Navigation 3.0 – Von der Kunst, sich zu verlaufen

Wenn man unterwegs ist, läuft man häufig die gleichen Wege. Das können entweder Wege sein, die man gewohnt ist, weil man sie täglich  zurücklegt. Oder aber auch Wege, die jeder geht.

So ziemlich jeder Ort auf der Welt hat mittlerweile Touristenattraktionen, die in einem gleichmäßigen Strom abgelaufen werden. Einstige Geheimtipps werden schnell zum Standardprogramm eines jeden Touristen. Das stellt mich zwangsläufig vor ein Dilemma: Einerseits habe ich keine Lust auf Tourimagneten, andererseits sind die Sehenswürdigkeiten ab und an ja tatsächlich sehenswert. Dummerweise artet das Abrennen von diesen auch schnell im Stress aus. Und das macht dann ja wirklich keinen Spaß mehr. Bestes Beispiel dafür sind z.B. die Plitwicer Seen. Die Landschaft da ist echt wunderschön, aber wenn man ankommt, ist erstmal großes Gedränge angesagt. Ich hatte hinterher den totalen Menschenkoller!

Foto Plitvicer Seen

Der Trug scheint – von menschenleerer Idylle kann hier keine Rede sein.

Was ist also meine Lösung?

 

Laufsport

Ich nehme meine Laufschuhe überall mit hin. Dann kann ich beim morgendlichen (oder wie in Tel Aviv wegen zu hoher Temperaturen sonnenuntergänglichen) gleich die eine oder andere architektonische Meisterleistung mitnehmen. Und ich muss ja nun wirklich nicht überall rein.

 

Im Freien übernachten

Manche Schöneheiten bekommt man nur zu Gesicht, wenn man auch mal draußen übernachtet. Allein die frische Luft morgens beim Aufwachen kann keine Attraktion dieser Welt wettmachen. Und wenn man dann noch mit so einer Aussicht aufwacht… Ich muss nicht mehr sagen, oder?

Foto Hammeraussicht in der Sächsischen Schweiz!

Hammeraussicht in der Sächsischen Schweiz!

Der positive Nebeneffekt: Man entgeht Toursitenströmen, weil man später starten kann. Und am nächsten Tag startet man, bevor die Massen mit Bussen vor Ort angekarrt werden.

 

Keine Reisefüher

Sie sind einer der Gründe warum Geheimtipps schnell gar keine mehr sind. Denn wenn sich jeder nach dem Reiseführer richtet und die vermeintlich unbekannten Schönheiten besucht, sind sie offensichtlich nicht mehr einer privilegierten Minderheit vorbehalten. Demokratisierung nennt man das wohl. Ist auch gar nicht schlimm, denn alles ist im Wandel und ebenso wie die Viertel einer Stadt erst schäbig und billig, dann geil und preiswert und dann angesagt und teuer werden, bevor sie wieder verkommen, passiert das mit allem anderen auch.

Die Schlösser von morgen vermag man heute noch nicht zu erkennen.

Deshalb heißt es Augen offenhalten und einfach der Intuition folgen. Große Straßen und sichere Wege auch mal verlassen, um dann Dinge zu sichten, die nicht jeder sieht.

 

Laufen

Ich bin einfach gern zu Fuß unterwegs. Und ich bin der Meinung, dass man außerhalb von U-Bahn, Straßenbahn, Bus, Taxi, Auto etc. am meisten sieht. Klar, wenn man schnell große Distanzen zurücklegen muss, ist zu Fuß schwierig. Aber wenn man die Zeit hat, sehe ich keinen Grund, nicht zu laufen. Wie sonst soll man Straßen auch mal verlassen? Ach ja, in vielen Gegenden ist ein Fahrrad eine gesunde Alternative.

 

Verlaufen

Ich habe glücklicherweise kein Smartphone und daher auch keine Navigationsapp, die mir vorschlägt, wie ich ganz schnell von A nach B gelange. Deshalb muss ich mich anders orientieren.

Wenn ich also weiß, dass ich an einen Ort gehe, an dem ich mich nicht auskenne, schaue ich mir vorher an meinem Rechner eine Karte dazu an. Ich versuche, mir zu merken, wo ich langgehen muss. Unterwegs verlaufe ich mich dann meist, weil eine Straße nicht das ist, was sie zunächst zu sein scheint oder ein anderer Weg mein Interesse geweckt hat. Oft entdecke ich dann wundervolle Ecken und erlebe die geilsten Dinge, die ich sonst nie zu Gesicht bekommen hätte. Um dann doch noch an das geplante Ziel zu gelangen (falls das dann überhaupt noch nötig ist), frage ich einfach Menschen vor Ort. Die wissen schon Bescheid. Und dann bin ich immer mal zu spät.

Und ich orientiere mich häufig mit Hilfe des Himmels. Tagsüber kann man sich bei entsprechendem Wissen am Sonnenstand (kann ich), abends mithilfe der Sterne (kann ich nicht) orientieren. Zur Erinnerung:

Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen geht sie unter.

 

Auch in Tel Aviv habe ich mir Zeit genommen, viele Ecken zu erkunden und bin häufig den ganzen Tag unterwegs gewesen. Ich bin heuer bewusst nur einen Tag mit der Kamera losgezogen. Deshalb gibt es in Kürze noch einen kleinen Apéritif. ;)

2 Kommentare

Antworten

  1. “Im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen will sie untergehn, im Norden ist sie nicht zu sehn.”
    Hi, Philipp!
    Wo immer Du gerade bist; Dein Blog gefällt mir. Ich lese mich so langsam von hinten nach vorn; bin irgendwie (Minimalismus) über Deinen Namen; einer meiner Söhne heißt so, gestolpert, lasse mich inspirieren und erkenne mich in Deinem jugendlichen Elan wieder. Ach ja; ich bin Jahrgang 1946 und begeistert von den Möglichkeiten des http://WWW…so, jetzt lese ich mal weiter…alles G u t e Dir
    Rolf

    • Hallo Rolf,

      vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Es freut mich, dass dir mein Blog gefällt.

      Diesen alten Sprichworts bediene ich mich auch oft. Wenn man gerade weiß, welche Tageszeit es ist, kann man sich damit prima orientieren.

      Lieber Gruß und einen guten Start ins neue Jahr aus Berlin
      Philipp

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