freude bereiten würden. Nichtsahnend stieß ich bei einer ziellosen Recherche auf die Möglichkeit, das Spiel Scotland Yard im echten Leben mit echten Öffis zu spielen. Nur stammten sämtliche Verweise im Internet darauf aus den vergangenen Jahrzehnten. Und da ward eine Idee geboren: Warum nicht einfach mal selbst machen? Dank der heutigen Technik ist es sogar noch einfacher als vor 10 oder 20 Jahren. Also startete ich mit Frau Dingdong einen Test in Hamburg. Und wir hatten den Spaß unseres Lebens – was auch bei den übrigen Fahrgäst*innen nicht unbemerkt geblieben sein dürfte. 🕵🏾

April

Mit steigenden Temperaturen stieg auch meine Unternehmungslust. Entsprechend reich an Unternehmungen gestaltete sich der April: Zunächst gab es noch zwei Ausgaben von Scotland Yard Live – einmal in Berlin und einmal in Hamburg. Das mag ich dieses Jahr mit noch mehr Menschen probieren! 🚇

Außerdem stand ein Heimaturlaub an. Direkt zur Eröffnung der Saison ging es mit einem engen Schulfreund deshalb in unserer Erstheimat in den Freizeitpark Plohn. Achterbahnfahrten gehören auf jeden Fall auch zu den Aktivitäten, bei denen ich echten Spaß empfinde! 🎢

Dann gab es noch eine kleine Reunion: Meine frühere WG aus Darmstadt hat sich auch in 2024 wieder getroffen – dieses Mal in Leipzig. Das war wieder einmal sehr schön herzlich und dann auch noch mit einer richtig niedlichen Hundedame! 🐶

Schließlich gab es noch eine Wanderung in der berühmten Lüneburger Heide mit meinem einzigen Freund in Lüneburg. Ehrlich gesagt war ich etwas enttäuscht. Ja, es war außerhalb der Saison und ganz nett unterwegs. Aber große Teile der Landschaft sehen dann doch recht trostlos aus, wenn die Heide gerade nicht blüht. Also musste ich unbedingt noch einmal zurückkehren! 🥾

Mai

Im Mai empfing ich Besuch in Lüneburg. Kennt ihr das, wenn man stets derjenige ist, der bei Museumsbesuchen am längsten braucht, weil man sich alles in Ruhe durchlesen möchte. Und dann stell dir vor, jemand geht mit dir ins Museum, der noch länger braucht! Was soll ich sagen? It’s a match! 🏛

Außerdem flogen wir nach Israel, weil meine Quasi-Schwiegermutter ihren 60. Geburtstag hatte. Allen Umständen zum Trotz war es eine schöne Feier. Eine Lehre, die ich daraus gezogen habe: Man muss Feste so feiern, wie sie fallen! Wer weiß, wann man sonst dazu kommt? 🇮🇱

Juni

Da ich meinen Geburtstag nicht am Flughafen verbringen wollte, blieben wir eben doch etwas länger in Israel. Und so durfte ich seit neun Jahren meinen Geburtstag mal wieder in Israel begehen. Eine Sache, die ich an den israelischen Gepflogenheiten sehr mag, ist, dass Geburtstagskindern eine Kopfschmuck mit Blumen aufgesetzt wird. Das macht so eine Feierlichkeit gleich zu etwas Besonderem! 🌸

Zurück in Deutschland habe ich mich mit meinem Fun-Partner in crime Frau Dingdong außerdem auf Sofortbildfototour begeben. Analoge Sofortbildfotografie hat mich letztes Jahr in ihren Bann gezogen. Also erwarb ich gebrauchte Polaroid-Kameras sowie passende Filme und wir machten Lüneburgs Altstadt unsicher, um uns an diesem nahezu magischen Medium zu probieren. Und apropos probieren: Wir probierten ganz nebenbei auch noch die eine oder andere Eisdiele in Lüneburg. Was für eine Freude! 📸

Juli

Schon wieder Urlaub: Dieses Mal ging es mit besagtem engem Schulfreund und dessen Familie nach Wien. Man sollte meinen, dass man sich richtig gut Zeit lassen kann, wenn man sich eine Woche nur in einer Stadt aufhält. Aber auch Wien hat so viel zu bieten, dass man immer wieder für einen Besuch vorbeikommen kann! Ungeachtet dessen, haben wir es möglichst entspannt angehen und es uns auch kulinarisch gut gehen lassen. Und es war sogar noch genug Zeit, um eine Freundin aus Jugendtagen inklusive Nachwuchs sowie eine Kollegin zu treffen. Ein wenig habe ich mich schon gefragt, ob Wien nicht der bessere Wohnort für mich wäre: Bessere Küche, Achterbahnen direkt in der Stadt und näher an den Alpen – Wien wurde nicht grundlos mehrfach zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt! 🎡

Kaum zurück gab es für mich noch eine neue Erfahrung: Futures. Dabei handelt es sich bei einer täglichen Serie um ein riesiges Brainstorming, was in den nächsten x Wochen (x = Zahl, die variiert) handlungstechnisch passieren soll. Man fühlt sich ein wenig wie in einem Film, wenn man Teil einer Gruppe von Autor*innen ist, die sich in einem Hotel fernab vom Schuss verschanzen, um sich voll und ganz nur auf diese Geschichten zu konzentrieren, wenn man von der Verköstigung alle paar Stunden absieht. Es könnte aber auch die Einleitung für einen Horrorfilm sein. Spaß beiseite, das war toll und wir sind alle lebend wieder in der Zivilisation angekommen! 🎬

August

Mein Blog wurde 10 Jahre alt! Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist! Allerdings frage ich mich beim Tempo der technischen Entwicklung schon, ob es in zehn Jahren überhaupt noch so etwas wie Blogs geben wird. Jedenfalls mache ich erstmal weiter, denn das ursprüngliche Konzept eines Blogs besteht ja darin, ein Leben zu dokumentieren. Sehen wir, was die Zukunft bringt! 🎂

Ein Bekannter hat sich aus Berlin verabschiedet, weil es ihn nach Barcelona zieht. Wenn andere Menschen auswandern, werde ich ja stets etwas wehmütig. Soll es das jetzt schon gewesen sein mit dem Nomadentum? Wollte ich nicht selbst noch die ganze Welt erkunden? Für einen kurzen Moment vergesse ich dann, dass es ja durchaus gute Gründe gibt, warum ich aktuell genau da bin, wo ich mich befinde. Aber zum Reflektieren ist es immer gut. 👀

Im August war ich sogar zwei Mal in der Lüneburger Heide wandern – dieses Mal mit zauberhafter Blüte. Da sieht das Ganze schon wesentlich schöner aus und man versteht, warum die Menschen davon so schwärmen. Und die Heidschnucken sind vielleicht erst süß! Wie die jemand essen mag, kann ich wirklich nicht nachvollziehen… 🐏

Außerdem empfing ich noch eine Freundin aus Berlin zu Besuch in Lüneburg. Wenn Besuch da ist, kann man ganz entspannt das touristische Angebot des eigenen Wohnorts wahrnehmen, zu dem man sonst nie kommt. Bei einer Stadtführung lernt man dann doch noch ein paar interessante Hintergründe, über die man sonst womöglich nie nachgedacht hätte – beispielsweise den weltweit ersten belegten Drive-in. ⛲️

September

Im September gab es direkt noch einmal Besuch vom Liebsten und meinen Eltern – und es ging noch einmal in die Heide. Doch die Blüte hatte schon deutlich nachgelassen. Erstaunlich, was ein paar Wochen Unterschied da ausmachen können. Erstaunlich finde ich auch, dass Kutschfahrten in der Lüneburger Heide so beliebt sind. Erschließt sich mir überhaupt nicht, zumal mir die Pferde sehr leid tun… 🐴

Dann stand auch schon die Wohnungsauflösung in Lüneburg an. Ehrlich gesagt war ich doch etwas überwältigt von der Menge an Dingen, die sich binnen weniger Monate in einem zweiten Haushalt ansammeln. Ins Mietauto hat zwar trotzdem alles gepasst, aber das war dann auch bis unter die Decke voll. Die Fahrt war überraschender Weise entspannter, als ich erwartet hatte – vor allem auf den Landstraßen. Autobahnen langweilen mich ganz fürchterlich. Großstadtverkehr macht überhaupt keinen Spaß. Am Ende des Tages empfand ich es dann doch als sehr befreiend, das Mietauto wieder los zu sein. 🚛

Das letzte Wochenende des Monats stand schließlich noch ganz im Zeichen des Berliner Marathons, für den mein Papa und ich uns als Team angemeldet hatten. Aus gesundheitlichen Gründen war bis zum Schluss nicht klar, ob wir beide überhaupt antreten werden, sind wir dann aber doch und haben es durchgezogen. Bei mir war es leider sehr schmerzhaft dieses Mal. Da wollte ich wohl zu viel… Alles in allem aber dennoch geschafft – bis zum nächsten Mal! 🏃

Oktober

Auch ohne Wohnung verweilte ich noch zwei Wochen in Lüneburg, bevor es dann auch hier Abschied nehmen hieß – oder sollte ich eher „Auf Wiedersehen“ sagen? In jedem Fall war es ebenso herzlich wie das Willkommen in Berlin. 😘

Dort nahm ich dann auch just an einer Kneipentour mit ehemaligen Kolleg*innen teil. Meinem unalkoholischen Lebensstil entsprechend gehört das für gewöhnlich nicht zu meinen Freizeitaktivitäten. Nach der Kneipentour weiß ich auch wieso. Spaßig war es aber trotzdem. 🍻

Anlässlich der Geburtstage eines sehr guten Schulfreundes und seiner Tochter verschlug es mich außerdem nach Dresden. Da durfte eine Bilderbuchwanderung in der vom Laub bunt gefärbten Sächsischen Schweiz natürlich nicht fehlen! Meine erste selbst erstellte Schnitzeljagd erwies sich zwar in der Ausführung als etwas stressig, aber als Erfolg, denn sie hat nicht nur den Kindern, sondern auch mir Spaß gemacht. So etwas sollte man viel häufiger machen! 🗺️

Mit Halloween wagte ich mich außerdem wieder an das Backen von Plätzchen. Die Fledermauskekse waren mir zwar noch etwas zu fad, aber die Kürbisplätzchen waren der Knaller! Zum Glück habe ich noch ein paar Monate, um mir ein paar Gedanken zu machen, was ich dieses Jahr zaubern werde. 🎃

November

Spätestens im November spürte ich, dass die Luft für das Jahr irgendwie raus war. Ein paar Höhepunkte gab es aber dennoch: Einmal mehr stand die jährliche Reunion mit den Herzensmenschen aus der Ersteheimat an. Dieses Jahr trafen wir uns in Halle und was soll ich sagen? Diese Stadt wird komplett unterschätzt! Abgesehen von Kulinarik haben wir zwar nicht wirklich etwas des städtischen Angebots in Anspruch genommen, aber so oder so ist es immer eine Reise wert. ♥️

Am Ende des Monats wartete außerdem noch ein kleines Projekt: Zum Geburtstag hatte ich meinem Partner einen Nähkurs geschenkt, den wir zusammen besuchten. Ambitioniert wie eh und je wollte ich aus einer alten Jacke einen Reiserucksack nach meinen eigenen Vorstellungen nähen. Das gestaltete sich jedoch als etwas zu ambitioniert. Deshalb habe ich stattdessen meine kaum getragene, zu große Wollfilzjacke auf meine Körperform angepasst. Jetzt sitzt sie wie gegossen und ich trage sie direkt viel häufiger! Und der Nähkurs war auch super. Den Rucksack gehe ich dann eben dieses Jahr an. 🧵

Dezember

Für gewöhnlich schätze ich den Dezember ja so sehr, weil man so viel Zeit zu Hause verbringt und eigentlich eine besinnliche Zeit haben möchte. Nun ja, zu Hause waren wir im Dezember kaum. Im Grunde fühlte sich der gesamte Monat wie ein einziger riesiger Urlaub an. Und das war auf seine eigene Weise ganz toll! Zuerst waren wir in Prag. Das war ein Geschenk meiner Eltern für unseren Geburtstag. So begaben wir uns für ein verlängertes Wochenende auf die Suche nach dem tollsten Weihnachtsmarkt in Prag und haben geschlemmt, genossen und jede Menge über tschechische Weihnachtsbräuche kennengelernt. Außerdem ich hatte endlich mal Gelegenheit, auch andere Seiten Prags kennenzulernen. Das lange Wochenende mit den Liebsten tat sehr gut – zumal wir dieses Jahr sonst nicht so viele Wochenenden zusammen verbringen konnten. 🇨🇿

Nach nur einem Tag Aufenthalt in Berlin ging es sodann direkt weiter nach London – zu einer Geburtstagsüberraschung für die Quasi-Schwiegervater. Auch dort wurde weitergeschlemmt! Ich habe wohl noch nie so gut Indisch gegessen und auch so war das gastronomische Angebot auf einem anderen Niveau – nicht nur preislich. Das gilt auch kulturell. Deshalb habe ich direkt auch noch die Chance genutzt, Phantom of the Opera und Waiting for Godot anzuschauen. London ist in der Weihnachtszeit noch einmal auf ganz wunderbare Weise anders, aber auch sehr kapitalistisch. Insgesamt hat sich Energie der Stadt auf mich übertragen, was mir in meinem Wintertief echt gut getan hat. 🇬🇧

Many happy meetings mit der erweiterten Quasi-Schwiegefamilie später ging es zurück nach Berlin – mit Quasi-Schwiegereltern und -Schwägerin. Bevor letztere dann über die Feiertage auch noch mit in die Erstheimat zu meinen Liebsten kam, gab es für mich aber noch einiges an Plätzchen und Lebkuchen zu backen. Und dort durfte das Jahr dann mit weiteren Köstlichkeiten und viel Zeit mit all meinen Herzensmenschen ausklingen – ganz entspannt. 🎄

In 2024 ist dann doch einiges passiert! Das mag ich an solchen persönlichen Rückblicken. Denn sie führen mir vor Augen, wie toll das Jahr dann doch war – viel positiver, als man es sonst womöglich angenommen hätte.

Was war dein Highlight im letzten Jahr? Teile es gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp


Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Handverlesen.

Ein Motto für das neue Jahr

Nachdem ich das nun bei zahlreichen anderen Menschen fasziniert beobachten durfte, möchte ich es heuer mal selbst ausprobieren und habe mir ein persönliches Motto für das neue Jahr überlegt: Ein Leben in Hülle und Fülle

Inspiration & Ausrichtung

Stein des Anstoßes war die wundervolle Frau Dingdong, die letztes Jahr mit ihrem Jahresmotto La Bella Figura inklusive Dokumentation dafür Sorge getragen hatte, dass mich die Idee mit dem Motto gar nicht mehr losließ. Eine andere Freundin wählt jährlich zwei Adjektive, auf die im neuen Jahr der Fokus gerichtet werden soll (beispielsweise abenteuerlustig und ausgeschlafen). Doch als sie mir davon erzählte, hatte ich mein Motto insgeheim bereits gewählt.

Wer nun denkt, dass ich dem Minimalismus den Rücken kehre und mein Motto ein Leben in Saus und Braus einläuten soll, dürfte enttäuscht werden. Denn die Redewendung ist nicht, was es zunächst scheint. Ursprünglich bezog sich Hülle auf Kleidung und Fülle auf den Magen, sollte also nichts anderes sagen als, dass man mit dem Notwendigsten versorgt ist. Erst später hat sich die Redewendung umgekehrt und drückt seitdem vor allem Überfluss aus.

Persönlich möchte ich mich auf beide Bedeutungen beziehen. Ursprünglich hatte ich als Motto Genügsamkeit im Sinn. Doch das klang mir ein wenig zu bieder und traf es auch nicht so ganz. Denn mir geht es nicht nur um Genügsamkeit auf materieller Ebene, sondern auch um Suffizienz und Zufriedenheit.

Die geteilte Seele

Minimalismus begleitet mich nun schon weit mehr als zehn Jahre. Gleichermaßen merke ich immer mal wieder, dass auch mir regelmäßig eine Rückbesinnung auf die Kernwerte gut täte, wenn ich einen Blick in unsere Wohnung und meinen Lebensstil werfe. Dabei stehen mir oft meine breit gefächerten Interessen im Weg: Ich möchte zu viel(e Dinge tun). Und so enden immer mehr Objekte in unserer Wohnung, die ich für bestimmte Aktivitäten zu brauchen meine. Doch meine Zeit, um sie alle zu verwenden, reicht bei Weitem nicht. Das finde ich schade, denn ich möchte Ressourcen möglichst gut nutzen. Dinge, die ungenutzt herumliegen und verstauben, stellen das genaue Gegenteil dar.

In mir schlagen zwei Herzen: Das eine ist das eines Minimalisten. Das andere ist das eines hoffnungslosen Romantikers, der dem Charme von Retro-Nostalgie und den schönen Dingen des Lebens zugewandt ist. Die letzten Jahre haben mir einen gewissen materiellen Wohlstand gebracht, der mit Zeitknappheit einherging. Den materiellen Spielraum habe ich zwar bei Weitem nie so weit ausgereizt, wie ich hätte können, aber für mein minimalistisches Herz eben doch einen Schritt zu weit.

Motivation

Letztlich geht es mir beim Jahresmotto auch darum, Zeit freizuschaufeln, um möglichst viel von dem zu tun, was mir Freude bereitet, und möglichst wenig von dem, was ich als Belastung empfinde. Im Zentrum steht dabei die Frage, was mir im Leben wichtig ist und was, wen und wie viel ich in meinem Leben brauche, um zufrieden zu sein.

Außerdem hat mein Motto noch einen ganz praktischen Nutzen, denn dieses Jahr möchte ich hauptberuflich in die Selbstständigkeit starten. Dabei gibt es natürlich ein finanzielles Restrisiko. Insofern tue ich auch hier gut daran, Geld zusammenzuhalten, finanzielle Verpflichtungen zu vermeiden und möglichst auf das zurückzugreifen, was ich bereits habe. Sprich: Ich wage ein Experiment, in dem ich möglichst nur Geld für die notwendigen Dinge im Leben aufwenden möchte.

Vorhaben

Deshalb bringt das Jahresmotto gleich noch ein paar befreundete Vorhaben mit:

Nix Neues

Ich möchte einmal schauen, wie lang ich auskommen kann, ohne mir etwas Neues ins Haus zu holen. Lebensmittel und andere Verbrauchsgüter sind davon ebenso ausgenommen wie Geschenke. Generell möchte ich einen Fokus darauf legen, beschädigte Dinge zu reparieren, bevor ich sie ersetze. Wenn doch mal etwas Neues ins Haus kommt, sollten dafür zwei andere Dinge gehen.

So weit die Theorie. Aus meiner Erfahrung heraus setze ich erstmal einen Monat, anstatt das gesamte Jahr. Und wenn es gut klappt hänge ich noch einen Monat ran. Das hat beim Verzicht auf Zucker erstaunlich lang gut funktioniert.

Aufbrauchen

Apropos Zucker: Aktuell haben wir noch große Mengen an Plätzchen, Süßigkeiten und anderen Naschereien von den Feiertagen zu Hause. Außerdem ist das Gefrierfach gut gefüllt und soll im Januar abgetaut werden. Darüber hinaus verbirgt sich im Lebensmittelschrank sicher noch das eine oder andere Relikt aus letztem Jahr (oder gar früher? 😱); höchste Zeit also, einmal alle Lebensmittel aufzubrauchen!

Auswärtsessen beschränken

Das dürfte schwierig werden. Da ich recht viel unterwegs bin, esse ich in der Folge oft auswärts – entweder bei Verabredungen oder weil es schnell gehen muss und dafür nichts Passendes in den Lebensmittelvorräten dabei ist. (Aufmerksam Lesende erkennen hier einen Zusammenhang zum Punkt Aufbrauchen.)

Außerhalb des Urlaubs möchte ich Auswärtsessen künftig auf drei Mal monatlich beschränken. Die fertig belegte Semmel gehört hier ebenso dazu wie Eis und Drei-Gänge-Menüs, denn mir geht es ums Prinzip. Hotelfrühstück geht in Ordnung, Kantinenessen nur, wenn der Auftraggeber zahlt. Insgeheim würde ich gern Meal-Prepper werden, bin mir aber noch nicht sicher, wie ich das unterbekomme. Anderereseits sehe ich nicht, wie ich ohne Meal-Prep mein Auswärtsessen beschränken möchte.

Reisen reduzieren

Wo wir schon beim Thema unterwegs sind: Ich bin für mein Leben gern unterwegs. So gern, dass ich damit einen großen Teil meiner Freizeit verbringe und dafür einen Großteil des mir zur Verfügung stehenden Geldes ausgebe. Das werde ich dieses Jahr natürlich nicht komplett streichen, aber zumindest verringern.

Selbstständige beteuern oft, dass sie trotz freier Zeiteinteilung weniger Urlaub nehmen als die meisten Festangestellten. So oder so muss ich erstmal ausloten, was ich mir sowohl zeitlich als auch finanziell leisten können werde. Wie gut, dass ich noch von den letzten fantastischen Jahren voller Reisen zehren kann. 😌 Schwer wird es mir dennoch fallen. 😔 Andererseits habe ich damit hoffentlich mehr Kapazitäten für anderes. 😅

Aktivität statt Konsum

Bevor der Eindruck entsteht, ich würde mich durch mein Jahresmotto zwölf Monate lang knechten und geißeln, möchte ich an dieser Stelle klarstellen, dass das Gegenteil mein Ziel ist. Tatsächlich möchte ich meinen Fokus nur noch einmal für Aktivitäten schärfen, denen ich nachgehen möchte, anstatt mich mit Konsum zu zerstreuen.

Das lässt sich an meiner Leidenschaft für Gesellschaftsspiele gut verdeutlichen: Ich möchte mehr Zeit damit verbringen, Spiele zu spielen (und zu entwickeln). Dafür brauche ich aktuell allerdings nicht noch mehr Spiele, auch wenn es mir bei so manchem in den Fingern juckt.

Auf den Punkt

Die beiden Interpretationen meines Jahresmottos würde ich entsprechend wie folgt zusammenfassen: Das nötige Minimum an Konsum bei einem Überfluss an Aktivität.

Zwar schränke ich mich im Konsum ein, allerdings geschieht dies zweckgebunden, um mein Leben meiner Priorität nach gestalten zu können. Denn freiwilliger Verzicht auf der einen bedeutet Freiheit auf der anderen Seite. Alles, was ich besitze, muss finanziert und gepflegt werden. Um je weniger ich mich kümmern muss, desto mehr Zeit bleibt mir für Anderes.

Welche Aktivitäten ich genau im Sinn habe, werde ich in meinem nächsten Zielrapport erläutern. Wie ich mit Dingen umgehe, die ich für besagte Aktivitäten brauche, überlege ich mir, wenn es so weit ist.

Nun interessiert mich, wie es sich bei mit dem Jahresmotto verhält? Hast du eins? Wenn ja, welches? Wenn nein, wieso nicht? Teile deine Meinung gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp

Feiertagswünsche

Es ist mal wieder so weit: Heute ist der kürzeste Tag respektive die längste Nacht des Jahres und somit Wintersonnenwende. Damit können die Feiertage starten. Oder?

Ehrlich gesagt fühle ich mich noch nicht bereit für die Feiertage. So viel wollte ich noch schaffen! Aber den Großteil des Monats Dezember war ich unterwegs und der Kalender lügt nicht: Heute ist der 21. Dezember 2024 und die Feiertage beginnen zumindest für mich schon. Deshalb streiche ich nun die Segel mehr oder weniger.

Natürlich hätte ich gern auch noch etwas mehr gebloggt. Aber dafür ist erst 2025 wieder Zeit. Die nächsten Stunden und Tage werde ich noch fleißig backen, kochen und die letzten Vorbereitungen für die trauten Zusammenkünfte mit den Liebsten treffen.

Angesichts der Ereignisse dieses Jahres und der letzten Tage bin ich heuer besonders dankbar, dass wir dazu die Möglichkeit haben. In meiner Wahrnehmung ist das Jahr sehr stark von Klimawandel, Konflikten und Kriegen geprägt. Und jetzt auch noch der Anschlag in Magdeburg! Es ist furchtbar und für mich nicht nachvollziehbar, was manche Menschen dazu bringt, so leichtsinnig und verachtend über die Leben von anderen unschuldigen Menschen zu entscheiden. In die Angehörigen der Opfer kann ich mich nur ansatzweise hineinversetzen, aber allein die Vorstellung versetzt mir einen Stich im Herzen. Welch schlimmer Abschluss für das Jahr! Und die Aussichten in das nächste schauen auch nicht gerade rosig aus.

Doch auch wenn vielen Menschen gerade nicht zum Feiern zu Mute sein dürfte, sollte uns die aktuellle Situation eines lehren: Dass wir jeden Moment mit unseren Liebsten wertschätzen sollten und gern mal all die alltäglichen Probleme liegen lassen dürfen. Wie oft tun wir uns gegenseitig wegen irgendwelcher Lappalien weh und reiben uns an bedeutungslosen Kleinigkeiten auf, anstatt uns mal in den Arm zu nehmen, für einander da zu sein und Trost zu spenden?

Dieses Jahr fallen die Wintersonnenwende, Chanukka und Weihnachten erstaunlich nah aufeinander. Die drei Feste teilen in ihrer Bedeutung die Hoffnung auf bessere Zeiten: Auf hellere Tage, Wunder und Erlösung. Obwohl ich nicht an irgendwelche religiösen Hintergründe glaube, bin ich sehr wohl davon überzeugt, dass, ebenso wie es nicht immer nur bergauf gehen kann, auch die dunkelsten Zeiten ein Ende nehmen. In diesem Sinne:

Frohe, friedliche Feiertage und habt euch lieb, auch wenn die Tage intensiv sind!

Alles Liebe
Philipp

Winterschlaf

Eigentlich habe und hatte ich noch einige Pläne bis zum Jahresende. Doch ehrlich gesagt verharrt mein Energiepegel auf einem mir unbekannten Tiefpunkt und die Luft ist für dieses Jahr raus. Wenn ich unterdessen mein Umfeld beobachte, frage ich mich zwangsläufig: Bin ich eigentlich der Einzige, der sich bereit für einen Winterschlaf fühlt?

Dass ich die dunklen Monate als knifflige Zeit für mich empfinde, ist kein Geheimnis. Doch dieses Jahr treffen sie mich schon sehr früh mit ungewohnter Härte. Womöglich hängt es auch damit zusammen, dass zeitgleich meine Arbeit in Lüneburg und somit meine externen Strukturen endeten. Das würde zumindest erklären, warum es mir so schwer fällt, eine neue Alltagsstruktur aufzubauen. Es mag seltsam klingen. Aber nach fast acht Monaten, in denen ich werktags komplett versorgt wurde und mich nur um Arbeit und Marathon-Training kümmern brauchte, fällt es mir arg schwer, eine neue Routine aufzubauen. Zu leicht habe ich mich an den Komfort gewohnt, in der Kantine sämtliche Mahlzeiten wortwörtlich auf dem Tablett serviert zu bekommen. Nun wieder in einen Rhythmus reinzukommen, in dem ich die Aufgaben im Haushalt routiniert meistere, fällt mir schwerer als gedacht.

Zugegeben: Seit meiner Rückkehr nach Berlin war mein Programm so abwechslungsreich, dass das Einrichten von Regelmäßigkeit ohnehin total abwegig erscheint. Doch heuer erscheinen mir die kürzesten Tage des Jahres noch kürzer als jemals zuvor. Aktuell halte ich für fraglich, ob das im Rest des Jahres noch besser werden wird, denn die letzten Wochen lassen kaum Raum für die gewünschte Regelmäßigkeit.

Wer nun eine Winterdepression vermutet, sei beruhigt: Emotional betrachte fühle ich mich nicht schlecht drauf. Allerdings hege ich ein ungeheuer großes Bedürfnis nach Schlaf und ertappe ich mich oft dabei, wie solch banale Aufgaben wie Hausarbeit den ganzen Tag einnehmen – zumindest die Zeit, bis es dunkel ist. Und dann könnte ich mich im Grunde auch schon wieder schlafen legen. Gleichzeitig ist auch mein Hungergefühl erstaunlich niedrig, während sich sich mein Körpergewicht recht stabil hält. Es scheint mir, dass mein ganzer Körper auf Sparflamme operiert – als wüsste er, dass der Großteil des Winters noch bevorsteht. Ja, ich fühle mich wie eins der Eichhörnchen, die sich vor Kurzem noch über die Bäume vor unserem Balkon gejagt, sich nun jedoch in ihren Kobel zurückgezogen haben.

Dabei hatte ich doch ganz andere Überwinterungsstrategien im Sinn:

👀 Fokus auf die Projekte, die ich das Jahr über liegen lassen musste (Da gäbe es auch in Hinblick auf meine Ziele für 2024 noch einiges zu tun…)

🎄 festliche Feiertage mit viel Plätzchen, Herzlichkeit und Zeit mit den Liebsten

📖 typische Drinnen-Aktivitäten, denen man im Sommer ob des Wetters nicht guten Gewissens nachgehen kann: Brett- und Videospiele, Kino-Tage, Lesemarathons bis spät in die Nacht, …

⛷ winterliche Aktivitäten im Freien für mehr Tageslicht

☀️ Workation in südlicheren Gefilden, um den tristen Grau zu entkommen

Entgegen all diesen (im Grunde tollen) Ambitionen und Ideen, mag ich mich aber aktuell lieber einkugeln. Während alle dem alljährlichen Vorfeiertagsstress verfallen, mag ich ganz antizyklisch zur Abwechslung mal einfach nur zu Hause bleiben und eine ruhige Kugel schieben. Tatsächlich ist neben dem Zugverhalten einiger Vogelarten Winterschlaf ja auch eine Strategie in der Natur, mit dem Winter umzugehen. Warum also nicht eine Stufe runterfahren und die eigenen Aktivitäten an das Energieniveau anpassen, solang der Winter anhält?

So viel zur Theorie. Die Praxis sieht jedoch ganz anders aus. Denn es zeichnet sich gerade ein ganz anderes Bild ab als die von mir romantisierte Vorstellung des Winterschlafs: Viele Tage an vielen verschiedenen Orten (, die ich mag), viele Treffen mit Herzensmenschen und folglich eben auch viel Abwechslung und auf Trab sein. Freilich sieht eine ruhige Kugel anders aus. Womöglich kommt damit aber auch ein wenig Energie zurück?

Gebe ich mich mal vorsichtig optimistisch. Und für nächstes Jahr notiere ich mir direkt, bei meiner Jahresplanung meine jahreszeitlichen Energieschwankungen mitzudenken.

Wie bringst du dich während der dunklen Monate auf Touren? Über Tipps freue ich mich sehr!

Alles Liebe
Philipp

Embargo

Wer unter den Bücherwürmern kennt es nicht? Es gibt stets so viel zu lesen, dass man gar nicht damit hinterherkommt. Und ehe man sich versieht, reicht der TBR-Stapel (alias der Stapel der noch zu lesenden Bücher) bis zur Decke und ein zweiter Stapel wird eröffnet. Ganz so weit ist es bei mir zwar noch nicht, aber nichtsdestotrotz habe ich mir selbst ein Buch-Embargo verhängt.

Freilich kann man sich nun wundern, wieso ein Minimalist wie Philipp eigentlich überhaupt Bücher besitzt, wo es doch Alternativen wie Bibliotheken und E-Reader gibt, die verhindern, dass sich mehr und mehr Bücher im Haushalt ansammeln. Tatsächlich nutze ich beides, denn ich scheue mich davor, E-Books zu kaufen, wenn ich ebenso in der Bibliothek für zehn Euro Jahresgebühr ausleihen kann. Doch besitze ich überhaupt Bücher?

Dafür gibt es mehrere Gründe:

  1. Prinzipiell unterscheide ich zwischen Büchern, die ich einmalig lese und solchen, die ich gern wiederholt lesen möchte. Freilich ist die Anzahl der Bücher, bei denen mir das mehrmalige Lesen gelingt, begrenzt, dennoch behalte ich Letztere gern. Erstere hingegen verschenke ich.
  2. Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich gern lese, und beschenken mich gern mit Büchern.
  3. Gelegentlich entdecke ich Bücher, die ich ohnehin schon länger lesen wollte gebraucht in Läden und lasse mich von Preisen unter fünf Euro – oder von Zu-Verschenken-Schildern in der Nachbarschaft – gern verleiten, sie mitzunehmen, wenn sie mich thematisch interessieren.
  4. So sehr ich Deko-Artikel auch ablehne, empfinde ich Bücher in einem Zuhause als äußerst dekorativ und willkommen.
  5. Ehrlich gesagt sehe ich nicht, wie Buchautor*innen ihren Unterhalt mit Büchern verdienen sollen, wenn alle Menschen ausschließlich nur noch Bibliotheken nutzen würden.

Nun haben sich also einige Bücher angesammelt – tatsächlich mehr Bücher, als in unser Wohnzimmer an die dafür vorgesehene Stelle gepasst haben. Also fing ich zunächst an, Bücher nach ihrem Einsatzzweck zu sortieren und an die entsprechenden Orte zu legen:

  • Bereits gelesene Bücher bleiben im Wohnzimmer.
  • Koch-, Back- und anderweitige Rezeptbücher sind nun in der Küche.
  • Café-Bücher (Das sind die mit kaum Text, aber seitenfüllenden inspirierenden Fotos.) befinden sich auf beziehungsweise unter dem Couch-Tisch.
  • Fachliteratur wäre idealerweise in meinem Büro, aber darüber verfüge ich aktuell noch nicht.
  • Das, was ich aktuell vor der Nachtruhe lese, liegt auf dem Nachttisch.
  • Das, was ich aktuell unterwegs lese, befindet sich in meinem Rucksack.

So gewährleiste ich, dass Bücher vermehrt genutzt werden, weil sie sich stets in Reichweite befinden, wenn sie am ehesten zum Einsatz kommen. Mehr in der Wohnung möchte ich sie dann aber doch nicht verteilen – auch nicht, um noch mehr Platz für Bücher zu schaffen.

Dennoch plagte mich lange Zeit das schlechte Gewissen, dass ich einen stetig wachsenden TBR-Stapel zu Hause habe, der sich mehr nach unerledigter Hausarbeit anfühlt, als nach einladendem Lesevergnügen. Zumindest ging es mir so, bis ich auf das folgende Zitat stieß:

(…) I try not to think of it as a TBR pile but more like a wine cellar. You try & time the right combination of mood, energy & interest, so that you pick a book when you have the best chance of getting along with it.

– Rónán Hession

Die Analogie des Autors und Musiker Rónán Hession spricht mich sehr an! Denn so wie man eben auch den richtigen Wein nach Anlass und Menü wählt, handhabe ich das bei Büchern ohnehin: Am liebsten lese ich das, was gerade am besten zu meinem Leben passt, oder, worauf ich gerade Appetit habe.

Damit ging es mir also zunächst schon mal besser. Aber es löste das Problem des wachsenden Bücherstapels bei gleichbleibendem Platz in der Wohnung nicht. Und es würde meinen Partner, der bei Weitem nicht so viel liest, wie ich, auch nicht besänftigen. Doch dann gab es einen Schlüsselmoment.

Eines Tages ertappte ich mich in einem Geschäft dabei, wie ich überlegte, ein paar Bücher zu erwerben, während mich ein schlechtes Gewissen plagte, dass ich gar nicht so viel lese, wie ich eigentlich gern würde. Im Kopf hatte ich, dass zu Hause noch fünf bis sechs ungelesene Bücher auf mich warten. Und dann wurde mir noch etwas bewusst: Oft hege ich Gedanken, in denen ich mir mich selbst in einer gewissen Zukunft vorstelle; für gewöhnlich bei einer Aktivität. Dann erwerbe ich für die Aktivität benötigte Artikel und bringe diese nach Hause. Letztlich fehlt mir aber oft die Zeit, der Aktivität dann auch tatsächlich nachzugehen. Und so stehen diese Artikel oft für Monate, wenn nicht sogar Jahre, herum, ohne genutzt zu werden, bis ich hoffentlich irgendwann doch mal die Zeit dafür finde. Wäre das bei den neuen Büchern wirklich anders? Falls ja, müsste ich die ungelesen Bücher zu Hause eigentlich entsorgen, denn offensichtlich sprechen sie mich nicht so stark an, dass ich mir die Zeit nehme, sie zu lesen. Aber sie interessieren mich ja und ich sollte mir nur mal die Zeit nehmen, statt sie anderweitig zu vertrödeln. Also sagte ich Nein zu den neuen Büchern.

Ein Erfolg? Könnte man denken… Doch zurück zu Hause traf mich schließlich der Schlag, als ich alle meine Bücher durchging und sämtliche ungelesen (oder noch nicht fertig gelesenen) Bücher auf einen separaten Stapel packte und durchzählte: Mehr als 30! Und bei meinen Eltern verbirgt sich sicherlich auch noch das eine oder andere!

Ein Weinkenner bin ich nun wahrlich nicht. Doch wenn ich mehr als 30 Flaschen Wein im Keller hätte, würde ich mir selbst ein Kaufverbot für Wein auferlegen, bis die Restbestände mal reduziert sind. Und so handhabe ich das jetzt auch erstmal mit Büchern. Das heißt:

  • Vorerst lasse ich keine neuen Bücher mehr ins Haus.
  • Außerdem lasse ich meine Mitgliedschaft in der städtischen Bibliothek ruhen.
  • Wenn ich wieder bei zehn TBR-Büchern angekommen bin, denke ich darüber erneut nach. Doch bis dahin wird wohl noch einige Zeit verstreichen.

Und ja, beim nächsten Frühjahrsputz werde ich mich noch einmal gesondert mit meinen Büchern auseinandersetzen und inspizieren, welche ich davon tatsächlich aufheben möchte. Denn es gibt schon einige, die ich bereits mehrfach begonnen, aber schlichtweg nicht fertig gelesen habe; auch Klassiker. Vielleicht sind sie dann doch nicht mehr so gut und/oder zeitgemäß oder passen einfach nicht zu mir? Muss ich mich da wirklich durchzwingen, nur weil ein Buch oder bestimmte Autor*innen eine gewisse Reputation haben? Ist mir meine Lebenszeit nicht mehr wert?

Doch mit diesen Fragen werde ich mich an anderer Stelle auseinandersetzen. Jetzt mag ich erstmal lesen. In diesem Sinne: Ein schönes gemütliches Wochenende!

Und nun interessiert mich noch, wie du das eigentlich mit deinen Büchern handhabst, sofern du welche besitzt. Teile es gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp