Gleichzeitigkeit aushalten

Lang hatte ich gehofft, dass mir dieser Beitrag erspart bleibt. Doch anlässlich des traurigen zweiten Jahrestages des Überfalls der Hamas auf Israel sowie des daraus resultierenden Gaza-Krieges scheinen die Fronten verhärteter denn je – auch wenn gerade ein Hoffnungsschimmer möglich scheint.

Zur Erinnerung: Krieg verursacht in erster Instanz viel Leid und Verluste – auf allen Beteiligten Seiten. Obwohl uns das Nachrichten täglich vor Augen halten, gewinne ich den Eindruck, dass wir als Gesellschaft zunehmend verrohen und emotional abstumpfen. Während ich täglich viel Mitgefühl für ferne Schicksale vermisse (und “fern” beginnt manchmal schon abseits des eigenen Körpers), beobachte ich gleichzeitig, wie ungeheure Mengen an Energie in Lagerbildung und Aufrechterhaltung gesteckt wird. Das finde ich schade und verheerend zugleich.

Genau diese Lagerbildung ist es, die sowohl die rationale als auch die emotionale Intelligenz vieler Menschen in Luft auflöst. Anders kann ich nicht erklären, wieso die Annahme, die Welt ließe sich nur in Gut und Böse unterteilen, derart unkritisch akzeptiert wird. Sehr wohl verstehe ich das Bedürfnis nach einfachen Lösungen in einer zunehmend komplexeren Welt. Die haben für einfache Sachverhalte und Probleme durchaus ihre Berechtigung. Bei komplexen Konflikten wie dem Nahostkonflikt taugen sich jedoch leider nichts, wie man anhand der Reaktionen verschiedener Lager auf voreilig herausposaunte Vorschläge sehen kann.

Doch keine Sorge! Auch ich werde den Nahostkonflikt in diesem Beitrag nicht lösen. Nicht einmal versuchen werde ich es. Vielmehr möchte ich folgende Grundannahme in Frage stellen:

“Die einen sind gut. Also sind die anderen böse.”

Die Realität ist weitaus komplexer als die Geschichten in Zeichentrickserien für Kinder. Denn unsere Welt ist nicht schwarz-weiß. Dazwischen gibt es neben unzähligen Grautönen noch viel mehr Farben. Warum sollten wir die komplett ignorieren?

Ein erster Schritt in Richtung Friedensprozess wäre, anzuerkennen, dass es nicht nur die einen und die anderen gibt. Dualismus verkauft sich gut, weil er einfach verständlich ist. Wer näher hinsieht, wird jedoch feststellen, dass er die Komplexität unserer pluralistischen Welt überhaupt nicht abbilden kann.

Schauen wir uns das im Rahmen des Gaza-Krieges einmal näher an. Zu Erklärungszwecken werden gern Parteien gegenüber gestellt. Einige dieser dualistischen Abbildungen sind unter anderem:

  • Israelis vs. Palästinenser*innen
  • Juden vs. Araber
  • Westen vs. Osten

Bei genauerer Betrachtung fällt schnell auf, dass all diese Kategorien von Menschen erdachte Abgrenzungen sind und nur bedingt Sinn ergeben. Natürlich kann ich Israelis und Palästinenser*innen aufgrund von territorialen Grenzen von einander abgrenzen. Doch genau diese Grenzen wurden von Menschen gezogen, die allesamt zufällig irgendwo auf der Welt geboren werden. Wenig überraschend gibt es auch Menschen, die sich als palästinensisch identifizieren und einen israelischen Pass besitzen.

Jüdische Menschen sind keine homogene Gruppe. Es gibt unter anderem säkulare, religiöse und orthodoxe, die unterschiedlicher nicht leben könnten. Es gibt auch jüdische Menschen mit arabischen Wurzeln. Die arabische Bevölkerung Israels ist genauso wenig eine homogene Gruppe. Sie gehören, wie wir Menschen in Europa, nicht alle einer Religion an, denn neben dem Islam mit seinen verschiedenen Konfessionen gibt es auch christliche und drusische Menschen arabischer Abstammung.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich niemandem die eigene Identität absprechen möchte. In welcher Umgebung, sowohl landschaftlich und klimatisch als auch gesellschaftlich und politisch, man aufwächst, hat einen erheblichen Einfluss auf die persönliche Entwicklung. Umso verblüffender ist es, dass so viele identitätsstiftende Merkmale rational betrachtet konstruiert sind und auch entsprechend leicht dekonstruiert werden können.

Ein hervorragendes Beispiel ist die Unterteilung in Westen und Osten. Ein Blick auf die Karte offenbart, dass diese Sichtweise sehr eurozentrisch ist und einer Zeit entstammt, als die amerikanischen Kontinente unseren europäischen Artgenossen bis vor einigen hundert Jahren noch nicht bekannt waren. Heute wissen wir, dass die Erde keine flache Scheibe, sondern rund ist. Je nach Blickrichtung befindet sich Europa entsprechend nicht immer im Westen, sondern auch im Osten – und das beides gleichzeitig.

Diese Gleichzeitigkeit gilt vielerlei Hinsicht. So gibt es in Israel sowohl progressive als auch konservative Menschen, ebenso wie das für die palästinensische Bevölkerung gilt. Es gibt zahlreiche Menschen, die den Gaza-Krieg verurteilen (und nach wie vor jede Woche auf die Straße gehen), aber eben auch welche, die ihn unterstützen, genauso wie es in Gaza unterschiedliche Haltungen zur Terrororganisation Hamas gibt.

In Israel regiert mit Benjamin Netanyahu ein demokratisch gewählter Mann. Gleichzeitig geht der für sein politisches Überleben und, um sich laufenden Gerichtsverfahren zu entziehen, über Leichen. Die palästinensische Bevölkerung wird seit Jahrzehnten von Terrororganisationen regiert. Gleichzeitig sind bei weitem nicht alle Palästinenser*innen Terroristen.

Während Betroffene auf allen beteiligten Seiten leiden, findet weiterhin dualistische Lagerbildung statt, weil Regierungen sich gegenseitig bezichtigen, die Bösen zu sein, und sich selbst als Heilige krönen. Da kann einem schon mal jegliche Empathie für die Opfer auf einer der anderen Seiten fehlen – denn in der schwarz-weißen dualistischen Welt sind wir die Guten und die anderen die Bösen, oder?

Es ist eine persönliche Entscheidung, einem dieser Narrative zu folgen. Alternativ darf man auch schlichtweg alle dekonstruieren und kritisch hinterfragen, wem sie tatsächlich nützen. – Kleine Warnung am Rande – Das erfordert mitunter äußerste Anstrenungen. – Und wenn sich dann am Ende herausstellt, dass kein Narrativ alle Fakten abbildet, stellt sich schon die nächste Frage:

Hältst du diese Gleichzeitigkeit aus?

Entzauberung

Gehören deine Eltern auch zu denjenigen, die dir während deiner Kindheit stets vor Augen geführt haben, dass ebendiese doch der schönste Abschnitt im Leben sei? Obwohl ich eine sehr schöne Kindheit hatte, bin ich kein Freund der Philosophie, das früher alles besser gewesen sei. Im Gegenteil empfinde ich es sogar als lebensverneinend, sich damit abzufinden, dass der schönste Teil des Lebens schon vorüber sein soll. Nichtsdestotrotz wurde ich jüngst erneut Zeuge dessen, wie Kindheitsträume im Erwachsenenalter ihren Zauber verlieren.

Woran liegt das?

Das ist leider nicht das erste Mal. Wer schon länger mitliest, weiß womöglich um meine Vorliebe für kindliche Glückserfahrungen, insbesondere Achterbahnen und Magie. Jedoch werden sie mit zunehmender Alter häufiger zunichte gemacht. Dafür mache ich auch gar nicht meine zunehmende Reife, erwachsene Distanziertheit oder Traumabewältigung verantwortlich, sonder im Wesentlichen zwei Gründe aus:

  1. Einstige Vorbilder stellen sich als Menschen mit in meinen Augen verwerflichen Ansichten heraus.
  2. Zauberhafte Welten entpuppen sich als profitorientierte Abzocke.

Manchmal kommen auch beide Gründe zusammen.

Verheißungsvolle Versprechen

Eigentlich sollte man meinen, dass ein Freizeitpark meine Schwägerin für Achterbahnen und Magie voll auskostet – insbesondere, wenn es sich um Disney handelt. Immerhin ist die Marke bekannt dafür, magische Momente zu schaffen, die lang in Erinnerung bleiben. Und ja, Achterbahnen gibt es im Disneyland Paris auch.

Natürlich wird auch genau damit überall geworben. Aber ich bin ein kritischer Mensch. Entsprechend hegte ich einige Bedenken gegenüber dem Wunsch meiner Reisegesellschaft, statt Versailles einen Tag im Disneyland zu verbringen. Aber ich wollte mich auch nicht komplett versperren. Immerhin gehört ein Besuch dieses Parks zumindest für eingefleischte Freizeitpark-Fans dazu.

Abzocke pur

Dass dieser Besuch kein Schnäppchen wird, war von vornherein klar. Spätestens ein Blick auf den Internetauftritt offenbart es. Natürlich kann man hohe Preise rechtfertigen, wenn die Qualität stimmt. Das tut sie hier aber nicht. (Und dabei spreche ich noch nicht mal vom Essen; das ist in Freizeitparks prinzipiell minderwertig und überteuert.)

Für die mangelnde Qualität mache ich im Wesentlichen fünf Faktoren verantwortlich:

  • Es wird zu wenig geboten.
  • Die Wartezeiten sind zu lang.
  • Instandhaltung findet nicht statt.
  • Der Dienstleistungsgedanke fehlt.
  • Man ruht sich auf dem Erfolg aus.

Schauen wir uns das einmal im Detail an.

Wo sind die aufregenden Achterbahnen?

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass sich das Disneyland als Familienpark versteht. Entsprechend sollte es eine gute Mischung für alle Altersgruppen geben. Zumindest die für jüngere Menschen ist das gegeben. Wer auf Thrill-Rides steht, wird hingegen enttäuscht werden.

Der Großteil der Attraktionen besteht aus sanften Themenfahrten. Die sind zwar schön anzusehen und teilweise kreativ umgesetzt, aber auch etwas schnarchig. Über ganze drei Achterbahnen verfügt der Park. Davon ist aber keine wirklich aufregend. Schade eigentlich, denn es gäbe durchaus viel Potential, wenn man thematisch Star Wars oder Indiana Jones bedienen möchte.

Mehr Warte- als Fahrzeit

Zugegeben: Dies ist oft ein Grundproblem in Freizeitparks. Man steht für eine Fahrt von wenigen Minuten oft 30 Minuten oder länger an und verbringt so den Tag vor allem sich die Beine in den Bauch stehend statt Spaß habend. Womöglich hilft es, außerhalb der Hauptsaison zu buchen, aber so schlimm wie hier, habe ich es noch nicht erlebt.

Der Spitzenreiter war mit 65 Minuten Wartezeit angekündigt, aber dann kam es noch viel schlimmer: Nach 75 Minuten wurde plötzlich durchgesagt, dass die Schlange aufgelöst wird, weil die Achterbahn zum zweiten Mal am selben Tag defekt ist. Da waren wie gerade mal bei der Hälfte des Anstehweges.

Die Wartezeit kann man übrigens mittels – separat käuflichen Express-Tickets verkürzen. Die muss man aber für jedes Fahrgeschäft pro Fahrt und Person lösen und wird so rasch zusätzlich zum regulären Eintritt von über 100€ schnell noch mehrere weitere Hunderte los. Läuft mit den Kapitalismus.

Wenn man sich das sparen möchte, schafft man aufgrund der elendig langen Wartezeiten zur Hauptsaison jede Attraktion höchstens ein Mal am Tag.

Dornröschens Schloss braucht keinen Prinzen, sondern Handwerker*innen

Davon, dass das Instandhaltungsproblem ein chronisches zu sein scheint, zeugen nicht nur die häufigen Ausfälle der Fahrgeschäfte, sondern auch das märchenhafte Schloss. Eigentlich liebevoll dekoriert und in Szene gesetzt, hapert es an Details.

Da wären beispielsweise die an Märchen angelehnten Buntglasfenster, die aber tatsächlich nur mit billiger Folie gestaltet wurden. Die letzte Renovierung scheint schon eine Weile her zu sein, denn die bunte Folie blättert an einigen Stellen ab. Würde es sich um echtes Buntglas handeln, hätte ich volles Verständnis dafür, dass die Reparatur ein paar Tage in Anspruch nimmt. Aber wie lang kann es wohl dauern, ein paar bunte Folien aufzukleben?

Für die horrenden Ticketpreise sollte die Erfahrung makellos sein.

Die Service-Wüste lässt grüßen

Nun sollte man annehmen, dass es bei so einem Ausfall nach 75 Minuten Wartezeit das Mindeste wäre, die Besucher*innen auf irgendeine Art für ihre vergeudete Lebenszeit zu kompensieren, um die Laune, die da bereits im Keller war, zumindest wieder ein bisschen anzuheben. Doch weit gefehlt. Stattdessen wird man einfach ohne Ausblick auf eine Perspektive weggeschickt. Erst auf Nachfrage, durften wir kostenfrei den Express-Weg nutzen, als die Bahn doch wieder fuhr. Warum wird das nicht von sich aus angeboten, wenn die Bahn laut Rezensionen im Internet mehrfach täglich ausfällt?

Holprig ging es im Übrigen schon beim Eintritt los. Entgegen meiner eigenen Erwartung wurde bei der Sicherheitskontrolle ein Schweizer Taschenmesser in meinem Rucksack entdeckt. (Im Louvre zwei Tage zuvor wurde das wohl übersehen.) Mir wurde dann angeboten, es zerstören zu lassen oder ins Auto (nicht vorhanden) oder Hotel zu bringen (mehr als eine Stunde Fahrt in eine Richtung). Kurz überlegte ich, es draußen irgendwo zu verstecken, sah dann aber aus Sorge, dass ich andere Menschen in Angst versetze, davon ab. Fündig wurde ich im Mini-Markt immBahnhof, wo man es für 5€ am Tag hinterlegen konnte.

Offensichtlich bin ich also nicht der erste, dem es so ging. Da zwängt sich doch förmlich die Frage auf, warum der Freizeitpark nicht selbst auf die Idee kommt, Schließfächer anzubieten, wo man bei Bedarf Dinge verstauen kann. Dass US-Amerikanische Unternehmen so dienstleistungsorientiert agieren, ist wohl doch nur ein leeres Gerücht.

Die Kuh wird gemolken

Die Betreibenden des Parks sehen wohl keinen Grund, auch nur irgendeinen der Punkte zu beseitigen. Das zeigt zumindest eine kurze Recherche im Internet zu anderen Rezensionen. Denn ich bin wahrlich nicht der Erste mit meiner Kritik.

Und auch im Übrigen wird es nicht als nötig erachtet, den Park in irgendeiner Weise zu verbessern. Zur Verdeutlichung: Die jüngste Achterbahn hat bereits 30 Jahre auf dem Buckel.

Dabei fühlen sie sich wohl durch ihren Erfolg bestärkt: Solang weiterhin jeden Tag Zehntausende von Menschen in den Park strömen, fließt das Geld ja auch ohne weitere Investitionen. Warum sich also überhaupt die Mühe machen? Die Marke Disney zieht auch so weiterhin Jung und Alt an.

Gab es auch etwas Gutes?

Tatsächlich sogar drei Dinge:

  1. Viele der dekorativen Bauten sind massiv, weshalb ich den ganzen Tag ungläubig Holz, Felsen und Stahlkonstruktionen abgeklopft habe, um sie auf Echtheit zu überprüfen. Das hat mich begeistert!
  2. Es gibt wahrscheinlich keinen anderen Ort auf der Welt (außer die anderen Parks der Marke), an denen erwachsene Fans aus aller Welt so inbrünstig solche bedepperten Mützen tragen können, ohne belächelt oder doof angemacht zu werden. Das finde ich süß.
  3. Ein Angestellter namens Theo hat uns den Express-Weg nehmen lassen, als die Achterbahn wieder funktionierte. Das hat die Laune zumindest wieder etwas gebessert.

Haken dran

Kinder sehen wahrscheinlich nicht, welche Strapazen ihre Eltern auf sich nehmen, um ihnen einen schönen Tag zu ermöglichen. Dabei spreche ich nicht nur vom finanziellen Aspekt, sondern auch dem Drumherum. (Liebe Grüße und viel Dankbarkeit gehen an Mama und Papa raus! ♥️) Ich bin froh, an diesen Park einen Haken machen zu können sehe aktuell keinen Grund, ihn weiterzuempfehlen oder noch einmal zu besuchen.

Wer dennoch hin möchte, tut sich selbst und allen Mitfahrenden einen Gefallen, indem sie nicht zur Hauptsaison im Sommer fahren. Allen anderen würde ich eher zu anderen Parks raten. Die kommen günstiger, bieten mehr und warten mit mehr Magie auf, auch wenn sie nicht aus dem Hause Disney kommt.

Wie sind deine Erfahrungen mit Freizeitparks? Teile sie gern in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp

Mit dem Kajak von Königswusterhausen Wildau nach Rahnsdorf

Nachdem ich es letztes Jahr schändlicherweise überhaupt nicht geschafft habe, auch nur einmal mit meinem Kajak unterwegs zu sein und es dieses Jahr auch schon arg aussah, bin ich froh, nach dem vergangenen Wochenende doch noch einen Erfolg verkünden zu können. Herausgekommen ist dabei eine beschauliche kleine Tagestour mit allerhand Tücken auf dem Weg.

Die Route war recht schnell ausgemacht. Denn ich hatte keine Lust, schon wieder auf dem (am Wochenende wahrscheinlich von Partytouris überfüllten) Landwehrkanal zu paddeln und sehnte mich nach einer neuen Strecke. Gleichzeitig wollte ich für eine Tagestour keine ewige Anreise zurücklegen. Also wählte ich als Ausflugsziel Neu-Venedig und plante meine Tour drum herum.

Zum Verständnis: In Berlin gibt es zwei Kleingartengebiete, die nach der romantischen, italienischen Kanalstadt benannt wurden: Klein-Venedig (in Spandau an der Havel) und Neu-Venedig in Köpenick an der Spree. Nachdem mich Neu-Venedig mit seinen zahlreichen Wassergrundstücken schon vor Jahren verzaubert hatte, wollte ich mir also auch von Neu-Venedig einen Eindruck verschaffen. Kurzerhand plante ich meine Route anhand der Möglichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs und beschloss, von Königswusterhausen aus zu starten. Konkret sah meine vorläufige Routenplanung wie folgt aus:

  1. Anreise mit dem Regionalexpress nach Königswusterhausen
  2. Kurzes Bestaunen des Königswusterhausener Schlosses
  3. Aufbau des Kajaks im Schlosspark und Einsetzen in Nottekanal
  4. Mündung in Dahme und Fortführung flussabwärts
  5. Mündung in die Spree über Zeuthener, Seddin- und Dämmeritzsee
  6. Fortführung flussabwärts bis nach Neu-Venedig
  7. Fortführung entlang der Spree bis nach Berlin je nach Umständen
  8. Rückreise mit dem Regionalexpress nach Hause

Selbstredend gestaltete sich alles etwas anders, als ich es es geplant hatte.

Anreise mit Sperrgut

Ein Faltboot ist in den seltensten Fällen klein verpackt, denn Stabilität hat ihren Preis – in diesem Fall Volumen und Gewicht. Da stellt mein Faltboot auch keine Ausnahme dar. In einer idealen Welt wäre in Zügen natürlich immer ausreichend Platz für alle mitfahrenden Menschen plus derer Gepäck. In der Realität können Bahnunternehmen äußerst schlecht kurzfristig auf sich ändernde Nachfrage reagieren. Am Wochenende heißt es also: Genuss in vollen Zügen.

Dabei möchte ich mich gar nicht beschweren, denn tatsächlich hatte ich sogar einen Sitzplatz. Allerdings taten mit die Mitfahrenden, die ihre Fahrräder beim Halt in Königswusterhausen aus dem Zug heben mussten damit ich mit meinem Kajak rauskomme, schon etwas leid. Aber so kommt man wenigstens ins Gespräch, denn wenn jemand mit einem Kühlschrank auf Rädern und Paddeln im Zug unterwegs ist, weckt das stets neugierige Blick und interessierte Kommentare.

Schloss Königswusterhausen
Schloss Königswusterhausen

Ein bescheidenes Schlösschen

Obwohl ich wesentlich später aus Berlin losgekommen bin, als ich ursprünglich vorhatte, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, einen kurzen Blick auf das Königswusterhausener Schloss unweit des Bahnhofs zu werfen. Da ich immer noch von den zahlreichen verträumten Schlössern in Babelsberg vom Vortag begeistert war, empfand ich das in Königswusterhausen tatsächlich als vergleichsweise bescheiden – zumindest von außen.

Für mehr reichte die Zeit dann leider doch nicht, denn ich hatte noch einige Flusskilometer vor mir. Also suchte ich im Schlosspark nach einer günstigen Einstiegsstelle in den Nottekanal – bis ich schließlich auf einem Schild las, dass der gesamte Kanal bis Ende 2026 gesperrt ist. Hätte ich mal lieber vorab recherchiert!

Einsatzstelle Dahme
Einsatzstelle an der Dahme

Besser spät als nie

Also suchte ich auf meinem Handy in der Kartenapp nach der nächstgelegenen geeigneten Stelle, an der ich mein Kajak errichten und zu Wasser lassen könnte. Und so lief ich und lief ich, vorbei an Gartenkolonien, einem Industriehafen und einer Autobahn, bis ich schließlich 2,5km später endlich am Ufer der Dahme stand.

Immerhin der Aufbau ging zügig von statten. Binnen 15 weiteren Minuten befand ich mich endlich im Wasser. Aber da war es auch schon 15:00 Uhr. Dass ich ursprünglich am Vormittag ablegen wollte, tat da ohnehin schon nichts mehr zur Sache. Allerdings fragte ich mich allmählich, ob ich mein Ziel, die Gartenkolonie Neu-Venedig, noch realistisch erreichen können würde.

Große Klappe, nichts dahinter

Doch erst einmal wollte ich das Paddeln genießen. Zu lang war ich schon nicht mehr im Kajak unterwegs. Schon die ersten Meter lösten pure Freude in mir aus! Richtige Entscheidung, trotz Verspätung noch aufzubrechen.

Allerdings wich der Genuss bald technischem Notwendigkeiten. Der Zeuthener See sollte nur der erste von vieren sein, die ich an diesem Tag befahre. Aber bereits hier erinnerte ich mich, warum ich lieber auf Flüssen als auf See paddle:

  1. Seen sind oft so weiträumig, dass der Wellengang durch den Wind stärker wird und man die Strömung nicht mehr so stark für sich nutzen kann. Es wird also per se schon anstrengender.
  2. Seen ziehen, und das finde ich wesentlich störender, viele Inhaber von Motorbooten an. (Ja, ich nenne sie bewusst nicht “Sportler” und verwende hier bewusst ausschließlich die maskuline Form.) Die meinen, Wettrennen gegen sich selbst fahren zu müssen. Dabei verursachen die kleinsten Nussschalen die größten Bugwellen, die ich gehörig ins Schwanken bringen können, wenn sie mein Kajak von der Breitseite erwischen.

Da lobe ich mir doch kleinere Flüsse, auf denen nur Handbetrieb erlaubt ist.

Idylle im Gosener Graben
Idylle im Gosener Graben

Ein kleines Idyll

Das sollte ich an diesem Tag auch noch genießen dürfen. Nach der Durchquerung des Seddinsees gönnte ich mir eine kleine Pause und wurde darauf aufmerksam, dass ich bei der Weiterfahrt zwischen dem direkten, geradlinigen Gosener Kanal und dem verschlungenen Gosener Graben wählen konnte. Während beim ersten die Fahrtzeit wesentlich kürzer sein dürfte, war zu erwarten, dass letzterer wesentlich interessanter zu befahren sein würde. Abgesehen davon waren im Gosener Graben motorisierte Boote verboten. Einfache Entscheidung!

Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Nebst Ruhe, wunderschöner Lichtstimmung bei niedrig stehender Sonne und Graureihern sah ich auch den einen oder anderen Eisvogel über das Wasser jagen. Ein Träumchen! 🤩

Graureiher ganz nah
Graureiher ganz nah

Liebenswürdig schusselig

Apropos Graureiher: Die wirken schon sehr majestätisch, sind aber für gewöhnlich auch äußerst scheu. Von meiner Paddelerfahrung her haben sie bei mir aber auch den Eindruck eines extrem schusseligen Vogels hinterlassen. Der speist sich unter anderem aus der Beobachtung, dass sie sich gern wegducken und sich langsam bewegen, als würde ich sie deshalb nicht sehen. Außerdem fliegen sie jedes Mal, wenn sie vor mir flüchten, in meiner Fahrtrichtung von mir weg; landen also ein paar dutzend Meter weiter, nur um wenige Momente später wieder von mir aufgeschreckt zu werden.

Umso mehr freute ich mich, als ich außerhalb des Gosener Grabens überraschend ganz nah an einem vorbei driftete und kurzerhand einen Schnappschuss mit meinem Handy wagte. So nah war ich meines Erachtens noch nie an einem Graureiher dran! Sind sie nicht süß?

Brücke in Neu-Venedig
Brücke in Neu-Venedig

Ein verlorenes Idyll

Schließlich erreichte ich tatsächlich bei Sonnenuntergangsstimmung meinen eigentlichen Anlass für diesen Auslug: Neu-Venedig. Die Siedlung in Rahnsdorf, einem südöstlich gelegenen Zipfel Berlins, zeichnet sich nicht nur durch ihre Lage an der idyllischen Müggelspree aus, sondern auch dadurch, dass zwischen den Grundstücken kleine Kanäle verlaufen. Sogar Brücken über die Kanäle gibt es – ganz wie beim großen Vorbild.

Die wenigen Landwege sind abgesehen des begrenzenden Rialto-Rings und Lagunenwegs nach Vögeln benannt. Natürlich verfügt jedes Grundstück über einen Zugang zum Wasser und viele auch über eigene Boote. Und so sieht man am Wochenende zum Sonnenuntergang nicht nur hier und da die ersten Feuerschalen brennen, sondern auch junge Menschen gediegen mit kleinen Bootchen und ruhiger Musik ihre vor sich hin tuckern.

Idyllisch, oder?

Könnte es tatsächlich sein. Wäre da nicht die Akustik. Denn die Beschaulichkeit der pittoresken von Wasser umgebenen Parzellen wird maßgeblich durch die Lärmbelästigung des Flughafens Berlin-Brandenburg gestört. Da sich Neu-Venedig direkt in der Flugschneise befindet, hört und sieht man die Düsenflieger alle paar Minuten über das sonst so schöne Kleinod hinwegrauschen.

Schade eigentlich. Denn, abgesehen davon, dass die Grundstückpreise hier jenseits von Gut und Böse liegen, erwachte in mir ein allzu vertrautes Begehr, das mir schon aus dem Spreewald nur bekannt war. Und ehe ich mich versah, träumte ich mich auch schon in das Leben eines Anliegers hinein, der die Sommermonate hier verbringt. (#sommerfrische) Doch so braucht es mir gar nicht leid tun, dass ich es mir nicht leisten kann, denn unter den gegebenen Umständen könnte ich es ohnehin nicht genießen.

Blaue Stunde am Müggelsee
Blaue Stunde am Müggelsee

Himmelsspektakel zum Abschluss

Die berühmte Goldene Stunde erwies sich für Anfang September schon als reichlich kurz, sodass ich mich beim Verlassen von Neu-Venedig doch etwas beeilen musste, um noch Land zu erreichen, von dem ich günstig den öffentlichen Nahverkehr erreichen konnte. Mithilfe meines Handys fand ich eine vielversprechende Stelle am Ufer des Müggelsees, um an Land zu gehen. Bei den letzten Paddelschlägen und dem Abbau wurde ich dann aber noch mit einem wunderschönen Himmelsspektakel belohnt.

Die medial viel beachtete Mondfinsternis habe ich unterdes erst auf dem Heimweg vom Zug aus sehen können.

Screenshot meines Routenverlaufs
Screenshot meines Routenverlaufs

Was habe ich gelernt?

Was nehme ich also aus diesen kleinen Ausflug mit außer letztlich doch beachtlichen 21,84km Strecke? Mehrere Erkenntnisse:

  1. Was habe ich das Paddeln vermisst! Davon möchte ich dieses Jahr noch mehr!
  2. Idealerweise prüfe ich vorher jeden Teil des Wasserwegs noch einmal auf Baustellen und Sperrungen, um mir unnötige Laufwege zu ersparen.
  3. Künftig lieber kleinere Flüsse als geschäftige Seen.

Und es erwies sich tatsächlich als ein Mini-Abenteuer, wie es im Buche steht! Auf, dass noch viele weitere folgen mögen!

Alles Liebe
Philipp

Wo stehe ich? – Tertial 2025.II

Der Sommer ist vorüber (zumindest der meteorologische) und damit auch schon das zweite Tertial des Jahres. Also ist die Zeit ran für einen kleinen Zwischenstand: Wie steht es um meine Jahresziele?

Jahresmotto

Mit meinem Jahresmotto Ein Leben in Hülle und Fülle läuft es meines Erachtens sehr gut. Rückblickend stelle ich eine hohe Erlebnisdichte und ein erfülltes Lebensgefühl fest. Gleichzeitig habe ich den Eindruck, recht genügsam zu leben.

Nix Neues

In den letzten vier Monaten habe ich tatsächlich nichts Neues gekauft. Es gab zwar hier und da ein impulsives Verlangen, aber ich habe mich bewusst zurückgehalten und etwaige Wünsche einfach auf eine Liste gesetzt. Meiner Erfahrung nach dümpeln solche Wunschzettel bei mir oft Jahre vor sich hin, weil ich, sobald ich dem spontanen Impuls widerstanden habe, Gründe finde, warum ich dieses oder jenes auf gar keinen Fall erwerben sollte.

In Hinblick auf meine Kleidung habe ich auch nichts Neues erworben. Zur Schuleinführung meines Patenkindes habe ich mir meinen Leinenanzug inklusive Hemd per Post schicken lassen, weil ich Dummbeutel vergessen hatte, ihn bei Abreise mitzunehmen. Da die Zustellung leider nicht geklappt hat, nahm ich dankbar das Angebot meines Papas an, eins seiner Hemden zu tragen. Hat gepasst und sah sogar schick aus. 🙃

Es gäbe sogar einige Kleidungsstücke, bei denen eine Neuanschaffung sinnvoll wäre, weil sie abgetragen sind. Das fällt mir insbesondere bei Socken auf. Bei allem anderen schätze ich, dass mein Partner das Nähen für sich entdeckt hat und damit kreativ wird. Ganz im Sinne des Jahresmottos hoffe ich darauf, Neuanschaffungen zumindest bis ins nächste Jahr verzögern zu können, und Kleidung erstmal “aufzutragen”. Meiner Beobachtung nach ist es in Zeiten allgegenwärtiger Verfügbarkeit und schneller Lieferung oft eine Frage, ob wir es aushalten, unserem initialen Impuls zu widerstehen. Mit meinem Motto gelingt mir das ganz gut. Spoiler: Bisher musste ich noch nicht nackt rumlaufen und sah scheinbar auch ansehnlich genug aus.

Aufbrauchen

Das läuft noch und ist ein fortwährender Prozess. Da mein Partner recht viel Honig konsumiert und ich bei jedem Glas denke, dass man es gut zum Süßen eines Tees nutzen könnte, indem man das Glas mit dem heißen Tee ausspült, hatten wir eines Tages ein recht stattliches Sammelsurium an Honiggläsern – bis die Wespen kamen. Als sich wegen des Honigduftes mehrmals täglich Wespen in unsere Küche verirrten, beschloss ich, dem ein Ende zu setzen und die Gläser zu entsorgen. Wenn man etwas partout nicht nutzt (beispielsweise trinke ich Tee prinzipiell nicht gesüßt), empfinde ich es auch in Ordnung, sich davon zu befreien.

Abgetaut wird dann wohl doch erst nächsten Winter. 🙈

Auswärtsessen beschränken

Hier verhält es sich fluide. Für mich habe ich erkannt, dass ich besser daran tue, das Auswärtsessen zu genießen, wenn ich es tue, anstatt mich dafür selbst zu verurteilen. Und das tue ich jetzt auch.

Reisen reduzieren

Bis Juli habe ich meine Reisen weitestgehend – wie es möglich war – reduziert. Seitdem sind einige Reisepläne hinzugekommen. Die Reduktion von Reisen werde ich deshalb als Vorhaben aufweichen. Große, teure Reisen wie in meinem Idealjahr angedacht, werde ich heuer zwar beschränken. Aber dem stehen zwei wesentliche Punkte gegenüber:

  1. Die bevorstehenden Reisen sind größtenteils beruflicher Natur oder, um Herzensmenschen zu besuchen. (Tatsächlich sind es so viele, dass ich noch gar nicht weiß, wie ich sie alle unterbekommen soll, aber das ist wohl ein Luxusproblem.) Da die einzige Möglichkeit, diese Menschen zu sehen, darin besteht, zu ihnen zu reisen, möchte ich mich dem nicht versperren.
  2. Durch eine abwechslungsreiche Umgebung ist meine Erlebnisdichte höher, weshalb ich sowohl die gegenwärtige erlebte Zeit als intensiver wahrnehme, als auch im Rückblick bei Erinnerungen. Auch dem möchte ich mich nicht verwehren.

Für mein ideales Jahr heißt das hingegen, dass es noch ein Stück weit utopischer geworden ist. So viel vor, so wenig Zeit! 😨

Aktivität statt Konsum

Rückblickend bin ich mit meinen Aktivitäten zufrieden. Generell habe ich den Eindruck, dass ich gelassener geworden bin, und einfacher hinnehmen kann, wenn etwas nicht mehr in einen Tag passt. Und gefühlt ist in der Retrospektive unheimlich viel passiert:

  • Ich nahm eine Retrospektive zu den Filmen Wes Andersons wahr und schaute so (mit Ausnahme eines Films) sein Komplettwerk. Das war grandios!
  • Endlich war ich mal wieder mit meinen Inline-Skates unterwegs.
  • Mit einer Freundin habe ich ein neues Sprachtandem gestartet, dem hoffentlich noch viele weitere Termine folgen werden.
  • In meiner Heimat war ich bei der Kulturnacht sowie zum 700-jährigen Jubiläum der Ersterwähnung und in Folge dessen bei ein paar Konzerten.
  • Es gab trotz der Sommermonate ein paar Brettspieltage und -abende.
  • Die Sommermonate über habe ich einige eingeschlafene Beziehungen reaktiviert und war sehr froh darüber.
  • Den Sommer über habe ich Spaziergänge für mich entdeckt. #AWalkADayKeepsTheDoctorAway
  • Im Rahmen der Arbeit habe ich sehr viele schöne Abendstunden mit Kolleg*innen verlebt.
  • Nach 17 Jahren war ich mit Freunden zum ersten Mal wieder in Paris und habe jetzt noch mehr Dinge dort, die ich mir genauer anschauen möchte, als vor der Reise.
  • Dabei habe ich sowohl das Konzept von Gesangscafés …
  • … als vom Flussbaden für mich entdeckt.
  • Insgesamt war ich diesen Sommer drei Mal baden/schwimmen (2x Fluss, 1x See). Eine deutliche Steigerung für meine Verhältnisse.
  • Dieses Jahr war ich mal wieder beim CSD in Berlin und konnte es – dank exzellenter Vorbereitung – sogar richtig genießen, obwohl so viele Menschenmassen da waren.
  • Entgegen meines Habitus’, alles im Voraus zu planen, habe ich mich für mehr Spontaneität geöffnet.
  • Dabei habe ich erstaunlich viele Menschen kennengelernt.

All diesen Aktivitäten zum Trotz ist mir auch aufgefallen, dass ich öfter als mir lieb ist, mehr Zeit online verbringe, als ich möchte. Deshalb probiere ich im letzten Tertial dieses Jahres einmal, meinen digitalen Konsum im Internet auf eine gebündelte Stunde pro Woche zu beschränken.

Ziele

Meine Ziele habe ich im zweiten Tertial leider etwas deutlich aus den Augen verloren, wie sich in den einzelnen Bereichen zeigt.

Gesundheit

Zu meiner großen Freude kann ich sagen, dass sich meine Gesundheit blendend entwickelt hat – so zumindest mein Gefühl, denn im gesamten zweiten Tertiär hatte ich keine Gastritis. Was die Metriken anbelangt, hat es jedoch in einigen Bereichen gehakt.

Schlaf

Auf durchschnittlich zwischen sechs und siebeneinhalb Stunden Schlaf kam ich im zweiten Tertial überhaupt nicht. Im Mai klappte das noch einigermaßen (∅ 6h 10min), ab Juni habe ich es jedoch nicht mehr über sechs Stunden geschafft: ∅ 5h 31min, ∅ 5h 34, ∅ 5h 53min im August – in Summe also mit durchschnittlich ∅ 5h 47min zu wenig.

Im Gegensatz zum ersten Tertiär sind mir ein paar Unterschiede aufgefallen:

  1. Oft schaffe ich es nicht zeitig genug ins Bett.
  2. Aufgrund der früh aufgehenden Sonne im Sommer wache ich oft früher auf, als ich eigentlich möchte.
  3. Nicht nur in arbeitsreichen Zeiten schlafe ich zu wenig, sondern oft auch, weil ich mich nicht aus den Weiten des Internets lösen kann.

Insbesondere der letzte Punkt ist essentiell für meine Schlafhygiene und meines Erachtens mein größter Hebel, auf den ich mich im letzten Tertiär für meinen Schlaf konzentrieren werde.

Außerdem habe ich mich an einem Experiment versucht: Konkret wollte ich meinen Tagesrhythmus so anpassen, dass die Zeitumstellung und Schwankungen bei der Sonnenauf- beziehungsweise -untergangszeit mich nicht komplett aus der Bahn werfen. Damit bin ich kläglich gescheitert. Denn noch eine Erkenntnis hatte ich: Ich gehöre zum Chronotyp Eule und sollte das akzeptieren, statt vergeblich dagegen anzuarbeiten.

Sozialleben

Kein anderes Teilziel erreiche ich so leicht wie dieses. Im gesamten Jahr habe ich es jede Woche erreicht. Kein Grund zur Sorge also.

Sport

Hiermit bin ich nicht zufrieden. Mit durchschnittlich 2,18 Sporteinheiten je Woche im zweiten Tertiär liege ich weit unter meinem Ziel. Meine Erkenntnisse:

  1. Im Sommer fällt es mir früh leichter, Sport zu machen, als abends nach der Arbeit, was unter anderem auch an der Hitze liegt.
  2. Damit es früh gelingt, muss ich jedoch am Abend zuvor zeitig genug ins Bett gehen. Kein leichtes Unterfangen, vor allem nicht, wenn es bis so spät abends hell ist.
  3. Insgesamt haben es mir Erwerbsarbeit und Pendeln erschwert, meine sportlichen Vorhaben einzuhalten. Mangels bevorstehendem Wettkampf gab es in dieser Hinsicht leider auch kein motivierendes Ziel.

Mit meiner Chronotypenepiphanie lautet die entsprechende Schlussfolgerung nun eigentlich, prinzipiell eher abends Sport zu machen, auch wenn es mehr Überwindung kostet. Im Winter dürfte das jedoch reichlich unangenehm werden, weil es schon so zeitig dunkel wird. Eine richtige Lösung habe ich noch nicht, außer die Erkenntnis, dass ich immer dann Sport machen sollte, wann es mir möglich erscheint. Dass mir der berühmt-berüchtigte innere Schweinehund einmal solche Schwierigkeiten bereiten würde, hätte ich selbst nie erwartet.

Prinzipiell fällt mir Sport leichter, wenn er mir Freude bereitet. Diese Freude empfinde ich jedoch im Voraus selten bei stumpfen Kraftsportübungen (Im Nachhinein sieht das anders aus!), sondern bei der Aussicht auf Laufsport, Schwimmen, Paddeln, Wandern und Skaten. Den Laufsport habe ich auf Empfehlung meiner Dermatologin stark zurückgefahren. Aber im Übrigen greife ich besser auf die Sportarten zurück, die mir Freude bereiten, um ISH zu überwinden.

Ernährung

Nach wie vor benötige ich meinen Go-to-Speiseplan für Gastritis-freie Zeiten. Zwar hatte ich zwei inspirierende Bücher über Meal-Prepping über Monate aus der Bibliothek ausgeliehen, aber daraus folge leider nichts. Teil des Problem bestand darin, dass ich einen Großteil des Sommer überhaupt nicht zu Hause war und entsprechend in der Kantine, bei meinen Eltern oder auswärts aß.

Erfreulicherweise habe ich bei meinen Eltern vergleichsweise viel gebacken. In diesem Zuge ist mir auch bewusst geworden, dass ich damit im Grunde auch jeden Tag den ganzen Tag verbringen kann. #hausmann

Ruhe

Dieser Aspekt lief nicht gut und bedarf dringend für den Rest des Jahres mehr Aufmerksamkeit. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. 🙈

Karriere

In meiner Freiberuflichkeit komme ich finanziell aktuell zurecht. Natürlich wäre es gut, mehr einzunehmen und mehr Kundschaft zu haben, damit ich mir selbst ein höheres Gehalt auszahlen kann und mehr Geld zur Seite legen kann. Aktuell bin ich jedoch darauf bedacht, mit meinen Einnahmen möglichst lang über die Runden zu kommen.

Die bürokratischen Mühlen haben sich beinahe alle eingelaufen. Manches dauert leider unerhört lang, aber da ich daran ohnehin nichts ändern kann, rege ich mich darüber auch nicht auf. 😌

Weiterhin arbeite ich weiter daran, mehr zahlende Kundschaft zu akquirieren. Die aktuelle wirtschaftliche Lage macht es nicht leichter, aber ich möchte nicht jammern, sondern wirken.

Am wichtigsten ist für mich aber, dass ich bei meinem aktuellen Beruf mehr Spaß denn je habe – trotz einiger durchgearbeiteter Nächte. Und das hat für mich einen ungeheuer hohen Stellenwert. Natürlich muss ich trotzdem auf mich Acht geben, denn durchgemachte Nächte erhöhen kommen stets zu einem hohen Preis. Da hilft auch Chronotyp Eule nichts.

Außerdem ist mir aufgefallen, wie schlecht ich ohne externe Deadline funktioniere. Hier möchte ich dringend mir arbeiten. Es muss doch irgendwie möglich sein, mein Unterbewusstsein auszutricksen, auch wenn ich weiß, dass eine von mir selbst gesetzte Frist keine Konsequenzen hat …

Bildung

Es ist mir sehr unangenehm, aber Stand 31.08.2025 hänge ich noch immer beim selben Buch wie vor vier Monaten. Dabei ist es gar nicht mal so übel und auch nicht so lang! Doch oft, wenn ich unterwegs bin, lese ich stattdessen online oder mache Sprachübungen. Allerdings bin ich in den Endzügen, versprochen!

Um mein Bildungsziel von zwölf fertig gelesenen Büchern zu erreichen, möchte ich hier in den verbleibenden Monaten etwas Fahrt aufnehmen. Jeden Monat zwei Bücher sollten es schon werden. Eigentlich klingt es gar nicht so viel. Notiz an mich selbst: Halte dich strikt an den Leseplan!

Langfristig würde ich jedes Jahr gern einen deutsch- und einen englischsprachigen Klassiker lesen. Da ich Mathe-Leistungskurs belegte, verspüre ich hier einige Defizite. Tatsächlich habe ich auch noch einige zu Hause liegen. An Lesestoff mangelt es also nicht. Damit wird mein Buchembargo wohl noch eine Weile bestehen bleiben. (Neue Bücher kommen dennoch regelmäßig ins Haus, weil mir Menschen weiterhin Bücher schenken – oft sogar unerwartet. 😋

Und wo wir schon beim Thema Defizite sind: Auf die Frage meines Partners, was ich heute studieren würde, wenn Geld und sozialer Erwartungsdruck keine Rolle spielen würden, wusste ich erstmal gar nichts zu sagen. Denn das, was ich unbedingt studieren wollte, habe ich ja schon: Film im Allgemeinen und Drehbuch im Speziellen per Weiterbildung.

Doch dann fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass ich gern über mehr musikalische Bildung verfügen würde. Das blieb während meiner Jugendzeit leider liegen. Damals habe ich ja schon allerhand gemacht, aber für mehr Musikstunden war nie Raum, obwohl ich bei meinen Eltern gelegentlich autodidaktisch am Harmonium spiele. Das würde ich im kommenden Jahr gern ändern. Dieses Jahr harmoniert es leider so überhaupt nicht mit meinem Jahresmotto, denn im Grunde brauche ich ein Instrument zum Üben zu Hause. Da passt die Neuanschaffung eines E-Pianos oder einer Orgel nicht so wirklich. 😇

Das wiederum hat mir vor Augen geführt, dass es so viele Dinge gibt, die ich gern noch lernen würde: Stricken, Töpfern an der Scheibe, Einrad fahren, Jonglage, Kräuterkunde, diverse Sprachen, … – um nur ein paar zu nennen. So viel zu lernen, doch so wenig Zeit! In meiner Umgebung beobachte ich oft, wie Menschen ihre Wünsche in die Zukunft verschieben, wieder und wieder. Das finde ich schade. Denn wer weiß schon, ob man in der Zukunft noch dazu kommt?

Deshalb schaffe ich mir lieber im Hier und Jetzt Raum dafür. Im Speziellen habe ich mir für die nächsten Monate Stricken rausgesucht. Das passt einerseits zur Jahreszeit Herbst. Andererseits habe ich vor Jahren schon ein Buch und Zubehör dazu geschenkt bekommen, weshalb sich der Materialaufwand erstmal in Grenzen hält.

Ausblick auf die nächsten vier Monate

Das letzte Drittel des Jahres verspricht, herausfordernd zu werden: Einige kürzere Reisen stehen ebenso bevor wie Arbeit, Projekte und meine ganz persönlichen Ziele, auf denen ich noch einige Meter schaffen möchte. Und dann steht ja auch schon wieder der Festtagsmonat an. (Ob ich es heuer wohl schaffe, früher mit dem Besorgen von Zutaten und Backen anzufangen? 🤔)

Wie war dein Sommer? Hast du bei deinen Zielen das Gefühl, dich auf einer Zielgerade zu befinden, oder geht es für dich gerade erst los, weil dein Jahr eigentlich im September erst beginnt? Über Einblicke in den Kommentaren freue ich mich!

Alles Liebe
Philipp

Blog-Pause – Sommerferien und laue Nächte

Die Sommersonnenwende ist just vorbei und die Temperaturen kündigen es schon seit Wochen an: Der Sommer ist da und damit steht auch meine alljährliche Blog-Pause bevor.

Weiterlesen

Leben im Hotel

Aktuell pendle ich wöchentlich nach Lüneburg. Im Gegensatz zu letztem Jahr bin ich heuer in einem Hotel untergebracht. Eines Sonntags beim Betreten der Lobby ertappte ich mich dabei, wie ich intuitiv in meine Jackentasche griff, um meinen Haustürschlüssel herauszuholen. Spätestens da ahnte ich, dass ich das Hotel nun wohl unbewusst offiziell als “Zuhause” betrachte.

Weiterlesen

Anregungen für eine gelingende Verkehrswende

Dieses Jahr feiert die Verkehrswende bereits ihr 50-jähriges Bestehen. Gruselig, dass wir noch nicht weiter gekommen sind, oder? Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, wie strittig und politisch geladen das Thema ist. Doch da wir seit wenigen Wochen ja nun doch über eine neue Bundesregierung verfügen, bietet es sich an, die Diskussion mal wieder aufleben zu lassen.

Weiterlesen

Ein Leben lang Frieden

Heute vor 80 Jahren wurde die bedingungslose Kapitulation Nazi-Deutschlands verkündet und damit eine neue Ära des Friedens in Europa eingeleitet. 80 Jahre entsprechen so ungefähr einem menschlichen Leben – im Durchschnitt und wenn es gut läuft. Da kann schon mal, insbesondere im hohen Alter oder wenn man gar noch nie Krieg erlebt hat, in Vergessenheit geraten, wie fragil solch ein Frieden ist. Deshalb eine kleine Erinnerung anbei.

Weiterlesen

Wo stehe ich? – Tertial 2025.I

Hoppla! Soll wirklich schon ein Drittel des Jahres vorüber sein? Der Kalender sagt eindeutig Ja. Also wird es Zeit für einen kleinen Zwischenstand bei meinen Zielen und Vorhaben!

Weiterlesen

La dolce vita

Den ganzen Winter über schon sehnte ich mich nach dem Klima, der Küche und der Landschaft Italiens – oder besser gesagt meiner Vorstellung davon, die sich aufgrund meiner bisherigen Reisen auf Norditalien während Frühling und Herbst beschränkt. Denn Berlin im Januar sorgt nicht gerade für Wohlbefinden, nachdem der Zauber der Feiertage vorüber, der Müll von Silvester noch auf den Straßen und der Glanz der Berlinale noch in weiter Ferne sind. Inzwischen ist der Winter zwar vorüber (und der Frühling den Temperaturen nach zu beurteilen auch). Doch da ich heuer wohl leider gar nicht nach Italien reisen werde, bediene ich mich stattdessen wundervoller Erinnerungen und einer Epiphanie, die ich in der Folge hatte, um meine Sehnsucht zu stillen.

Weiterlesen