Blinde Flecken

Hin und wieder werden wir bezüglich unserer Werte, meist belehrend, auf inkohärentes Verhalten angesprochen. Plötzlich wird von Doppelmoral, zweierlei Maß oder Wasser und Wein geredet. Wie unangenehm, dabei ertappt zu werden. Aber davon bleibt wohl niemand von uns verschont. Also lasse ich heute sinnbildlich meine Hosen runter und offenbare meine blinden Flecken beim Minimalismus.

Warum ich das tue? Dafür gibt es mehrere Gründe:

  1. Leugnung halte ich für den falschen Weg. Auch ich bin nur ein Mensch mit Schwächen.
  2. Wenn man genauer darüber nachdenkt, entdeckt man womöglich doch die eine oder andere Stelle, wo man noch einmal reduzieren könnte.
  3. Auf der anderen Seite führt es im besten Fall deutlich vor Augen, welche Dinge (ja, damit meine ich dieses Mal tatsächlich Gegenstände) einem wichtig sind und wieso.

Natürlich fühle ich mich zunächst ertappt, wenn ich gefragt werde, was eigentlich aus meinem Minimalismus geworden ist. Die kurze Antwort lautet: Seitdem ich nicht mehr von WG zu WG ziehe, kann ich nicht mehr auf denselben Fundus an WG-Eigentum zurückgreifen. Entsprechend besitze ich selbst mehr Haushaltsgegenstände persönlich, seitdem ich in die erste eigene Wohnung gezogen bin. Darin liegt aber nur die halbe Wahrheit; vielleicht sogar nur ein Drittel.

Die anderen beiden Drittel lauten Hobbys, Interessen und Leidenschaften sowie Vielleicht kann ich das ja mal noch gebrauchen… – ja, ich weiß: Diesen Satz sollte man als Minimalist eigentlich aus dem eigenen Vokabular gestrichen haben.

Doch in der Realität geht es mir nicht nur um präsentablen Minimalismus, sondern womit ich mich selbst wohl fühle. Überhaupt nicht wohl fühle ich mich damit, unnötig Dinge zu entsorgen, um sie später noch einmal wieder zu beschaffen. Also hebe ich sie lieber auf. Und ehrlich gesagt gehe ich, seitdem ich nicht mehr alle paar Monate umziehe, nicht mehr durch meinen kompletten Besitz und sortiere aus. Das kann schon mal etwas länger dauern. Aber zwei Mal im Jahr passiert es in der Regel schon noch.

Nun noch zu meinen Hobbys, Interessen und Leidenschaften: Viele davon kommen ohne zusätzliches Zubehör aus: Blogging, Kino, Museumsbesuche, … Es gibt jedoch auch ein paar, die – leider – mit Gegenständen daherkommen:

  • Bücher – Selbstverständlich sind mir Bibliotheken vertraut und ich nutze sie auch sehr gern. Es gibt aber, das eine oder andere Buch (Oder sollte ich hier Dutzend von Büchern schreiben?), die ich gern persönlich besitzen mag, um jederzeit etwas in ihnen nachschauen oder sie einfach noch mal lesen zu können. Dabei bin ich mir überaus bewusst, dass ich die meisten Bücher eben doch nur ein einziges Mal lese und prinzipiell auch E-Books lesen könnte (Sogar einen E-Reader habe ich!), aber manchmal genügt mir das einfach nicht. Abgesehen davon: So sehr ich Dekoration auch meide, dekoriere ich die eigene Wohnung mit nichts lieber als mit Büchern. Und habe ich schon erwähnt, wie oft ich Bücher geschenkt bekomme (und mich darüber selbstredend nicht beklage 😉)?
  • Duplikate – Entgegen dem häufig genannten Tipp unter Minimalismus-Gurus, jedes Objekt nur einmal zu besitzen, handhabe ich das oft komplett andersherum, um mein Leben einfacher zu gestalten: Bei Kleidung verwende ich gern Duplikate der gleichen Modelle, um sie beliebig wechseln zu können und mir beim Einkleiden nie Gedanken machen zu müssen, was ich denn nun am besten tragen soll. Außerdem bewahre ich gern ein zweites Set an Kleidung (und Laufausrüstung) bei meinen Eltern auf, um bei Besuchen in der Erstheimat mit weniger Gepäck reisen zu können. Das Prinzip hat sich bewährt und ich sehe nicht, dass ich davon Abstand nehmen werde!
  • Fotografie – Freilich könnte man jetzt sagen, dass ich doch einfach mit meinem Smartphone Fotos machen könnte und oft genug stimmt das auch. Gelegentlich schätze ich es aber, eine Kamera mit Wechselobjektiven zu besitzen, wo ich mich wirklich nur auf die Fotos konzentrieren kann. Und seitdem ich mit Polaroid-Fotografie experimentiere, habe ich bei jedem Auslösen ein schlechtes Gewissen wegen der Materialschlacht, die daraus resultiert. Aber die Technik dahinter hat mich in ihren Bann gezogen!
  • Gesellschaftsspiele – Wer themenfremd ist, vermag sich gar nicht vorzustellen, was für eine Brandbreite an Vielfalt es an Gesellschaftsspielen gibt. Auch hier achte ich möglichst darauf
  • Küchenzubehör – Natürlich bin ich stets darum bemüht, das auf ein Minimum zu beschränken. Aber bei Plätzchen kommen dann doch einige Formen zusammen. Anstelle von Tüllen mit Kunststoffbeutel, verwende ich eine aus Edelstahl. Dieses Prinzip zieht sich in einigen Bereichen durch, wo ich auf Plastik verzichten möchte. Und überhaupt erfordern manche Spezialitäten bedauerlicher Weise ihr eigenes Werkzeug – oder es macht den Prozess einfach nur ungemein einfacher.
  • Paddeln – Mein Kajak dürfte sich mittlerweile amortisiert haben, auch wenn ich bei Weitem nicht so oft paddeln gehe, wie ich gern würde. Selbstreden kommt ein Kajak mit einiger Ausrüstung. Und der Trend geht aktuell zum Zweitkajak, denn man möchte ja auch nicht immer allein paddeln.
  • Rucksäcke und Taschen – Viel Zeit meines Lebens habe ich bereits darauf verwendet, den Heiligen Gral unter den Rucksäcken zu finden; den einen, der für alle Zwecke passt. Bisher komme ich wiederkehrend zu dem Schluss, dass es den schlicht nicht gibt. Folglich besitze ich mittlerweile ein buntes Sammelsurium an Rucksäcken und Taschen für verschiedene Zwecke: Tagesrucksack, Weekender, Handgepäcksrucks (der mittlerweile leider nicht mehr die Handgepäcksbestimmungen erfüllt), Tageswanderungsrucksack, Alpin-Rucksack, Trekking-Rucksack, wasserdichter Rucksack fürs Paddeln, … Aktuell habe ich mir ein Embargo für Rucksäcke auferlegt, damit es nicht noch weiter ausufert. Aber was soll ich sagen? Ich reise eben für mein Leben gern!

Das sind meine sieben blinden Flecken, die mir spontant in puncto Minimalismus auffallen. Dazu möchte ich anmerken, dass ich in allen Bereichen auch gern Dinge weggebe, die sich nicht bewähren: Wenn ich Bücher nicht für gut befinde, verschenke ich sie. Duplikate werden regelmäßig erneuert und aussortiert. Wenn ich merke, dass Ausrüstung bei den Kameras überflüssig ist, verkaufe ich sie wieder. Gleiches gilt für Gesellschaftsspiele, die ich nicht mag, wobei ich hier sogar oft vorab in einem Brettspielcafé zum Test spiele, bevor ich es kaufe, oder zumindest online Videos dazu anschaue, um zu beurteilen, ob es mir taugt. Bei Küchenzubehör sortiere ich aus, wenn Dinge kaputt gehen. Beim Kajak musste ich zum Glück noch nichts aussortieren. Jüngst konnte über Kleinanzeigen einen Rucksack, der den Reisetest nicht bestanden hat, sogar an jemanden abgeben, der ihn selbst verschenken wollte.

Insbesondere Letzteres ist mir bei allem Minimalismus wichtig: Wenn ich Dinge selbst nicht mehr benutze, möchte ich sie nicht einfach wegschmeißen, sondern, dass sie nach Möglichkeit noch weiter verwendet werden. Das bremst solche einen Entsorgungsprozess natürlich aus, aber alles andere kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Und wenn man genauer darüber nachdenkt, ist doch genau das ein guter Grund, nicht einfach so sorglos weiter Gegenstände anzuhäufen: Wenn man weiß, wie anstrengend es ist, sie wieder loszuwerden.

Jetzt interessiert mich, welche blinden Flecken du bei dir selbst kennst: In puncto Minimalismus oder vielleicht ja auch in anderen Wertebereichen. Teile sie gern in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp

Einfach weiter funktionieren?

Heute vor einem Jahr hat das brutalste antisemitische Verbrechen seit dem Holocaust stattgefunden. Seitdem steht der Nahe Osten nahezu täglich im Fokus der Nachrichten – und ein Ende ist nicht in Sicht.

Im Sommer war ich da – aus familiären Gründen: Meine Quasi-Schwiegermutter wurde 60. Dieses Jubiläum zu feiern, fühlte sich wirklich seltsam an, auch wenn es den Spagat, den Israels Bevölkerung seit Jahrzehnten im Alltag praktiziert, nicht besser beschreiben könnte: Trauma auf der einen Seite, Lebenslust auf der anderen, denn eine wirkliche Wahl hat man nicht.

Dass diese Reise nach Tel Aviv anders als sonst werden würde, zeichnet sich bereits beim Verlassen des Flugzeuges vom Gangway ab. Der Kapitän meldet sich zu Wort; nicht etwa, um die übliche Flugroute anzukündigen, sondern, um auf die furchtbare Lage aufmerksam zu machen: “234 Tage sind vergangen, seitdem die Terrororganisation Hamas Israel überfallen, 1200 Menschen getötet und 250 Menschen, darunter Babys, Kinder, Senioren und Frauen, entführt, gefoltert und vergewaltigt haben. Noch immer sind 124 von ihnen in der Gewalt der Hamas.”

Dies setzt sich nicht nur am Flughafen, sondern während des gesamten Aufenthalts in Israel fort:

  • Bereits direkt nach dem Verlassen des Flugzeuges ist der Weg mit den Fotos und Namen der Opfer gezäumt.
  • Eine Installation mit militärischen Erkennungsmarken erinnert an die Verstorbenen.
  • Autos sind mit gelben Schlaufen und Seitenspiegelhüllen versehen. In den Fenstern der Autos hängen Fotos der Geiseln.
  • Plakate und Werbetafeln überall machen auf die Lage der Geiseln aufmerksam.
  • Die meisten Geschäfte nutzen ihre Schaufenster, um den Opfern zu gedenken.
  • Öffentliche Plätze wie der Dizengoff Square mit seinem unverkennbaren Springbrunnen sind mit Fotos, Kerzen und Kondolenzschreiben übersät.
  • Auch unscheinbare Ecken wie Baustellen werden für Installationen mit riesigen Plüschtieren verwendet, die blutige Wunden tragen.
  • Die meisten Israelis tragen solidarisch gelbe Schlaufen oder militärische Erkennungsmarken mit der Kernbotschaft, die auch Fenster, Straßenlaternen, Schilder, Gebäudefassaden, Straßen und jegliche freie Fläche trägt: BRING THEM HOME – NOW!

Im Zentrum der Stadt wurde den Opfern eigens ein Platz gewidmet. Dort befindet sich eine Installation mit einer langen Tafel, die für das jüdische Hochfest Pessach eingedeckt wurde. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Der Tisch wirkt wie aus Beton und von Staub bedeckt – so wie die Tunnel, in die Opfer verschleppt wurden. Vor Ort kann man besagte gelbe Schleifen und Anhänger erwerben, um das Hostages and Missing Families Forum zu unterstützen, das sich unermüdliche für die Rückkehr der übrigen Geiseln einsetzt.

Wer bei militärischen Erkennunsmarken Sorge vor eskalierendem Militarismus hat, sei beruhigt. Denn die Organisation dahinter ist tatsächlich eine regierungskritische und setzt auf Verhandlungen: Ja, die Geiseln sollen nach Hause gebracht werden. Dass dies mit militärischen Mitteln geschehen soll, wird in keinem Wort erwähnt. Im Gegenteil: Die Organisation und Teilnehmende der andauernden Demonstrationen, die zumeist am Wochenende in den Nachrichten erscheinen, demonstrieren entschlossen gegen Netanyahus Politik und fordern einen Geiseldeal.

Parallel bemühen sich alle darum, Alltag weiterzuleben – sofern das denn geht. Hunderttausende wurden in die Reserve einberufen. Viele Geschäfte straucheln, weil ihnen die Angestellten fehlen. Das Land gerät in eine Starre, auch wenn der erste Schock überwunden sein mag. Gleichermaßen bemühen sich alle darum, sich nicht in eine depressive Spirale ziehen zu lassen. Israelis sind geübt darin, der ständigen Bedrohung ihre Lust auf Leben und Überleben entgegenzusetzen. Auch in düsteren Zeiten wird jeder Anlass zur Freude anerkannt und gefeiert – so gut es eben geht, während 60 Kilometer entfernt Krieg stattfindet.

Denn der Allgegenwärtigkeit des Konflikts kann man nicht entkommen. Das zeigt sich schon in kleinen Momenten; etwa beim Nutzen von Kartendiensten, die plötzlich anzeigen, dass man sich am Flughafen in Beirut befindet. Dahinter verbirgt sich ein taktisches Manöver der Israelischen Armee: Sie manipulieren GPS-Daten, sodass auf Israel abgefeuerte Raketen, die GPS verwenden, fernab der Landesgrenzen einschlagen. Oder im Einkaufszentrum, wo Schilder aufgehangen wurden, die Touris anweisen, bei Raketenalarm den Israelis zu folgen, weil die am besten wissen, was zu tun ist.

Das bringt mich zu einer grundlegenden Frage, die ich wiederkehrend gestellt bekomme: Hat man Angst, wenn man in Israel ist?

Meine Antwort dazu lautet nach wie vor Nein.

Das hat verschiedene Gründe:

  1. Israel verfügt im Gegensatz zu den übrigen Ländern über ein ausgezeichnetes Verteidigungssystem. Das der 07. Oktober 2023 passiert ist, hängt sicherlich nicht mit dem Verteidigungssystem, sondern menschlichem Versagen zusammen. Doch auch, wenn Israel wiederkehrend Opfer aufgrund von Angriffen zu vermelden hat, fallen diese wesentlich geringer aus als im Gazastreifen und im Libanon, weil Israel Technologie zur Verteidigung der eigenen Bevölkerung einsetzt.
  2. In Israel weiß die Bevölkerung, was in Notfällen zu tun ist. Diesen Eindruck bekomme ich in Europa nicht. Und ehrlich gesagt bin ich doch sehr verwundert darüber, wie Deutschland sich um die Opfer kümmert, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.
  3. Obwohl ich selbst nicht jüdisch bin, fühle ich mich in Berlin seit dem 07.10.2023 häufiger nicht sicher. Denn obwohl antisemitische Anfeindungen nicht mir persönlich gelten, erzeugen sie ein aggressives Klima, das uns alle betrifft.

Der Nahe Osten mag sich gar nicht so nah anfühlen, aber der Nahostkonflikt geht uns dann doch alle an – auch wenn wir nicht alle Familie und Freunde vor Ort haben. Sehr wahrscheinlich gibt es Menschen in deinem Umfeld, die direkt oder indirekt betroffen sind. Bitte bring Empathie für sie auf – unabhängig von der Nationalität. Sich um geliebte Menschen zu sorgen oder gar zu trauern, ist nie einfach.

Zum Ende unseres Aufenthalts gibt es dann doch noch eine erfreuliche Nachricht: Die Israelischen Streikräfte haben vier Geiseln aus dem Gazastreifen befreit. Das wird sogar direkt am Strand von den Rettungsschwimmern per Lautsprecher durchgesagt, sodass der gesamte Strand jubelt. Klar möchte ich mich freuen, aber so richtig gelingt es nicht. Denn es bleiben Fragen in meinem Kopf hängen: Zu welchem Preis wurden die vier Geiseln gerettet? Und wie steht es um die übrigen Geiseln?

Ehe ich mich versehe, befinde ich mich in Gedankenspiralen, wieso wir eigentlich permanent Leben quantifizieren und gegenüberstellen, als wären manche Leben mehr wert als andere. Stattdessen könnten wir auch deutlich sagen, wie es ist: Gewalt und Krieg sind Mist – für alle Betroffenen.

Das letzte Jahr hat mir noch einmal deutlicher vor Augen geführt, an wie vielen Stellen zweierlei Maß angelegt wird. Aber auch, wie fragil und schützenswert Demokratien sind. In Demokratien sollte man auch diskutieren können. Oft vermisse ich dabei jegliche menschliche Empathie, die sich zwischen binären Grundsätzen zerreibt. Ist es wirklich so schwer, anzuerkennen, dass Menschen auf beiden Seiten leiden und keines mehr aufwiegt als das andere? Die Welt ist nicht schwarz-weiß!

Sengende Hitze

Es ist September und in meinem Kopf ist der Sommer somit vorbei. Doch die Temperaturen sagen etwas anderes. Und ich muss für mich feststellen: Für den Klimawandel ist mein Körper nicht konzipiert.

Seit jeher argumentiere ich, dass Kälte besser auszuhalten ist als Wärme, weil man stets eine weitere Schicht anziehen kann, wenn man friert. Doch beim Ausziehen, weil man schwitzt, ist spätestens dann Schluss, wenn man nackt rumläuft. Leider wird das jedoch in vielen Situationen in unserer Gesellschaft nicht akzeptiert.

Was tut man also, wenn die Klimaanlage im Büro versagt, die Sonne einen aber dennoch unermüdlich durch die große Fensterfront und das schlecht isolierte Gebäude grillt, als wäre man eine Tofu-Wurst? Mein Körper hat darauf eine sehr deutliche Antwort: Da ich ohnehin schon über einen geringen Blutdruck verfüge, geht er bei Temperaturen ab 25°C noch weiter in den Keller und macht mich unfassbar schläfrig. Bei der einen oder anderen Besprechung in den letzten Wochen hatte ich mit Sicherheit hin und wieder einen Sekundenschlaf, ohne etwas davon zu merken. Und ich konnte nichts dagegen tun!

Freilich habe ich ein paar Tipps, aber die helfen auch nur begrenzt:

  • Mehr trinken! Da man mehr schwitzt, verbraucht der Körper mehr Wasser. Um nicht zu dehydrieren, muss man entsprechend noch einmal mehr darauf achten, in regelmäßigen Abständen nachzutanken.
  • Weite, luftige Kleidung tragen! Leinen ist im Sommer der beste Naturstoff, weil er Feuchtigkeit schnell aufsaugt und wieder trocknet, was dazu führt, dass Schweiß vom Körper schnell abtransportiert wird, man aber im Gegensatz zu Baumwolle auch nicht lang mit feuchter Kleidung umherläuft.
  • Fächer und/oder Ventilatoren nutzen! Auch wenn sie die Luft an sich nicht abkühlen, hilft es zumindest für den Abtransport von Wärme vom Körper schon, wenn ein Windchen weht.
  • Den Körper mit Wasser kühlen! Was für Computer funktioniert, kann für Menschen nicht verkehrt sein, oder? Nein, ich stelle mir hier nicht vor, dass wir Menschen Wasserschläuche entlang unseres Körpers legen, aber Kopf und Handgelenke unter kühles Wasser zu halten und die Füße in kühles Wasser zu stellen, hilft auch schon.
  • Lieber draußen statt drinnen arbeiten! Auch wenn ein Gebäude im Schatten steht, heizt es sich drinnen (vor allem bei schlecht isolierten Gebäuden mit viel Glas) deutlich schneller auf als draußen unter dem Schatten eines Baumes.
  • Geistig und körperlich anstrengende Arbeit in die kühlen Stunden legen! Das ist freilich nicht immer möglich, hilft aber ungemein, totz der Hitze fitter zu agieren. Da bei mir zuletzt nachmittags nichts mehr ging, ist es meines Erachtens nur eine Frage der Zeit, bis auch bei uns in Deutschland die tägliche Siesta Einzug halten wird, sodass viele von uns morgens und abends arbeiten und dazwischen ruhen, weil es anders nicht mehr geht.

Leider werden die Temperaturen auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch weiter steigen, weil es uns als Menschheit nicht schnell genug gelingt, die nötigen Schritte zu unternehmen, um dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Deshalb werfe ich an dieser Stelle schon mal zwei weitere gesellschaftliche Konzepte in den Raum, die ich für diskussionswürdig halte:

  1. Extensive Sommerferien – Wenn man den Gedanken der Siesta weiterspinnt, sehe ich auch Potential dafür, dass der bearbeitenden Bevölkerung im Sommer aufgrund von Unwirtschaftlichkeit von vornherein frei gegeben wird. Wobei das noch viel zu romantisch klingt für das, was ich im Angesicht des Kapitalismus erwarte: Wenn die Temperaturen derart ansteigen, dass Arbeiten in den heißesten Monaten des Jahres, Juli und August, prinzipiell nicht mehr möglich wären, würden in diesen beiden Monaten alle Urlaub nehmen müssen. Dafür arbeiten wir wahrscheinlich den Rest des Jahres durch. Vielleicht werden dann auch sämtliche gesetzlichen Feiertage an den neuen klimatischen Bedingungen orientiert, anstatt sich an irgendwelchen kruden religiösen Bräuchen festzuklammern.
  2. Saisonales Nomadentum – Wenn all dies auch nicht mehr hilft, gibt es noch ein weiteres Konzept, das ich für möglich halte, wenngleich ich befürchte, dass es nur einem Teil der Bevölkerung möglich sein wird. Die Zugvögel leben es uns bereits vor: Wenn es kälter wird, ziehen sie in den Süden; wenn es wärmer wird, wieder in den Norden. Natürlich bin ich mir bewusst, dass dies nicht für jeden Beruf funktionieren wird. Gleichermaßen gebe ich zu bedenken, dass wir im Hinterkopf behalten sollten, dass mit zunehmender globaler Erwärmung, immer mehr Teile der Erde unbewohnbar werden. Entsprechend dürften sich neue “Hot Spots” (Oder sollte ich sie eher “Cool Spots” nennen?), an denen sich der Großteil der Menschheit ansiedelt. Eine neue Welle der Völkerwanderung könnte beginnen, die dazu führt, dass die Menschen vornehmlich zu den Polen des Planeten strömen.

Insbesondere der letzte Punkt mag aktuell absurd klingen, aber ist er das wirklich? Persönlich kann ich mir das auch jetzt schon vorstellen, wenn auch eher aus Gründen des Komforts als der Notwendigkeit heraus.

Jetzt interessiert mich deine Meinung: Wie gehst du mit der Hitze um? Was sind deine Strategien für die kommenden Jahre und Jahrzehnte? Und was hältst du von extensiven Sommerferien und saisonalem Nomadentum? Teile es gern in den Kommentaren!

Alles Liebe
Philipp

Was ist schon ein Jahrzehnt?

Diese Frage schießt mir in den Kopf, wenn ich mir vor Augen führe, dass mein Blog heute vor zehn Jahren online ging. Kaum zu glauben, dass das schon so lang her sein soll. Andererseits fasziniert mich auch, was ich in dieser Zeit alles erlebt habe.

Doch dieser Beitrag soll weder ein Best-of meiner Erlebnisse, noch eine statistische Auswertung werden. Vielmehr möchte ich einen Blick darauf werfen, wie es mir aktuell mit dem Blog geht und wo beziehungsweise wie ich seine Zukunft sehe. Denn offensichtlich hat sich Wo ist Philipp? thematisch verändert und insgesamt ist es um den Blog wesentlich ruhiger geworden, als dies zu Anfangszeiten der Fall war.

Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass es in der Blogosphäre insgesamt stiller geworden ist. Als ich mit dem Bloggen begann, war die deutsche Blogosphäre eine rege Wohlfühl-Community, in der man sich angeregt mit Gleichgesinnten über Themen unterhalten konnte, die einen begeisterten. In meinem Fall waren das vornehmlich Minimalismus, Nachhaltigkeit und nomadisches Leben. Was ungemein zum Wohlgefühl beigetragen hat (und wahrscheinlich auch den Begriff Wohnzimmer des Internets prägte) war nicht nur die Vielfalt an kosten- und werbefreien Blog, sondern auch die Kommunikation auf Augenhöhe.

Mittlerweile hat sich das Angebot innerhalb der Blogsphäre sehr stark verdichtet und verschoben: Einerseits wurden viele Blogs früher oder später an den Nagel gehängt oder kommerzialisiert. Andererseits sind viele Angebote zu geschlossenen Plattformen im Rahmen von Social Media umgezogen. In beiden Fällen hat es dazu geführt, dass Beiträge auch abseits der Werbeunterbrechungen wie Werbung wirken. Damit mag ich jedoch meine Freizeit nicht verbringen.

Auch das Internet insgesamt hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Wenn ich es in einem Satz zusammenfassen soll, würde ich es so formulieren: Es macht keinen Spaß mehr. Schuld daran tragen vornehmlich: Kommerzialisierung, Trolle und Hasskommentare sowie nicht vorhandener Flow beim Konsumieren.

Mir ist durchaus bewusst, dass das Betreiben eines Blogs mit Kosten verbunden ist, die gedeckt werden müssen. Auch finde ich es völlig in Ordnung, wenn sich Menschen im Internet durch ihre Angebote professionell positionieren. Es führt aber leider auch oft dazu, dass ich nicht mehr Teil davon sein mag.

An dieser Stelle sollte ich betonen, dass ich hiermit nicht dass Ende von Wo ist Philipp? verkünde. Im Gegenteil: Ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes Blog besteht für mich darin, dass es langfristig angelegt ist. Aus dieser Perspektive ich auch den Titel gewählt.

Auch in Zukunft wird mein Blog werbefrei bleiben und kostenfrei zugänglich sein. Dafür nehme ich jedes Jahr etwas Geld in die Hand, aber das tut mir nicht weh und ist wohl investiert, weil ich nach wie vor gern blogge. Auch wenn auf dem bisherigen Weg viele Blogs aufgegeben wurden, erfreue ich mich hin und wieder an neuen Blogs und so einigen, die schon weit über die zehn Jahre hinaus existieren.

Thematisch werde ich mich fluide halten: Ergo schreibe ich darüber, was mich interessiert, inspiriert und bewegt. Da ich mit diesem Blog nicht meinen Lebensunterhalt bestreite, kann ich mir das leisten. Und ja, diese Freiheit genieße ich.

Danke sagen möchte ich den treuen Mitlesenden, Kommentierenden und all den wunderbaren Menschen, denen ich durch das Bloggen bereits im analogen Leben kennenlernen durfte. Darin besteht nämlich mein persönliches Highlight bei allen virtuellen Tätigkeiten: Wenn daraus zwischenmenschliche Beziehungen in der analogen Welt entstehen!

In diesem Sinne: Auf die nächsten zehn Jahre!

Alles Liebe
Philipp

Blogpause – Sommerferien mal anders

Wenn ich an die letzten Jahre zurückdenke, wollte ich meine Sommerpause ohnehin stets früher beginnen lassen. Dieses Jahr klappt es endlich mal!

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Gegen das Vergessen

Den Titel dieses Beitrags hast du wohl schon hunderte Male irgendwo gehört, gelesen oder anderweitig aufgeschnappt – sehr wahrscheinlich im Kontext des Holocaust. Letzte Woche ist mir jedoch bei einem entspannten Mittagspausengespräch ein bei Weitem nicht so entspannender Gedanke gekommen: Wir (Menschen) vergessen ständig das Leid anderer – völlig unbeabsichtigt. Doch was lässt sich dagegen tun? Mit bloßer Dokumentation ist es meiner Meinung nach nicht getan.

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Die Warteliste

Na, hast du auch schon wieder mehr zu tun, als dir lieb ist, und du weißt gar nicht, womit du zuerst anfangen sollst? Wächst deine To-do-Liste ins Unermessliche? Dann könnte eine Warteliste weiterhelfen.

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Sehnsuchtsorte

Wenn ich anderen erzähle, dass ich prinzipiell keine Menschen vermisse, mich aber durchaus auf ein Wiedersehen mit ihnen freue, werde ich oft für sonderbar gehalten. Nach bestimmten Orten sehne ich mich hingegen sehr. Und im Laufe meines Lebens wurden das immer mehr – mehr als ich regelmäßig besuchen kann.

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Lohnt sich Interrail noch?

Diese Woche endete der alljährliche, aber dennoch unregelmäßige Frühjahrs-Sale bei Interrail. Während meine Laune beim Gedanken an das Interrail-Ticket allem voran sehr nostalgisch wird, kann man das Interrail-Ticket natürlich auch einfach als das betrachten, was es im Kern ist: Eine hochpreisige Zugfahrkarte. Oft genug kommt bei meinen Reiseberichten die Frage auf, ob sich das Ticket gelohnt hat. Da gerate auch ich jedes Mal wieder ins Grübeln: Kaufen oder nicht? Deshalb schaue ich heute – all meinen positiven Gefühlen zum Trotz – einmal genauer drauf.

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Kann Digital Detox noch funktionieren?

Diese Woche fanden zwei – für mich – stimmungsaufhellende Ereignisse statt: Einerseits war meteorologischer Frühlingsanfang am 01. März. Bis zum kalendarischen und zugleich astronomischen Frühlingsanfang am 20. März fließt zwar noch einiges Wasser die Isar runter, aber die länger (und heller) werdenden Tage merkt man schon recht deutlich und mit Mantel, Schal, Handschuhen und Wollmütze ist es schon das eine oder andere Mal deutlich zu warm, wenn die Sonne sich zeigt. Und auch die ersten grünen Blätter und Blüten vertreiben die graue Tristesse des Winters in der Großstadt. Außerdem fand vom 01. auf den 02. März der Global Day of Unplugging statt. Die Idee dahinter: Von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang einfach mal allem Digitalen den Stecker ziehen und sich auf menschliche Kontakte im echten Leben fokussieren, um die durch unseren Fokus auf digitale Unterhaltung entstandene Einsamkeit etwas entgegenzusetzen.

Tolle Idee! Allerdings befand ich mich am Freitag nach Sonnenuntergang gerade mit der Bahn auf dem Weg von Lüneburg nach Berlin und ärgerte mich kurz, dass ich das akut nicht umsetzen konnte.

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