Heute ist es mal wieder so weit: Deutschland feiert seinen Nationalfeiertag, den Tag der deutschen Einheit. Ich finde solche Tage schon länger problematisch. Denn einerseits frage ich mich, worauf Menschen denn hier genau stolz sind, und andererseits, ob wir das denn überhaupt noch brauchen, diese Nationalität.

Es scheint gerade ironisch, dass ausgerechnet auf dem scheinbaren Höhepunkt der Globalisierung sehr viele Unabhängigkeitsbewegungen aktiv sind. Während viele Länder in den letzten Jahrzehnten zunehmend international wurden und sich neue Staatengemeinschaften, wie die EU, weiterentwickelt haben, werden immer mehr Rufe nach Unabhängigkeit laut: Sei es das Vereinigte Königreich, das aus der EU raus möchte, Schottland, dass vom Vereinigten Königreich Unabhängigkeit fordert, oder Katalonien, das Baskenland und Galicien, die allesamt seit geraumer Zeit von Spanien unabhängig sein wollen.

Für mich sind solche Bewegungen gleichsam unverständlich und interessant. Ich verstehe bis heute nicht, wieso sich Menschen stärker mit anderen Menschen identifizieren, nur weil auf einem Dokument die gleiche Nationalität vermerkt ist, als mit Menschen in deren Dokument eine andere steht. Ich kann nicht nachempfinden, weshalb weltweit Länder gemeinschaftlich für ihre sogenannte Nationalmannschaft im Fußball mitfiebern und dann stolz auf ihr Land sind. Und ich frage mich auch heute noch, woher dieser Drang kommt, sich aus einer Staatengemeinschaft abkapseln zu wollen.

Was ich hingegen sehr wohl verstehe, ist, dass sich Menschen gegen Unterdrückung wehren. Ich heiße es für gut, an Tagen wie heute friedlichen Bewegungen Respekt zu zollen und Opfern von Gewalt und Krieg zu gedenken. Das sollten wir aber nicht auf diesen einen Tag beschränken, sondern alltäglich in unser Handeln integrieren. Das letzte was ich hier allerdings für angebracht halte, ist Stolz. Denn, seien wir ehrlich, was hat jeder Einzelne von uns für den Frieden, die Freiheit und den Wohlstand, die wir genießen, getan? Und was tun wir heute dafür, um diese Annehmlichkeiten am Leben zu erhalten und auch anderen Menschen zu ermöglichen?

In der Welt der Zukunft, von der ich träume, wird es keine Nationalität mehr geben. Niemand wird ausgegrenzt oder anderweitig benachteiligt werden, nur weil wir auf dem Papier andersartig gemacht werden. Stattdessen sind wir alle Erdenbürger.

Außerhalb von Pässen und unseren Köpfen sind wir das heute schon, denn wir sitzen alle im selben Boot, das unser Planet ist. Wann setzen wir das auch in der Praxis um?

Wie stehst du zu Nationalfeiertagen und Nationalgefühl? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

Alles Liebe,

Philipp