Voller Schreibtisch, eine Menge Arbeit im Nacken und die Wohnung müsste auch mal wieder gereinigt werden. Kommt dir das Szenario bekannt vor? Mir ist in den letzten Jahren immer wieder bewusst geworden, wie ich am besten dagegen ankomme – ganz ohne Hexerei und drogenfrei!
In den letzten Jahren habe ich mich viel mit Minimalismus auseinandergesetzt. Das hat natürlich ein paar Spuren hinterlassen. Eine Folge war, dass ich begonnen habe, Dinge auszumisten, die mein Leben belasteten anstatt zu bereichern. Und die Folge der Folge war, dass mein Zimmer viel leerer wurde. Nur zum Vergleich: In präminimalistischen Zeiten hatte ich versucht, wo es nur ging, noch etwas unterzubringen. Mein Zimmer war bis zum Platzen gefüllt.
Die Reaktion von Besuchern heute, schaut dann so aus, dass sie Dekoration vermissen und Worte wie “kahl” oder “leer” fallen. Gewissermaßen kann ich das nachvollziehen, weil es mir lange Zeit ebenso ging. Doch in den letzten Jahren habe ich diesbezüglich einen Wandel durchgemacht.
Denn ich habe auch die Vorzüge erfahren, wenn man mehr Raum hat. Deshalb kann ich heute ganz unbeschwert sagen, dass ich freie Flächen liebe:
- Reinigen ist total angenehm, wenn man nicht erst jede Fläche kompett leerräumen muss, bevor und, wieder einräumen muss, nachdem man tatsächlich sauber macht.
- Alles hat seinen Platz und ist innerhalb weniger Sekunden zu erreichen, weil es nicht erst hinter einem anderen Gegenstand hervorgeholt werden muss.
- Platz! (zum Tanzen oder Jonglieren, für Übungen oder um einfach nur aufzuatmen)
- Gleichzeitig fühle ich mich nicht so erdrückt von all den Dingen.
- Und ich bin weniger abgelenkt.
Besonders der letzte Punkt ist, was Produktivität anbelangt, sehr entscheidend für mich geworden. Aber natürlich spielen die anderen Aspekte ebenfalls eine nicht unwesentliche Rolle: Gegenstände erfordern unsere Aufmerksamkeit auch dann, wenn sie nur rumstehen. Sie wollen nicht nur geputzt werden, sondern ziehen ständig ihre Blicke auf sich.
Wenn ich augenscheinlich prokrastiniere, indem ich erst die komplette Wohnung putze, bevor ich mich an die dringliche Arbeit begebe, liegt das daran, dass mich die Unordnung vom Wesentlichen ablenkt. So viele Stellen fordern ihre Aufmerksamkeit, dass ich gar nicht fokussiert arbeiten kann. Also räume ich auf. Mit freien Flächen geht das um Einiges schneller, sodass ich auch eher produktiv sein kann.
Halte ich mich in überdekorierten Räumen auf, fordern auch die ihren Tribut. Das kann jedermanns Wohnzimmer oder auch ein Sakralbau sein. Obwohl Detailreichtum sehr beeindruckend sein kann, fühle ich mich gleichermaßen erdrückt. All die kleinen Feinheiten wollen geradezu entdeckt werden. Das kann ganz bezaubernd sein und ab und an genieße ich so etwas auch, um neue Eindrücke zu bekommen. Aber es hilft nicht, wenn ich produktiv sein möchte.
Ebenso lenkt es mich ab, wenn beim Arbeiten am Rechner überall etwas blinkt. Oder wenn ich Störgeräusche um mich habe. Deshalb versuche ich, all das zu beseitigen.
Mit freien Flächen und Räumen geht es mir da ganz anders. Diese schreien geradezu danach, vollgestellt, -malt oder -schrieben zu werden (meiner Meinung nach zeugen Graffitis an Betonwänden davon). In den meisten Fällen kommen Menschen dem nach, indem sie noch und nöcher dekorieren, bis es eben keine freie Fläche mehr gibt. Ich versuche, mich dagegen zu verwehren. Denn auch wenn ich das nicht physisch erledige, rattert es in meinem Kopf unentwegt. Ich werde kreativ, mein Kopf möchte den Raum füllen. Und das tue ich dann auch, aber mit Ideen und nicht mit Gegenständen.
Für die Aufrechterhaltung dieses Zustandes helfen mir dabei folgende Dinge:
- Ich halte Schreibtisch und Raum möglichst leer.
- Ich schalte mein Handy und etwaige Benachrichtigungen aus, um nicht gestört zu werden.
- Ich versuche, Störgeräusche zu eliminieren. Wenn das nicht möglich ist, überdecke ich sie durch Musik ohne Gesang. (Gesang lädt zum Mitsingen ein. Dann wäre ich aber nicht fokussiert.)
Leider gelingt es mir nicht immer, alles davon einzuhalten. Aber meine Erfahrung zeigt mir, dass ich so am produktivsten arbeiten kann.
Wie hälst du es mit der Raumgestaltung? Und wie sorgst du für Produktivität? Schreib es mir!