Neuverzauberung

Entgegen eines gängigen Klischees über Ostdeutsche, beschwere ich mich zwar nicht gern, muss aber manchmal dennoch meiner Enttäuschung freien Raum lassen. So geschehen vor ein paar Wochen, als ich über meine Erfahrungen in einem Freizeitpark unweit von Paris berichtete. Dass es auch anders geht, durfte ich jüngst in Kopenhagen erleben.

Zugegeben: Nach meiner Freizeitparkerfahrung in Paris war ich dermaßen enttäuscht, dass ich mir für den bevorstehenden Besuch in Kopenhagen nicht sicher war, ob ich überhaupt noch einen weiteren Freizeitpark besuchen möchte. Zum Glück verleitete mich die Empfehlung eines Freundes dazu, mich von dessen Begeisterung anstecken zu lassen, und in Folge dessen meinen Partner mit meiner Vorfreude derart auf die Nerven zu gehen, dass er gar nicht anders konnte, als einem Parkbesuch zuzustimmen.

Als ich dann sah, dass unser Anreisetag der letzte geöffnete Tag der Sommersaison war, bekam ich zunächst einen Schrecken: Zu früh gefreut? Im Gegenteil: Da wir gleich den ersten Zug von Berlin nahmen, waren wir bereits am frühen Nachmittag in Kopenhagen und konnten den Rest des Tages in den Tivoli-Gärten verbringen. Was ich dabei nicht wusste: Welch große Rolle es spielen sollte, dass ausgerechnet dieser Tag der letzte Tag der Saison sein würde.

Doch was genau hat mir an den Tivoli-Gärten überhaupt so gut gefallen, dass ich immer noch ein Leuchten in den Augen bekomme?

Zentrale Lage

Tivoli ist direkt neben dem Hauptbahnhof gelegen. Das ermöglicht nicht nur eine äußerst einfache Anreise, sondern vermittelt auch eine Botschaft: Dieser Park gehört zur Stadt dazu – nicht wie in Paris, wo der Park von den Einheimschen verpöhnt wird und im Vergleich wie ein Alien wirkt.

Außerdem führt die zentrale Lage dazu, dass man sich bei der ein oder anderen Fahrt in luftiger Höhe einen guten Überblick über die Stadt verschaffen kann. Da wir bereits an unserem Anreisetag Tivoli besuchten, hatte ich noch kein richtiges georgrafisches Verständnis vom Ort. Dafür erweckten einige Bauwerke unmittelbar mein Interesse für die nächsten Tage, als ich sie von oben erblickte.

Qualität beim Essen

Eine Sache, die mir an Freizeitparks oft missfällt, ist die miserable Qualität beim Essen. Für überteuerte Preise wird in den meisten Freizeitparks ausschließlich minderwertiges Fastfood verkauft. Mangels Alternativen im Park selbst, wenn man sich nicht eine Tagesration Stullen einpackt, bleibt einem also nichts anderes Übrig, als in die fettige Fertigpizza zu beißen.

Anders in Tivoli: Sie haben nicht nur reguläre Restaurants, sondern vermieten auch Flächen an etablierte Ketten, die Essen zwar schnell herstellen, aber in höherer Qualität anbieten. Entsprechend kam ich in den Genuss eines zünftigen Currys, hätte aber ebenso eine Bowl oder Kartoffelpfanne essen können.

Kohärentes, nostalgisches Design

Der gesamte Park besticht durch eine Gestaltung, die einen in die „gute alte Zeit“ zurückversetzt – die eigene Kindheit. Selbst die Areale, die nicht im Corporate Design Tivolis gehalten sind, bestechen durch Kunst- und Lichtinstallationen, die die Besuchenden in eine traumhafte Welt eintauchen lassen.

Von anderen Parks bin ich gewohnt, dass sie nahezu wie ein Rummel zusammengewürfelt und von Baustellen übersäht sind – falls sie überhaupt gut in Schuss gehalten werden. In Tivoli gab es eine einzige Deko-Baustelle, aber da bin ich schone gespannt, was sie daraus zaubern werden.

Kurze Wartezeiten

In meinem Leben habe ich schon unzählige Stunden damit verbracht, für Fahrgeschäfte anzustehen. Das nervt und lässt mich regelmäßig die Sinnhaftigkeit von Parkbesuchen in Frage stellen. Das gilt insbesondere bei Wartezeiten von über 45 Minuten bei weniger als fünf Minuten Fahrzeit.

In Tivoli musste ich meist exakt eine Runde warten, bevor ich selbst in den Genuss kam. Ausnahme war eine einzige Achterbahn, für die sich die Wartezeit von zehn Minuten aber auch gelohnt hat. Die kurzen Wartezeiten führen auch dazu, dass man den Park ganz gemütlich in einem halben Tag besuchen kann und trotzdem nicht das Gefühl hat, etwas zu verpassen oder durchhetzen zu müssen.

Transparentes, flexibel Preismodell

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man die Tivoli-Gärten besuchen kann: Man kann nur den Eintritt für die Gärten bezahlen. Wenn man darüber hinaus Fahrgeschäfte fahren möchte, kann man entweder für Einzelfahrten bezahlen oder einen Fahrpass erwerben, mit dem man alles unbegrenzt fahren kann. Die Fotos sind mittels App digital erhältlich und schon im Preis inbegriffen. Darüber hinaus gibt es auch sämtliche Optionen als Saisonpass. Der lohnt sich vor allem für Einheimische und Zugezogene in Kopenhagen, die es mehrmals im Jahr schaffen, den Park zu besuchen.

Es gibt vereinzelte Attraktionen oder Veranstaltungen, die separat bezahlt/gebucht werden müssen, beispielsweise Schießbuden oder besondere Konzerte. Das ist jedoch immer transparent ausgeschrieben.

Was es nicht gibt beziehungsweise braucht: Überteuerte Pässe, um die Schlange zu überspringen oder einen Downloadcode zu erhalten. Denn wir erinnern uns: Die Wartezeiten sind kurz und die digitalen Fotos über App kostenfrei verfügbar.

Für alle etwas dabei

Magst du aufregende Achterbahnen und turbulente Fahrgeschäfte? Tivoli hat da ein paar. Ziehst du entspanntere Themenfahrten und kindertaugliche, entspannte Fahrgeschäfte vor? Auch die gibt es in Tivoli. Stehst du auf Schießbuden wie auf dem Rummel oder gruslige Horrorkabinette, in denen dich echt(e) schaurige Menschen erschrecken statt hochklappbare Aufsteller? Ja, auch die gibt es.

Tivoli hat für jede Alters- und Zielgruppe etwas zu bieten. Persönlich bin ich gar nicht alles gefahren, weil mich die sanften Fahrten für Kinder weniger interessieren. Dennoch hatte ich einen gut gefüllten Tag in Tivoli.

Abendlicher Zauber

Wenn die Abenddämmerung einsetzt, präsentieren sich die Tivoli-Gärten noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise: Denn zum Farbenspiel des Himmels reihen sich dann noch die illustren Illuminationen in den Bäumen, auf den Gewässern sowie an den Gebäuden ein. Wer es am Tag schon magisch fand, wird am Abend mit Sicherheit komplett in den Bann Tivolis gezogen.

Darüber hinaus gibt es saisonale Spezialdekos, die wettmachen dürften, dass nicht alle Fahrgeschäfte das ganze Jahr fahren. In meinem Fall fuhr einzig das Kettenkarussell wegen Sturmwarnung nicht. Im Herbst und Winter mag das gravierender sein, doch dafür warten die Tivoli-Gärten mit Halloween- und Winterzauber-Dekos auf, die die Gärten auch bei ungemütlichem Wetter in besonderem Glanz erstrahlen lassen.

Ein Ort mit Geschichte und Tradition

Tivoli wurde bereits 1843 eröffnet und gilt damit als zweitältester Freizeitpark der Welt. (Der älteste, Bakken, eröffnete bereits 1583 ebenfalls in Dänemark.) Vom hohen Alter zeugt unter anderem auch die (Stand 2025) 111 Jahre alte Holzachterbahn Rutschebanen, die auch heute noch verlässlich fährt. An ihrer Technologie hat sich in all den Jahrzehnten auch nichts geändert: Auch heute noch sitzt bei jeder Fahrt ein Angestellter des Parks mit in der Bahn, der unterwegs manuelle die Handbremse betätigt, damit die Bahn nicht aus den Kurven fliegt. (Traum-Job-Alarm!)

Bereits um 1844 wurde Tivolis Jugendgarde gegründet. Daraus entwickelte sich eines von Dänemarks führenden Musikausbildungsprogrammen für Jugendliche. Damit einher geht einige wichtige Tradition: Am letzten Abend der Sommersaison gibt es eine feierliche Abschiedszeremonie, die mit einem Konzert auf dem historischen Karussell beginnt. Die militärisch anmutenden Uniformen werden teils noch festlicher, indem sie mit Lichterketten staffiert sind.

Im Gespräch mit einem dänischen Paar erfahre ich, was es damit auf sich hat. Die mit den Lichterketten sind die Sechzehnjährigen, die mit dem Saisonende ausscheiden, da nur Kinder im Alter von acht bis sechzehn Jahren Teil der Jugendgarde sein dürfen. Im Anschluss an das Konzert auf dem Karrussel folgt eine Übergabezeremonie, bei der die Ausscheidenden ihre Degen an die Neuzugänge übergeben. In den Augen des Paares erkenne ich, wie sehr es Kopenhagens Eltern mit Stolz erfüllt, wenn ihre Kinder Teil der Jugendgarde sind: Ihre beiden Söhne absolvierten ihre musikalische Ausbildung im Rahmen der Jugendgarde.

Abschluss der Zeremonie ist der Tappenstreg – der Zapfenstreich. Dabei marschiert die Jugendgarde mit Fackeln durch Tivoli – gefolgt von Schaulustigen und stolzen Familienangehörigen. Hinter der Parade werden die Lichter der Gärten nach und nach abgestellt. Gespielt wird dabei der Tapto, ein Lied militärischen Ursprungs, das früher das Ende des Tages ankündigte. In Tivoli wird es auf Dänisch betextet, um den nostalgischen Abschied des Sommers und die Vorfreude auf die nächste Saison zu besingen. Dabei stimmen alle Teilnehmenden der Parade lautstark in den Gesang ein. Obwohl der Abschied eigentlich prädestiniert dafür ist, ein gewisses Gefühl von Traurigkeit zu erzeugen, beobachtete ich an mir selbst das Gegenteil: Ohne den exakten Text zu verstehen, entsteht in mir – auch jetzt beim Schreiben noch – ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die einen tollen Sommer zusammen verlebt hat.

Und so verlies ich Tivoli mit einem hormonellen Cocktail aus Begeisterung, Nostalgie und Verzauberung. Eher zufällig bemerkte ich beim Passieren des Hauptbahnhofes, dass in Tivoli selbst noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht war. Denn was wäre ein Saisonabschluss ohne ein einfach nicht enden wollendes, feierliches Feuerwerk? Da ich selbst Feuerwerke gar nicht so gern mag, tat es mir auch nicht leid darum, schon vorab gegangen zu sein.

Kann ich davon bitte mehr im Alltag haben?

Solche Momente der Neuverzauberung sind toll! Gern hätte ich davon mehr in meinem Leben – zumal sie mit zunehmenden Alter weniger zu werden scheinen. Wie kann ich dem also entgegenwirken und sie als integralen Bestandteil meines Alltags integrieren?

Eine definitive Antwort dafür habe ich nicht parat, aber zumindest ein paar Zutaten habe ich ausmachen können:

  • Rituale – Durch Regelmäßigkeit über Generationen hinweg entsteht das Gefühl, dass etwas größer ist als wir selbst, weil es so lange Zeiten überstanden hat.
  • Gemeinschaft – Erst in Verbindung mit anderen Menschen bekommen Rituale eine zeremonielle Bedeutung. Andernfalls ist es schlichtweg etwas, das ich mir ausgedacht habe.
  • Kindliche Freude – Oft belächelt und als naiv abgetan beinhaltet sie vor allem die Fähigkeit, sämtliche Ratio und Sorgen links liegen zu lassen und stattdessen im Moment zu leben.
  • Festlichkeit – Steht sie wirklich im Widerspruch zu Alltag oder besteht der Reiz gerade darin, mehr Momente genau davon abzuheben? (Man denke nur an Schabbat oder den berühmten Sonntagsbraten.)
  • Überraschung – Was haben Schatzsuchen, die weihnachtliche Magie und Zaubertricks gemeinsam? Die Unsicherheit, nicht genau zu wissen, was passiert, und der Moment in dem man begeistert begreift, dass gerade etwas passiert ist, womit man überhaupt nicht gerechnet hat.

Spricht all dies dafür, dass Tivoli eine einmalige Erfahrung bleiben muss? Nicht im Geringsten – die Kopenhagener Bevölkerung lebt vor, wie man aller Regelmäßigkeit zum Trotz dennoch Magie in seinen Alltag holen kann. Dennoch lebt NEUverzauberung gewissermaßen davon, dass man sich auch regelmäßig neuen Erfahrungen aussetzt. Doch wie so oft kommt es auf die richtige Mischung an.

Was hat dich zuletzt neu verzaubert? Teile deiner Erfahrungen und Erkenntnisse gern in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp

Gruslige Kostüme

Alle Jahre wieder öffnet sich das Tor zur Anderswelt und tausende von schaurigen Geschöpfen kommen in die unsrige. Das zumindest besagt die keltische Mythologie, auf der Halloween beziehungsweise das keltische Fest Samhain basieren. Aber hat sich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, wo die ganzen Kreaturen, die wir dieser Tage auf den Straßen sehen, eigentlich im Anschluss abbleiben, wenn sich das Tor wieder schließt? 👀

Meiner Beobachtung nach leider viel zu oft im Müll. Deshalb stellte sich diese Woche eine kleine unerwartete Herausforderung, als unsere Abteilung eine Halloween-Party schmiss, bei der ausdrücklich um Kostüm gebeten wurde.

Obwohl ich mit Karnevalskultur nicht so viel anfangen kann (habe ich ausprobiert, als ich mal bei einer Tanzeinlage eingesprungen bin), verkleide ich mich prinzipiell gern und gehe dabei am liebsten all-in. Sprich: Es genügt mir nicht, mir nur ein Partyhütchen aufzusetzen oder ein thematisches T-Shirt anzuziehen. Je nach Kostüm begebe ich mich – zum Leid aller Anwesenden – sogar in meine Rolle.

Gleichzeitig gibt es einige Aspekte an Kostümen, die ich nicht mag:

  • Kommerzielle Kostüme sehen oft billig aus.
  • Meist sind käuflich erwerbliche Verkleidungen aus Kunstfasern hergestellt, was zu einem unangenehmen Tragegefühl und hohem Schweißausbruch führt. Kommerzielle Masken sind zumeist aus Plastik, Gummi oder Silikon und ebenfalls eklig auf der Haut.
  • Schminke mag ich auch überhaupt nicht. Von Inhaltsstoffen möchte ich gar nicht erst anfangen.
  • Viele kommerzielle Kostüme halten exakt eine Saison lang, bevor sie im Müll landen und dort ihre Giftstoffe an die Umwelt abgeben. Wenn ich daran denke, wird mir richtig schlecht.
  • Wenn man Kostüme zu Hause aufbewahrt, hängen sie einen Großteil des Jahres ungetragen im Schrank oder brauchen anderweitig Platz, den ich nicht zur Verfügung habe.

Kurzum: Es ist ein Grauen für mich, wie viele Ressourcen in all diese Kostüme fließen, die dann nach einmaligem Tragen “entsorgt” werden. In meiner Kindheit wurden Kostüme entweder von Generation zu Generation weitervererbt oder man baute sich einfach selbst eins. An Ideen dafür mangelte es mir nicht, aber jede kam sogleich mit einem Einwand daher:

Am einfachsten ist natürlich ein Geist mit einem Bettlaken, aber bei meiner Körperhöhe bedarf es schon eines sehr großen und dann soll es ja auch nicht gar zu unförmig aussehen. Deshalb kam mir direkt die Mumie in den Sinn. Allerdings hatte ich mich schon vor zehn Jahren zu Purim als Mumie verkleidet und ich hätte gern mal etwas Neues ausprobiert. Selbiges galt für den Kopflosen Mann, wobei ich dieses Kostüm zuletzt als Kind zu Halloween trug und heuer lernen durfte, dass es sich für Kinder ob ihrer geringeren Körpergröße deutlich einfacher gestaltet. Gevatter Tod ist einfach, aber woher sollte ich jetzt eine Sense nehmen, ohne alle in helle Aufruhr zu versetzen? Jack o’Lantern und Pestdoktor erfordern wesentlich mehr Material, Werkzeuge und Zeit als mir im Rahmen meiner aktuellen Arbeitsumstände zur Verfügung standen.

Also wurde es doch die Mumie. (Für die in 2025 leider immer noch kein Unicode-Emoji existiert!) 💀

Und auch die gestaltete sich knifflig genug, denn die erforderliche Menge an Mullbinden so kurzfristig aufzutreiben erwies sich als schwieriger als angenommen. Praktischerweise hatte ich Hilfe im Kollegium und beim Kostüm schon etwas Erfahrung, auf die ich zurückgreifen konnte. Und so kommt es, dass mir meine diesjährige Variante sogar noch besser gefällt als die von vor zehn Jahren. (Und an Beachtung mangelte es auch dieses Mal nicht!)

Mumienkostüm
Mumienkostüm Halloween 2025

Aufgrund meiner Vorerfahrung achtete ich bewusst darauf, die einzelnen Abschnitte des Körpers einzeln und nacheinander zu wickeln. Das hilft ungemein bei Notdurft. 😎 Außerdem unterstützt das Tragen von heller, neutraler Kleidung unter den Mullbinden zu tragen, um die Illusion aufrechtzuerhalten. Als wenig nützlich empfand ich die selbstklebenden Mullbinden, weil sie sich allein durch das Tragen um sich selbst verheddern.

Entgegen meines Wunsches, musste ich es am Ende trotzdem entsorgen, weil Mullbinden sich dann doch recht schnell aufreiben. Zumindest gefühlt bin ich damit aber immer noch besser gefahren als all die anderen Einwegkostüme im Kollegium und habe wesentlich weniger geschwitzt als der Kollege im aufblasbaren Haikostüm. 🦈

Und nächstes Jahr habe ich dann auch schon direkt mal ein neues Projekt: Mit etwas mehr Vorlauf ein Kostüm selbst herstellen, das meinen Anforderungen komplett genügt! 👻

Abgesehen von der ganzen Verkleiderei mag ich an den Ursprüngen Halloweens vor der feindlichen Übernahme durch das Christentum übrigens, dass der Toten gedacht wird und man sich dabei gleich noch selbst an die eigene Vergänglichkeit erinnert. (Was in Mexiko am Tag der Toten auch heute wesentlich deutlicher gelebt wird.) Getreu der Botschaft dieses Feiertags möchte ich daran erinnern, dass wir das Leben voll auskosten sollen, auch wenn nun die dunkelste Zeit des Jahres beginnt! In diesem Sinne:

🪦 Happy Halloween! 🎃

3 Tipps für mehr Zeit im Alltag

Oder: Was Müsli mit Zeit zu tun hat.

Spaß. Aber im Ernst: Wünschen wir uns nicht alle mehr Zeit?

Ursprünglich wollte ich mit diesem Artikel einen Beitrag zu mehr Effizienz leisten. Doch einerseits klingt das staubtrocken und andererseits möchte ich niemanden in ein Produktivitätsmonster verwandeln. Auch besteht das Ziel dieses Beitrags nicht darin, alle Lesenden zu Meine-Zeit-ist-wichtiger-als-die-aller-anderen-Egozentriker*innen zu machen (Wir alle kennen solche Menschen und haben wahrscheinlich schon mehr als genug von ihnen auf der Welt!). Nein, es geht darum, wie wir alle mehr aus der wertvollsten Ressource überhaupt rausholen können: Zeit.

Warum Zeit?

Dafür gibt es mehrere Gründe.

  1. Einerseits ist Zeit für uns alle endlich, auch wenn wir nicht wissen, wann sie für uns jeweils enden wird. Das macht sie sehr wertvoll.
  2. Im Alltag ist Zeit äußerst gerecht, denn wir alle bekommen jeden Tag, den wir vollständig erleben dürfen, gleich viel Zeit “geschenkt”.
  3. Zeit ist im Gegensatz zu “aufgewendeter Energie” vergleichsweise einfach und einheitlich messbar.

Das macht Zeit zu einer hervorragenden Währung.

Je nach Lebensphase können wir uns als Zeit-Milliardär*innen (vor allem im jungen Alter) oder arme Schlucker betrachten. Doch unabhängig davon, zerrinnt sie in unser aller Hände und rast uns davon. Zeit lässt sich leider (oder zum Glück?) nicht mit einer Maschine generieren. Aber manchmal lassen sich Zeitpotentiale nutzen, um mehr Zeit freizuschalten. In diesem Sinne möchte ich nicht mehr deiner Zeit beanspruchen als nötig und komme direkt zum Eingemachten!

Tipp 1: Schwarze Löcher meiden

Nein, damit meine ich nicht Objekte im All, die so viel Masse haben, dass sie sämtliche Materie, Licht und Information verschlucken und gefangen halten. Denn wir erinnern uns: Unsere Währung ist Zeit. Entsprechend meine ich mit schwarzen Löchern diejenigen Dinge, die unsere Zeit schlucken und unwiederbringlich gefangen halten. Viel zu oft gelingt es uns nicht, uns selbst von diesen schwarzen Löchern zu befreien.

Nun kann man sagen, dass alles, was wir tun, unsere Zeit schluckt und unwiederbringlich gefangen hält. Das stimmt auch. Doch nicht alles, was wir tun, würde ich als schwarzes Loch bezeichnen. Die Frage ist letztlich: Habe ich das Gefühl, dass das, wofür ich meine Zeit aufgewendet habe, mir etwas gibt oder nicht?

Ein Klassiker der schwarzen Löcher sind für mich (a)soziale Medien. Auf den ersten Blick wirken sie interessant, weil sie so viele Inhalte bieten. Rückblickend steht die Zeit, die ich schon auf diesen Plattformen verbracht habe, aber in keinem Verhältnis zu dem, was es mir gibt: Nichts.

Ob der schieren Menge an Inhalten kann ich in der Retrospektive keinen einzigen Inhalt ausmachen, bei dem ich sagen würde, es hat sich gelohnt, so viel Zeit zu investieren. Im Gegenteil: Ich kann mich an nichts so richtig erinnern. In meinem Gedächtnis sind sämtliche Inhalte von diesen Plattformen einfach nur ein großer Eintopf voller Brei – eine völlig undefinierbare, homogene Masse.

Natürlich ist es schade um meine Zeit, die ich nie mehr zurückerhalte. Aber das kann ich ohnehin nicht mehr ändern und mich darüber zu ärgern, würde nur noch mehr Zeit zunichte machen. Deshalb mache ich es lieber einfach in der Gegenwart und Zukunft besser. Heißt: Ich meide solche Plattformen und andere schwarze Löcher, wo ich kann.

Tipp 2: Das OHIO-Prinzip

Für dieses Prinzip konnte ich keine eindeutige Primärquelle ausmachen, aber so viel sei gesagt: Es stammt nicht von mir, ich empfinde es aber als äußerst wirkungsvoll. Mit dem US-Bundesstaat hat es im Übrigen nichts zu tun. OHIO steht für Only Handle It Once – zu Deutsch: Beschäftige dich nur einmal damit.

Mehr muss man zu diesem Prinzip eigentlich gar nicht wissen. Zum besseren Verständnis hilft es jedoch, sich Situationen vor Augen zu führen, in denen man lästige Aufgaben immer wieder aufschiebt, anstatt sie einfach zu erledigen. Besonders deutlich wird die Ineffizienz, wenn es sich um Aufgaben handelt, die ohnehin nur wenige Minuten beanspruchen, beispielsweise das Annähen eines Knopfes an einer Hose. Wenn man sie jedoch wiederkehrend aufschiebt, vergeudet man leicht ein Vielfaches an Zeit, um die Aufgabe erneut für einen bestimmten Zeitpunkt zu planen, nur den Termin dann doch wieder platzen zu lassen.

Stattdessen kann man sie aber auch einfach direkt erledigen und spart sich damit all die Zeit, die man sonst für unnötige Planung benötigen würde. Gleichzeitig befreit man seinen Kopf, weil man die Aufgabe nicht mehr auf dem Schirm halten muss.

Wer mich kennt, weiß allerdings auch, dass ich ohne eine gute Planung nicht ruhigen Gewissens leben kann. Fraglich ist allerdings, wann Planung nötig ist und wann nicht. Meine Daumenregel lautet: Wenn etwas weniger als fünf Minuten in Anspruch nimmt, mach ich es einfach direkt, anstatt es erst zu planen. Und damit ich keine Ausreden finde, habe ich mir zur Vereinfachung für viele wiederkehrende Aufgaben regelmäßige Zeiteinheiten in meinem Kalender blockiert. Damit entfällt auch die Planung für gewisse regelmäßige Aufgaben, die mehr als fünf Minuten Zeit beanspruchen. ;)

Tipp 3: Den Wert der eigenen Zeit kennen

Anfang des Jahres fiel mir auf, dass wir jede Woche mehrere Packungen einer recht einfachen Schoko-Müsli-Sorte kauften. Der Preis erschien mir unverhältnismäßig teuer, denn im Grunde besteht es nur aus Haferflocken, gepufftem Reis mit Kakao und geraspelter Schokolade. Wir verbrauchen aber mehrere solcher Packungen pro Woche. Warum also nicht im großen Stil einfach selbst herstellen, anstatt die offensichtlich mit 750g viel zu klein bemessenen Packungen zu kaufen?

Gesagt, getan: Im Supermarkt kaufte ich die Zutaten einzeln, mischte sie entsprechend den auf der Inhaltsstoffliste angegebenen Verhältnisse und stellte fest: Geschmacklich macht es keinen Unterschied. Preislich aber leider auch nicht. Tatsächlich kommt es uns sogar teurer, wenn ich es selbst herstelle.

Der Knackpunkt sind zwei Posten, die ich bei der ursprünglichen Idee nicht auf dem Schirm hatte:

  1. Geraspelte Schokolade ist im Einzelhandel im Vergleich zu Schokolade am Stück sehr viel teurer, was unter anderem auch an den kleinen Verpackungsmengen liegen dürfte. Allein deshalb liegt der Preis des selbst hergestellten Müslis weit über dem des gekauften. Da ich über keine Berechtigung verfüge, im Großhandel einzukaufen, wird es hier auch nicht günstiger. Natürlich könnte ich sie auch selbst raspeln, doch dann steigt der andere Posten erheblich:
  2. Meine Zeit ist zu wertvoll. (Und das meine ich ohne jede Überheblichkeit.)

Wir sagen zwar oft, dass unsere Zeit unbezahlbar sei, aber wir leben nicht danach. Dafür können die meisten auch nichts, wir leben schlichtweg in einem System, in dem wir Lebenszeit (“Arbeitszeit”) gegen Geld tauschen. Interessanterweise dürfte ein Großteil der Menschen überzeugt davon sein, dass ihre Zeit mehr wert sei, als ihr aktueller Stundenlohn. Wer die Gewissheit möchte, macht diesen Test, der anhand weniger Fragen ermittelt, wie viel dir deine Lebenszeit tatsächlich wert ist.

Wissen ist bekanntermaßen Macht. Mit dem Wissen um den Wert der eigenen Zeit, kann man künftig Entscheidungen rationaler und effizienter treffen. Seit meinem Selbstversuch kaufe ich das Müsli ganz ohne schlechtes Gewissen. Und auch in anderen Bereichen habe ich mein Verhalten entsprechend meinem Wert von Zeit angepasst.

Nehmen wir an, der Wert meiner Zeit sei 30€ pro Stunde. Dann kann ich mittags entweder für 30min selbst kochen und abwaschen oder aber für 15€ auswärts essen. In beiden Fällen werde ich satt (OK, ich persönlich vielleicht nicht, aber die meisten normalen Menschen …). Selbst gekocht habe ich 15€ gespart, auswärts gegessen 30min Lebenszeit, die ich stattdessen mit einem Spaziergang oder, was auch immer mir Freude bereitet, verbringen kann.

Schlussworte

Selbstredend muss man sich meine Ansicht auch praktisch leisten können. Wer mit Social Media sein Geld verdient, wird sich davon nicht so einfach lossagen können wie ich. Wer in einer Festanstellung arbeitet, wird gegebenenfalls gezwungen, unsinnige Arbeiten wieder und wieder zu verrichten, und nicht alle können so frei wählen wie ich, wann, wo und mit wem sie arbeiten. Menschen, die ohnehin jeden Cent drei Mal umdrehen müssen, werden sich bei der Frage “Selbst kochen oder auswärts essen?” wahrscheinlich ebenso anders entscheiden, wie Menschen, die Freude beim Kochen empfinden. Dagegen habe ich auch nichts einzuwenden. Denn Menschen setzen ihre Schwerpunkte im Leben verschieden. Und ja, in gewisser Hinsicht bin ich privilegiert.

Unabhängig davon, möchte ich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass man, zumindest theoretisch, jederzeit mehr Geld verdienen kann. Die eigene Lebenszeit hingegen wird unaufhaltsam immer weniger. Deshalb sollten wir sie schützen und wohl überlegt einsetzen, um sie möglichst nach unseren eigenen Wünschen nutzen zu können, statt für Tätigkeiten, die uns keine Freude bereiten.

Welche Tipps für mehr Zeit im Alltag hast du noch? Teile sie gern in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp

Gleichzeitigkeit aushalten

Lang hatte ich gehofft, dass mir dieser Beitrag erspart bleibt. Doch anlässlich des traurigen zweiten Jahrestages des Überfalls der Hamas auf Israel sowie des daraus resultierenden Gaza-Krieges scheinen die Fronten verhärteter denn je – auch wenn gerade ein Hoffnungsschimmer möglich scheint.

Zur Erinnerung: Krieg verursacht in erster Instanz viel Leid und Verluste – auf allen Beteiligten Seiten. Obwohl uns das Nachrichten täglich vor Augen halten, gewinne ich den Eindruck, dass wir als Gesellschaft zunehmend verrohen und emotional abstumpfen. Während ich täglich viel Mitgefühl für ferne Schicksale vermisse (und “fern” beginnt manchmal schon abseits des eigenen Körpers), beobachte ich gleichzeitig, wie ungeheure Mengen an Energie in Lagerbildung und Aufrechterhaltung gesteckt wird. Das finde ich schade und verheerend zugleich.

Genau diese Lagerbildung ist es, die sowohl die rationale als auch die emotionale Intelligenz vieler Menschen in Luft auflöst. Anders kann ich nicht erklären, wieso die Annahme, die Welt ließe sich nur in Gut und Böse unterteilen, derart unkritisch akzeptiert wird. Sehr wohl verstehe ich das Bedürfnis nach einfachen Lösungen in einer zunehmend komplexeren Welt. Die haben für einfache Sachverhalte und Probleme durchaus ihre Berechtigung. Bei komplexen Konflikten wie dem Nahostkonflikt taugen sich jedoch leider nichts, wie man anhand der Reaktionen verschiedener Lager auf voreilig herausposaunte Vorschläge sehen kann.

Doch keine Sorge! Auch ich werde den Nahostkonflikt in diesem Beitrag nicht lösen. Nicht einmal versuchen werde ich es. Vielmehr möchte ich folgende Grundannahme in Frage stellen:

“Die einen sind gut. Also sind die anderen böse.”

Die Realität ist weitaus komplexer als die Geschichten in Zeichentrickserien für Kinder. Denn unsere Welt ist nicht schwarz-weiß. Dazwischen gibt es neben unzähligen Grautönen noch viel mehr Farben. Warum sollten wir die komplett ignorieren?

Ein erster Schritt in Richtung Friedensprozess wäre, anzuerkennen, dass es nicht nur die einen und die anderen gibt. Dualismus verkauft sich gut, weil er einfach verständlich ist. Wer näher hinsieht, wird jedoch feststellen, dass er die Komplexität unserer pluralistischen Welt überhaupt nicht abbilden kann.

Schauen wir uns das im Rahmen des Gaza-Krieges einmal näher an. Zu Erklärungszwecken werden gern Parteien gegenüber gestellt. Einige dieser dualistischen Abbildungen sind unter anderem:

  • Israelis vs. Palästinenser*innen
  • Juden vs. Araber
  • Westen vs. Osten

Bei genauerer Betrachtung fällt schnell auf, dass all diese Kategorien von Menschen erdachte Abgrenzungen sind und nur bedingt Sinn ergeben. Natürlich kann ich Israelis und Palästinenser*innen aufgrund von territorialen Grenzen von einander abgrenzen. Doch genau diese Grenzen wurden von Menschen gezogen, die allesamt zufällig irgendwo auf der Welt geboren werden. Wenig überraschend gibt es auch Menschen, die sich als palästinensisch identifizieren und einen israelischen Pass besitzen.

Jüdische Menschen sind keine homogene Gruppe. Es gibt unter anderem säkulare, religiöse und orthodoxe, die unterschiedlicher nicht leben könnten. Es gibt auch jüdische Menschen mit arabischen Wurzeln. Die arabische Bevölkerung Israels ist genauso wenig eine homogene Gruppe. Sie gehören, wie wir Menschen in Europa, nicht alle einer Religion an, denn neben dem Islam mit seinen verschiedenen Konfessionen gibt es auch christliche und drusische Menschen arabischer Abstammung.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich niemandem die eigene Identität absprechen möchte. In welcher Umgebung, sowohl landschaftlich und klimatisch als auch gesellschaftlich und politisch, man aufwächst, hat einen erheblichen Einfluss auf die persönliche Entwicklung. Umso verblüffender ist es, dass so viele identitätsstiftende Merkmale rational betrachtet konstruiert sind und auch entsprechend leicht dekonstruiert werden können.

Ein hervorragendes Beispiel ist die Unterteilung in Westen und Osten. Ein Blick auf die Karte offenbart, dass diese Sichtweise sehr eurozentrisch ist und einer Zeit entstammt, als die amerikanischen Kontinente unseren europäischen Artgenossen bis vor einigen hundert Jahren noch nicht bekannt waren. Heute wissen wir, dass die Erde keine flache Scheibe, sondern rund ist. Je nach Blickrichtung befindet sich Europa entsprechend nicht immer im Westen, sondern auch im Osten – und das beides gleichzeitig.

Diese Gleichzeitigkeit gilt vielerlei Hinsicht. So gibt es in Israel sowohl progressive als auch konservative Menschen, ebenso wie das für die palästinensische Bevölkerung gilt. Es gibt zahlreiche Menschen, die den Gaza-Krieg verurteilen (und nach wie vor jede Woche auf die Straße gehen), aber eben auch welche, die ihn unterstützen, genauso wie es in Gaza unterschiedliche Haltungen zur Terrororganisation Hamas gibt.

In Israel regiert mit Benjamin Netanyahu ein demokratisch gewählter Mann. Gleichzeitig geht der für sein politisches Überleben und, um sich laufenden Gerichtsverfahren zu entziehen, über Leichen. Die palästinensische Bevölkerung wird seit Jahrzehnten von Terrororganisationen regiert. Gleichzeitig sind bei weitem nicht alle Palästinenser*innen Terroristen.

Während Betroffene auf allen beteiligten Seiten leiden, findet weiterhin dualistische Lagerbildung statt, weil Regierungen sich gegenseitig bezichtigen, die Bösen zu sein, und sich selbst als Heilige krönen. Da kann einem schon mal jegliche Empathie für die Opfer auf einer der anderen Seiten fehlen – denn in der schwarz-weißen dualistischen Welt sind wir die Guten und die anderen die Bösen, oder?

Es ist eine persönliche Entscheidung, einem dieser Narrative zu folgen. Alternativ darf man auch schlichtweg alle dekonstruieren und kritisch hinterfragen, wem sie tatsächlich nützen. – Kleine Warnung am Rande – Das erfordert mitunter äußerste Anstrenungen. – Und wenn sich dann am Ende herausstellt, dass kein Narrativ alle Fakten abbildet, stellt sich schon die nächste Frage:

Hältst du diese Gleichzeitigkeit aus?

Entzauberung

Gehören deine Eltern auch zu denjenigen, die dir während deiner Kindheit stets vor Augen geführt haben, dass ebendiese doch der schönste Abschnitt im Leben sei? Obwohl ich eine sehr schöne Kindheit hatte, bin ich kein Freund der Philosophie, das früher alles besser gewesen sei. Im Gegenteil empfinde ich es sogar als lebensverneinend, sich damit abzufinden, dass der schönste Teil des Lebens schon vorüber sein soll. Nichtsdestotrotz wurde ich jüngst erneut Zeuge dessen, wie Kindheitsträume im Erwachsenenalter ihren Zauber verlieren.

Woran liegt das?

Das ist leider nicht das erste Mal. Wer schon länger mitliest, weiß womöglich um meine Vorliebe für kindliche Glückserfahrungen, insbesondere Achterbahnen und Magie. Jedoch werden sie mit zunehmender Alter häufiger zunichte gemacht. Dafür mache ich auch gar nicht meine zunehmende Reife, erwachsene Distanziertheit oder Traumabewältigung verantwortlich, sonder im Wesentlichen zwei Gründe aus:

  1. Einstige Vorbilder stellen sich als Menschen mit in meinen Augen verwerflichen Ansichten heraus.
  2. Zauberhafte Welten entpuppen sich als profitorientierte Abzocke.

Manchmal kommen auch beide Gründe zusammen.

Verheißungsvolle Versprechen

Eigentlich sollte man meinen, dass ein Freizeitpark meine Vorliebe für Achterbahnen und Magie voll auskostet – insbesondere, wenn es sich um Disney handelt. Immerhin ist die Marke bekannt dafür, magische Momente zu schaffen, die lang in Erinnerung bleiben. Und ja, Achterbahnen gibt es im Disneyland Paris auch.

Natürlich wird auch genau damit überall geworben. Aber ich bin ein kritischer Mensch. Entsprechend hegte ich einige Bedenken gegenüber dem Wunsch meiner Reisegesellschaft, statt Versailles einen Tag im Disneyland zu verbringen. Aber ich wollte mich auch nicht komplett versperren. Immerhin gehört ein Besuch dieses Parks zumindest für eingefleischte Freizeitpark-Fans dazu.

Abzocke pur

Dass dieser Besuch kein Schnäppchen wird, war von vornherein klar. Spätestens ein Blick auf den Internetauftritt offenbart es. Natürlich kann man hohe Preise rechtfertigen, wenn die Qualität stimmt. Das tut sie hier aber nicht. (Und dabei spreche ich noch nicht mal vom Essen; das ist in Freizeitparks prinzipiell minderwertig und überteuert.)

Für die mangelnde Qualität mache ich im Wesentlichen fünf Faktoren verantwortlich:

  • Es wird zu wenig geboten.
  • Die Wartezeiten sind zu lang.
  • Instandhaltung findet nicht statt.
  • Der Dienstleistungsgedanke fehlt.
  • Man ruht sich auf dem Erfolg aus.

Schauen wir uns das einmal im Detail an.

Wo sind die aufregenden Achterbahnen?

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass sich das Disneyland als Familienpark versteht. Entsprechend sollte es eine gute Mischung für alle Altersgruppen geben. Zumindest die für jüngere Menschen ist das gegeben. Wer auf Thrill-Rides steht, wird hingegen enttäuscht werden.

Der Großteil der Attraktionen besteht aus sanften Themenfahrten. Die sind zwar schön anzusehen und teilweise kreativ umgesetzt, aber auch etwas schnarchig. Über ganze drei Achterbahnen verfügt der Park. Davon ist aber keine wirklich aufregend. Schade eigentlich, denn es gäbe durchaus viel Potential, wenn man thematisch Star Wars oder Indiana Jones bedienen möchte.

Mehr Warte- als Fahrzeit

Zugegeben: Dies ist oft ein Grundproblem in Freizeitparks. Man steht für eine Fahrt von wenigen Minuten oft 30 Minuten oder länger an und verbringt so den Tag vor allem sich die Beine in den Bauch stehend statt Spaß habend. Womöglich hilft es, außerhalb der Hauptsaison zu buchen, aber so schlimm wie hier, habe ich es noch nicht erlebt.

Der Spitzenreiter war mit 65 Minuten Wartezeit angekündigt, aber dann kam es noch viel schlimmer: Nach 75 Minuten wurde plötzlich durchgesagt, dass die Schlange aufgelöst wird, weil die Achterbahn zum zweiten Mal am selben Tag defekt ist. Da waren wie gerade mal bei der Hälfte des Anstehweges.

Die Wartezeit kann man übrigens mittels – separat käuflichen Express-Tickets verkürzen. Die muss man aber für jedes Fahrgeschäft pro Fahrt und Person lösen und wird so rasch zusätzlich zum regulären Eintritt von über 100€ schnell noch mehrere weitere Hunderte los. Läuft mit den Kapitalismus.

Wenn man sich das sparen möchte, schafft man aufgrund der elendig langen Wartezeiten zur Hauptsaison jede Attraktion höchstens ein Mal am Tag.

Dornröschens Schloss braucht keinen Prinzen, sondern Handwerker*innen

Davon, dass das Instandhaltungsproblem ein chronisches zu sein scheint, zeugen nicht nur die häufigen Ausfälle der Fahrgeschäfte, sondern auch das märchenhafte Schloss. Eigentlich liebevoll dekoriert und in Szene gesetzt, hapert es an Details.

Da wären beispielsweise die an Märchen angelehnten Buntglasfenster, die aber tatsächlich nur mit billiger Folie gestaltet wurden. Die letzte Renovierung scheint schon eine Weile her zu sein, denn die bunte Folie blättert an einigen Stellen ab. Würde es sich um echtes Buntglas handeln, hätte ich volles Verständnis dafür, dass die Reparatur ein paar Tage in Anspruch nimmt. Aber wie lang kann es wohl dauern, ein paar bunte Folien aufzukleben?

Für die horrenden Ticketpreise sollte die Erfahrung makellos sein.

Die Service-Wüste lässt grüßen

Nun sollte man annehmen, dass es bei so einem Ausfall nach 75 Minuten Wartezeit das Mindeste wäre, die Besucher*innen auf irgendeine Art für ihre vergeudete Lebenszeit zu kompensieren, um die Laune, die da bereits im Keller war, zumindest wieder ein bisschen anzuheben. Doch weit gefehlt. Stattdessen wird man einfach ohne Ausblick auf eine Perspektive weggeschickt. Erst auf Nachfrage, durften wir kostenfrei den Express-Weg nutzen, als die Bahn doch wieder fuhr. Warum wird das nicht von sich aus angeboten, wenn die Bahn laut Rezensionen im Internet mehrfach täglich ausfällt?

Holprig ging es im Übrigen schon beim Eintritt los. Entgegen meiner eigenen Erwartung wurde bei der Sicherheitskontrolle ein Schweizer Taschenmesser in meinem Rucksack entdeckt. (Im Louvre zwei Tage zuvor wurde das wohl übersehen.) Mir wurde dann angeboten, es zerstören zu lassen oder ins Auto (nicht vorhanden) oder Hotel zu bringen (mehr als eine Stunde Fahrt in eine Richtung). Kurz überlegte ich, es draußen irgendwo zu verstecken, sah dann aber aus Sorge, dass ich andere Menschen in Angst versetze, davon ab. Fündig wurde ich im Mini-Markt immBahnhof, wo man es für 5€ am Tag hinterlegen konnte.

Offensichtlich bin ich also nicht der erste, dem es so ging. Da zwängt sich doch förmlich die Frage auf, warum der Freizeitpark nicht selbst auf die Idee kommt, Schließfächer anzubieten, wo man bei Bedarf Dinge verstauen kann. Dass US-Amerikanische Unternehmen so dienstleistungsorientiert agieren, ist wohl doch nur ein leeres Gerücht.

Die Kuh wird gemolken

Die Betreibenden des Parks sehen wohl keinen Grund, auch nur irgendeinen der Punkte zu beseitigen. Das zeigt zumindest eine kurze Recherche im Internet zu anderen Rezensionen. Denn ich bin wahrlich nicht der Erste mit meiner Kritik.

Und auch im Übrigen wird es nicht als nötig erachtet, den Park in irgendeiner Weise zu verbessern. Zur Verdeutlichung: Die jüngste Achterbahn hat bereits 30 Jahre auf dem Buckel.

Dabei fühlen sie sich wohl durch ihren Erfolg bestärkt: Solang weiterhin jeden Tag Zehntausende von Menschen in den Park strömen, fließt das Geld ja auch ohne weitere Investitionen. Warum sich also überhaupt die Mühe machen? Die Marke Disney zieht auch so weiterhin Jung und Alt an.

Gab es auch etwas Gutes?

Tatsächlich sogar drei Dinge:

  1. Viele der dekorativen Bauten sind massiv, weshalb ich den ganzen Tag ungläubig Holz, Felsen und Stahlkonstruktionen abgeklopft habe, um sie auf Echtheit zu überprüfen. Das hat mich begeistert!
  2. Es gibt wahrscheinlich keinen anderen Ort auf der Welt (außer die anderen Parks der Marke), an denen erwachsene Fans aus aller Welt so inbrünstig solche bedepperten Mützen tragen können, ohne belächelt oder doof angemacht zu werden. Das finde ich süß.
  3. Ein Angestellter namens Theo hat uns den Express-Weg nehmen lassen, als die Achterbahn wieder funktionierte. Das hat die Laune zumindest wieder etwas gebessert.

Haken dran

Kinder sehen wahrscheinlich nicht, welche Strapazen ihre Eltern auf sich nehmen, um ihnen einen schönen Tag zu ermöglichen. Dabei spreche ich nicht nur vom finanziellen Aspekt, sondern auch dem Drumherum. (Liebe Grüße und viel Dankbarkeit gehen an Mama und Papa raus! ♥️) Ich bin froh, an diesen Park einen Haken machen zu können sehe aktuell keinen Grund, ihn weiterzuempfehlen oder noch einmal zu besuchen.

Wer dennoch hin möchte, tut sich selbst und allen Mitfahrenden einen Gefallen, indem sie nicht zur Hauptsaison im Sommer fahren. Allen anderen würde ich eher zu anderen Parks raten. Die kommen günstiger, bieten mehr und warten mit mehr Magie auf, auch wenn sie nicht aus dem Hause Disney kommt.

Wie sind deine Erfahrungen mit Freizeitparks? Teile sie gern in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp

Mit dem Kajak von Königswusterhausen Wildau nach Rahnsdorf

Nachdem ich es letztes Jahr schändlicherweise überhaupt nicht geschafft habe, auch nur einmal mit meinem Kajak unterwegs zu sein und es dieses Jahr auch schon arg aussah, bin ich froh, nach dem vergangenen Wochenende doch noch einen Erfolg verkünden zu können. Herausgekommen ist dabei eine beschauliche kleine Tagestour mit allerhand Tücken auf dem Weg.

Die Route war recht schnell ausgemacht. Denn ich hatte keine Lust, schon wieder auf dem (am Wochenende wahrscheinlich von Partytouris überfüllten) Landwehrkanal zu paddeln und sehnte mich nach einer neuen Strecke. Gleichzeitig wollte ich für eine Tagestour keine ewige Anreise zurücklegen. Also wählte ich als Ausflugsziel Neu-Venedig und plante meine Tour drum herum.

Zum Verständnis: In Berlin gibt es zwei Kleingartengebiete, die nach der romantischen, italienischen Kanalstadt benannt wurden: Klein-Venedig (in Spandau an der Havel) und Neu-Venedig in Köpenick an der Spree. Nachdem mich Neu-Venedig mit seinen zahlreichen Wassergrundstücken schon vor Jahren verzaubert hatte, wollte ich mir also auch von Neu-Venedig einen Eindruck verschaffen. Kurzerhand plante ich meine Route anhand der Möglichkeiten des öffentlichen Nahverkehrs und beschloss, von Königswusterhausen aus zu starten. Konkret sah meine vorläufige Routenplanung wie folgt aus:

  1. Anreise mit dem Regionalexpress nach Königswusterhausen
  2. Kurzes Bestaunen des Königswusterhausener Schlosses
  3. Aufbau des Kajaks im Schlosspark und Einsetzen in Nottekanal
  4. Mündung in Dahme und Fortführung flussabwärts
  5. Mündung in die Spree über Zeuthener, Seddin- und Dämmeritzsee
  6. Fortführung flussabwärts bis nach Neu-Venedig
  7. Fortführung entlang der Spree bis nach Berlin je nach Umständen
  8. Rückreise mit dem Regionalexpress nach Hause

Selbstredend gestaltete sich alles etwas anders, als ich es es geplant hatte.

Anreise mit Sperrgut

Ein Faltboot ist in den seltensten Fällen klein verpackt, denn Stabilität hat ihren Preis – in diesem Fall Volumen und Gewicht. Da stellt mein Faltboot auch keine Ausnahme dar. In einer idealen Welt wäre in Zügen natürlich immer ausreichend Platz für alle mitfahrenden Menschen plus derer Gepäck. In der Realität können Bahnunternehmen äußerst schlecht kurzfristig auf sich ändernde Nachfrage reagieren. Am Wochenende heißt es also: Genuss in vollen Zügen.

Dabei möchte ich mich gar nicht beschweren, denn tatsächlich hatte ich sogar einen Sitzplatz. Allerdings taten mit die Mitfahrenden, die ihre Fahrräder beim Halt in Königswusterhausen aus dem Zug heben mussten damit ich mit meinem Kajak rauskomme, schon etwas leid. Aber so kommt man wenigstens ins Gespräch, denn wenn jemand mit einem Kühlschrank auf Rädern und Paddeln im Zug unterwegs ist, weckt das stets neugierige Blick und interessierte Kommentare.

Schloss Königswusterhausen
Schloss Königswusterhausen

Ein bescheidenes Schlösschen

Obwohl ich wesentlich später aus Berlin losgekommen bin, als ich ursprünglich vorhatte, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, einen kurzen Blick auf das Königswusterhausener Schloss unweit des Bahnhofs zu werfen. Da ich immer noch von den zahlreichen verträumten Schlössern in Babelsberg vom Vortag begeistert war, empfand ich das in Königswusterhausen tatsächlich als vergleichsweise bescheiden – zumindest von außen.

Für mehr reichte die Zeit dann leider doch nicht, denn ich hatte noch einige Flusskilometer vor mir. Also suchte ich im Schlosspark nach einer günstigen Einstiegsstelle in den Nottekanal – bis ich schließlich auf einem Schild las, dass der gesamte Kanal bis Ende 2026 gesperrt ist. Hätte ich mal lieber vorab recherchiert!

Einsatzstelle Dahme
Einsatzstelle an der Dahme

Besser spät als nie

Also suchte ich auf meinem Handy in der Kartenapp nach der nächstgelegenen geeigneten Stelle, an der ich mein Kajak errichten und zu Wasser lassen könnte. Und so lief ich und lief ich, vorbei an Gartenkolonien, einem Industriehafen und einer Autobahn, bis ich schließlich 2,5km später endlich am Ufer der Dahme stand.

Immerhin der Aufbau ging zügig von statten. Binnen 15 weiteren Minuten befand ich mich endlich im Wasser. Aber da war es auch schon 15:00 Uhr. Dass ich ursprünglich am Vormittag ablegen wollte, tat da ohnehin schon nichts mehr zur Sache. Allerdings fragte ich mich allmählich, ob ich mein Ziel, die Gartenkolonie Neu-Venedig, noch realistisch erreichen können würde.

Große Klappe, nichts dahinter

Doch erst einmal wollte ich das Paddeln genießen. Zu lang war ich schon nicht mehr im Kajak unterwegs. Schon die ersten Meter lösten pure Freude in mir aus! Richtige Entscheidung, trotz Verspätung noch aufzubrechen.

Allerdings wich der Genuss bald technischem Notwendigkeiten. Der Zeuthener See sollte nur der erste von vieren sein, die ich an diesem Tag befahre. Aber bereits hier erinnerte ich mich, warum ich lieber auf Flüssen als auf See paddle:

  1. Seen sind oft so weiträumig, dass der Wellengang durch den Wind stärker wird und man die Strömung nicht mehr so stark für sich nutzen kann. Es wird also per se schon anstrengender.
  2. Seen ziehen, und das finde ich wesentlich störender, viele Inhaber von Motorbooten an. (Ja, ich nenne sie bewusst nicht “Sportler” und verwende hier bewusst ausschließlich die maskuline Form.) Die meinen, Wettrennen gegen sich selbst fahren zu müssen. Dabei verursachen die kleinsten Nussschalen die größten Bugwellen, die ich gehörig ins Schwanken bringen können, wenn sie mein Kajak von der Breitseite erwischen.

Da lobe ich mir doch kleinere Flüsse, auf denen nur Handbetrieb erlaubt ist.

Idylle im Gosener Graben
Idylle im Gosener Graben

Ein kleines Idyll

Das sollte ich an diesem Tag auch noch genießen dürfen. Nach der Durchquerung des Seddinsees gönnte ich mir eine kleine Pause und wurde darauf aufmerksam, dass ich bei der Weiterfahrt zwischen dem direkten, geradlinigen Gosener Kanal und dem verschlungenen Gosener Graben wählen konnte. Während beim ersten die Fahrtzeit wesentlich kürzer sein dürfte, war zu erwarten, dass letzterer wesentlich interessanter zu befahren sein würde. Abgesehen davon waren im Gosener Graben motorisierte Boote verboten. Einfache Entscheidung!

Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Nebst Ruhe, wunderschöner Lichtstimmung bei niedrig stehender Sonne und Graureihern sah ich auch den einen oder anderen Eisvogel über das Wasser jagen. Ein Träumchen! 🤩

Graureiher ganz nah
Graureiher ganz nah

Liebenswürdig schusselig

Apropos Graureiher: Die wirken schon sehr majestätisch, sind aber für gewöhnlich auch äußerst scheu. Von meiner Paddelerfahrung her haben sie bei mir aber auch den Eindruck eines extrem schusseligen Vogels hinterlassen. Der speist sich unter anderem aus der Beobachtung, dass sie sich gern wegducken und sich langsam bewegen, als würde ich sie deshalb nicht sehen. Außerdem fliegen sie jedes Mal, wenn sie vor mir flüchten, in meiner Fahrtrichtung von mir weg; landen also ein paar dutzend Meter weiter, nur um wenige Momente später wieder von mir aufgeschreckt zu werden.

Umso mehr freute ich mich, als ich außerhalb des Gosener Grabens überraschend ganz nah an einem vorbei driftete und kurzerhand einen Schnappschuss mit meinem Handy wagte. So nah war ich meines Erachtens noch nie an einem Graureiher dran! Sind sie nicht süß?

Brücke in Neu-Venedig
Brücke in Neu-Venedig

Ein verlorenes Idyll

Schließlich erreichte ich tatsächlich bei Sonnenuntergangsstimmung meinen eigentlichen Anlass für diesen Auslug: Neu-Venedig. Die Siedlung in Rahnsdorf, einem südöstlich gelegenen Zipfel Berlins, zeichnet sich nicht nur durch ihre Lage an der idyllischen Müggelspree aus, sondern auch dadurch, dass zwischen den Grundstücken kleine Kanäle verlaufen. Sogar Brücken über die Kanäle gibt es – ganz wie beim großen Vorbild.

Die wenigen Landwege sind abgesehen des begrenzenden Rialto-Rings und Lagunenwegs nach Vögeln benannt. Natürlich verfügt jedes Grundstück über einen Zugang zum Wasser und viele auch über eigene Boote. Und so sieht man am Wochenende zum Sonnenuntergang nicht nur hier und da die ersten Feuerschalen brennen, sondern auch junge Menschen gediegen mit kleinen Bootchen und ruhiger Musik ihre vor sich hin tuckern.

Idyllisch, oder?

Könnte es tatsächlich sein. Wäre da nicht die Akustik. Denn die Beschaulichkeit der pittoresken von Wasser umgebenen Parzellen wird maßgeblich durch die Lärmbelästigung des Flughafens Berlin-Brandenburg gestört. Da sich Neu-Venedig direkt in der Flugschneise befindet, hört und sieht man die Düsenflieger alle paar Minuten über das sonst so schöne Kleinod hinwegrauschen.

Schade eigentlich. Denn, abgesehen davon, dass die Grundstückpreise hier jenseits von Gut und Böse liegen, erwachte in mir ein allzu vertrautes Begehr, das mir schon aus dem Spreewald nur bekannt war. Und ehe ich mich versah, träumte ich mich auch schon in das Leben eines Anliegers hinein, der die Sommermonate hier verbringt. (#sommerfrische) Doch so braucht es mir gar nicht leid tun, dass ich es mir nicht leisten kann, denn unter den gegebenen Umständen könnte ich es ohnehin nicht genießen.

Blaue Stunde am Müggelsee
Blaue Stunde am Müggelsee

Himmelsspektakel zum Abschluss

Die berühmte Goldene Stunde erwies sich für Anfang September schon als reichlich kurz, sodass ich mich beim Verlassen von Neu-Venedig doch etwas beeilen musste, um noch Land zu erreichen, von dem ich günstig den öffentlichen Nahverkehr erreichen konnte. Mithilfe meines Handys fand ich eine vielversprechende Stelle am Ufer des Müggelsees, um an Land zu gehen. Bei den letzten Paddelschlägen und dem Abbau wurde ich dann aber noch mit einem wunderschönen Himmelsspektakel belohnt.

Die medial viel beachtete Mondfinsternis habe ich unterdes erst auf dem Heimweg vom Zug aus sehen können.

Screenshot meines Routenverlaufs
Screenshot meines Routenverlaufs

Was habe ich gelernt?

Was nehme ich also aus diesen kleinen Ausflug mit außer letztlich doch beachtlichen 21,84km Strecke? Mehrere Erkenntnisse:

  1. Was habe ich das Paddeln vermisst! Davon möchte ich dieses Jahr noch mehr!
  2. Idealerweise prüfe ich vorher jeden Teil des Wasserwegs noch einmal auf Baustellen und Sperrungen, um mir unnötige Laufwege zu ersparen.
  3. Künftig lieber kleinere Flüsse als geschäftige Seen.

Und es erwies sich tatsächlich als ein Mini-Abenteuer, wie es im Buche steht! Auf, dass noch viele weitere folgen mögen!

Alles Liebe
Philipp

Wo stehe ich? – Tertial 2025.II

Der Sommer ist vorüber (zumindest der meteorologische) und damit auch schon das zweite Tertial des Jahres. Also ist die Zeit ran für einen kleinen Zwischenstand: Wie steht es um meine Jahresziele?

Jahresmotto

Mit meinem Jahresmotto Ein Leben in Hülle und Fülle läuft es meines Erachtens sehr gut. Rückblickend stelle ich eine hohe Erlebnisdichte und ein erfülltes Lebensgefühl fest. Gleichzeitig habe ich den Eindruck, recht genügsam zu leben.

Nix Neues

In den letzten vier Monaten habe ich tatsächlich nichts Neues gekauft. Es gab zwar hier und da ein impulsives Verlangen, aber ich habe mich bewusst zurückgehalten und etwaige Wünsche einfach auf eine Liste gesetzt. Meiner Erfahrung nach dümpeln solche Wunschzettel bei mir oft Jahre vor sich hin, weil ich, sobald ich dem spontanen Impuls widerstanden habe, Gründe finde, warum ich dieses oder jenes auf gar keinen Fall erwerben sollte.

In Hinblick auf meine Kleidung habe ich auch nichts Neues erworben. Zur Schuleinführung meines Patenkindes habe ich mir meinen Leinenanzug inklusive Hemd per Post schicken lassen, weil ich Dummbeutel vergessen hatte, ihn bei Abreise mitzunehmen. Da die Zustellung leider nicht geklappt hat, nahm ich dankbar das Angebot meines Papas an, eins seiner Hemden zu tragen. Hat gepasst und sah sogar schick aus. 🙃

Es gäbe sogar einige Kleidungsstücke, bei denen eine Neuanschaffung sinnvoll wäre, weil sie abgetragen sind. Das fällt mir insbesondere bei Socken auf. Bei allem anderen schätze ich, dass mein Partner das Nähen für sich entdeckt hat und damit kreativ wird. Ganz im Sinne des Jahresmottos hoffe ich darauf, Neuanschaffungen zumindest bis ins nächste Jahr verzögern zu können, und Kleidung erstmal “aufzutragen”. Meiner Beobachtung nach ist es in Zeiten allgegenwärtiger Verfügbarkeit und schneller Lieferung oft eine Frage, ob wir es aushalten, unserem initialen Impuls zu widerstehen. Mit meinem Motto gelingt mir das ganz gut. Spoiler: Bisher musste ich noch nicht nackt rumlaufen und sah scheinbar auch ansehnlich genug aus.

Aufbrauchen

Das läuft noch und ist ein fortwährender Prozess. Da mein Partner recht viel Honig konsumiert und ich bei jedem Glas denke, dass man es gut zum Süßen eines Tees nutzen könnte, indem man das Glas mit dem heißen Tee ausspült, hatten wir eines Tages ein recht stattliches Sammelsurium an Honiggläsern – bis die Wespen kamen. Als sich wegen des Honigduftes mehrmals täglich Wespen in unsere Küche verirrten, beschloss ich, dem ein Ende zu setzen und die Gläser zu entsorgen. Wenn man etwas partout nicht nutzt (beispielsweise trinke ich Tee prinzipiell nicht gesüßt), empfinde ich es auch in Ordnung, sich davon zu befreien.

Abgetaut wird dann wohl doch erst nächsten Winter. 🙈

Auswärtsessen beschränken

Hier verhält es sich fluide. Für mich habe ich erkannt, dass ich besser daran tue, das Auswärtsessen zu genießen, wenn ich es tue, anstatt mich dafür selbst zu verurteilen. Und das tue ich jetzt auch.

Reisen reduzieren

Bis Juli habe ich meine Reisen weitestgehend – wie es möglich war – reduziert. Seitdem sind einige Reisepläne hinzugekommen. Die Reduktion von Reisen werde ich deshalb als Vorhaben aufweichen. Große, teure Reisen wie in meinem Idealjahr angedacht, werde ich heuer zwar beschränken. Aber dem stehen zwei wesentliche Punkte gegenüber:

  1. Die bevorstehenden Reisen sind größtenteils beruflicher Natur oder, um Herzensmenschen zu besuchen. (Tatsächlich sind es so viele, dass ich noch gar nicht weiß, wie ich sie alle unterbekommen soll, aber das ist wohl ein Luxusproblem.) Da die einzige Möglichkeit, diese Menschen zu sehen, darin besteht, zu ihnen zu reisen, möchte ich mich dem nicht versperren.
  2. Durch eine abwechslungsreiche Umgebung ist meine Erlebnisdichte höher, weshalb ich sowohl die gegenwärtige erlebte Zeit als intensiver wahrnehme, als auch im Rückblick bei Erinnerungen. Auch dem möchte ich mich nicht verwehren.

Für mein ideales Jahr heißt das hingegen, dass es noch ein Stück weit utopischer geworden ist. So viel vor, so wenig Zeit! 😨

Aktivität statt Konsum

Rückblickend bin ich mit meinen Aktivitäten zufrieden. Generell habe ich den Eindruck, dass ich gelassener geworden bin, und einfacher hinnehmen kann, wenn etwas nicht mehr in einen Tag passt. Und gefühlt ist in der Retrospektive unheimlich viel passiert:

  • Ich nahm eine Retrospektive zu den Filmen Wes Andersons wahr und schaute so (mit Ausnahme eines Films) sein Komplettwerk. Das war grandios!
  • Endlich war ich mal wieder mit meinen Inline-Skates unterwegs.
  • Mit einer Freundin habe ich ein neues Sprachtandem gestartet, dem hoffentlich noch viele weitere Termine folgen werden.
  • In meiner Heimat war ich bei der Kulturnacht sowie zum 700-jährigen Jubiläum der Ersterwähnung und in Folge dessen bei ein paar Konzerten.
  • Es gab trotz der Sommermonate ein paar Brettspieltage und -abende.
  • Die Sommermonate über habe ich einige eingeschlafene Beziehungen reaktiviert und war sehr froh darüber.
  • Den Sommer über habe ich Spaziergänge für mich entdeckt. #AWalkADayKeepsTheDoctorAway
  • Im Rahmen der Arbeit habe ich sehr viele schöne Abendstunden mit Kolleg*innen verlebt.
  • Nach 17 Jahren war ich mit Freunden zum ersten Mal wieder in Paris und habe jetzt noch mehr Dinge dort, die ich mir genauer anschauen möchte, als vor der Reise.
  • Dabei habe ich sowohl das Konzept von Gesangscafés …
  • … als vom Flussbaden für mich entdeckt.
  • Insgesamt war ich diesen Sommer drei Mal baden/schwimmen (2x Fluss, 1x See). Eine deutliche Steigerung für meine Verhältnisse.
  • Dieses Jahr war ich mal wieder beim CSD in Berlin und konnte es – dank exzellenter Vorbereitung – sogar richtig genießen, obwohl so viele Menschenmassen da waren.
  • Entgegen meines Habitus’, alles im Voraus zu planen, habe ich mich für mehr Spontaneität geöffnet.
  • Dabei habe ich erstaunlich viele Menschen kennengelernt.

All diesen Aktivitäten zum Trotz ist mir auch aufgefallen, dass ich öfter als mir lieb ist, mehr Zeit online verbringe, als ich möchte. Deshalb probiere ich im letzten Tertial dieses Jahres einmal, meinen digitalen Konsum im Internet auf eine gebündelte Stunde pro Woche zu beschränken.

Ziele

Meine Ziele habe ich im zweiten Tertial leider etwas deutlich aus den Augen verloren, wie sich in den einzelnen Bereichen zeigt.

Gesundheit

Zu meiner großen Freude kann ich sagen, dass sich meine Gesundheit blendend entwickelt hat – so zumindest mein Gefühl, denn im gesamten zweiten Tertiär hatte ich keine Gastritis. Was die Metriken anbelangt, hat es jedoch in einigen Bereichen gehakt.

Schlaf

Auf durchschnittlich zwischen sechs und siebeneinhalb Stunden Schlaf kam ich im zweiten Tertial überhaupt nicht. Im Mai klappte das noch einigermaßen (∅ 6h 10min), ab Juni habe ich es jedoch nicht mehr über sechs Stunden geschafft: ∅ 5h 31min, ∅ 5h 34, ∅ 5h 53min im August – in Summe also mit durchschnittlich ∅ 5h 47min zu wenig.

Im Gegensatz zum ersten Tertiär sind mir ein paar Unterschiede aufgefallen:

  1. Oft schaffe ich es nicht zeitig genug ins Bett.
  2. Aufgrund der früh aufgehenden Sonne im Sommer wache ich oft früher auf, als ich eigentlich möchte.
  3. Nicht nur in arbeitsreichen Zeiten schlafe ich zu wenig, sondern oft auch, weil ich mich nicht aus den Weiten des Internets lösen kann.

Insbesondere der letzte Punkt ist essentiell für meine Schlafhygiene und meines Erachtens mein größter Hebel, auf den ich mich im letzten Tertiär für meinen Schlaf konzentrieren werde.

Außerdem habe ich mich an einem Experiment versucht: Konkret wollte ich meinen Tagesrhythmus so anpassen, dass die Zeitumstellung und Schwankungen bei der Sonnenauf- beziehungsweise -untergangszeit mich nicht komplett aus der Bahn werfen. Damit bin ich kläglich gescheitert. Denn noch eine Erkenntnis hatte ich: Ich gehöre zum Chronotyp Eule und sollte das akzeptieren, statt vergeblich dagegen anzuarbeiten.

Sozialleben

Kein anderes Teilziel erreiche ich so leicht wie dieses. Im gesamten Jahr habe ich es jede Woche erreicht. Kein Grund zur Sorge also.

Sport

Hiermit bin ich nicht zufrieden. Mit durchschnittlich 2,18 Sporteinheiten je Woche im zweiten Tertiär liege ich weit unter meinem Ziel. Meine Erkenntnisse:

  1. Im Sommer fällt es mir früh leichter, Sport zu machen, als abends nach der Arbeit, was unter anderem auch an der Hitze liegt.
  2. Damit es früh gelingt, muss ich jedoch am Abend zuvor zeitig genug ins Bett gehen. Kein leichtes Unterfangen, vor allem nicht, wenn es bis so spät abends hell ist.
  3. Insgesamt haben es mir Erwerbsarbeit und Pendeln erschwert, meine sportlichen Vorhaben einzuhalten. Mangels bevorstehendem Wettkampf gab es in dieser Hinsicht leider auch kein motivierendes Ziel.

Mit meiner Chronotypenepiphanie lautet die entsprechende Schlussfolgerung nun eigentlich, prinzipiell eher abends Sport zu machen, auch wenn es mehr Überwindung kostet. Im Winter dürfte das jedoch reichlich unangenehm werden, weil es schon so zeitig dunkel wird. Eine richtige Lösung habe ich noch nicht, außer die Erkenntnis, dass ich immer dann Sport machen sollte, wann es mir möglich erscheint. Dass mir der berühmt-berüchtigte innere Schweinehund einmal solche Schwierigkeiten bereiten würde, hätte ich selbst nie erwartet.

Prinzipiell fällt mir Sport leichter, wenn er mir Freude bereitet. Diese Freude empfinde ich jedoch im Voraus selten bei stumpfen Kraftsportübungen (Im Nachhinein sieht das anders aus!), sondern bei der Aussicht auf Laufsport, Schwimmen, Paddeln, Wandern und Skaten. Den Laufsport habe ich auf Empfehlung meiner Dermatologin stark zurückgefahren. Aber im Übrigen greife ich besser auf die Sportarten zurück, die mir Freude bereiten, um ISH zu überwinden.

Ernährung

Nach wie vor benötige ich meinen Go-to-Speiseplan für Gastritis-freie Zeiten. Zwar hatte ich zwei inspirierende Bücher über Meal-Prepping über Monate aus der Bibliothek ausgeliehen, aber daraus folge leider nichts. Teil des Problem bestand darin, dass ich einen Großteil des Sommer überhaupt nicht zu Hause war und entsprechend in der Kantine, bei meinen Eltern oder auswärts aß.

Erfreulicherweise habe ich bei meinen Eltern vergleichsweise viel gebacken. In diesem Zuge ist mir auch bewusst geworden, dass ich damit im Grunde auch jeden Tag den ganzen Tag verbringen kann. #hausmann

Ruhe

Dieser Aspekt lief nicht gut und bedarf dringend für den Rest des Jahres mehr Aufmerksamkeit. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. 🙈

Karriere

In meiner Freiberuflichkeit komme ich finanziell aktuell zurecht. Natürlich wäre es gut, mehr einzunehmen und mehr Kundschaft zu haben, damit ich mir selbst ein höheres Gehalt auszahlen kann und mehr Geld zur Seite legen kann. Aktuell bin ich jedoch darauf bedacht, mit meinen Einnahmen möglichst lang über die Runden zu kommen.

Die bürokratischen Mühlen haben sich beinahe alle eingelaufen. Manches dauert leider unerhört lang, aber da ich daran ohnehin nichts ändern kann, rege ich mich darüber auch nicht auf. 😌

Weiterhin arbeite ich weiter daran, mehr zahlende Kundschaft zu akquirieren. Die aktuelle wirtschaftliche Lage macht es nicht leichter, aber ich möchte nicht jammern, sondern wirken.

Am wichtigsten ist für mich aber, dass ich bei meinem aktuellen Beruf mehr Spaß denn je habe – trotz einiger durchgearbeiteter Nächte. Und das hat für mich einen ungeheuer hohen Stellenwert. Natürlich muss ich trotzdem auf mich Acht geben, denn durchgemachte Nächte erhöhen kommen stets zu einem hohen Preis. Da hilft auch Chronotyp Eule nichts.

Außerdem ist mir aufgefallen, wie schlecht ich ohne externe Deadline funktioniere. Hier möchte ich dringend mir arbeiten. Es muss doch irgendwie möglich sein, mein Unterbewusstsein auszutricksen, auch wenn ich weiß, dass eine von mir selbst gesetzte Frist keine Konsequenzen hat …

Bildung

Es ist mir sehr unangenehm, aber Stand 31.08.2025 hänge ich noch immer beim selben Buch wie vor vier Monaten. Dabei ist es gar nicht mal so übel und auch nicht so lang! Doch oft, wenn ich unterwegs bin, lese ich stattdessen online oder mache Sprachübungen. Allerdings bin ich in den Endzügen, versprochen!

Um mein Bildungsziel von zwölf fertig gelesenen Büchern zu erreichen, möchte ich hier in den verbleibenden Monaten etwas Fahrt aufnehmen. Jeden Monat zwei Bücher sollten es schon werden. Eigentlich klingt es gar nicht so viel. Notiz an mich selbst: Halte dich strikt an den Leseplan!

Langfristig würde ich jedes Jahr gern einen deutsch- und einen englischsprachigen Klassiker lesen. Da ich Mathe-Leistungskurs belegte, verspüre ich hier einige Defizite. Tatsächlich habe ich auch noch einige zu Hause liegen. An Lesestoff mangelt es also nicht. Damit wird mein Buchembargo wohl noch eine Weile bestehen bleiben. (Neue Bücher kommen dennoch regelmäßig ins Haus, weil mir Menschen weiterhin Bücher schenken – oft sogar unerwartet. 😋

Und wo wir schon beim Thema Defizite sind: Auf die Frage meines Partners, was ich heute studieren würde, wenn Geld und sozialer Erwartungsdruck keine Rolle spielen würden, wusste ich erstmal gar nichts zu sagen. Denn das, was ich unbedingt studieren wollte, habe ich ja schon: Film im Allgemeinen und Drehbuch im Speziellen per Weiterbildung.

Doch dann fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass ich gern über mehr musikalische Bildung verfügen würde. Das blieb während meiner Jugendzeit leider liegen. Damals habe ich ja schon allerhand gemacht, aber für mehr Musikstunden war nie Raum, obwohl ich bei meinen Eltern gelegentlich autodidaktisch am Harmonium spiele. Das würde ich im kommenden Jahr gern ändern. Dieses Jahr harmoniert es leider so überhaupt nicht mit meinem Jahresmotto, denn im Grunde brauche ich ein Instrument zum Üben zu Hause. Da passt die Neuanschaffung eines E-Pianos oder einer Orgel nicht so wirklich. 😇

Das wiederum hat mir vor Augen geführt, dass es so viele Dinge gibt, die ich gern noch lernen würde: Stricken, Töpfern an der Scheibe, Einrad fahren, Jonglage, Kräuterkunde, diverse Sprachen, … – um nur ein paar zu nennen. So viel zu lernen, doch so wenig Zeit! In meiner Umgebung beobachte ich oft, wie Menschen ihre Wünsche in die Zukunft verschieben, wieder und wieder. Das finde ich schade. Denn wer weiß schon, ob man in der Zukunft noch dazu kommt?

Deshalb schaffe ich mir lieber im Hier und Jetzt Raum dafür. Im Speziellen habe ich mir für die nächsten Monate Stricken rausgesucht. Das passt einerseits zur Jahreszeit Herbst. Andererseits habe ich vor Jahren schon ein Buch und Zubehör dazu geschenkt bekommen, weshalb sich der Materialaufwand erstmal in Grenzen hält.

Ausblick auf die nächsten vier Monate

Das letzte Drittel des Jahres verspricht, herausfordernd zu werden: Einige kürzere Reisen stehen ebenso bevor wie Arbeit, Projekte und meine ganz persönlichen Ziele, auf denen ich noch einige Meter schaffen möchte. Und dann steht ja auch schon wieder der Festtagsmonat an. (Ob ich es heuer wohl schaffe, früher mit dem Besorgen von Zutaten und Backen anzufangen? 🤔)

Wie war dein Sommer? Hast du bei deinen Zielen das Gefühl, dich auf einer Zielgerade zu befinden, oder geht es für dich gerade erst los, weil dein Jahr eigentlich im September erst beginnt? Über Einblicke in den Kommentaren freue ich mich!

Alles Liebe
Philipp

Blog-Pause – Sommerferien und laue Nächte

Die Sommersonnenwende ist just vorbei und die Temperaturen kündigen es schon seit Wochen an: Der Sommer ist da und damit steht auch meine alljährliche Blog-Pause bevor.

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Leben im Hotel

Aktuell pendle ich wöchentlich nach Lüneburg. Im Gegensatz zu letztem Jahr bin ich heuer in einem Hotel untergebracht. Eines Sonntags beim Betreten der Lobby ertappte ich mich dabei, wie ich intuitiv in meine Jackentasche griff, um meinen Haustürschlüssel herauszuholen. Spätestens da ahnte ich, dass ich das Hotel nun wohl unbewusst offiziell als “Zuhause” betrachte.

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Anregungen für eine gelingende Verkehrswende

Dieses Jahr feiert die Verkehrswende bereits ihr 50-jähriges Bestehen. Gruselig, dass wir noch nicht weiter gekommen sind, oder? Natürlich bin ich mir darüber im Klaren, wie strittig und politisch geladen das Thema ist. Doch da wir seit wenigen Wochen ja nun doch über eine neue Bundesregierung verfügen, bietet es sich an, die Diskussion mal wieder aufleben zu lassen.

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