Alle Jahre wieder öffnet sich das Tor zur Anderswelt und tausende von schaurigen Geschöpfen kommen in die unsrige. Das zumindest besagt die keltische Mythologie, auf der Halloween beziehungsweise das keltische Fest Samhain basieren. Aber hat sich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, wo die ganzen Kreaturen, die wir dieser Tage auf den Straßen sehen, eigentlich im Anschluss abbleiben, wenn sich das Tor wieder schließt? 👀
Meiner Beobachtung nach leider viel zu oft im Müll. Deshalb stellte sich diese Woche eine kleine unerwartete Herausforderung, als unsere Abteilung eine Halloween-Party schmiss, bei der ausdrücklich um Kostüm gebeten wurde.
Obwohl ich mit Karnevalskultur nicht so viel anfangen kann (habe ich ausprobiert, als ich mal bei einer Tanzeinlage eingesprungen bin), verkleide ich mich prinzipiell gern und gehe dabei am liebsten all-in. Sprich: Es genügt mir nicht, mir nur ein Partyhütchen aufzusetzen oder ein thematisches T-Shirt anzuziehen. Je nach Kostüm begebe ich mich – zum Leid aller Anwesenden – sogar in meine Rolle.
Gleichzeitig gibt es einige Aspekte an Kostümen, die ich nicht mag:
- Kommerzielle Kostüme sehen oft billig aus.
- Meist sind käuflich erwerbliche Verkleidungen aus Kunstfasern hergestellt, was zu einem unangenehmen Tragegefühl und hohem Schweißausbruch führt. Kommerzielle Masken sind zumeist aus Plastik, Gummi oder Silikon und ebenfalls eklig auf der Haut.
- Schminke mag ich auch überhaupt nicht. Von Inhaltsstoffen möchte ich gar nicht erst anfangen.
- Viele kommerzielle Kostüme halten exakt eine Saison lang, bevor sie im Müll landen und dort ihre Giftstoffe an die Umwelt abgeben. Wenn ich daran denke, wird mir richtig schlecht.
- Wenn man Kostüme zu Hause aufbewahrt, hängen sie einen Großteil des Jahres ungetragen im Schrank oder brauchen anderweitig Platz, den ich nicht zur Verfügung habe.
Kurzum: Es ist ein Grauen für mich, wie viele Ressourcen in all diese Kostüme fließen, die dann nach einmaligem Tragen “entsorgt” werden. In meiner Kindheit wurden Kostüme entweder von Generation zu Generation weitervererbt oder man baute sich einfach selbst eins. An Ideen dafür mangelte es mir nicht, aber jede kam sogleich mit einem Einwand daher:
Am einfachsten ist natürlich ein Geist mit einem Bettlaken, aber bei meiner Körperhöhe bedarf es schon eines sehr großen und dann soll es ja auch nicht gar zu unförmig aussehen. Deshalb kam mir direkt die Mumie in den Sinn. Allerdings hatte ich mich schon vor zehn Jahren zu Purim als Mumie verkleidet und ich hätte gern mal etwas Neues ausprobiert. Selbiges galt für den Kopflosen Mann, wobei ich dieses Kostüm zuletzt als Kind zu Halloween trug und heuer lernen durfte, dass es sich für Kinder ob ihrer geringeren Körpergröße deutlich einfacher gestaltet. Gevatter Tod ist einfach, aber woher sollte ich jetzt eine Sense nehmen, ohne alle in helle Aufruhr zu versetzen? Jack o’Lantern und Pestdoktor erfordern wesentlich mehr Material, Werkzeuge und Zeit als mir im Rahmen meiner aktuellen Arbeitsumstände zur Verfügung standen.
Also wurde es doch die Mumie. (Für die in 2025 leider immer noch kein Unicode-Emoji existiert!) 💀
Und auch die gestaltete sich knifflig genug, denn die erforderliche Menge an Mullbinden so kurzfristig aufzutreiben erwies sich als schwieriger als angenommen. Praktischerweise hatte ich Hilfe im Kollegium und beim Kostüm schon etwas Erfahrung, auf die ich zurückgreifen konnte. Und so kommt es, dass mir meine diesjährige Variante sogar noch besser gefällt als die von vor zehn Jahren. (Und an Beachtung mangelte es auch dieses Mal nicht!)

Aufgrund meiner Vorerfahrung achtete ich bewusst darauf, die einzelnen Abschnitte des Körpers einzeln und nacheinander zu wickeln. Das hilft ungemein bei Notdurft. 😎 Außerdem unterstützt das Tragen von heller, neutraler Kleidung unter den Mullbinden zu tragen, um die Illusion aufrechtzuerhalten. Als wenig nützlich empfand ich die selbstklebenden Mullbinden, weil sie sich allein durch das Tragen um sich selbst verheddern.
Entgegen meines Wunsches, musste ich es am Ende trotzdem entsorgen, weil Mullbinden sich dann doch recht schnell aufreiben. Zumindest gefühlt bin ich damit aber immer noch besser gefahren als all die anderen Einwegkostüme im Kollegium und habe wesentlich weniger geschwitzt als der Kollege im aufblasbaren Haikostüm. 🦈
Und nächstes Jahr habe ich dann auch schon direkt mal ein neues Projekt: Mit etwas mehr Vorlauf ein Kostüm selbst herstellen, das meinen Anforderungen komplett genügt! 👻
Abgesehen von der ganzen Verkleiderei mag ich an den Ursprüngen Halloweens vor der feindlichen Übernahme durch das Christentum übrigens, dass der Toten gedacht wird und man sich dabei gleich noch selbst an die eigene Vergänglichkeit erinnert. (Was in Mexiko am Tag der Toten auch heute wesentlich deutlicher gelebt wird.) Getreu der Botschaft dieses Feiertags möchte ich daran erinnern, dass wir das Leben voll auskosten sollen, auch wenn nun die dunkelste Zeit des Jahres beginnt! In diesem Sinne:
🪦 Happy Halloween! 🎃
Berlin
Ines
31/10/2025 — 21:11
Du bist eine Super-Mumie! Unserem schwarzen Hund hat heute eine helles Leuchthaldband gereicht als Verkleidung.
Hier kam heute kein Kind zum Schnorren. Mein Mann wird in zwei Wochen nicht deine Figur haben.
Happy Halloween!