Bei all meinen mit Ernährung verbundenen Experimenten, habe ich eine Vorliebe gebildet, an Wochenenden zum Frühstück Pancakes zu speisen. Da ich gern mit anderen zusammen esse, hat sich daraus eine kleine Tradition entwickelt, an der entweder die ganze Familie oder Freunde von mir Freude haben. Je mehr Leute mitessen, desto länger dauert natürlich auch die Zubereitung. Und darin liegt der Haken: Während die meisten meine Pancakes gern verzehren, tun sie sich umso schwerer, darauf zu warten.

Entsprechend häufig teilt mir meine Großmutter mit, dass sie selbst keine Geduld hätte, ein bis zwei Stunden in der Küche zu stehen, um den Teigklecksen beim Fertigbacken zuzusehen. Das verwundert mich doch schon sehr, wo sie doch selbst schon unzählige Stunden in der Küche gewerkelt haben muss, um all die köstlichen Kuchen und Torten zu backen, Fische zu braten und Braten zu würzen. Oft zeigt sich die Ungeduld auch, wenn alle Minute danach gerufen wird, ich solle doch einfach schon mal die Pancakes servieren, die fertig sind. Aber dann wird der Turm nicht so schön hoch und außerdem ist doch das Schönste am Essen, es gemeinsam zu genießen. Zumindest meinte ich das immer.

Womöglich entspricht es ja auch einfach nicht mehr dem Zeitgeist, auf Dinge warten zu müssen. Gamification in Apps, Internetshopping und Lieferdienste haben uns doch längst angewöhnt, dass wir sofort Erfolg haben, alles jederzeit und, ohne selbst aktiv zu werden, serviert bekommen können. Der Geduldsfaden ist so dünn geworden, dass er schon mal vorzeitig reißt, wenn wir nicht sofort fließend Arabisch sprechen können, der Hamster nicht beim zweiten Versuch einen Salto schafft oder das neue Fernsehgerät wider Erwarten doch erst drei statt einem Tag nach dem Klicken des “Jetzt kostenpflichtig bestellen”-Buttons zu Hause ankommt.

Solche Entwicklungen beobachte ich natürlich auch an mir selbst, denn auch ich wurde schon viele Jahre lang darauf abgerichtet, effizient zu sein. Entsprechend hätte ich nach meinem Studium natürlich gern unmittelbar meinen Traumjob, würde aber gleichzeitig auch gern direkt in Teilzeit gehen, damit ich noch Zeit für Privates habe – bei guter Bezahlung, das versteht sich von selbst. Dass mir wie 99,9% der Menschen der Direktzugang dahin jedoch verwehrt bleibt, ebenso. Denn ganz gleich ob Karriere, eine neue Fremdsprache oder Laufen lernen, ist alles ein Prozess und braucht Zeit.

Wir tun also gut daran, wieder zu erlernen, etwas geduldiger zu sein mit uns selbst, unseren Mitmenschen und unserer Umwelt. Letztere hat das übrigens hervorragend raus, wo der Natur doch komplett egal ist, wie lang etwas dauert. Am Ende wird es gut.

Neben der Geduld haben wir übrigens auch noch andere Tugenden verlernt, die sich für ein glückliches, abwechslungsreiches und entspanntes Leben als nützlich erweisen könnten. Da wären beispielsweise die Fähigkeit, sich überraschen zu lassen oder einfach mal Langeweile aushalten zu können. (Das heißt, insofern sie überhaupt noch aufkommt.)

Welche nützlichen Tugenden fallen dir noch ein? Teile sie gern mit uns! (Hach, da haben wir schon wieder eine: Freude am Teilen.)

Alles Liebe

Philipp