Es kommt mir vor, als hätte ich mich gerade noch auf den Sommer gefreut, da ist er auch schon wieder vorbei. Und das ist in der Zwischenzeit bei mir passiert.

+ ANALOG +

Semester, die gar keine sind?

Wie einige vielleicht wissen, bin ich nach wie vor immer noch immatrikulierter und aktiver Student. Zuletzt hatte ich meinen Master begonnen und dieses Semester habe ich mich dann doch gewundert. Denn bei zwei Semestern im Jahr geht man doch davon aus, dass eins je sechs Monate dauert. Doch weit gefehlt, denn abzüglich der Feiertage und Semesterferien (eigentlich vorlesungsfreien Zeit, aber bei uns sind alle Prüfungsleistungen noch während der Vorlesungszeit zu erbringen), bleiben dann selten mehr als dreieinhalb Monate je Semester übrig, wenn überhaupt.

Dafür ist ebendiese Zeit umso stressiger, weil man versucht, möglichst viele Projekten und Wissenshäppchen in diese kurze Zeit zu pressen. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, dass das nicht ausreicht, dass man doch mehr Zeit nutzbar machen sollte. Andererseits habe ich heuer das erste Mal erfahren, wie es sich anfühlt, aufgrund von Arbeitslast massiv überfordert zu sein. Meiner Meinung nach braucht es deshalb längere, zusammenhängende Zeiträume, in denen man einfach mal nichts zu tun hat. Ein schwieriges Unterfangen in unserer Zeit, wo es doch scheinbar ständig etwas zu erledigen gibt, überall Optimierungsbedarf herrscht und alles nach unserer Aufmerksamkeit schreit. Deshalb halte ich solche langen Zeiträume für Ferien durchaus für gerechtfertigt und finde sogar, jedem Menschen sollten sie zustehen.

Könnten wir unseren Alltag dann nicht auch entspannter und in der Folge gesünder gestalten? Es gibt ein gesundes und förderliches Maß an Stress und beschleunigt oft Prozesse, anstatt sie zum Erliegen kommen zu lassen. Jedoch gibt es auch Vorgänge, meines Erachtens machen sie sogar den Großteil aus, die von mehr Zeit profitieren, indem sie in qualitativ höheren und nachhaltigeren Ergebnissen resultieren. Lernprozesse und kreative Arbeiten gehören dazu auf jeden Fall.

Was ist in Summe also der geschicktere Weg? Viel Stress in kürzerer Zeit und anschließend eine notwendigerweise lange Pause? Oder weniger Stress über einen längeren Zeitraum und dafür weniger Ferien?

O, du wunderschönes Breslau

Bereits letztes Jahr war ich kurz dort, und hatte mir versprochen noch einmal wiederzukommen. Heuer war es dann auch direkt so weit. Man soll Chancen ja beim Schopfe ergreifen und es hat sich gelohnt!

Bereits die Zugfahrt durch Ostsachsen über Görlitz nach Polen stimmt mit seiner grünen Landschaft auf Entspannung. Und das hat sich in Breslau angekommen gefestigt. Das mag zum einen daran liegen, dass ich keine wirkliche Agenda hatte. Entsprechend bin ich einfach ziellos durch die Stadt geschlendert und habe mich hier und da niedergelassen, um ein wenig Atmosphäre aufzusaugen oder einfach nur die Beine baumeln zu lassen.

Eine Wohltat für’s Herz, das diese Stadt mit seiner vielseitigen Architektur, all seinen Foodtrucks und Schlemmereien, sowie der lässigen Atmosphäre im Sturm erobert hat! Was die Stadt im Detail so liebenswert macht, erörtere ich noch an anderer Stelle.

Schon wieder Israel?

Ja, diese Frage höre ich doch recht oft. Andere fragen mich direkt, ob ich denn wieder dorthin reise. Und das kann ich bejahen. :) Anfangs habe ich mir noch Mühe gegeben, mit Projekten zu rechtfertigen, dass ich so oft hierherkomme. Das habe ich aufgegeben, denn letztlich kann ich im Prinzip einen Großteil meiner Arbeit von überall aus erledigen und für einige Projekte wäre es sogar von Vorteil, aufgrund von Kollaborationen für längere Zeit in Deutschland zu sein, auch wenn ich Projekte habe, die gezielt Israel betreffen.

Ich bin aber gerade an einem Punkt in meinem Leben, an dem Menschen, die ich sehr ins Herz geschlossen habe, an vielen verschiedenen Orten aufhalten und sich mein Lebensmittelpunkt nicht eindeutig bestimmen lässt. Beziehungen möchten gepflegt werden und ich wäre froh, wenn, vor allem die Deutschen, ihre harte Schale mal außen vor lassen und zu ihren Liebsten stehen, anstatt sich für ihre Gefühle zu schämen oder glauben, sich rechtfertigen zu müssen.

Denn im direkten Vergleich ist mir schon häufiger aufgefallen, dass Israelis nahezu jedes Wochenende zu ihrer Familie fahren, während das in Deutschland eher verpönt ist mit der Begründung, dass man sich nicht so recht vom Elternhaus trennen könne. Nun sind die Distanzen in Deutschland oft etwas größer als in Israel, das gerade einmal so groß wie Hessen ist und ehrlich gesagt, könnte ich zwecks anderen Interessen auch nicht jede Woche den weiten Weg zu meiner Familie aufnehmen.

Aber die gemeinsame Zeit, die wir haben, ist begrenzt. Deshalb sollten wir jede Minute, die wir miteinander haben genießen und ignorieren, was wir befürchten, das andere von uns denken könnten. Israelis tun das schon, womöglich weil ihre Realität stärker von Krieg geprägt ist, als unsere. Spätestens an unserem eigenen Totenbett sind uns fremde Meinungen egal. Warum also nicht auch jetzt schon?

Foto Breslaus Altstadt

Breslaus Altstadt


# KULTURGUT #

Im Sommer war ich im Musa Eretz Israel Museum Tel Aviv zur Austellung On the Edge. Hier dreht sich alles um Papier, genauer gesagt Kunstwerken aus Papier. Dazu wurden 65 israelische Künstler beauftragt, sich näher mit dem Medium Papier auseinanderzusetzen.

Ich persönlich liebe Papier, weil ich bei Arbeit auf Papier stärker stimuliert werde. Und, Digitalisierung hin oder her, sind wir ständig davon umgeben, denn es ist jederzeit verfügbar. Oft beginnen große Dinge auf Papier, kleinste Ideen kritzeln wir darauf, zerknüllen es, um es anschließend zu entsorgen. Das Papier noch viel mehr kann als das, beweist die Vielseitigkeit, mit der die Künstler in der Ausstellung glänzen.

Dabei ist es oft gar nicht nur Papier an sich, sondern wie viel Arbeit und Zeit Kunstschaffende aufwenden, um das Material zu etwas Besonderem zu transformieren – seien es Animationen, dreidimensionale Skulpturen oder reflektierte Schattenspiele.

Die Ausstellung ist noch bis 31.10.2017 offen.

Foto Papier - alles andere als ein schnödes Material

Papier – alles andere als ein schnödes Material


– DIGITAL –

Echt Liebe gibt es nur unter Männern

… sagt ein Sprichwort. Das würde ich so nicht unterschreiben. Aber ebenso, wie andere Beziehungskonstellationen etwas Besonders sind, ist es auch bei Männern der Fall. Leider sehen sich Männer, die zu ihren Gefühlen für andere Männer stehen, und hier reden wir nicht von romantischen, oft Anfeindungen und verhöhnten Blicken ausgesetzt.

Why do we murder the beautiful friendship of boys? klärt darüber auf, warum wir endlich auch Männern erlauben sollten, Gefühle zu zeigen und zu ihnen zu stehen.

Animiertes Wasser

Auch wenn ich kein Freund von in Flaschen abgefülltem und zu Wucherpreisen verkauftem Wasser bin, finde ich diese Werbung ziemlich beeindruckend.

Und noch beeindruckender ist, wie sie gemacht wurde.

 

Apropos Wasser…

Bekanntermaßen sind Kakerlaken Überlebenskünstler der Extreme. Wasserbärchen setzen noch eins drauf. Und so funktioniert es womöglich.

Foto Eukalyptus auf weiter Flur

Eukalyptus auf weiter Flur


// DIE AUSSICHTEN FÜR HERBST 2017 //

Bevor im Oktober das neue, und für mich hoffentlich letzte Semester in Deutschland, beginnt, werde ich noch einen Monat in Yafo verbringen. und mein Hebräisch vertiefen. Und dann hoffe ich auf einen goldenen Oktober und einen noch güldeneren Start in mein vorerst letztes Studienjahr. Und was bringt der Herbst für dich?

Schreib es mir, als Kommentar, oder, wenn du magst, als persönliche Nachricht. So oder so freue ich mich darüber.  :)

Alles Liebe,

Philipp

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Handverlesen.