1 Grund, weshalb es nützlicher ist, kein Smartphone zu haben

Kennst du noch die alten Handytastaturen?

Ich verwende selbst noch eine und werde immer wieder mit verwundertem oder entsetztem Blick angeschaut, wenn jemand erfährt, dass ich kein Smartphone besitze. Es folgen dann meist Diskussionen, die damit enden, dass mir nahegelegt wird, doch endlich eins zu kaufen. Ich möchte aber nicht.

Woran das liegt? Hauptsächlich kann ich das auf einen Grund zurückführen. Aber dazu später mehr.

Zunächst einmal sei gesagt, dass ich mich gar nicht gegen die neue Technik verwehren möchte. Klar, die Bedienung hat etwas Magisches (wenn auch technisch recht trivial) und zusammen mit gutem Design üben sie auch auf mich eine gewisse Faszination aus. Und mir ist auch bewusst, dass sie viele Geräte in einem vereinen. Viele digitale Nomaden und Reisende schwärmen davon, wie praktisch das ist. Ich schließe nicht einmal aus, eines Tages selbst eins zu besitzen. Aber was nützt ein Smartphone?

Kommunikation

In erster Linie sind Handys Kommunikationsgeräte. Telefonie, SMS, E-Mails, Instant Messanger – es nimmt gar kein Ende mit Diensten und Technologien. Ich finde aber, dass Telefonie, SMS, E-Mail und Skype bereits alles für mich abdecken. Ich muss meine E-Mails auch nicht alle paar Minuten abrufen. Das reicht einmal täglich. Wenn etwas dringendes ansteht, kann man ja auch anrufen. ;)

Internetzugang

Zu jeder Zeit an jedem Ort Internetzugang zu haben, kann eine nützliche Sache sein. Allerdings hält man damit auch nahezu das gesamte Wissen der Menschheit in den Händen – und das ständig abrufbar. Wozu das führt? Kurz gesagt: Man gewöhnt sich daran, sich nichts mehr merken zu müssen, weil alles jederzeit vom Smartphone abrufbar ist. Da unser Gehirn ein sehr adaptives Organ ist, passt es sich eben auch daran an und bildet sich sukzessiv zurück. (Hier gibt es einen interessanten Beitrag dazu – ab 07:41 beginnt der eigentliche Vortrag.)

Mehr Stress bei weniger Gehirnmasse? – Muss natürlich nicht passieren, wenn man sich von der Technologie nicht zu sehr vereinnahmen lässt. Nur höre ich nie in Diskussionen, dass sich jemand vorstellen könnte, wieder ohne Smartphone zu leben, was ja eher vom Gegenteil zeugt.

Ach ja, Zugang zum Internet habe ich übrigens auch über meinen Rechner.

MP3-Player

Ich halte es im Kopf nicht aus, über Kopfhörer Musik zu hören. Deshalb lasse ich es. Dafür funktioniert mein Kopfradio recht verlässlich.

Kamera

Ich habe bereits mehrere.

Fahrpläne

Die schaue ich entweder an der Haltestelle oder vorher zu Hause im Internet nach. Und meist kommt eh etwas dazwischen. ;)

Navigation

Darüber, wie ich mich zurechtfinde, habe ich bereits hier geschrieben. Ich brauche das unterwegs nicht.

Apps

Die wahrscheinlich größte Stärke eines Smartphones liegt in der beliebigen Funktionserweiterung durch Apps. Mittlerweile gibt es nicht nur Spiele sondern auch ernstzunehmende Anwendungen für BWLer. Mehr oder weniger… Ich empfinde es eher als Spielzeug. Denn für meine Arbeit (hauptsächlich das Schreiben von Texten und die Bearbeitung von Foto- und Videomaterial) brauche ich ohnehin einen richtigen Rechner.

Endlich: Der Grund!

Wie angekündigt, kann ich alles auf einen einzigen  Grund zurückführen. Angenommen ich wollte ein Smartphone kaufen. Dann müsste ich Geld aufbringen, um es zu finanzieren. Einerseits für das Gerät und gegebenenfalls noch für einen Mobilfunkvertrag, der meine jetzigen Ausgaben für Prepaid bei weitem übersteigt. Häufig wird gesagt Zeit sei Geld. Ich sehe das nicht so. Zeit ist für mich durch kein Geld der Welt aufzuwiegen und in jeder Hinsicht das Wertvollste, dass ich besitze.

Geld ist aber Zeit. Um Geld zu verdienen, muss ich Zeit aufwenden. Im Falle solch teurer Geräte viele, viele Stunden. Ich bin aber nicht gewillt, diese Zeit für Funktionen, die ich bereits anderweitig habe, aufzuwenden.

Ich möchte meine Zeit lieber mit den mir wichtigen Dingen verbringen: Mit meinen Liebsten. Die Welt entdecken. Kultur erleben. Lesen. Lernen. Kreativ tätig sein. Mich bewegen. Und dafür meine Zeit im Netz reduzieren. Mit einem Smartphone bewirke ich aber das Gegenteil: Es lenkt mich ab. Wenn ich das Gerät aber besitze und einfach konsequent nicht dafür benutze, muss ich wiederum seinen Zweck für mich in Frage stellen. Das ist es mir dann einfach nicht wert.

Stimmt schon, aber…

Aus vielen Diskussionen heraus ahne ich, dass das in etwa deine Gedanken sind.

Nicht der Fall? Lass es mich wissen! Was geht jetzt in deinem Kopf vor?

 

PS: Passend zum Artikel gibt es hier ein Video, das ich so nur unterschreiben kann!

6 Kommentare

Antworten

  1. drolli&elio

    23/11/2014 — 19:12

    Weit entfernt von der Materie ist in manchen Situationen genau die passende Medizin.Die Geschäftswelt wertet es allerdings bremsend und geschäftsschädigend.

    • So weit entfernt von der Materie ist es gar nicht, man ist ja ständig davon umgeben.

      Und ab und an mal zu bremsen finde ich in unserer Zeit gar nicht mal so verkehrt. ;)

  2. Salut Philipp,

    du sprichst mir aus dem Herzen! Ich bin zwar Smartphonebesitzerin, aber nutze die Möglichkeiten, die es mir bietet, nur sehr eingeschränkt.

    Du schreibst: “Man gewöhnt sich daran, sich nichts mehr merken zu müssen, weil alles jederzeit vom Smartphone abrufbar ist.”

    Für mich geht es noch viel weiter: Wir lernen keine Telefonnummern mehr auswendig, wissen oft unsere eigene Nummer nicht einmal, weil wir alles abgespeichert haben. Wir können keine Land- und Strassenkarten mehr lesen bzw. nutzen, weil wir uns vom Naiv leiten lassen. Kopfrechnen tut eh fast keiner mehr. Orthografie? Die Autokorrektur regelt’s schon.

    Ich bin da vielleicht echt noch “vom alten Schlag”, aber ich finde diese Entwicklungen bedenklich.

    Herzliche Grüsse

    die Frau Momo

    • Sei gegrüßt Frau Momo,

      Prof. Spitzer aus dem Vortrag hat dazu im Video auch echt interessante Anmerkungen gemacht.

      Freund von Navis bin ich auch nicht. Die bringen mich immer auf die Palme mit ihren Ansagen und ich habe häufig das Gefühl, mich mehr auf die Ansagen als das eigentliche Verkehrsgeschehen zu konzentrieren.

      Autokorrektur (bei meinem Handy heißt das noch T9) schalte ich immer aus. Ich erinnere mich auch noch an die Autokorrekturfunktion von Windows8. Die hatte zwar eine Einstellung, um deaktiviert zu werden, diese hatte aber tatsächlich keinerlei Auswirkung. Das hat mich wahnsinnig gemacht, weil mein Rechner immer glaubte, besser zu wissen, was genau ich eigentlich schreiben möchte.

      Ich bin auch gespannt, ob es eine Rückbesinnung geben wird. Hoffnung gibt es jedenfalls: Eine meiner ehemaligen Lehrerinnen hat mir erzählt, dass einer ihrer Schüler immer schnippisch reagiert, wenn ein Mitschüler sein Handy rausholt.

      Herzlicher Gruß,
      Philipp

  3. Hallo Philipp,

    Viele Punkte könnte ich so unterschreiben. Die einzigen Nummern, die ich noch kenne, sind meine Handynummer und die Festnetznummer meiner Eltern. Infos schreibe ich mir manchmal nicht auf, weil ich mir denke, ich kann sie ja jederzeit via Smartphone im Internet nachgucken.
    Was ich an meinem Smartphone genieße, ist eben die Tatsache, dass es so viele Funktionen in sich vereint. Mein kleines elektronisches Schweizer Taschenmesser. Ich nutze die Kamera sehr oft, außerdem den Taschenrechner. Und natürlich die Kommunikationsmöglichkeiten.
    Allerdings bin ich in letzter Zeit gelassener geworden. Wenn ich das Handy mal zuhause vergesse oder der Akku leer ist, bringt ich das nicht mehr so schnell aus der Ruhe wie früher.
    Ein Leben ohne Smartphone könnte ich mir vorstellen. Aber ich denke, das muss ich nicht. Die Vorteile überwiegen für mich eigentlich.

    Viele Grüße
    Pia

    • Hallo Pia,

      ich halte es ehrlich gesagt auch für sinnvoll, zu hinterfragen, bei welchem Wissen es einen Nutzen bringt, es zu lernen. Da wir heute so viele Daten jederzeit abrufen können, scheint es augenscheinlich in vielen Bereichen überflüssig zu sein. Ich glaube, dass man erst dann einen tatsächlichen Vorteil erkennen kann, wenn man einen Schritt weiter denkt: Wie wende ich Gelerntes an?

      Für mich steht da beispielsweise oft eine gewisse Autarkie von Strom im Vordergrund: Wie kann ich mein Wissen beziehen, wenn ich mal keinen Zugang zu Strom habe?

      Oder auch: Ich schreibe einen Artikel zu einem bestimmten Thema. Dann ist es für den Schreibfluss freilich besser, wenn ich in der Materie stecke, anstatt jede halbe Minute wieder danach im Internet suchen zu müssen.

      Multifunktionsgeräte punkten natürlich besonders in puncto Minimalismus sehr! Jetzt würde mich in deinem Fall tatsächlich interessieren, wie es zeittechnisch beim Smartphonegebrauch bei dir aussieht: Sparst du letztlich durch all die Funktionen in einem Gerät Zeit ein oder verwendest du eher mehr Zeit darauf, das Gerät zu benutzen, seitdem du es besitzt?

      Lieber Gruß,
      Philipp

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert