Embargo

Wer unter den Bücherwürmern kennt es nicht? Es gibt stets so viel zu lesen, dass man gar nicht damit hinterherkommt. Und ehe man sich versieht, reicht der TBR-Stapel (alias der Stapel der noch zu lesenden Bücher) bis zur Decke und ein zweiter Stapel wird eröffnet. Ganz so weit ist es bei mir zwar noch nicht, aber nichtsdestotrotz habe ich mir selbst ein Buch-Embargo verhängt.

Freilich kann man sich nun wundern, wieso ein Minimalist wie Philipp eigentlich überhaupt Bücher besitzt, wo es doch Alternativen wie Bibliotheken und E-Reader gibt, die verhindern, dass sich mehr und mehr Bücher im Haushalt ansammeln. Tatsächlich nutze ich beides, denn ich scheue mich davor, E-Books zu kaufen, wenn ich ebenso in der Bibliothek für zehn Euro Jahresgebühr ausleihen kann. Doch besitze ich überhaupt Bücher?

Dafür gibt es mehrere Gründe:

  1. Prinzipiell unterscheide ich zwischen Büchern, die ich einmalig lese und solchen, die ich gern wiederholt lesen möchte. Freilich ist die Anzahl der Bücher, bei denen mir das mehrmalige Lesen gelingt, begrenzt, dennoch behalte ich Letztere gern. Erstere hingegen verschenke ich.
  2. Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich gern lese, und beschenken mich gern mit Büchern.
  3. Gelegentlich entdecke ich Bücher, die ich ohnehin schon länger lesen wollte gebraucht in Läden und lasse mich von Preisen unter fünf Euro – oder von Zu-Verschenken-Schildern in der Nachbarschaft – gern verleiten, sie mitzunehmen, wenn sie mich thematisch interessieren.
  4. So sehr ich Deko-Artikel auch ablehne, empfinde ich Bücher in einem Zuhause als äußerst dekorativ und willkommen.
  5. Ehrlich gesagt sehe ich nicht, wie Buchautor*innen ihren Unterhalt mit Büchern verdienen sollen, wenn alle Menschen ausschließlich nur noch Bibliotheken nutzen würden.

Nun haben sich also einige Bücher angesammelt – tatsächlich mehr Bücher, als in unser Wohnzimmer an die dafür vorgesehene Stelle gepasst haben. Also fing ich zunächst an, Bücher nach ihrem Einsatzzweck zu sortieren und an die entsprechenden Orte zu legen:

  • Bereits gelesene Bücher bleiben im Wohnzimmer.
  • Koch-, Back- und anderweitige Rezeptbücher sind nun in der Küche.
  • Café-Bücher (Das sind die mit kaum Text, aber seitenfüllenden inspirierenden Fotos.) befinden sich auf beziehungsweise unter dem Couch-Tisch.
  • Fachliteratur wäre idealerweise in meinem Büro, aber darüber verfüge ich aktuell noch nicht.
  • Das, was ich aktuell vor der Nachtruhe lese, liegt auf dem Nachttisch.
  • Das, was ich aktuell unterwegs lese, befindet sich in meinem Rucksack.

So gewährleiste ich, dass Bücher vermehrt genutzt werden, weil sie sich stets in Reichweite befinden, wenn sie am ehesten zum Einsatz kommen. Mehr in der Wohnung möchte ich sie dann aber doch nicht verteilen – auch nicht, um noch mehr Platz für Bücher zu schaffen.

Dennoch plagte mich lange Zeit das schlechte Gewissen, dass ich einen stetig wachsenden TBR-Stapel zu Hause habe, der sich mehr nach unerledigter Hausarbeit anfühlt, als nach einladendem Lesevergnügen. Zumindest ging es mir so, bis ich auf das folgende Zitat stieß:

(…) I try not to think of it as a TBR pile but more like a wine cellar. You try & time the right combination of mood, energy & interest, so that you pick a book when you have the best chance of getting along with it.

– Rónán Hession

Die Analogie des Autors und Musiker Rónán Hession spricht mich sehr an! Denn so wie man eben auch den richtigen Wein nach Anlass und Menü wählt, handhabe ich das bei Büchern ohnehin: Am liebsten lese ich das, was gerade am besten zu meinem Leben passt, oder, worauf ich gerade Appetit habe.

Damit ging es mir also zunächst schon mal besser. Aber es löste das Problem des wachsenden Bücherstapels bei gleichbleibendem Platz in der Wohnung nicht. Und es würde meinen Partner, der bei Weitem nicht so viel liest, wie ich, auch nicht besänftigen. Doch dann gab es einen Schlüsselmoment.

Eines Tages ertappte ich mich in einem Geschäft dabei, wie ich überlegte, ein paar Bücher zu erwerben, während mich ein schlechtes Gewissen plagte, dass ich gar nicht so viel lese, wie ich eigentlich gern würde. Im Kopf hatte ich, dass zu Hause noch fünf bis sechs ungelesene Bücher auf mich warten. Und dann wurde mir noch etwas bewusst: Oft hege ich Gedanken, in denen ich mir mich selbst in einer gewissen Zukunft vorstelle; für gewöhnlich bei einer Aktivität. Dann erwerbe ich für die Aktivität benötigte Artikel und bringe diese nach Hause. Letztlich fehlt mir aber oft die Zeit, der Aktivität dann auch tatsächlich nachzugehen. Und so stehen diese Artikel oft für Monate, wenn nicht sogar Jahre, herum, ohne genutzt zu werden, bis ich hoffentlich irgendwann doch mal die Zeit dafür finde. Wäre das bei den neuen Büchern wirklich anders? Falls ja, müsste ich die ungelesen Bücher zu Hause eigentlich entsorgen, denn offensichtlich sprechen sie mich nicht so stark an, dass ich mir die Zeit nehme, sie zu lesen. Aber sie interessieren mich ja und ich sollte mir nur mal die Zeit nehmen, statt sie anderweitig zu vertrödeln. Also sagte ich Nein zu den neuen Büchern.

Ein Erfolg? Könnte man denken… Doch zurück zu Hause traf mich schließlich der Schlag, als ich alle meine Bücher durchging und sämtliche ungelesen (oder noch nicht fertig gelesenen) Bücher auf einen separaten Stapel packte und durchzählte: Mehr als 30! Und bei meinen Eltern verbirgt sich sicherlich auch noch das eine oder andere!

Ein Weinkenner bin ich nun wahrlich nicht. Doch wenn ich mehr als 30 Flaschen Wein im Keller hätte, würde ich mir selbst ein Kaufverbot für Wein auferlegen, bis die Restbestände mal reduziert sind. Und so handhabe ich das jetzt auch erstmal mit Büchern. Das heißt:

  • Vorerst lasse ich keine neuen Bücher mehr ins Haus.
  • Außerdem lasse ich meine Mitgliedschaft in der städtischen Bibliothek ruhen.
  • Wenn ich wieder bei zehn TBR-Büchern angekommen bin, denke ich darüber erneut nach. Doch bis dahin wird wohl noch einige Zeit verstreichen.

Und ja, beim nächsten Frühjahrsputz werde ich mich noch einmal gesondert mit meinen Büchern auseinandersetzen und inspizieren, welche ich davon tatsächlich aufheben möchte. Denn es gibt schon einige, die ich bereits mehrfach begonnen, aber schlichtweg nicht fertig gelesen habe; auch Klassiker. Vielleicht sind sie dann doch nicht mehr so gut und/oder zeitgemäß oder passen einfach nicht zu mir? Muss ich mich da wirklich durchzwingen, nur weil ein Buch oder bestimmte Autor*innen eine gewisse Reputation haben? Ist mir meine Lebenszeit nicht mehr wert?

Doch mit diesen Fragen werde ich mich an anderer Stelle auseinandersetzen. Jetzt mag ich erstmal lesen. In diesem Sinne: Ein schönes gemütliches Wochenende!

Und nun interessiert mich noch, wie du das eigentlich mit deinen Büchern handhabst, sofern du welche besitzt. Teile es gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp

Abschied auf Raten

Regelmäßig stoße ich auf Verwunderung, wenn ich gestehe, dass mir Abschiede eher schwer fallen. Dabei sollte man meinen, ich sei sie gewohnt, wo ich doch schon so häufig umgezogen bin. Jetzt habe ich Abschied mal ganz anders erlebt: Stück für Stück.

Natürlich wusste ich schon, bevor ich überhaupt nach Lüneburg gezogen war, dass meine Zeit in der Hansestadt begrenzt sein würde. Aber irgendwie hat sich in dem schmucken Örtchen viel richtig angefühlt: Die Stadt an sich mochte ich ebenso wie die Tatsache, dass man schnell raus ins Grüne konnte. Die Arbeit war genauso toll wie das Kollegium. Dass ich rundum verpflegt wurde und mir nur am Wochenende Gedanken darum machen brauchte, was ich esse, hat mir sehr zugesagt. Etwas Sozialleben hatte ich auch, aber auch nicht zu viel, sodass auch noch ausreichend Zeit blieb, um sich um alles andere zu kümmern.

Ehrlich gesagt freute ich mich nach über fünf Jahren in Berlin auch darauf, endlich mal wieder umzuziehen und einen neuen Ort länger entdecken zu können. Gleichermaßen würde es ein Versuch werden, zwei Wohnsitze gleichzeitig zu unterhalten. Denn da ich wusste, dass meine Zeit in Lüneburg begrenzt sein wird, ergab es keinen Sinn, die gemeinsame Wohnung in Berlin aufzugeben. – So günstig und zentral würden wir nie wieder etwas finden. Alles war also aufregend!

Doch freilich war auch nicht alles gut: Beispielsweise, dass meine Liebsten im Grunde zu weit entfernt wohnen und man sich deshalb nicht so häufig sehen konnte. Die Wochenenden außerhalb Lüneburgs fühlten sich stets zu kurz an. Langfristig hätte ich auch nicht in der Wohnung bleiben wollen, sondern lieber in einem anderen Stadtteil gewohnt. Aber man kann eben nicht alles auf einmal haben!

In jedem Fall fühlte ich mich in Lüneburg sehr im Reinen und hätte das gern noch eine Weile fortgesetzt. Allerdings war mir ja klar, dass es einen Stichtag gibt, an dem ich umziehen werde. Also beschloss ich, alles rauszuholen, was geht, und es möglichst intensiv zu genießen. Und trotzdem bahnten sich die Abschiede schon recht früh an.

Den Anfang machte meine Mitbewohnerin bereits zwei Monate, bevor wir die Wohnung auflösen würden, indem sie Tag für Tag ein paar Dinge in den Flur stellte, die sie schon mal wegbringen wollte, damit sie nicht alles am Umzugstag machen musste. Den machte sie übrigens auch nicht am Ende des Monats, sondern schon ein paar Wochen vorher, weil sie dann in Lüneburg ohnehin nichts mehr zu tun hatte. Auch wenn das bedeutete, dass ich fortan auch nicht mehr auf Waschmaschine, Kühlschrank und Co. würde zugreifen können, konnte ich das gut nachvollziehen. Denn selbst hätte ich auch keine Lust gehabt, all ihr Gerödel zu transportieren. Entsprechend glücklich schätzte ich mich, nur die paar Sachen aus meinem Zimmer zu haben.

Sechs Wochen später räumte ich einen Mietwagen ein und staune nicht schlecht, dass der kleine Transporter von den “paar Sachen” am Ende doch bis unter die Decke voll ist. Die Fahrt verlief zum Glück bei Weitem nicht so anstrengend, wie ich erwartet hatte. Trotzdem war ich nach dem Einpacken, Einräumen, Fahren, Ausräumen, Auto zurückgeben und Auspacken überhaupt nicht so erholt, wie ich es nach einem Wochenende eigentlich hätte sein sollen.

Und an diesem Punkt merkte ich: Ehrlich gesagt habe ich keine Lust mehr auf Umzüge. Ja, nomadisches Leben macht Spaß, wenn man einfach mit wenigen Dingen von Ort zu Ort ziehen kann, ohne sich Gedanken über die Infrastruktur zu machen. Aber Wohnungssuche, Umzüge, Wohnungsauflösung, An- und Abmeldung von Ämtern, Behörden und Versorgungsgesellschaften bereiten mir einfach Null Freude.

Tatsächlich kam ich nach dem Umzug noch einmal zurück nach Lüneburg, denn es lagen noch zwei Wochen Arbeit vor mir. Den Umzug hatte ich nur so früh gemacht, weil ich ihn weder auf dem letzten Drücker erledigen, noch mir direkt vorm Marathon in Berlin aufbürden wollte. Also fand ich mich in der komplett leeren Wohnung ein, wo nur noch meine Seifenschale im Bad auf mich wartete. Mein Plan: Einfach auf der Isomatte schlafen. Essen gibt es ja auf Arbeit.

Das habe ich exakt eine Nacht lang durchgehalten. Bisher hatte ich die Isomatte nur auf weichem Rasen verwendet. Auf hartem Parkett erwies sie sich als völlig unbequem. Und so war ich sehr froh darüber, die restliche Woche das Hotelzimmers eines Kollegen in Anspruch nehmen zu können, der gesundheitlich ausgefallen war. Viel besser!

Und so endete meine Zeit in Lüneburg nicht nur mit einem Abschied auf Raten von der Stadt und dem Kollegium, was sich nach und nach ausdünnte. Es bahnte sich auch ein Abschied von einem Lebensmodell an, was ich lange Zeit verfolgte: In meiner jugendlichen Naivität träumte ich als Abiturient davon, eines Tages überall auf der Welt verteilt Wohnungen zu besitzen, um je nach Lust und Laune mal hier und mal dort sein zu können.

Davon habe ich mich jetzt verabschiedet. Woher der Sinneswandel? Allein das Unterhalten von zwei Wohnungen, von denen man jeweils nur eine gleichzeitig nutzen kann, empfinde ich als völlig unnötige Belastung und Ressourcenverschwendung. Dabei spreche ich hier nur von zwei Orten in Deutschland und noch nicht mal von den ganzen anderen Orten auf der Welt. Aber so oder so zahlt man zwei Mal Miete, Energiekosten, Internet und in meinem Fall auch noch Zweitwohnsitzsteuer. Davon lässt sich zwar einiges steuerlich absetzen, aber trotzdem handelt es sich zunächst um Geld, das man zunächst zusätzlich ausgibt und teilweise auch nie mehr wiedersehen wird. Von Arbeit und Energie, die man investiert, haben wir dabei noch nicht gesprochen.

Deshalb lautet meine Devise für sämtliche nomadischen Unterfangen der Zukunft: Eine Home-Base. Der Rest muss über Hotels und anderweitige Unterkünfte laufen. Das ergibt nicht nur finanziell mehr Sinn. Gleichzeitig nimmt man vor allem in Ballungszentren niemandem eine dringend gesuchte Wohnung weg.

Das Experiment Zweitwohnsitz erkläre ich hiermit für beendet.

Alles Liebe
Philipp

Blinde Flecken

Hin und wieder werden wir bezüglich unserer Werte, meist belehrend, auf inkohärentes Verhalten angesprochen. Plötzlich wird von Doppelmoral, zweierlei Maß oder Wasser und Wein geredet. Wie unangenehm, dabei ertappt zu werden. Aber davon bleibt wohl niemand von uns verschont. Also lasse ich heute sinnbildlich meine Hosen runter und offenbare meine blinden Flecken beim Minimalismus.

Warum ich das tue? Dafür gibt es mehrere Gründe:

  1. Leugnung halte ich für den falschen Weg. Auch ich bin nur ein Mensch mit Schwächen.
  2. Wenn man genauer darüber nachdenkt, entdeckt man womöglich doch die eine oder andere Stelle, wo man noch einmal reduzieren könnte.
  3. Auf der anderen Seite führt es im besten Fall deutlich vor Augen, welche Dinge (ja, damit meine ich dieses Mal tatsächlich Gegenstände) einem wichtig sind und wieso.

Natürlich fühle ich mich zunächst ertappt, wenn ich gefragt werde, was eigentlich aus meinem Minimalismus geworden ist. Die kurze Antwort lautet: Seitdem ich nicht mehr von WG zu WG ziehe, kann ich nicht mehr auf denselben Fundus an WG-Eigentum zurückgreifen. Entsprechend besitze ich selbst mehr Haushaltsgegenstände persönlich, seitdem ich in die erste eigene Wohnung gezogen bin. Darin liegt aber nur die halbe Wahrheit; vielleicht sogar nur ein Drittel.

Die anderen beiden Drittel lauten Hobbys, Interessen und Leidenschaften sowie Vielleicht kann ich das ja mal noch gebrauchen… – ja, ich weiß: Diesen Satz sollte man als Minimalist eigentlich aus dem eigenen Vokabular gestrichen haben.

Doch in der Realität geht es mir nicht nur um präsentablen Minimalismus, sondern womit ich mich selbst wohl fühle. Überhaupt nicht wohl fühle ich mich damit, unnötig Dinge zu entsorgen, um sie später noch einmal wieder zu beschaffen. Also hebe ich sie lieber auf. Und ehrlich gesagt gehe ich, seitdem ich nicht mehr alle paar Monate umziehe, nicht mehr durch meinen kompletten Besitz und sortiere aus. Das kann schon mal etwas länger dauern. Aber zwei Mal im Jahr passiert es in der Regel schon noch.

Nun noch zu meinen Hobbys, Interessen und Leidenschaften: Viele davon kommen ohne zusätzliches Zubehör aus: Blogging, Kino, Museumsbesuche, … Es gibt jedoch auch ein paar, die – leider – mit Gegenständen daherkommen:

  • Bücher – Selbstverständlich sind mir Bibliotheken vertraut und ich nutze sie auch sehr gern. Es gibt aber, das eine oder andere Buch (Oder sollte ich hier Dutzend von Büchern schreiben?), die ich gern persönlich besitzen mag, um jederzeit etwas in ihnen nachschauen oder sie einfach noch mal lesen zu können. Dabei bin ich mir überaus bewusst, dass ich die meisten Bücher eben doch nur ein einziges Mal lese und prinzipiell auch E-Books lesen könnte (Sogar einen E-Reader habe ich!), aber manchmal genügt mir das einfach nicht. Abgesehen davon: So sehr ich Dekoration auch meide, dekoriere ich die eigene Wohnung mit nichts lieber als mit Büchern. Und habe ich schon erwähnt, wie oft ich Bücher geschenkt bekomme (und mich darüber selbstredend nicht beklage 😉)?
  • Duplikate – Entgegen dem häufig genannten Tipp unter Minimalismus-Gurus, jedes Objekt nur einmal zu besitzen, handhabe ich das oft komplett andersherum, um mein Leben einfacher zu gestalten: Bei Kleidung verwende ich gern Duplikate der gleichen Modelle, um sie beliebig wechseln zu können und mir beim Einkleiden nie Gedanken machen zu müssen, was ich denn nun am besten tragen soll. Außerdem bewahre ich gern ein zweites Set an Kleidung (und Laufausrüstung) bei meinen Eltern auf, um bei Besuchen in der Erstheimat mit weniger Gepäck reisen zu können. Das Prinzip hat sich bewährt und ich sehe nicht, dass ich davon Abstand nehmen werde!
  • Fotografie – Freilich könnte man jetzt sagen, dass ich doch einfach mit meinem Smartphone Fotos machen könnte und oft genug stimmt das auch. Gelegentlich schätze ich es aber, eine Kamera mit Wechselobjektiven zu besitzen, wo ich mich wirklich nur auf die Fotos konzentrieren kann. Und seitdem ich mit Polaroid-Fotografie experimentiere, habe ich bei jedem Auslösen ein schlechtes Gewissen wegen der Materialschlacht, die daraus resultiert. Aber die Technik dahinter hat mich in ihren Bann gezogen!
  • Gesellschaftsspiele – Wer themenfremd ist, vermag sich gar nicht vorzustellen, was für eine Brandbreite an Vielfalt es an Gesellschaftsspielen gibt. Auch hier achte ich möglichst darauf
  • Küchenzubehör – Natürlich bin ich stets darum bemüht, das auf ein Minimum zu beschränken. Aber bei Plätzchen kommen dann doch einige Formen zusammen. Anstelle von Tüllen mit Kunststoffbeutel, verwende ich eine aus Edelstahl. Dieses Prinzip zieht sich in einigen Bereichen durch, wo ich auf Plastik verzichten möchte. Und überhaupt erfordern manche Spezialitäten bedauerlicher Weise ihr eigenes Werkzeug – oder es macht den Prozess einfach nur ungemein einfacher.
  • Paddeln – Mein Kajak dürfte sich mittlerweile amortisiert haben, auch wenn ich bei Weitem nicht so oft paddeln gehe, wie ich gern würde. Selbstreden kommt ein Kajak mit einiger Ausrüstung. Und der Trend geht aktuell zum Zweitkajak, denn man möchte ja auch nicht immer allein paddeln.
  • Rucksäcke und Taschen – Viel Zeit meines Lebens habe ich bereits darauf verwendet, den Heiligen Gral unter den Rucksäcken zu finden; den einen, der für alle Zwecke passt. Bisher komme ich wiederkehrend zu dem Schluss, dass es den schlicht nicht gibt. Folglich besitze ich mittlerweile ein buntes Sammelsurium an Rucksäcken und Taschen für verschiedene Zwecke: Tagesrucksack, Weekender, Handgepäcksrucks (der mittlerweile leider nicht mehr die Handgepäcksbestimmungen erfüllt), Tageswanderungsrucksack, Alpin-Rucksack, Trekking-Rucksack, wasserdichter Rucksack fürs Paddeln, … Aktuell habe ich mir ein Embargo für Rucksäcke auferlegt, damit es nicht noch weiter ausufert. Aber was soll ich sagen? Ich reise eben für mein Leben gern!

Das sind meine sieben blinden Flecken, die mir spontant in puncto Minimalismus auffallen. Dazu möchte ich anmerken, dass ich in allen Bereichen auch gern Dinge weggebe, die sich nicht bewähren: Wenn ich Bücher nicht für gut befinde, verschenke ich sie. Duplikate werden regelmäßig erneuert und aussortiert. Wenn ich merke, dass Ausrüstung bei den Kameras überflüssig ist, verkaufe ich sie wieder. Gleiches gilt für Gesellschaftsspiele, die ich nicht mag, wobei ich hier sogar oft vorab in einem Brettspielcafé zum Test spiele, bevor ich es kaufe, oder zumindest online Videos dazu anschaue, um zu beurteilen, ob es mir taugt. Bei Küchenzubehör sortiere ich aus, wenn Dinge kaputt gehen. Beim Kajak musste ich zum Glück noch nichts aussortieren. Jüngst konnte über Kleinanzeigen einen Rucksack, der den Reisetest nicht bestanden hat, sogar an jemanden abgeben, der ihn selbst verschenken wollte.

Insbesondere Letzteres ist mir bei allem Minimalismus wichtig: Wenn ich Dinge selbst nicht mehr benutze, möchte ich sie nicht einfach wegschmeißen, sondern, dass sie nach Möglichkeit noch weiter verwendet werden. Das bremst solche einen Entsorgungsprozess natürlich aus, aber alles andere kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Und wenn man genauer darüber nachdenkt, ist doch genau das ein guter Grund, nicht einfach so sorglos weiter Gegenstände anzuhäufen: Wenn man weiß, wie anstrengend es ist, sie wieder loszuwerden.

Jetzt interessiert mich, welche blinden Flecken du bei dir selbst kennst: In puncto Minimalismus oder vielleicht ja auch in anderen Wertebereichen. Teile sie gern in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp

Mal wieder umziehen

Reichliche fünf Jahre ist es her, dass ich nach Berlin gezogen bin. Sehr gut erinnere mich noch daran, wie es beim Besuch des hiesigen Minimalismus-Stammtisches hieß, dass es das dann wohl gewesen sei mit dem nomadischen Leben. 

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Am Ende ist Plastik immer Müll

Jüngst wurde ich gleich wieder mehrfach vom Plastikmonster heimgesucht. Zum Verzweifeln! Und dabei rede ich noch nicht mal vom herkömmlichen Einwegplastikmüll…

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re:publica 23: Ca$h – Woher nehmen ohne zu stehlen?

“Über Geld spricht man nicht”, wenn man der Redensart Glauben schenken darf. Davon halte ich persönlich gar nichts. Umso mehr freute es mich, dass re:publica, sich heuer diesem sensiblen Thema annahm. Wortwörtlich war ich nicht nur dabei, sondern mittendrin. Was ich daraus mitgenommen habe, liest du hier.

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Reisen ohne Gepäck – Erster Versuch

Eines meines selbsterklärten Jahresziele besteht darin, heuer eine Woche ohne Gepäck zu reisen. Natürlich geht das nicht von jetzt auf gleich. Deshalb habe ich es zunächst mit einem Wochenende probiert.

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Mut zur Lücke

In meinem Gedächtnis gibt es zahlreiche Erinnerungen aus meiner Jugendzeit, in denen sich im Zusammenhang mit der Schulbildung wiederkehrend über diese drei Worte echauffiert wurde. 13 weitere Jahre waren nötig, damit ich mich traue, diese Philosophie selbst im Alltag anzuwenden, und kann nun sagen: Wer den Mut aufbringt, wird reichlich belohnt.

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Loslassen lernen

Wenn es unangekündigt so ruhig auf meinem Blog ist, wie es die vergangenen Wochen der Fall war, indiziert dies gewöhnlich, dass in meinem Leben dafür umso mehr passiert. Dieses Mal handelte es sich dabei um eine Aneinanderreihung von Zäsuren. Auf Details möchte ich an dieser Stelle verzichten. Jedoch ist mir etwas klar geworden.

In den letzten zwei Monaten wurde ich wiederholt zum Loslassen gezwungen. Dabei fiel mir jedes Mal auf, wie schwierig uns Menschen im Allgemeinen und mir im Speziellen das Loslassen fällt, wenn dies nicht freiwillig geschieht. All die Jahre einer nomadischen Lebensweise, nahezu ein Jahrzehnt, das ich mich mit Minimalismus beschäftige, unzählige Abschiede, die ich in dieser Zeit erfahren habe, und noch immer fällt es mir ungeheuerlich schwer loszulassen, wenn ich nicht selbst die Entscheidung treffe, sondern sie mir von außen auferlegt wird.

Wenn ich in den vorangegangenen acht Wochen etwas gelernt habe, dann ist es das Folgende:

Eines Tages müssen wir alles gehen lassen – ob wir bereit sind oder nicht.

Alles, was wir besitzen, wird irgendwann kaputt gehen.

Alle Menschen, die wir kennen, entwickeln sich auch ohne unser Zutun weiter, sodass sich unsere Wege eines Tages scheiden, auch wenn wir das selbst nicht wollen.

Auch wir selbst stehen nicht still, weshalb sich sowohl unsere Körper als auch unsere Geiste eines Tages nicht mehr dem Bild entsprechen, das wir von uns selbst haben.

Alle uns nahestehenden Wesen verlassen uns eines Tages, wenn ihr Leben ein Ende findet.

Am Ende, wenn wir uns eigenes Leben verlassen, werden wir auch von alledem loslassen müssen, was wir bis dahin mit uns getragen haben, und uns von unseren Liebsten für immer verabschieden.

Kein Problem stellt es für mich dar, mich von physischen Objekten zu trennen. Menschen weiterziehen zu lassen, die sich dazu entscheiden, in Zukunft nicht mehr gemeinsam das Leben zu bereisen, habe ich im Laufe der Jahre gelernt. Lange fiel es mir schwer, von meinen eigenen Zielen abzulassen. Doch immer, wenn ich von einem geliebten Wesen Abschied nehmen muss, verkriecht sich Hyperambition-Philipp in den Hintergrund und an seiner statt kommt Nihilismus-Philipp hervor. Dass mein Körper sich nicht notwendiger Weise nach meinen eigenen Vorstellungen verändert, Grenzen hat und nicht unverwundbar ist, muss ich nicht nur akzeptieren, sondern im Zweifel auch bei Entscheidungen einbeziehen, wenn ich seinen Verfall nicht noch mehr beschleunigen möchte.

Womöglich hilft mir das künftig ja auch dabei, den Moment noch mehr zu schätzen? Denn schlimmer geht es immer. Doch das mag ich mir jetzt lieber noch nicht vorstellen.

Kulturkonsum 2021

Auch 2021 hatte sich die Pandemie sehr bestimmend auf auf unseren Alltag ausgewirkt. Mir kam das Jahr in Summe allerdings wesentlich stressiger vor als das Vorangegangene. Entsprechend “mager” fällt heuer auch meine Zusammenfassung, was ich 2020 gelesen, gesehen und gehört habe, aus.

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