Durch einen eintätigen Totalausfall, hatte ich schon Sorge, Purim dieses Jahr nicht feiern zu können. Zum Glück gelang meinem Körper eine Turboheilung. :) Bereits zwei Mal hatte ich also die Möglichkeit, in Israel Purim zu feiern. Deshalb gibt es hier nun endlich einen Erfahrungsbericht zu diesem Fest voller Freude! Eine Warnung vorab: Israelis drehen an diesem komplett durch.
Grund für die Freude ist eine Geschichte aus aus dem Buche Ester: Das jüdische Volk stand einst kurz vor der Vernichtung. Schuld daran war der Statthalter Haman des damaligen persischen Herrschers, Xerxes I.. Ersterer missbrauchte sein Amt und knechtete alle königlichen Diener. Nur zwei Juden weigerten sich. Deshalb drohte der Statthalter mit der Tötung aller Juden.
Königin Ester (selbst Jüdin) setzte sich darauf für die Rettung des jüdischen Volkes ein. Dadurch wurden die Machenschaften des Statthalters aufgedeckt und ihm wurden beide Ohren abgeschnitten. Außerdem wurden er und Tausende weitere Perser getötet. Warum sie sterben mussten, ist unklar, das jüdische Volk jedoch überlebte.
Ein blutiges Freudenfest also. Passend dazu gibt es “Hamans Ohren” zu essen: Eine dreieckige Tasche aus Mürbeteig mit Füllung. Die Teig- und Füllungsvariationen sind schier grenzenlos: Schoko, Mohn, Datteln, Feigen, …
Purim ist traditionsreich: Spenden an Arme, Lesen des Buches Ester, exzessiver Umtrunk… Ich habe bei Weitem noch nicht alle selbst erlebt, aber überall soll Freude im Vordergrund stehen. Kein Wunder also, dass alle Israelis außer sich sind. Das Alkoholgebot gilt übrigens auch für Orthodoxe – bis zum bitteren Ende. Den Anblick eines sich auf dem Ölberg übergebenden werde ich wohl mein Leben lang nicht vergessen.
Eigentlich dauert Purim ein/zwei Tage, die Partys dauern aber gern die gesamte Woche. Gefeiert wird laut und unermüdlich: Alle Straßen sind voll tanzwütigen, betrunkenen Menschen, Musik überall und alle sprühen über vor positiven Gefühlen.
Noch einen drauf setzen die Kostüme – teilweise auch schon bei der Arbeit. Faschingsmuffel seien beruhigt, es gibt keine Zwänge, Umzüge und flachen Humor. Jeder verkleidet sich, wie er möchte. Und dabei kommen echt tolle Ideen raus!
Ich entschied mich heuer für obiges Kostüm. (Danke für’s Einkleiden, Robert und Lydia :)) Ich wurde noch nie von so vielen fremden Menschen fotografiert. Und immer diese gute Laune überall! Daran könnte man sich echt gewöhnen!
Ich selbst liebe Purim! Es schlaucht aber auch. Und was, wenn man mal keine Lust darauf hat? Verschlafen kann man Purim der Lautstärke wegen jedenfalls nicht.
Wie gehst du also mit unausweichlicher Festfreude um, die gerade überhaupt nicht deiner Stimmung entspricht?