Das Jahr begann ich direkt mit einer Challenge: Um mit dem täglichen Schreiben für mein Drehbuch warm zu werden, legte ich steilen Start für Januar hin: 31 Tage lang jeweils einen Blogpost schreiben. Was hat es also gebracht, sich täglich dazu zu zwingen, Worte zu Papier – beziehungsweise in diesem Kontext zu Tastatur – zu bringen? War es die Zeit wert? Setze ich die Challenge fort?

Beginnen wir einfach mal mit Fakten: Im Januar habe ich mich tatsächlich jeden einzelnen Tag zum Schreiben hingesetzt – stets für mindestens eine halbe Stunde. Als niedrige Schwelle legte ich ein Mindestziel von 2000 Anschlägen fest. In den meisten Fällen erreichte ich weitaus mehr. Ehrlich gesagt fühle ich mich immer noch baff vom Erfolg – aber überhaupt nicht platt. Eines meiner Ziele heuer lautet, 60 Blogbeiträge zu verfassen. Nach nur einem Zwölftel des Jahres, kann ich dieses Ziel also bereits zur Hälfte abhaken. An derselben Menge saß ich letztes Jahr bis weiter über die Jahreshälfte hinaus. Wow!

Ich liebe solche intensiven Kreativ-Marathons. Bereits im Jugendalter genoss ich den Flow, wenn ich konsequent und konzentriert an Kettenreaktionen mit Dominosteinen (quasi Domino Day mini) oder einem Kurzfilm tüftelte. Doch bei einer Vollzeitstelle und einem Leben in Partnerschaft fällt es oft gar nicht leicht, sich solche Blöcke im Alltag zu sichern. Hier greift eine Challenge und bringt noch weitere Vorteile mit sich.

Allerdings läuft es am Anfang des Jahres oft geschmeidiger mit den Zielen. Spannend wird es im späteren Verlauf, wenn der Alltag Einkehr und schließlich Überhand nimmt. Meine intrinsische Motivation lag tatsächlich darin, Vorarbeit zu leisten, um in den Folgemonaten Raum für mein nächstes kreatives Projekt, das Drehbuch, zu schaffen. Die Rechnung ging so weit auch auf: Wenn ich wöchentlich einen Blogpost veröffentlichen würde, reichten die bisher geschriebenen Beiträge bis Anfang August. Ambitioniert, wie man mich kennt, beschloss ich jedoch im Januar, meine Frequenz ein wenig zu erhöhen. Entsprechend habe ich immer noch bis Mai Luft, um mich auf das Drehbuch zu fokussieren.

Dass ich 31 Blogartikel verfasst habe, bedeutet natürlich nicht, dass sie bereits alle fertig sind. Es handelt sich vielmehr um erste Entwürfe, die noch finalisiert werden möchten. Dazu gehören Korrekturlesen und Kürzungen ebenso wie die richtigen Fotos, die teils nicht nur editiert, sondern überhaupt erstmal aufgenommen werden wollen. Außerdem wird es auch immer wieder Beiträge geben, denen ein konkreter Aktualitätsbezug innewohnt. Die gilt es dann zwischendurch zu schreiben, auch wenn mein kreativer Fokus im jeweiligen Monat auf einem anderen Projekt liegt.

Ein abgesteckter Rahmen hilft

Eine neue Gewohnheit zu etablieren, kann sich schwierig gestalten, wenn der Alltag scheinbar nicht die nötigen Rahmenbedingungen bietet. Nun kann man entweder die Flinte ins Korn werfen oder sich eben die richtige Umgebung schaffen. Für mich fiel die Wahl klar auf letztere Option, schließlich habe ich doch so viele Ideen, die noch raus wollen. Mir hat letztlich ein klar abgesteckter Rahmen geholfen:

  • 1 Monat
  • Jeden Tag ein Beitrag
  • Je Beitrag mindestens 2000 Anschläge

Durch die Begrenzung auf einen Monat lässt es sich besser durchhalten. So arbeite ich konzentriert und mit Biss, denn ich weiß ja, dass es danach wieder entspannter wird. Dafür schiebe ich andere Dinge, die warten können, bewusst auf, um Raum für die Schreibgewohnheit zu schaffen. Aufgeschoben ist bekanntermaßen nicht aufgehoben. Außerdem ist mir bewusst, dass ich solch eine Routine neben meiner derzeitigen Lohnarbeit nicht über das komplette Jahr in dieser Intensität durchhalten werde, denn es stehen ja noch andere Projekte an, manchmal braucht man auch extra Zeit für Formalitäten wie eine Steuererklärung und irgendwann brauchen Körper und Geist auch Ruhepausen. Doch in Summe flutschte es mehr als ich zunächst angenommen hatte. Ein begrenzter Zeitraum wird übrigens auch vom sozialen Umfeld einfacher akzeptiert, weil sich alle Parteien darüber im Klaren sind, dass es sich lediglich um eine Phase handelt. Das fiel mir bereits bei vorherigen Challenges wie dem Verzicht auf raffinierten Zucker oder meinem veganen Monat auf.

Zeit bekommt man nicht, man nimmt sie sich

Das gilt insbesondere in schwierigen Zeiten. Es mag zwar unmöglich erscheinen, die Zeit zum Schreiben regelmäßig freizuhalten, doch wie soll es glücken, wenn man es nicht mal versucht? Um möglichst beim Schreiben nicht gestört zu werden, legte ich entweder morgens direkt nach dem Aufstehen oder abends zu späterer Stunde eine kreative Stunde ein. Das geht dann auch häufig schneller als in einer Stunde, weil man nicht von etwaigen Mitbewohnenden unterbrochen wird.

Die Ideen gehen nicht aus

Obwohl ich in diesem Monat 31 Beiträge runtergeschrieben habe, kamen permanent neue Ideen nach. Meine Sorge, dass ich im Anschluss nichts mehr zu schreiben hätte, war also unbegründet. Gelegentlich benötigte ich etwas Zeit zum Warmwerden, insbesondere morgens oder nach einem anstrengenden Tag. Doch einmal angefangen, schrieb ich mich oft wörtlich so sehr in Rage, dass es selten bei 2000 Anschlägen pro Beitrag blieb.

Den kreativen Teil unseres Gehirns kann man also durchaus analog zu einem Muskel betrachten, der umso potenter wird, je mehr wir ihn nutzen.

Es muss nicht alles gleich perfekt sein

Zum besseren Verständnis: Die von mir verfassten Beiträge verstehe ich noch nicht als final, sondern vielmehr als erste Entwürfe. Doch das finde ich gar nicht schlimm, denn als schwierigsten Schritt erachte ich oft den ersten: Das Anfangen. Schaffen wir den, kommt der Stein von allein ins Rollen. Bei Texten äußert sich das gleichermaßen und man kann das Pareto-Prinzip dahinter erkennen: Wurde die erste Fassung einmal komplett heruntergeschrieben, sind bereits 80% des Textes fertig. Korrekturen, Verfeinerungen und Zusätze wie Titelbild, Schlagwörter und Links erfordern dann meinerseits nur einen Bruchteil der Zeit, runden Blogbeiträge aber ab.

100% strebe ich schon längst nicht mehr an, denn je näher man denen kommt, desto mehr verliert man sich in Kleinigkeiten. Wir alle wissen, was das zur Folge hat:

Wer sich zu viel mit Kleinigkeiten abgibt, wird unfähig zum Großen.

François de La Rochefoucauld

Details sind wichtig, schön und gut. Doch irgendwann ist auch mal gut.

Eine neue tägliche Gewohnheit

Auch wenn ich das Schreiben in den nächsten Wochen nicht mehr ganz so intensiv betreiben werde, was auch an der Beschaffenheit des nächsten Projektes liegt, und mir zwischendurch Ruhetage gönnen werde, bin ich äußerst froh darum, das tägliche kreative Schreiben als Routine etabliert zu haben.

Für das Schreiben wird freilich ein anderer Ansatz nötig werden, denn hier gibt es keine solchen kleinen, klar definierten Zwischenziele wie je ein Blogartikel. Zunächst steht dort das Schreiben einer Geschichte an, die dann mit Details und tiefgründigen Charakteren angereichert werden möchte, bevor überhaupt die erste Seite des Drehbuchs geschrieben wird. Zwischendurch soll der Stoff auch etwas wirken und atmen können, um Ideen weiterzuentwickeln, während man nicht aktiv daran arbeitet. Manchmal benötigt man etwas Abstand oder Inspiration aus dem Leben.

Umso wichtiger sind Ruhephasen. Deshalb setze ich diese neue Gewohnheit wie folgt fort:

  • An Arbeitstagen setze ich die kreative Stunde fort.
  • An Wochenende, Urlaubs- und Feiertagen lasse ich alles ruhen.
  • Ausnahmen bestätigen die Regel: Wenn mich spontan die Muse packt, verwehre ich mich natürlich nicht meinem inneren Drang.

Welche Tipps hast du, um neue Gewohnheiten, insbesondere im kreativen Bereich, zu etablieren? Schreibe sie gern in die Kommentare!

Alles Liebe
Philipp