Tag für Tag jage ich meinen Träumen nach. Zumindest versuche ich, täglich etwas dafür zu tun, der Erfüllung meiner Wünsche ein Stückchen näher zu kommen. Doch manchmal stellt sich heraus, dass das Ausleben dieser Herzensangelegenheiten gar nicht so traumhaft ist, wie ich es mir ausgemalt habe.
Träume seien nicht erfüllte Ziele, habe ich irgendwo mal gelesen. In jedem Fall lohnt es sich, Träume in konkrete Ziele umzuwandeln, damit sie Wirklichkeit werden. Mein erster Schritt ist deshalb, sie zunächst auf meinen Wunschzettel zu notieren, damit ich sie nicht aus den Augen verliere. Im Anschluss kann ich sie konkret angehen. Damit konnte ich mir auch schon einige Wünsche erfüllen.
Manchmal ergeben sich Wünsche aber auch einfach so, entweder weil ich kein Verlangen mehr danach verspüre oder weil sie nicht mit der Vorfreude mithalten können. Bei dem Traum, von dem ich heute erzählen möchte, trat sogar beides ein.
Wo Wünsche entstehen
Im besten Fall kommen Wünsche aus unserem Herzen. Besonders oft werden sie aber in unseren Köpfen implantiert: Durch Idole, denen wir nacheifern wollen, oder weil Werbung uns vorgaukelt, dass wir einen bestimmten Lifestyle pflegen sollten. In diesem Fall war es Ersteres – nicht wirklich durch ein Idol, aber zumindest eine bekannte Persönlichkeit. Ich hatte ein Interview mit Udo Lindenberg gelesen und war ganz fasziniert von der Idee, in einem Hotel zu leben.
Irgendwie passte das ja auch zu meinem Leben: Ständig unterwegs, ungebunden und doch mit allem versorgt, was man so braucht. Noch dazu eine simple Einrichtung sowie All-you-can-eat-Buffet zum Frühstück, wie ich es mag, und die Möglichkeit, jeden Tag auszuchecken und zu einem neuen Ort aufzubrechen. Was könnte ich mehr wollen?
Traum vs. Wirklichkeit
Für Filmschaffende ist das Leben im Hotel ein gar zu vertrautes. Sei es bei den Dreharbeiten einer Reiseproduktion oder während Filmfestivals: Abseits der Heimat bietet sich die langfristige Übernachtung in Hotels oft als optimale Alternative an. Entsprechend habe ich auch schon arbeitsbedingt einige Wochen in Hotels zugebracht, unter anderem auch die letzten zwei Wochen des vergangenen Jahres. Ein Unternehmen wünschte sich, dass ich binnen drei Tagen zu arbeiten beginne. Mich in ein Hotel direkt neben dem Büro einzuquartieren, war also die naheliegendste Möglichkeit.
Doch so unverhofft wie mein Wunscherfüllung eintrat, so unvorhergesehen ärgerten mich auch sämtliche Nebenwirkungen eines Hotellebens. Ja, das Zimmer war simpel und dennoch ansprechend eingerichtet. Ja, es gab jeden Morgen All-you-can für mich. Ja, ich hatte keinerlei langfristige Verpflichtungen gegenüber dem Hotel. Nicht mal saubermachen musste ich. Trotzdem hat es sich nicht so angefühlt, als wäre ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen.
Unbegrenztes Frühstück taugt nämlich auch dann nichts, wenn es meinen Speiseplan nicht abdeckt und tagein tagaus dasselbe ist. Vier Sterne bieten nicht mal eine Küche, um sich selbst Mahlzeiten zubereiten zu können. Ein ruhiges, stilvoll eingerichtetes Zimmer ist unnütz, wenn man den ganzen Tag nur die Innenwände ebendessen oder des Büros zu sehen bekommt. Dass jemand Fremdes für mich sauber macht, empfinde ich weniger hilfreich als störend.
Wahre Bedürfnisse erkennen
Ich weiß mittlerweile, dass es nicht dass Leben im Hotel war, nach dem ich mich eigentlich gesehnt hatte. Diesen Wunsch habe ich mir von außen aufstülpen lassen. Meine eigentlichen Bedürfnisse, die ich damit in Verbindung gebracht habe, waren andere:
- Die Freiheit, spontan ohne großen Aufwand zur nächsten Station meiner Lebensreise aufbrechen zu können.
- Ruhe in meinem Lebensraum.
- Leibliches Wohl im Alltag.
Um diese drei Bedürfnisse zu erfüllen, brauche ich aber nicht die Mehrkosten auf mich nehmen, die ein Leben im Hotel mit sich bringt. (Und glücklicher Weise brauchte ich das auch bisher nicht, weil besagtes Unternehmen für meine Unterbringung aufkam.) Was mir zur Erfüllung dieser Bedürfnisse hilft, sind andere Dinge, in erster Linie Selbstständigkeit. Für mein leibliches Wohl sorge ich am besten selbst, weil kein Köchin dieser Welt (außer Mutti) weiß, was mir gut tut. Ruhe in meinem Lebensraum kann ich mir auch in den eigenen vier Wänden schaffen. Freiheit erreiche am ehesten, indem ich mich von Verpflichtungen und fremden Wünsche lossage.
Die Erfahrung, in einem Hotel gelebt zu haben, möchte ich dennoch nicht missen, denn ohne sie wüsste ich heute wahrscheinlich weniger über meine inneren Bedürfnisse. Oft bedarf es im Leben eines einfachen Versuchs, um herauszufinden, welcher der richtige Weg ist. Bei einer Sackgasse kehrt man einfach um und probiert einen neuen Weg aus. Daher halte ich es für immens wichtig, Träume und Wünsche in Ziele zu transformieren und sie dann direkt anzusteuern. Um meine Energie künftig weniger auf implantierte Wünsche zu verwenden, helfen mir drei einfache Fragen:
- Woher rührt dieser Wunsch?
- Welche Bedürfnisse stecken wirklich dahinter?
- Wie kann ich diese Bedürfnisse anderweitig befriedigen?
Der Rest ist schließlich Versuch & Irrtum.
Wie gehst du mit deinen Träumen um und wie lässt du sie Wirklichkeit werden? Hattest du auch schon mal einen zerplatzten Traum? Lass uns gern daran teilhaben!
Alles Liebe
Philipp