Das war ein richtig toller Sommer! Ehrlich gesagt glaubte ich lange Zeit nicht daran, dass ich das noch mal sagen würde. Dabei habe ich letztlich gar nicht so viel unternommen wie ursprünglich geplant. Ist das womöglich schon das ganze Geheimnis? Nicht ganz… Was hat also zum gelungenen Sommer beigetragen?

Eingeläutet wurde der Sommer nach unserer einmonatigen Interrail-Reise mit vielen Geburtstagsfeiern. Entsprechend viele freudige Wiedersehen im Familien- und Freundeskreis gab es zunächst. Außerdem habe ich an einigen Konferenzen, Messen und anderen Veranstaltungen teilgenommen, unter anderem der re:publica. Den ursprünglichen Plan, den Sommer auf einer Alm zu verbringen, verwarf ich rasch, weil ich merkte, dass ich dann entgegen meiner Gesundheitsagenda von einem Vorhaben zum nächsten hetzen würde und gar nicht entlang meiner Ziele handeln würde.

Das wiederum erlaubte mir einen starken Fokus auf mein Marathon-Training und den Genuss von viel Zeit mit meinen Liebsten. Im Grunde “musste” ich mich nur um einige Amtsangelegenheiten sowie meine Weiterbildung kümmern. Den Rest meiner Zeit konnte ich mir frei einteilen. Allerdings merkte ich auch, dass ich, gleichwohl ohne Lohnarbeit, trotzdem nur auf Achse war. Das zehrte merklich an meinen Kräften.

Foto Kleiner Wall
Kleiner Wall

Sommerferien wie früher

Deshalb rief ich dann sechs Wochen vor Weiterbildungsbeginn ganz bewusst meine Sommerferien aus. Das war für mich auch ein inneres Signal: Einfach mal wirklich abschalten und alle Viere von sich hängen lassen – so wie früher zu Schulzeiten. Leider hatte ich das im Alltag der Lohnarbeit ein wenig verlernt.

Folglich habe ich den Sommer nicht damit verbracht, ganz viele Projekte abzuschließen. Nein, die habe ich mal liegen lassen und – abseits vom obligatorischen Lauftraining – bewusst nur dann etwas gemacht, wenn ich Lust darauf verspürte. Den Rest der Zeit habe ich einfach nur entspannt und mich meiner Muse hingegeben. Was für ein Luxus! Das hat sich wirklich gut angefühlt.

Zugegeben: Angesichts der globalen Erwärmung hatte ich mit heißeren Tagen gerechnet und war von vornherein davon ausgegangen, dass ich einige Mal ob der hohen Temperaturen zu nichts in der Lage wäre. Aber zum Glück blieben wir dieses Jahr davon verschont. Tatsächlich regnete es sogar so viel, dass wir durchgängig grüne Wiesen genießen durften. Das gab es wirklich lang nicht mehr!

Große Reisen habe ich den Sommer über zwar nicht unternommen, aber das brauchte es auch gar nicht, denn im Sommer hält man es in Deutschland auch sehr gut aus! Das gilt insbesondere dann, wenn man es regelmäßig in die Natur an Badeseen, Konzerte im Freien oder gar einen Freizeitpark schafft. Wenn ich also anhand meiner heurigen Erfahrungen eine Formel aufstellen sollte, lautete diese:

Gelungener Sommer = Weniger arbeiten als im Rest des Jahres + viel Zeit mit den Liebsten + viel Zeit in der Natur

Jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob mein zukünftiges Ich dies auch zu berherzigen weiß.

Foto Rote Achterbahn
Ja, ich fahre für mein Leben gern Achterbahn!

Und weiter gehts!

Es gibt die beliebte Floskel vom “lebenslangen Lernen”. Bekanntermaßen wünschen sich das alle. Und war die Schul- beziehungsweise Studienzeit nicht ohnehin die schönste im Leben? Trotzdem haben die wenigsten Menschen in ihrem Alltag weder den nötigen Raum, noch die nötige Zeit, sich nach der beruflichen Ausbildung fortzubilden.

Die letzten viereinhalb Jahre ging es mir selbst ja nicht anders. Doch es störte mich. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, dem nun Rechnung zu tragen und nehme an einer dreieinhalbmonatigen Weiterbildung in Vollzeit teil.

Wie die treu Mitlesenden wissen, hege ich gewisse Vorbehalte gegen Vollzeit, was die Vereinbarkeit von Lohnarbeit, Haushaltsarbeit, Gesundheitspflege, Bildung, sozialen Kontakten und Freizeit betrifft. Das verhält sich auch hier nicht anders. Allerdings hilft es ungemein, wenn man in der Vollzeit einer Tätigkeit nachgeht, der man ohnehin Zeit widmen möchte, und die bei anders gearteter Lohnarbeit von der eigenen Freizeit abgehen würde.

Außerdem arbeite ich langfristig darauf hin, ein Leben nach meinen Vorstellungen zu führen. Zumindest in Teilen orts- und zeitunabhängig arbeiten zu können, gehört zu meiner Vision dazu. Während meines Studiums hatte ich den Nagel diesbezüglich schon auf den Kopf getroffen. In meiner letzten Festanstellung habe ich dies bewusst aufgegeben, musste jedoch feststellen, dass es mir sehr fehlte. Deshalb gehe ich das jetzt an!

Mit der Weiterbildung erfülle ich mir darüber hinaus den schon länger gehegten Traum, eigene Drehbücher zu schreiben. Mit meiner letzten Lohnarbeit ließ sich das leider nicht vereinbaren, weil meine Freizeit ohnehin schon zu wenig Raum für den Rest meines Lebens bot.

Vor zwei Wochen begann der Kurs und bisher bin ich hellauf begeistert! Dazu gehört auch einer der Kernaspekte von Erwachsenenbildung: Man setzt sich die zum Kurs gehörenden Ziele selbst. Als größten Vorteil betrachte ich dabei die intrinsische Motivation aller Teilnehmenden. Es gibt nicht eine Person im Kurs, die ihn absolviert, weil jemand anderes Druck auf sie ausgeübt hat. Im Gegenteil: Man musste sich dafür bewerben. Selbstverständlich sind so alle mit viel mehr Freude bei der Sache!

Platz für Bildung schaffen

Doch nun zu der eigentlichen Frage: Wie kann man sich im Alltag Räume für Fortbildungen schaffen? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Ein festes Rezept zum Erfolg gibt es meines Erachtens jedoch nicht. Deshalb hier ein paar Anregungen, wie es gelingen kann:

  • lesen
  • Podcasts hören
  • Filme schauen
  • Museumsbesuche
  • an einem Kurs der Volkshochschulen teilnehmen
  • sich im Rahmen einer Hospitation bei einer Ringvorlesung an einer Universität oder Hochschule anmelden
  • Bildungsurlaub (auch bekannt als Bildungsfreistellung oder Bildungszeit) – Regelung je nach Bundesland unterschiedlich; für gewöhnlich fünf Tage pro Jahr ab dem siebten Monat in einem Anstellungsverhältnis
  • Bildungsgutschein seitens der Arbeitsagentur
  • Bildungsreisen

Eine allgemeingültige Empfehlung, welche Variante am besten funktioniert, mag ich nicht aussprechen, denn dafür sind die Lerntypen zu verschieden. In meinem Fall lese ich recht viel, schaue viele Filme, höre gelegentlich Podcasts, besuche gern Museen und schreibe mich fortlaufend für meinen Hebräischkurs ein. Aktuell nutze ich darüber hinaus einen Bildungsgutschein.

Per se hat man keinen Anspruch darauf, sondern er muss erst bewilligt werden. Aber ein Versuch schadet nie. Man sollte nur etwas Zeit für die Bearbeitung einplanen.

Ja, mir ist bewusst, dass man auch durch Arbeitserfahrung und im Rahmen dessen begangene Fehler lernen kann. Jedoch finde ich eine dedizierte Zeit für die eigene Weiterbildung zielführender, wenn man die gewohnten Denkmuster durchbrechen möchte.

Lernen heißt vergessen

Selbstredend nützen neu erworbene Fähigkeiten und Kenntnisse nur dann, wenn sie auch langfristig erhalten bleiben. Deshalb gilt für alle Arten der Bildung: Sie muss nicht nur ins Gehirn rein, sondern auch wieder raus!

Das heißt: Unser Gehirn vergisst sehr schnell. Um dem Vergessen entgegenzuwirken, bedarf es des regelmäßigen Abrufs von Wissen. Besonders geeignet dafür ist die Anwendung des Wissens in einem praktischen Projekt oder das Vermitteln des Wissens an andere Menschen.

Potentiale erkennen und nutzen

Da ich darum weiß, wie schwierig es im Alltag sein kann, die nötigen Freiräume für Bildung zu schaffen, zu guter Letzt noch ein paar Tipps aus eigener Erfahrung, wo Potentiale verborgen liegen:

  • der Arbeitsweg, insofern man mit den Öffis oder zu Fuß unterwegs ist
  • kurze und längere Wartezeiten
  • all die Zeit, die man sonst in den unendlichen Weiten der sozialen Medien verbrät
  • allgemein die Zeit für den Medienkonsum, denn es gibt solche und solche Medien ;)
  • unnötige Überstunden in der Lohnarbeit

Aber: Manchmal ist es einfacher, sich in größeren Abständen einen längeren Block freizuschaufeln, anstatt in all den kleinen Momenten im Alltag kurz den Fokus auf die eigene Bildung auszurichten.

Schau einfach, was am besten für dich funktioniert.

Das war also mein Sommer-Update. Wie hast du deinen Sommer verbracht? Teile es gern in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp