Es dauerte 24 Jahre, bis ich begriff, welch traurige und zugleich erheiternde Tragweite der Bedeutung des heutigen Tages für mich und dich innewohnt. Und darüber möchte ich heute mit dir reden.

Es ist Totensonntag. Ein ungewöhnlicher Feiertag, wo es doch eigentlich gar nichts zu feiern gibt. Den Toten soll Respekt gezollt werden. Dabei möchte ich das gar nicht bei allen.

Trotzdem habe ich es 24 Jahre lang getan. Vor Gräbern gestanden, den Toten gedacht und mich erinnert – natürlich nur an die schönen Momente.

Auch habe ich mich 24 Jahre lang gefragt, worüber meine Mitmenschen so sinnieren, während sie vor den schweigsamen Gräben stehen.

Schon wieder ein Jahr vorbei! Ein Jahr näher hin zu meinem eigenen Ende!

Das ist nur ein Beispiel dafür, was sie denken könnten, wenn auch naheliegend. Denn wie oft ignorieren wir, dass auch unser Leben nicht ewig währt?

Alles hat ein Ende – nur die Wurst hat zwei.

(Volksmund)

Gerne suchen wir nach Ausnahmen, nur um dann festzustellen, dass sie die Regel doch bestätigen. Wirklich alles ist vergänglich: Unser Besitz, Geld, Zustände – unser Glück, Gesundheit und das Verliebtsein, Beziehungen, unser Planet Erde, das Universum und sogar Gedanken. Und eben allem voran: Du und ich.

Wer weiß, vielleicht ist sogar die Gesetzmäßigkeit der Vergänglichkeit eines Tages Geschichte – doch das wäre paradox. Und noch ist dem nicht so.

Das ist aber kein Grund zur Trauer. Vielmehr sollte es uns jeden Tag heiter stimmen, dass wir ebendiesen erleben dürfen. Und uns antreiben, dass Beste aus ihm zu machen.