2020 verlief definitiv nicht so, wie wir es uns zu Beginn vorgestellt hatten. In den letzten Monaten wurden in meiner Umgebung immer wieder Rufe laut, es möge doch endlich vorüber sein oder gar aus der Geschichte gestrichen werden. Weder das eine, noch das andere erachte ich für richtig.

Der Beginn einer neuen Dekade voller Chancen, eine Neuauflage der Goldenen Zwanziger, nur besser, ein wegweisendes Jahrzehnt für Weltfrieden und Klimaschutz hätte es werden sollen. So viele Pläne hatten wir! Doch dann kam ein Virus und machte uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Heuer gab es einige Jubiläen, deren Feiern nicht begangen werden konnten. So viele Reisen fielen ins Wasser. Und auch sonst fühlte sich dieses Jahr so an, als wurde man seiner gewohnten Freiheiten beraubt.

Die Folge: Zunehmend mehr Menschen in meiner Umgebung drücken ihre Vorfreude darüber aus, wenn dieses Jahr “endlich vorbei” sein wird. Oder sie wünschen sich, dass 2020 annulliert und schlichtweg noch einmal von vorn begonnen werde. Oder sie wollen dieses Jahr einfach nur vergessen. Ehrlich gesagt erachte ich diese Haltung als äußerst ungesund, denn sie widerspricht meiner optimistischen, lebensbejahenden Einstellung zur Welt.

Dieses Jahr kann uns niemand zurückgeben

Freilich gestaltete sich das Jahr komplett anders, als wir uns erhofft hatten. Doch so oder so tickt die Uhr und kann nicht zurückgedreht werden. Natürlich ist es traurig, dass gewisse runde Geburtstag nicht gebührend gefeiert werden konnten. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass wir alle 366 Tage gealtert und hoffentlich auch gereift sind.

Schockiert bin ich auch über den Wunsch einiger, dass ein gewisser Zeitraum doch endlich vorbei sein möge, auch wenn ich mir sehr wohl dessen bewusst bin, wie unangenehm dieses Jahr für manche war. Nur verstehe ich immer noch nicht, warum ich mir wünschen sollte, dass ein Teil meiner kostbaren Lebenszeit unwiederbringlich verloren sein soll. Darin verbirgt sich keine sehr wertschätzende Haltung über das eigene Leben.

In jedem Fall lehrt uns die Pandemie, die uns zur Verfügung stehende Zeit zu genießen und das beste daraus zu machen. Es ergibt keinen Sinn, auf den optimalen Zeitpunkt für die Erfüllung unserer Lebensträume zu warten, denn wer weiß schon, was in den nächsten 365 Tagen allen passieren wird und welche unerwarteten Hürden sich ergeben? Carpe diem bedeutet nicht nur, den Tag zu nutzen, sondern allem voran im Jetzt zu leben.

Die Zeit sollte nicht zurückgedreht werden

Realistisch kann sie es ja auch nicht. Aber selbst wenn es möglich wäre, würde ich mich eher dagegen aussprechen. Politisch und historisch betrachtet gab es heuer einige Entwicklungen, die ich nicht ungeschehen machen möchte. Namentlich waren dies unter anderem die Wahl eines neuen US-Präsidenten, der Fokus auf die Rassismusprobleme unserer Zeit sowie zunehmend mehr Staaten und Unternehmen, die sich dazu verpflichtet haben, ihre Treibhausgasemissionen zu neutralisieren.

Darüber hinaus brachte die Pandemie ein globales Feindbild mit sich, das das Potential hat, die Nationen dieser Welt zu einen. Gleichermaßen bin ich äußerst froh über viele Maßnahmen, die zum Infektionsschutz ergriffen wurden und hoffe darauf, dass diese auch im Anschluss an die Pandemie beibehalten werden.

Auch in den dunkelsten Zeiten gibt es Lichtblicke

Man sieht schon: Es gab allen Umständen zum Trotz auch positive Entwicklungen und Ereignisse zu verzeichnen. Das gilt auch privat. Diese Pandemie hat mir sehr viel Raum und Zeit für Reflexion beschert, die geholfen hat, mir über einiges im Leben klar zu werden. Habe ich alle meine Ziele erreichen können, die ich mir vorgenommen hatte? Nein, aber ich habe den Nutzen so manches Zieles in Frage gestellt. Konnte ich alle Reisen unternehmen, die ich geplant hatte? Nein, doch dafür war ich heuer an Orten, die ich sonst womöglich in den nächsten zehn Jahren nicht besucht hätte. Für meine Verhältnisse war ich zwar nicht viel unterwegs, unter den gegebenen Umständen trotzdem erstaunlich oft und divers.

Außerdem empfinde ich die Einschränkungen, die ich in Deutschland erfahren habe, für vergleichsweise gering. Mir ist völlig bewusst, dass andere Menschen, sowohl in Deutschland als auch international, mit massiven Existenzängsten zu kämpfen hatten. Hunderttausende von Menschen sind an den Folgen des Virus verstorben und das möchte ich auch nicht schönreden. Gleichermaßen bin ich äußerst dankbar, dass ich selbst bisher nichts davon durchleiden brauchte. Darüber hinaus betrachte ich die Limitierungen, die im Zuge der Pandemie in Deutschland festgelegt worden, im internationalen Vergleich als nahezu verschwindend gering. Selbst “der harte Lockdown” ist doch nichts, wenn man sich vor Augen führt, dass in manchen Ländern Menschen über Wochen hinweg ihre Häuser gar nicht verlassen durften. Auch wenn die subjektiven Schicksale gravierender sind, kamen wir als Gesellschaft im Großen und Ganzen recht glimpflich davon.

Damit noch nicht genug: Ich bin tatsächlich der Meinung, dass es auch 2020 viele positive Nachrichten gab. Die verhallten allerdings in den Wirren der Nachrichtenflut, insofern sie denn überhaupt verbreitet wurden. Hier befindet sich eine Auflistung von 99 guten Nachrichten aus dem Jahr 2020, von denen du wahrscheinlich noch nichts mitbekommen hast.

War das Jahr also wirklich so schlimm? Meines Erachtens nicht. Doch was meinst du?

Ich wünsche einen guten Rutsch in das neue Jahr. Bitte bleib gesund, vorsichtig und vernünftig.

Alles Liebe
Philipp