Seit einigen Wochen treten wieder verstärkt Demonstrationen in Israel auf. Am markantesten sind derzeit die von Bürgern afrikanischer Abstammung gegen Rassismus seitens der Polizei – ein weit verbreitetes Problem, von dem allerdings nur wenig bis gar nicht in den Medien berichtet wird.
Entsprechend unbeteiligt ist ein Großteil der Bevölkerung – wie auch, wenn es nicht publik gemacht wird und man nicht betroffen ist? Aus diesem Grund frage ich einfach konkret Teilnehmer einer Demo wofür sie denn nun eigentlich ist. Das hilft zumeist. Außer ich spreche Menschen an, die gar nicht wirklich mit mir reden wollen.
So erging es mir jüngst, als ich auf eine Menschenkette im Stadtzentrum stieß. Jeder von ihnen hatte den Mund zugeklebt und hielt einen Zettel mit Parole in den Händen. Die einzige Frau, die zum Reden bereit erschien verteilte fleißig Flugblätter. Also fasste ich Mut und trat in Dialog.
Sie ließ auch gar nicht lang auf sich warten, mir zu erklären, warum ich noch heute Veganer werden sollte. Als ich schließlich anfing, meine Ernährungsgeschichte darzulegen, und versuchte, ihr meine Prioritäten näher zu bringen, hatte ich nicht wirklich das Gefühl, dass sie mir zuhörte, was mich zu meinen zwei Kernanliegen dieses Beitrags bringt:
Einerseits dem meines Erachtens unmöglichen Verhalten einiger Weltverbesserer und andererseits dem Dilemma, in dem ich mich sehe.
Abschreckende Weltverbesserer
Versteh mich nicht falsch, ich finde es durchaus gut, die Welt zu verbessern. Dabei hat jeder meines Erachtens seine eigene Methode: Manche verzichten auf Fleisch, manche ganz auf tierische Nahrung, andere auf Plastik oder Flüge. Und dann gibt es natürlich diejenigen, die sich scheinbar gar keine Platte machen.
Dann liegt es natürlich nahe, ebendiese zu konvertieren, damit sie wenigstens einen Beitrag zur Rettung der Welt beitragen. Erfolgschance: Null.
Wir können andere Menschen nicht verändern! Wir könnten natürlich versuchen, sie zu manipulieren, indem wir ihnen ein schlechtes Gewissen einreden und ihnen furchtbare Tiervideos zeigen. Aber mal ehrlich. Wie fühlst du dich, wenn du bemerkst, dass dich jemand in eine Richtung drängen möchte? Oder wenn du im Nachhinein merkst, dass du manipuliert wurdest? Wahrscheinlich gehst du in Abwehrhaltung und positionierst dich möglichst weit entfernt.
Ist das nachhaltig? Meiner Meinung nach nicht. Damit schrecke ich doch eher Interessenten ab. Dabei haben wir doch eigentlich alle das gleiche Ziel: Die Welt zu einem besseren Ort machen. So habe ich mich zumindest in dem Gespräch gefühlt. Egal, was ich gesagt habe, es wurde abgeschmettert und ich mit Kontra-Argumenten bombardiert, die mir das Gefühl gaben, mir würde nicht im Geringsten zugehört.
Wirklich nachhaltig und wirkungsvoll ist meinen Augen dagegen, die bessere Alternative vorzuleben und für Fragen offen zu sein. Dann sehen andere Menschen, dass es auch anders geht, als die Mehrheit unserer Gesellschaft lebt, fragen von selbst nach und entdecken diese Alternative ja vielleicht für sich. Ganz sanft und geschmeidig, nicht mit dem Vorschlaghammer. So entsteht ein für meine Begriffe nachhaltiges Bewusstsein und jeder kann seinen eigenen Beitrag leisten. Sei es auch noch so ein kleiner Schritt – er ist immer besser, als es bleiben zu lassen.
Meine Ernährungsgeschichte
Ich selbst habe in den letzten Jahren einige Transformationen bezüglich meiner Ernährung durchgemacht. Die Kurzfassung: Ich war Fleischliebhaber (drei Mal Fleisch täglich). Um es wieder zu etwas Besonderem zu machen, reduzierte ich meinen Konsum und setzte mich verstärkt mit meiner Ernährung auseinander, bis ich schließlich feststellte, dass ich sehr gut ohne Fleisch, Fisch und dem damit verbundenen Leid leben kann. Seitdem verzichte ich darauf.
Ein paar mehr Details: Ich halte es weder für unnatürlich, Fleisch zu essen, noch auf Fleisch zu verzichten – lediglich unter welchen grausamen Bedingungen Fleisch heute gewonnen wird. Ja, biologisch gesehen, sind wir als Omnivoren ausgestattet und unsere Gehirne sind nur deshalb so groß, weil unsere Vorfahren Fleisch gegessen haben. Allerdings ist unsere gesamte Ernährung nicht wirklich natürlich: Wir bauen riesige Monokulturen an, transportieren Lebensmittel um die ganze Welt, konservieren sie übernatürlich lang und verarbeiten sie in jeder erdenklichen Weise.
Was sind also meine Prioritäten?
Zunächst einmal möchte ich nicht, dass Essen weggeschmissen wird. Ich weiß, dass das Kindern in Afrika nichts nützt, aber ich finde es unverantwortlich und undankbar im Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen. Das kann auch beinhalten, dass ich Fleisch esse. Beispielsituation: Ich kaufe etwas augenscheinlich Vegetarisches, um beim ersten Biss festzustellen, dass es mit Fleisch ist. Dann ist es für mich der größere Frevel ein Tier zu töten, um es anschließend wegzuschmeißen, als es zu essen. (Ich würde übrigens auch Fleisch essen, wenn mein Leben davon abhinge. Mein Selbsterhaltungstrieb ist schließlich nicht abgeschalten worden. Aber wie oft kommt das schon vor? :D)
An nächster Stelle steht für mich, dass es plastikfrei verpackt ist. Natürlich weiß ich nicht, wie genau es auf Transportwegen verpackt war. Aber das gilt für alles, was ich kaufe. Doch zumindest das augenscheinliche Plastik kann ich vermeiden – und damit einhergehend auch Weichmacher, Brandschutzmittel und Co. Claudia hat in diesem und diesem Beitrag deutlich gemacht, dass wir am besten noch heute damit aufhören sollten, Plastik überhaupt zu produzieren. Da das aber nicht in jedes Einzelnen Macht steht, halte ich es für einen guten Schritt, zu überlegen, was wir als Einzelperson tun können: Vermeiden.
Dann kommt auch schon die Regionalität, weil es für mich persönlich ökologisch gesehen keinen Sinn ergibt, Sojamilch von sonstwoher in Verpackung zu trinken, wenn ich Milch von frei grasenden Kühen vom Nachbarhof unverpackt bekommen kann.
Abgesehen davon bin ich kein Freund von Sojaprodukten, da diese eher nicht lokal produziert, zumeist in Plastik verpackt und allem voran in zig Lebensmitteln eingesetzt werden. Wenn man viel selbst kocht und bäckt, betrifft es einen vielleicht nicht so stark, aber jedes Mal, wenn ich in einem Supermarkt einen Blick auf die Zutaten diverser Produkte werfe, stelle ich fest, dass Sojalecithin in fast jedem Produkt als Bindemittel verwendet wird. Das schockiert mich jedes Mal, weil es mir vor Augen führt, welch riesige Flächen allein für den Anbau von Soja weltweit verwendet werden, um entweder als Bestandteil verarbeiteten Essens oder als Zuchtviehnahrung zu enden. Womit wir wieder bei Natürlichkeit wären. Da ziehe ich Milch grasender Kühe doch vor.
Sogar während meines Selbstversuchs als Veganer hatte ich deshalb versucht, Soja zu vermeiden. Ich hatte das Gefühl, so schon genug mitzubekommen. Letztlich scheiterte der Versuch unter anderem an Vitamin B12. Ich sträube mich nach wie vor dagegen, künstliche Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen. Natürlich stellt sich auch hier wieder die Verpackungsfrage.
Ja, bio und fairtrade sind bisher noch gar nicht aufgetaucht. Prinzipiell befürworte ich natürlich nachhaltige und gerechte Herstellungsbedingungen. Wenn ich jedoch sehe, mit wie viel Verpackung Bioprodukte teilweise im Vergleich zu konventionellen Produkten daherkommen, vergeht mir die Lust daran. Dazu kommt, dass manche private Höfe zwar unter nachhaltigen Bedingungen herstellen, sich aber kein Biosiegel leisten.
So weit zu meinem aktuellen Stand bezüglich Ernährung. Mir ist natürlich klar, dass Ernährung so individuell ist wie jedermanns Körper. Deshalb halte ich es auch nicht für richtig, “allgemeingültige Ernährungspläne” aufzustellen. Die funktionieren nämlich in den wenigsten Fällen, da jeder Körper eigene Ansprüche hat. Innerhalb dieser gibt es allerdings klare Tendenzen und wir haben alle die Wahl, wie wir uns ernähren wollen.
Mein persönliches Dilemma
Die Qual der Wahl bringt mich auch schon zu meinem Dilemma, will ich doch kein Plastik und auch möglichst wenig Tierleid verursachen. Natürlich nutze auch ich Plastik. So ist beispielsweiße die Kappe meiner Zahnpasta aus solchem, oder mein Rucksack ebenso wie die Tastatur meines Rechners.
Allzu oft unterscheide ich illusorisch zwischen gutem und schlechtem Plastik: Der gute, das ist der robuste, der wirkliche Funktion bringt und dafür sorgt, dass ein Produkt möglichst lang dienlich ist. Und dann ist da das schlechte, das für Einwegverpackungen verwendet oder an Stellen eingesetzt werden, die genau deshalb kaputt gehen, weil sie aus Plastik sind.
Das ist natürlich Quatsch mit Soße, denn Plastik ist schlicht und ergreifend nicht gesund für uns. Dennoch profitiere auch ich von seinen Vorteilen. Andererseits geht es manchmal schnell kaputt, sodass ich auf Alternativen aus natürlichen Stoffen ausgewichen bin, etwa bei meiner Federmappe und meinen Schuhen. Beide aus Leder haben sie ihre Plastik-Pedants bereits um ein Vielfaches überdauert. Dann gerate ich als Vegetarier natürlich schnell in Erklärungsnot.
Leder ist immerhin biologisch abbaubar. Dachte ich. Denn auch Leder wird chemisch behandelt – bereits seit Jahrhunderten, damit es länger hält. Mir bleiben also legiglich Plastikfreiheit und die Langlebigkeit erhalten, was ich befürworte und vorziehe, denn dann muss weniger produziert werden.
Ursprünglich sollte das zwar ein ganz kurzer Beitrag werden, denn ich hätte gar nicht erwartet, was für mich in diesem Zusammenhang noch alles wichtig ist. Deine Meinung interessiert mich natürlich dennoch! Wie bringst du deine Nachhaltigkeitsprioritäten in Einklang?
Alles Liebe,
Philipp
Tanja Heller
17/05/2015 — 09:59
Hallo Philipp,
mich nervt dieses “Fernsehen ist schlecht. Lesen ist gut.” “Vegetarisch ist schlecht. Vegan ist gut.” “Plastik ist schlecht. Öko ist gut.” Usw. Auf manchen Blogs.
Am besten ist, wenn es alltagstauglich ist und mir Umstellungen überhaupt was bringen und der Aufwand minimal ist. Sonst macht es keinen Spaß. Wenn ich nix mit mir anfangen kann und die Zeit sowieso nicht besser nutze, ist fernsehen allemal besser als lesen was mich auch nicht weiterbringt oder sogar langweilt.
Wenn ich ohne Milchprodukte schon nach dem Aufstehen für ein paar Stunden Kopfschmerzen bekomme weil ich trockene Augen habe, hilft mir auch das leichte Lebensgefühl in meinem Restkörper nix, weil ich ja durch vegan automatisch Trennkost mache und überhaupt jetzt durch das Vegan leben ja so superhip bin. Arrrgh! Für die Tiere ist der Trend gut. Nur mir ist es zu viel Lifestyle. Selbst die meisten Urköstler sind nach 7 Jahren wieder Vegetarier. Der Körper verlangt das.
Ich würde es einfach tagesformabhängig machen, auf was ich gerade Lust habe.
Wenn ständig die Haut kaputt geht weil in Edelstahl dann doch wieder Nickel/Chrom ist, ist das auch nicht so toll. Plastik vertrage ich besser. Obwohl ich es nicht mag. Ökostyle mag ich gar nicht so im Wohnbereich. Freunde hatten so tolle Käfer in den Dielen und nie losbekommen. Bleibe bei Laminat. Plastikfenster muss ich nie streichen. Auch besser. Ich will mich nicht bewegen.
Zusammengefasst: Muss man aus allem einen Lifestyle machen? Bei mir wechselt das alles mal je nach Lust.
Liebe Grüße – Tanja
Philipp
18/05/2015 — 17:41
Sei gegrüßt, Tanja!
Spaß ist tatsächlich ein wesentlicher Faktor. Wie wahrscheinlich halte ich so ein streng ökologisches Leben durch, wenn ich mich selbst nicht gut damit fühle.
Bezüglich des Lifestyles bin ich mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob das immer bewusst geschieht: Wenn ich etwas für mich entdecke und es wunderbar funktioniert, passiert es schnell, dass ich es meinen Mitmenschen nahelegen möchte in dem Glauben, dass es für sie genauso funktioniert. Tut es nur in den wenigsten Fällen. Letztlich ticken wir alle etwas anders und jeder hat eigene Bedürfnisse.
Lieber Gruß,
Philipp
Grüner Alltag
18/05/2015 — 14:28
Hi Philipp,
ich finde es schön dass du nicht alles so schwarz und weiss siehst. Mir geht es bei Nachhaltigkeit, wie auch bei allem anderen, immer um Ganzheitlichkeit. Weil auch du deine Erlebnisse immer von vielen Seiten selbst reflektierst macht es mir besonders viel Spass deinen Blog zu lesen!
Wenn B12 dein Hauptgrund ist, doch nicht vegan zu leben finde ich es sehr schade. Woher bekommen die Tiere denn das B12? Entweder aus der Erde wo die B12 produzierenden Bakterien leben, oder aus Ergänzungsmitteln im Futter. Beide Wege kannst du selbst genauso, ohne den Umweg über tierische Produkte, gehen. Also iss entweder einen Löffel Waldboden pro Woche oder wasch dein Gemüse nicht restlos sauber oder nimm einfach ein B12 Ergänzungsmittel. ;)
Viel schlimmer finde ich die natürlichen Wachstumshormone in der Muttermilch, die ein kleines Kälbchen zur 800 Kilo Kuh machen (in Industriemilch sind zudem natürlich noch eine Menge anderer schädliche Stoffe enthalten) Hört sich für mich nicht gerade gesund für Menschen an. Das einzige was im menschlichen Körper durch Milch zum Wachsen angeregt wird sind das Fettgewebe und die Krebszellen.
Ich lebe zwar vegan würde aber aus gesundheitlicher Sicht eher ein Stück Fleisch essen als Milchprodukte oder Eier.
Vegane “Milch” lässt sich ausserdem aus so vielen Dingen selbst herstellen (Hafer, jegliche Art von Nüssen, Getreide etc), Sojaprodukte esse ich so gut wie nie.
Warum jemand aus Tierschutzgründen vegetarisch lebt, kann ich nicht nachvollziehen. Das Leid der Tiere dauert nur noch länger. Dabei fallen auch noch unerwünschte “Nebenprodukte” an wie unzählige männliche Kälber oder Küken, die auch noch unnütz sterben müssen.
In Höhlen leben wir Menschen schon lange nicht mehr also finde ich es ist die Zeit gekommen auch bei der Ernährung einen evolutionären Schritt nach vorne zu gehen.
Schade dass deine oben beschriebenen Demonstranten so ein schlechtes Beispiel waren. Ich bin auch der Meinung, dass Vorleben ein wichtiger Schritt ist und meist mehr bringt als Zwang oder uninformative Diskussionen: http://grueneralltag.de/wie-bringe-ich-andere-dazu-umweltfreundlicher-zu-leben/
Plastik ist doch eigentlich eine relativ neue Erfindung der Menschheit und bei den meisten Sachen wirklich nicht nötig. Bei Schuhen kann ich sagen, dass ich Lederschuhe habe die ich schon viele Jahre vor meiner Entscheidung vegan zu leben gekauft habe (inzwischen sind sie wohl 11 Jahre alt). Sie sehen noch aus wie neu und nachdem ich die Situation ganzheitlich betrachte und sie sicher nicht wegwerfen möchte, zähle auch ich momentan zu den Veganern, die Lederschuhe tragen ;)
Liebe Grüsse! ~Anne
Philipp
18/05/2015 — 19:02
Hallo Anne,
vielen Dank für deine Meinung und das Lob! Ich arbeite mich einfach mal der Reihe nach durch. :)
Vitamin B12 war nicht der Hauptgrund, sondern einer von mehreren Gründen. Wesentlich entscheidender für mich waren physische Veränderungen. Schließlich beeinflusst unsere Ernährung unser Wohlbefinden wesentlich und das sollte keinen Schaden nehmen. Das hätte ich vielleicht noch etwas stärker herausstellen sollen. Aber darauf lag mein Schwerpunkt ja auch gar nicht.
Für mich steht dieser Zwiespalt verschiedenen nachhaltigen Lebensarten im Vordergrund. Genau genommen ist es schon schlecht für die Welt, überhaupt geboren zu werden. Aber Suizid ist ja auch keine Option. ;) Ich fühle mich auch immer wieder zwischen den Stühlen, weil ich einerseits natürliche Kost befürworte (Wo zieht man da die Grenze und wie inwiefern kann man unsere Ernährung überhaupt noch als natürlich einstufen?), andererseits gern die ökologischste Lösung finden würde. Nahrung ist aber im Zuge der Industrialisierung und Globalisierung zu solch einem komplexen Thema herangewachsen, dass ich für meine Verhältnisse eben nicht klar sagen kann, dass Veganismus gleichbedeutend mit Nachhaltigkeit ist.
Und dann gibt es noch Leute, die mir auf meine Beweggründe zum Vegetarismus die Frage stellen, ob mir Pflanzen denn nicht auch Leid täten, schließlich sind sie ja auch Lebewesen. Das lies mich damals zunächst sprachlos zurück. Es hat ja auch seine Richtigkeit. Von meinem heutigen Standpunkt aus würde ich entgegnen, dass Tiere wesentlich leidensfähiger sind als Pflanzen. Letztere sterben schlichtweg ab.
Fakt ist doch: Wir müssen essen. Und ganz gleich, ob mit oder ohne Tiere, sind wir von der Natur abhängig, auch in anderen Aspekten. Deshalb halte ich Mäßigung für das Gebot der Stunde. Und ich glaube nach wie vor, dass ein verträgliches Leben möglich ist. In meinen Augen ist “essen und gegessen werden” ein natürlicher Prozess, der auf allen Ebenen stattfindet. Wir Menschen haben es nur geschafft, daraus eine qualvolle und perfide Industrie zu erschaffen, die ich verachte. Auf der anderen Seite, frage ich mich auch, an welchen Stellen ich gar nicht mitbekomme, dass ich Teil von ihr bin.
Du hast ja auch schon in deinem Artikel befürwortet, dass jeder sich anderen Aspekten der Nachhaltigkeit widmet. Denn erst durch den Austausch entwickeln wir uns wirklich weiter. Dem stimme ich zu! Dabei muss ich aber auch deutlich sagen, dass mein absoluter Schwerpunkt auf Plastikverzicht liegt. Das grenzt meinen Warenkorb bereits erheblich ein. Außerdem finde ich noch wichtig, dass man mit Freude dabei ist! Wenn die nämlich verloren geht, bleibt die Nachhaltigkeit unseres nachhaltigen Lebens auf der Strecke.
Alles Liebe,
Philipp
PS: Was ich mich noch gefragt habe: Wie würdest du vorgehen, wenn du neue Schuhe bräuchtest? Leder der Langlebigkeit wegen oder Plastikschuhe, die zwar kaputt gehen, der Nachwelt aber die nächsten Jahrhunderte erhalten bleiben? Ich hatte als Konsens auch schon mal Hanfschuhe ausprobiert, die taugten aber nichts. Dabei waren sie so vielversprechend…
Grüner Alltag
18/05/2015 — 22:47
Solange wir auf der Welt nur das verbrauchen was sie verträt, sprich was sie mindestens so schnell regenerieren kann wie wir es verbrauchen, ist alles ok. Wie du schon sagst, müssen wir natürlich Ressourcen verwenden um zu überleben. ;) Leider verbrauchen wir aber so viel mehr heutzutage als nachkommt und da liegt der Fehler.
Ich finde schon dass Veganismus massgeblich zu einer nachhaltigen Welt beiträgt. Auch wenn er sicher nicht das Einzige ist was getan werden muss. Nehmen wir mal an Pflanzen hätten Gefühle, dann wäre es doch immer noch viel sinnvoller sie direkt zu essen als sie Tieren zu füttern, die sie in Mengen verschlingen und dann das Tier zu essen oder die Milch zu trinken. Zudem habe ich noch keine Karotte zappeln sehen wenn sie mit dem Messer geschnitten wird. Bei Tieren ist das anders.
Natürlich macht die industrielle Herstellund das ganze zu einem noch viel grösseren Problem und erzeugt weiterhin auch Probleme bei den pflanzlichen Nahrungsmitteln.
Ich fühle mich körperlich und seelisch sehr gut bei der veganen Lebensweise. Natürlich esse ich dazu auch ausgewogen: Hülsenfrüchte, viel Gemüse, wenig Obst und relativ wenig reine Kohlenhydrate (sie stecken ja in den anderen Sachen schon mit drin)
Ich finde oft bedingt der erste nachhaltige Schritt gleich den nächsten. Wenn du auf Plastik verzichtest, eliminierst du damit schon viele Billigprodukte, ungesunde Stoffe, Fertigessen, Müll, etc. Bei mir hat alles durch nachhaltiges Bauen begonnen, dann Zero Waste, dann eine vegane Lebensweise…
Ja, das mit den Schuhen habe ich mir auch schon überlegt ;) Zur Zeit wäre für mich die beste Lösung Lederschuhe 2nd Hand zu kaufen oder vielleicht gingen auch Stoffschuhe mit Naturkautschuk Sole. Die halten womöglich nicht ganz so lange aber könnten dann kompett kompostiert werden. Das wären für mich die besten Kompromisse soweit. Bis dahin hoffe ich dass ich meine Schuhe noch lange in Schuss halten kann mit kleinen Reparaturen wie neuen Absätzen vom Schuster.
Auf jeden Fall macht es mir eine Menge Spass nachhaltig(er) zu leben, neue Lösungen zu finden, Gewohnheiten zu überdenken und mit anderen zusammenzuhelfen. Ich fühle mich so viel wohler in meiner Haut und finde meinen eigenen Platz auf der Welt. Ich bin froh, dass es inzwischen viele Menschen gibt, die mit Freude an die Sache rangehen und Nachhaltigkeit nicht als Last sehen sondern als Chance.
Wie heisst es doch so schön: “Wir können nur schützen was wir zu schätzen gelernt haben.”
Ganz liebe Grüsse! ~Anne
Philipp
20/05/2015 — 22:10
Ich finde, dein und Marias Kommentar passen gerade sehr gut zueinander, denn wir verbrauchen ja nicht nur in Hinsicht auf Nahrung mehr als nachwächst. Doch irgendwann wird Schluss mit lustig sein.
Ich habe schon häufiger festgestellt, dass jeder Mensch individuelle Bedürfnisse hat, was die eigene Ernährung anbetrifft. Wenn sich beispielsweise verschiedene Allergien und Unverträglichkeiten häufen (woher die wohl kommen…), bleibt irgendwann nicht mehr so viel, das man noch essen kann. Das habe ich beispielsweise während Pessach festgestellt. Zwar nicht mit Allergien, aber meinen eigenen Anforderungen.
Zu den zappelnden Möhren könnte ein eigener Beitrag entstehen. :)
Eins führt tatsächlich häufig zum Anderen. Ich persönlich habe mich meines Erachtens im Laufe der Zeit zwischen zwei “Extremen” (also gegenseitigen Polen) eingependelt.
Das Problem, das ich jüngst mit Stoffschuhen hatte, ist, dass sie wirklich kein Wasser abhalten. In Israel ist das zumindest im Sommer kein Problem, aber in Europa… Reparaturen und Wiederverwendung sind natürlich eine prima Option! Ich bin ganz begeistert von der Qualität des Leders meiner Schuhe. (mein Schuster auch :D ) Leider ist die restliche Verarbeitung nicht so gut. Entsprechend viele Reparaturen hatte ich mit ihnen schon. Aber sie haben alle meine Stoffschuhe längst überlebt. Und wenn die Sohle auseinanderbrechen wird, kann ein Schuster sie ja vielleicht kommplett neu besohlen.
Lieber Gruß,
Philipp
widerstandistzweckmaessig
19/05/2015 — 13:47
Hallo Philipp!
Es gibt bei so vielen Sachen ein für und wider, dass man manchmal verzweifeln möchte. So wie das Beispiel Schuhe. So ähnlich ist es auch mit dem Material der Bekleidung oder der Wolle zum Stricken.
Das ist genau der Grund, warum ich am liebsten überhaupt nichts Neues mehr haben möchte (was nicht immer geht aber was ich doch zu 80 – 90% schaffe).
Auch bei den Lebensmitteln versuche ich mit Hilfe von Foodsharing diesen Gedanken mit hinein zu bekommen.
Solange es so viel Überfluss auf dieser Welt gibt, brauche ich mir um meine Bedürfnisse keine Sorgen machen.
lg
Maria
Philipp
20/05/2015 — 22:17
Hallo Maria,
selbst bei neuen Sachen bin ich im Zwiespalt. Wenn ich bedenke, wie lang ich heutzutage abwäge, ob ich etwas kaufe oder nicht – kein Vergleich zu präminimalistischen Zeiten.
In den Genuss von Foodsharing komme ich zur Zeit auch. Auch darüber werde ich demnächst schreiben.
Das Bild des Überflusses erinnert mich an eine christliche Lehre, nach der man sich keine Sorgen machen soll, weil Gott für einen sorge. Das funktioniert meines Erachtens nur für wohl situierte Leute, aber es wirkt zumindest der ständigen Sorgsucht entgegen. Wer keine Probleme hat, schafft sich eben welche. ;) Und ja: Die Welt ist unglaublich reich und gibt uns bereits alles, was wir brauchen. Diogenes lässt grüßen!
Alles Liebe,
Philipp
widerstandistzweckmaessig
21/05/2015 — 07:07
Hallo Philipp!
Hat sich foodsharing auch schon bis nach Israel ausgebreitet oder bist Du wieder zurück gekommen?
In der Geschichte der Menschheit gab es schon immer Hochkulturen mit Überfluss und Dekadenz. Gelernt haben die Menschen leider nichts daraus, wie sie leider aus der Geschichte insgesamt sehr wenig lernen…
lg
Maria
Philipp
21/05/2015 — 17:06
Hallo Maria,
da hast du Recht!
Ich bin noch in Israel. Lass es mich so sagen: Es gibt hier eine etwas andere Art des Foodsharings. :)
Lieber Gruß,
Philipp
Marlene
24/05/2015 — 20:21
Hallo Phillip,
ich wollte nur sagen, dass ich voll deiner Meinung bin! Was die ganze nachhaltige Lebensweise angeht, muss jeder seinen Weg finden. Da kann man einerseits nur Gutes vorleben und perfekt ist ohnehin keiner. Andererseits finde ich es wichtig zu betonen, dass jeder Schritt in die richtige Richtung fehlt. Wenn also jemand versucht seinen Fleischkonsum einzuschränken – aus welchen Gründen auch immer, finde ich es unverantwortlich dann jedes Mal gleich loszuprügeln “Aber du musst noch mehr…” & “Das geht aber noch besser!”. Da hört derjenige doch gleich wieder auf. – So ähnlich wie der Eindruck, die die Demonstranten bei dir hinterlassen haben. Jeder macht das in seinem eigenen Tempo, gut ist, wenn er überhaupt anfängt, die Dinge in Frage zu stellen. Deinen Kommentar, dass man um richtig nachhaltig zu sein, gar nicht erst geboren werden müsste, finde ich witzig. Erinnert mich an meine Schulzeit, wo ich mir auch fest vorgenommen hatte mal nie Kinder zu bekommen, weil die Welt ohnehin schon überbevölkert ist von Müll machenden Menschen… (Meine Hormone sahen das später anders & vielleicht können meine Kinder ja helfen, die Welt besser zu machen).
Liebe Grüße,
Marlene
Philipp
25/05/2015 — 19:48
Hallo Marlene,
ich bin mir sogar sicher, dass deine Kinder helfen können, die Welt besser zu machen! Das war vielleicht einen Ticken zu sarkastisch. Kinder sind wundervoll. Umso grausamer finde, dass sie in ein System hineingeboren werden, dass ihnen einen nachhaltigen Lebensstil bereits so erschwert. Zum Glück gibt es Eltern, die sich kümmern und sorgen. :)
Alles Liebe,
Philipp
Marlene
25/05/2015 — 20:35
Hallo Phillip,
wobei den Eltern beim Versuch nachhaltiger zu leben oft ganz schön viele Steine in den Weg gelegt werden, wenn ich die ganzen Blogs und Erfahrungen von Bekannten mitverfolge. Aber ich bin trotzdem recht optimistisch, dass die Menschheit noch nicht ganz so schnell untergeht, denn wenn auch langsam, so gibt es doch ab und an Verbesserungen und ein Umdenken :-D
Liebe Grüße,
Marlene
Philipp
26/05/2015 — 20:50
Ja, man nehme nur Windeln als Beispiel! Es gibt da ein Zitat aus dem wunderbaren Film HOME:
Sehr wahr, wie ich finde!
Lieber Gruß,
Philipp
Marlene
26/05/2015 — 22:06
Wirklich ein schönes Zitat, werde ich mir merken!
Green Bird
02/06/2015 — 11:29
Hallo!
Den Zwiespalt kann ich sehr gut verstehen. Mir geht es da genauso. Abhängig von der Laune (oder derzeitigen Denkweise) entscheide ich mich entweder für verpackungsreduziert oder vegane Ersatzprodukte. Aber beides hat eben seine Vor- und Nachteile. Mein Freund wirft mir da immer vor, ich sei viel zu kopflastig unterwegs und sollte mehr auf meinen eigenen Körper hören.
Wenn man sehr viel über solche Dinge nachdenkt, findet man immer irgendwo einen Haken dran. Ganz ohne wird es wahrscheinlich nicht gehen. 100% nachhaltig und gesund zu leben schafft keiner bzw. nur ein verschwindend geringer Teil der Menschheit. Vor allem ändert sich das ja je nach Erkenntnissstand alle paar Jahre mal. Waren vor einigen Jahren die Rohköstler am Vormarsch sind es nun die Veganer bzw. die Urköstler. Hat alles seine Existenzberechtigung, nur sehe ich Trends in der Ernährung immer etwas kritisch.
Liebe Grüße, Daniela
Philipp
06/06/2015 — 01:00
Hallo Daniela,
ja, man kann wirklich nur nach bestem Wissen und Gewissen handeln. Was machen wir alle, wenn publiker wird, dass Sauerstoff ein Zellgift ist?
Lieber Gruß,
Philipp
Sylvia
23/06/2015 — 13:13
Hallo Philipp, nachdem ich deinen Beitrag gelesen habe, hätte ich gerne noch die gesamte Diskussion dazu verfolgt. Dazu reicht die Zeit augenblicklich nicht. Viele die hier geschriebenen haben, kenne ich schon … aus dem Netz.
Man bewegt sich im gleichen virtuellen Kosmos ;-)
Ich finde deine Haltung gut!
Man sollte sein “altes Ich” (das vor x Monaten/Jahren) auch noch Fleisch/Käse/… gegessen hat, nie vergessen und man sollte offen bleiben, für andere Sichtweisen – auch wenn man sie nicht teilt und niemals teilen wird.
Ich versuche das auch – wobei es mir manchmal schwer fällt, bei den alltäglichen dummen (!) Umweltsünden, die einem so begegnen.
Warum man Bananen beim Einkauf in Plastiktüten packen muss oder wie man auf die Idee kommt, Batterien zu entsorgen, in dem man sie auf der Straße einfach fallen lässt … da fällt es mir schon auch schwer, nicht radikal und engstirnig zu sein.
Grüße aus Berlin
Sylvia
Philipp
25/06/2015 — 05:28
Hallo Sylvia,
danke für deine Worte! :)
Da hast du Recht! Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie gern ich früher Fleisch gegessen habe (und welche Unmengen…).
Auf der Straße “entsorgter” Müll (der Begriff passt tatsächlich ganz gut, wie mir gerade auffällt, schließlich wird man damit seine Sorgen um die Frage, wo der Müll hinsoll los – wenn auch nur auf kurzfristige Sicht) ist Israel ein großes Problem. Ich werde auch nie verstehen, warum Leute ihren Müll gedankenlos hinerlassen, wo auch immer sie gerade sind. Einerseits könnte man natürlich mehr Mülleimer aufstellen. Das nützt nur wenig ohne entsprechende Aufklärung, die ich sogar für wichtiger halte.
Alles Liebe,
Philipp