Ein Motto für das neue Jahr

Nachdem ich das nun bei zahlreichen anderen Menschen fasziniert beobachten durfte, möchte ich es heuer mal selbst ausprobieren und habe mir ein persönliches Motto für das neue Jahr überlegt: Ein Leben in Hülle und Fülle

Stein des Anstoßes war die wundervolle Frau Dingdong, die letztes Jahr mit ihrem Jahresmotto La Bella Figura inklusive Dokumentation dafür Sorge getragen hatte, dass mich die Idee mit dem Motto gar nicht mehr losließ. Eine andere Freundin wählt jährlich zwei Adjektive, auf die im neuen Jahr der Fokus gerichtet werden soll (beispielsweise abenteuerlustig und ausgeschlafen). Doch als sie mir davon erzählte, hatte ich mein Motto insgeheim bereits gewählt.

Wer nun denkt, dass ich dem Minimalismus den Rücken kehre und mein Motto ein Leben in Saus und Braus einläuten soll, dürfte enttäuscht werden. Denn die Redewendung ist nicht, was es zunächst scheint. Ursprünglich bezog sich Hülle auf Kleidung und Fülle auf den Magen, sollte also nichts anderes sagen als, dass man mit dem Notwendigsten versorgt ist. Erst später hat sich die Redewendung umgekehrt und drückt seitdem vor allem Überfluss aus.

Persönlich möchte ich mich auf beide Bedeutungen beziehen. Ursprünglich hatte ich als Motto Genügsamkeit im Sinn. Doch das klang mir ein wenig zu bieder und traf es auch nicht so ganz. Denn mir geht es nicht nur um Genügsamkeit auf materieller Ebene, sondern auch um Suffizienz und Zufriedenheit.

Minimalismus begleitet mich nun schon weit mehr als zehn Jahre. Gleichermaßen merke ich immer mal wieder, dass auch mir regelmäßig eine Rückbesinnung auf die Kernwerte gut täte, wenn ich einen Blick in unsere Wohnung und meinen Lebensstil werfe. Dabei stehen mir oft meine breit gefächerten Interessen im Weg: Ich möchte zu viel(e Dinge tun). Und so enden immer mehr Objekte in unserer Wohnung, die ich für bestimmte Aktivitäten zu brauchen meine. Doch meine Zeit, um sie alle zu verwenden, reicht bei Weitem nicht. Das finde ich schade, denn ich möchte Ressourcen möglichst gut nutzen. Dinge, die ungenutzt herumliegen und verstauben, stellen das genaue Gegenteil dar.

In mir schlagen zwei Herzen: Das eine ist das eines Minimalisten. Das andere ist das eines hoffnungslosen Romantikers, der dem Charme von Retro-Nostalgie und den schönen Dingen des Lebens zugewandt ist. Die letzten Jahre haben mir einen gewissen materiellen Wohlstand gebracht, der mit Zeitknappheit einherging. Den materiellen Spielraum habe ich zwar bei Weitem nie so weit ausgereizt, wie ich hätte können, aber für mein minimalistisches Herz eben doch einen Schritt zu weit.

Letztlich geht es mir beim Jahresmotto auch darum, Zeit freizuschaufeln, um möglichst viel von dem zu tun, was mir Freude bereitet, und möglichst wenig von dem, was ich als Belastung empfinde. Im Zentrum steht dabei die Frage, was mir im Leben wichtig ist und was, wen und wie viel ich in meinem Leben brauche, um zufrieden zu sein.

Außerdem hat mein Motto noch einen ganz praktischen Nutzen, denn dieses Jahr möchte ich hauptberuflich in die Selbstständigkeit starten. Dabei gibt es natürlich ein finanzielles Restrisiko. Insofern tue ich auch hier gut daran, Geld zusammenzuhalten, finanzielle Verpflichtungen zu vermeiden und möglichst auf das zurückzugreifen, was ich bereits habe. Sprich: Ich wage ein Experiment, in dem ich möglichst nur Geld für die notwendigen Dinge im Leben aufwenden möchte.

Deshalb bringt das Jahresmotto gleich noch ein paar befreundete Vorhaben mit:

  • Nix Neues – Ich möchte einmal schauen, wie lang ich auskommen kann, ohne mir etwas Neues ins Haus zu holen. Lebensmittel und andere Verbrauchsgüter sind davon ebenso ausgenommen wie Geschenke. Generell möchte ich einen Fokus darauf legen, beschädigte Dinge zu reparieren, bevor ich sie ersetze. Wenn doch mal etwas Neues ins Haus kommt, sollten dafür zwei andere Dinge gehen. So weit die Theorie. Aus meiner Erfahrung heraus setze ich erstmal einen Monat, anstatt das gesamte Jahr. Und wenn es gut klappt hänge ich noch einen Monat ran. Das hat beim Verzicht auf Zucker erstaunlich lang gut funktioniert.
  • Aufbrauchen – Apropos Zucker: Aktuell haben wir noch große Mengen an Plätzchen, Süßigkeiten und anderen Naschereien von den Feiertagen zu Hause. Außerdem ist das Gefrierfach gut gefüllt und soll im Januar abgetaut werden. Darüber hinaus verbirgt sich im Lebensmittelschrank sicher noch das eine oder andere Relikt aus letztem Jahr (oder gar früher? 😱); höchste Zeit also, einmal alle Lebensmittel aufzubrauchen!
  • Auswärtsessen beschränken – Das dürfte schwierig werden. Da ich recht viel unterwegs bin, esse ich in der Folge oft auswärts – entweder bei Verabredungen oder weil es schnell gehen muss und dafür nichts Passendes in den Lebensmittelvorräten dabei ist. (Aufmerksam Lesende erkennen hier einen Zusammenhang zum Punkt Aufbrauchen.) Außerhalb des Urlaubs möchte ich Auswärtsessen künftig auf drei Mal monatlich beschränken. Die fertig belegte Semmel gehört hier ebenso dazu wie Eis und Drei-Gänge-Menüs, denn mir geht es ums Prinzip. Hotelfrühstück geht in Ordnung, Kantinenessen nur, wenn der Auftraggeber zahlt. Insgeheim würde ich gern Meal-Prepper werden, bin mir aber noch nicht sicher, wie ich das unterbekomme. Anderereseits sehe ich nicht, wie ich ohne Meal-Prep mein Auswärtsessen beschränken möchte.
  • Reisen reduzieren – Wo wir schon beim Thema unterwegs sind: Ich bin für mein Leben gern unterwegs. So gern, dass ich damit einen großen Teil meiner Freizeit verbringe und dafür einen Großteil des mir zur Verfügung stehenden Geldes ausgebe. Das werde ich dieses Jahr natürlich nicht komplett streichen, aber zumindest verringern. Selbstständige beteuern oft, dass sie trotz freier Zeiteinteilung weniger Urlaub nehmen als die meisten Festangestellten. So oder so muss ich erstmal ausloten, was ich mir sowohl zeitlich als auch finanziell leisten können werde. Wie gut, dass ich noch von den letzten fantastischen Jahren voller Reisen zehren kann. 😌 Schwer wird es mir dennoch fallen. 😔 Andererseits habe ich damit hoffentlich mehr Kapazitäten für anderes. 😅
  • Aktivität statt Konsum – Bevor der Eindruck entsteht, ich würde mich durch mein Jahresmotto zwölf Monate lang knechten und geißeln, möchte ich an dieser Stelle klarstellen, dass das Gegenteil mein Ziel ist. Tatsächlich möchte ich meinen Fokus nur noch einmal für Aktivitäten schärfen, denen ich nachgehen möchte, anstatt mich mit Konsum zu zerstreuen. Das lässt sich an meiner Leidenschaft für Gesellschaftsspiele gut verdeutlichen: Ich möchte mehr Zeit damit verbringen, Spiele zu spielen (und zu entwickeln). Dafür brauche ich aktuell allerdings nicht noch mehr Spiele, auch wenn es mir bei so manchem in den Fingern juckt.

Die beiden Interpretationen meines Jahresmottos würde ich entsprechend wie folgt zusammenfassen: Das nötige Minimum an Konsum bei einem Überfluss an Aktivität.

Zwar schränke ich mich im Konsum ein, allerdings geschieht dies zweckgebunden, um mein Leben meiner Priorität nach gestalten zu können. Denn freiwilliger Verzicht auf der einen bedeutet Freiheit auf der anderen Seite. Alles, was ich besitze, muss finanziert und gepflegt werden. Um je weniger ich mich kümmern muss, desto mehr Zeit bleibt mir für Anderes.

Welche Aktivitäten ich genau im Sinn habe, werde ich in meinem nächsten Zielrapport erläutern. Wie ich mit Dingen umgehe, die ich für besagte Aktivitäten brauche, überlege ich mir, wenn es so weit ist.

Nun interessiert mich, wie es sich bei mit dem Jahresmotto verhält? Hast du eins? Wenn ja, welches? Wenn nein, wieso nicht? Teile deine Meinung gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp

Embargo

Wer unter den Bücherwürmern kennt es nicht? Es gibt stets so viel zu lesen, dass man gar nicht damit hinterherkommt. Und ehe man sich versieht, reicht der TBR-Stapel (alias der Stapel der noch zu lesenden Bücher) bis zur Decke und ein zweiter Stapel wird eröffnet. Ganz so weit ist es bei mir zwar noch nicht, aber nichtsdestotrotz habe ich mir selbst ein Buch-Embargo verhängt.

Freilich kann man sich nun wundern, wieso ein Minimalist wie Philipp eigentlich überhaupt Bücher besitzt, wo es doch Alternativen wie Bibliotheken und E-Reader gibt, die verhindern, dass sich mehr und mehr Bücher im Haushalt ansammeln. Tatsächlich nutze ich beides, denn ich scheue mich davor, E-Books zu kaufen, wenn ich ebenso in der Bibliothek für zehn Euro Jahresgebühr ausleihen kann. Doch besitze ich überhaupt Bücher?

Dafür gibt es mehrere Gründe:

  1. Prinzipiell unterscheide ich zwischen Büchern, die ich einmalig lese und solchen, die ich gern wiederholt lesen möchte. Freilich ist die Anzahl der Bücher, bei denen mir das mehrmalige Lesen gelingt, begrenzt, dennoch behalte ich Letztere gern. Erstere hingegen verschenke ich.
  2. Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich gern lese, und beschenken mich gern mit Büchern.
  3. Gelegentlich entdecke ich Bücher, die ich ohnehin schon länger lesen wollte gebraucht in Läden und lasse mich von Preisen unter fünf Euro – oder von Zu-Verschenken-Schildern in der Nachbarschaft – gern verleiten, sie mitzunehmen, wenn sie mich thematisch interessieren.
  4. So sehr ich Deko-Artikel auch ablehne, empfinde ich Bücher in einem Zuhause als äußerst dekorativ und willkommen.
  5. Ehrlich gesagt sehe ich nicht, wie Buchautor*innen ihren Unterhalt mit Büchern verdienen sollen, wenn alle Menschen ausschließlich nur noch Bibliotheken nutzen würden.

Nun haben sich also einige Bücher angesammelt – tatsächlich mehr Bücher, als in unser Wohnzimmer an die dafür vorgesehene Stelle gepasst haben. Also fing ich zunächst an, Bücher nach ihrem Einsatzzweck zu sortieren und an die entsprechenden Orte zu legen:

  • Bereits gelesene Bücher bleiben im Wohnzimmer.
  • Koch-, Back- und anderweitige Rezeptbücher sind nun in der Küche.
  • Café-Bücher (Das sind die mit kaum Text, aber seitenfüllenden inspirierenden Fotos.) befinden sich auf beziehungsweise unter dem Couch-Tisch.
  • Fachliteratur wäre idealerweise in meinem Büro, aber darüber verfüge ich aktuell noch nicht.
  • Das, was ich aktuell vor der Nachtruhe lese, liegt auf dem Nachttisch.
  • Das, was ich aktuell unterwegs lese, befindet sich in meinem Rucksack.

So gewährleiste ich, dass Bücher vermehrt genutzt werden, weil sie sich stets in Reichweite befinden, wenn sie am ehesten zum Einsatz kommen. Mehr in der Wohnung möchte ich sie dann aber doch nicht verteilen – auch nicht, um noch mehr Platz für Bücher zu schaffen.

Dennoch plagte mich lange Zeit das schlechte Gewissen, dass ich einen stetig wachsenden TBR-Stapel zu Hause habe, der sich mehr nach unerledigter Hausarbeit anfühlt, als nach einladendem Lesevergnügen. Zumindest ging es mir so, bis ich auf das folgende Zitat stieß:

(…) I try not to think of it as a TBR pile but more like a wine cellar. You try & time the right combination of mood, energy & interest, so that you pick a book when you have the best chance of getting along with it.

– Rónán Hession

Die Analogie des Autors und Musiker Rónán Hession spricht mich sehr an! Denn so wie man eben auch den richtigen Wein nach Anlass und Menü wählt, handhabe ich das bei Büchern ohnehin: Am liebsten lese ich das, was gerade am besten zu meinem Leben passt, oder, worauf ich gerade Appetit habe.

Damit ging es mir also zunächst schon mal besser. Aber es löste das Problem des wachsenden Bücherstapels bei gleichbleibendem Platz in der Wohnung nicht. Und es würde meinen Partner, der bei Weitem nicht so viel liest, wie ich, auch nicht besänftigen. Doch dann gab es einen Schlüsselmoment.

Eines Tages ertappte ich mich in einem Geschäft dabei, wie ich überlegte, ein paar Bücher zu erwerben, während mich ein schlechtes Gewissen plagte, dass ich gar nicht so viel lese, wie ich eigentlich gern würde. Im Kopf hatte ich, dass zu Hause noch fünf bis sechs ungelesene Bücher auf mich warten. Und dann wurde mir noch etwas bewusst: Oft hege ich Gedanken, in denen ich mir mich selbst in einer gewissen Zukunft vorstelle; für gewöhnlich bei einer Aktivität. Dann erwerbe ich für die Aktivität benötigte Artikel und bringe diese nach Hause. Letztlich fehlt mir aber oft die Zeit, der Aktivität dann auch tatsächlich nachzugehen. Und so stehen diese Artikel oft für Monate, wenn nicht sogar Jahre, herum, ohne genutzt zu werden, bis ich hoffentlich irgendwann doch mal die Zeit dafür finde. Wäre das bei den neuen Büchern wirklich anders? Falls ja, müsste ich die ungelesen Bücher zu Hause eigentlich entsorgen, denn offensichtlich sprechen sie mich nicht so stark an, dass ich mir die Zeit nehme, sie zu lesen. Aber sie interessieren mich ja und ich sollte mir nur mal die Zeit nehmen, statt sie anderweitig zu vertrödeln. Also sagte ich Nein zu den neuen Büchern.

Ein Erfolg? Könnte man denken… Doch zurück zu Hause traf mich schließlich der Schlag, als ich alle meine Bücher durchging und sämtliche ungelesen (oder noch nicht fertig gelesenen) Bücher auf einen separaten Stapel packte und durchzählte: Mehr als 30! Und bei meinen Eltern verbirgt sich sicherlich auch noch das eine oder andere!

Ein Weinkenner bin ich nun wahrlich nicht. Doch wenn ich mehr als 30 Flaschen Wein im Keller hätte, würde ich mir selbst ein Kaufverbot für Wein auferlegen, bis die Restbestände mal reduziert sind. Und so handhabe ich das jetzt auch erstmal mit Büchern. Das heißt:

  • Vorerst lasse ich keine neuen Bücher mehr ins Haus.
  • Außerdem lasse ich meine Mitgliedschaft in der städtischen Bibliothek ruhen.
  • Wenn ich wieder bei zehn TBR-Büchern angekommen bin, denke ich darüber erneut nach. Doch bis dahin wird wohl noch einige Zeit verstreichen.

Und ja, beim nächsten Frühjahrsputz werde ich mich noch einmal gesondert mit meinen Büchern auseinandersetzen und inspizieren, welche ich davon tatsächlich aufheben möchte. Denn es gibt schon einige, die ich bereits mehrfach begonnen, aber schlichtweg nicht fertig gelesen habe; auch Klassiker. Vielleicht sind sie dann doch nicht mehr so gut und/oder zeitgemäß oder passen einfach nicht zu mir? Muss ich mich da wirklich durchzwingen, nur weil ein Buch oder bestimmte Autor*innen eine gewisse Reputation haben? Ist mir meine Lebenszeit nicht mehr wert?

Doch mit diesen Fragen werde ich mich an anderer Stelle auseinandersetzen. Jetzt mag ich erstmal lesen. In diesem Sinne: Ein schönes gemütliches Wochenende!

Und nun interessiert mich noch, wie du das eigentlich mit deinen Büchern handhabst, sofern du welche besitzt. Teile es gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp

Abschied auf Raten

Regelmäßig stoße ich auf Verwunderung, wenn ich gestehe, dass mir Abschiede eher schwer fallen. Dabei sollte man meinen, ich sei sie gewohnt, wo ich doch schon so häufig umgezogen bin. Jetzt habe ich Abschied mal ganz anders erlebt: Stück für Stück.

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Blinde Flecken

Hin und wieder werden wir bezüglich unserer Werte, meist belehrend, auf inkohärentes Verhalten angesprochen. Plötzlich wird von Doppelmoral, zweierlei Maß oder Wasser und Wein geredet. Wie unangenehm, dabei ertappt zu werden. Aber davon bleibt wohl niemand von uns verschont. Also lasse ich heute sinnbildlich meine Hosen runter und offenbare meine blinden Flecken beim Minimalismus.

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Mal wieder umziehen

Reichliche fünf Jahre ist es her, dass ich nach Berlin gezogen bin. Sehr gut erinnere mich noch daran, wie es beim Besuch des hiesigen Minimalismus-Stammtisches hieß, dass es das dann wohl gewesen sei mit dem nomadischen Leben. 

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Am Ende ist Plastik immer Müll

Jüngst wurde ich gleich wieder mehrfach vom Plastikmonster heimgesucht. Zum Verzweifeln! Und dabei rede ich noch nicht mal vom herkömmlichen Einwegplastikmüll…

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re:publica 23: Ca$h – Woher nehmen ohne zu stehlen?

“Über Geld spricht man nicht”, wenn man der Redensart Glauben schenken darf. Davon halte ich persönlich gar nichts. Umso mehr freute es mich, dass re:publica, sich heuer diesem sensiblen Thema annahm. Wortwörtlich war ich nicht nur dabei, sondern mittendrin. Was ich daraus mitgenommen habe, liest du hier.

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Reisen ohne Gepäck – Erster Versuch

Eines meines selbsterklärten Jahresziele besteht darin, heuer eine Woche ohne Gepäck zu reisen. Natürlich geht das nicht von jetzt auf gleich. Deshalb habe ich es zunächst mit einem Wochenende probiert.

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Mut zur Lücke

In meinem Gedächtnis gibt es zahlreiche Erinnerungen aus meiner Jugendzeit, in denen sich im Zusammenhang mit der Schulbildung wiederkehrend über diese drei Worte echauffiert wurde. 13 weitere Jahre waren nötig, damit ich mich traue, diese Philosophie selbst im Alltag anzuwenden, und kann nun sagen: Wer den Mut aufbringt, wird reichlich belohnt.

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Loslassen lernen

Wenn es unangekündigt so ruhig auf meinem Blog ist, wie es die vergangenen Wochen der Fall war, indiziert dies gewöhnlich, dass in meinem Leben dafür umso mehr passiert. Dieses Mal handelte es sich dabei um eine Aneinanderreihung von Zäsuren. Auf Details möchte ich an dieser Stelle verzichten. Jedoch ist mir etwas klar geworden.

In den letzten zwei Monaten wurde ich wiederholt zum Loslassen gezwungen. Dabei fiel mir jedes Mal auf, wie schwierig uns Menschen im Allgemeinen und mir im Speziellen das Loslassen fällt, wenn dies nicht freiwillig geschieht. All die Jahre einer nomadischen Lebensweise, nahezu ein Jahrzehnt, das ich mich mit Minimalismus beschäftige, unzählige Abschiede, die ich in dieser Zeit erfahren habe, und noch immer fällt es mir ungeheuerlich schwer loszulassen, wenn ich nicht selbst die Entscheidung treffe, sondern sie mir von außen auferlegt wird.

Wenn ich in den vorangegangenen acht Wochen etwas gelernt habe, dann ist es das Folgende:

Eines Tages müssen wir alles gehen lassen – ob wir bereit sind oder nicht.

Alles, was wir besitzen, wird irgendwann kaputt gehen.

Alle Menschen, die wir kennen, entwickeln sich auch ohne unser Zutun weiter, sodass sich unsere Wege eines Tages scheiden, auch wenn wir das selbst nicht wollen.

Auch wir selbst stehen nicht still, weshalb sich sowohl unsere Körper als auch unsere Geiste eines Tages nicht mehr dem Bild entsprechen, das wir von uns selbst haben.

Alle uns nahestehenden Wesen verlassen uns eines Tages, wenn ihr Leben ein Ende findet.

Am Ende, wenn wir uns eigenes Leben verlassen, werden wir auch von alledem loslassen müssen, was wir bis dahin mit uns getragen haben, und uns von unseren Liebsten für immer verabschieden.

Kein Problem stellt es für mich dar, mich von physischen Objekten zu trennen. Menschen weiterziehen zu lassen, die sich dazu entscheiden, in Zukunft nicht mehr gemeinsam das Leben zu bereisen, habe ich im Laufe der Jahre gelernt. Lange fiel es mir schwer, von meinen eigenen Zielen abzulassen. Doch immer, wenn ich von einem geliebten Wesen Abschied nehmen muss, verkriecht sich Hyperambition-Philipp in den Hintergrund und an seiner statt kommt Nihilismus-Philipp hervor. Dass mein Körper sich nicht notwendiger Weise nach meinen eigenen Vorstellungen verändert, Grenzen hat und nicht unverwundbar ist, muss ich nicht nur akzeptieren, sondern im Zweifel auch bei Entscheidungen einbeziehen, wenn ich seinen Verfall nicht noch mehr beschleunigen möchte.

Womöglich hilft mir das künftig ja auch dabei, den Moment noch mehr zu schätzen? Denn schlimmer geht es immer. Doch das mag ich mir jetzt lieber noch nicht vorstellen.