Nachdem mein Plan, in die Wüste zu fahren, gefasst war, hatte ich ursprünglich jede Menge Meditation eingeplant, um zu entspannen. Leider hat das überhaupt nicht funktioniert. Also suchte ich nach Alternativen. Und ich wurde fündig.

Ja, auch ich hatte vor meiner Ankunft in Mitzpe Ramon die romantisch verklärte Vorstellung von Einsamkeit und Stille im Sinne, als ich mir vornahm, mich während meiner Zeit in der Wüste Negev möglichst ausgiebig der Meditation hinzugeben. Welche bessere Möglichkeit gäbe es, Meditation in meinen Alltag zu integrieren? Davon, dass die Wüste bei Weitem nicht so verlassen ist, wie man womöglich erwarten würde, zeugen vor allem all die hinterlassenen Spuren, die ich am laufenden Band finde und versuche zu beseitigen. Und dann ist da noch das Dröhnen der Kampfjets, die über den Krater Ramon hinwegfegen.

Eigentlich tragisch: Da ist man umgeben von Natur, weit und breit keine Menschenseele zu sehen und dann wird man vom Donner der Düsenjäger zurück in die Realität geholt. Klassische Meditation im Sinne von Schneidersitz, symmetrischer Körperhaltung und Stille war also nicht möglich.

Das macht aber nichts, denn ich habe erkannt, dass ich das gar nicht immer brauche. Ja, es beruhigt, erdet und fokussiert mich. Dafür brauche ich aber auch die entsprechenden Rahmenbedingungen. Wenn die nicht gegeben sind, bediene ich mich deshalb einer der folgenden Alternativen, die dieselbe Wirkung erzielen. Denn jeder dieser Möglichkeiten liegt eine Gemeinsamkeit zu Grunde: Die Wirrungen meines Geistes werden gebündelt auf eine Sache ausgerichtet. Um nichts anderes geht es meines Erachtens bei Meditation. Darin sehe ich auch den tatsächlichen Grund, weshalb ein Gebet bei (aber)gläubigen Menschen Wohlbefinden auslöst.

Hier sind sie also, meine liebsten alternativen Meditationsarten:

Wandern

Während ich einen Fuß nach dem anderen setze, inhaliere ich meine Umgebung und lass meine Gedanken einfach davon treiben. Das funktioniert auch beim Joggen oder einem kurzen Spaziergang, jedoch zeigt meine Erfahrung, dass die sich die Wirkung umso intensiver entfaltet, je ausgiebiger sich die Strecke gestaltet. Wahrscheinlich ist auch das einer der Gründe, weshalb ich Ausdauerläufe bevorzuge.

Kuscheln

Ganz gleich ob mit Mensch oder anderen Tieren, achte ich auf jede kleine Berührung und was sie in mir auslöst, spüre den Herzschlag des Gegenübers und fokussiere mich auf den Atem – oder im Fall von Katzen das Schnurren. Dann bin ich ganz frei von Gedanken und existiere zur Abwechslung einfach mal nur.

Tauchen

Umgeben von Blau schwebe ich frei im Raum. Alles Leben wirkt wie ein sorgfältig dirigiertes Konzert begleitet von einer ausbalancierten Choreografie, wenn ich von einem Schwarm Barrakudas umgeben bin und das Leben der Meeresbewohner um mich herum beobachte. Gleichmäßig und ruhig atmend fühle ich mich ganz frei von  Alltagslasten, Verpflichtungen und Zwängen. Im großen Ganzen wirke ich plötzlich ganz bedeutungslos und das fühlt sich gar nicht erdrückend, sondern überaus befreiend an.

Lesen, Singen, Tanzen, … Im Grunde kann jede unserer Tätigkeiten meditativ sein – sogar das Belegen eines Sandwichs. Deshalb ist Meditation in meinen Augen nicht nur Tätigkeit, sondern allem voran eine Haltung.

Wann hast du zuletzt meditiert? Und allem voran: Wie? Schreib mir, wenn du magst.

Alles Liebe,

Philipp