Gerade sitze ich am Frankfurter Hauptbahnhof. Es ist mein vorerst letzter Morgen hier.

Eigentlich sollte ich jetzt schon im Bus nach Leipzig sitzen. Warum ich das nicht tue? Bahnausfall. Bus verpasst. Dann bemerkt, dass mein Wasser ausgelaufen ist. Vom Kundenservice des Busanbieters vorgeworfen bekommen, in der überfüllten S-Bahn mit Gepäck beladen nicht mein Notebook rausgeholt zu haben, um die Nummer des Kundenservice abzutippen und diesen vor Abfahrt über die Bahnverspätung zu informieren. Der Bahnbetreiber sei mein Ansprechpartner für Erstattungen. Der Busbetreiber sei mein Ansprechpartner für Erstattungen.

Ich bin dezent ungehalten. Warum ich trotzdem gern mit den Öffentlichen fahre, anstatt mit dem Auto zu fahren oder zu fliegen? Hier sind die Gründe:

  • (Nicht vorhandener) Kundenservice hin oder her: Ich muss mich normal um nichts außer meinem Ticket kümmern.
  • Ich genieße es, gefahren zu werden. So kann ich mir die Landschaft in aller Ruhe anschauen, lesen, Ideen entwickeln und zu Papier bringen oder schreiben. Oder ungestört Mitfahrer beobachten.
  • Ich bin zwar langsamer unterwegs, aber ich bin langsamer unterwegs. Und ich liebe es, unterwegs zu sein.
  • Stau gibt es für Busse auch, ebenso Schienen- oder sonstige Ausfälle für Bahnen. Aber es tangiert mich weniger, weil ich nicht auf den Verkehr achten muss.
  • Auto zu fahren, setzt mich Stress aus. Die Rahmenbedingungen und ökologischen Auswirkungen von Flügen passen mir nicht. Da ist eine Fahrt durch’s Grüne doch eine nette Alternative.

Schließlich hat mich das Fahren mit den Öffentlichen auch etwas gelehrt, das ich auf viele Lebenslagen anwenden: Neben all den Dingen, die ich aktiv selbst verändern kann, gibt es eben auch solche, an denen sich nichts verändert, auch wenn ich noch so sehr dagegen wettere.

Warum sich also aufregen?