Treffender als mit den Worten Felix Lobrechts könnte ich es nicht formulieren, wenn es um Social Media geht. Eine kleines Fazit nach zwei Monaten Selbstversuch.

Ich will zu Beginn ganz ehrlich sein: Die meisten Apps, habe ich direkt nach der Halbzeit wieder gelöscht. Einerseits habe ich es sehr genossen, etwas Neues auszuprobieren. Andererseits merkte ich häufig schnell, dass ich für meinen Geschmack mehr Zeit mit ihnen vertrödle, als dass ich einen Nutzen daraus ziehe. Es folgen Details:

Pokémon Go

Bereits nach wenigen Tagen des Probierens empfand ich das Spiel als derart stupide und stumpfsinnig, dass ich mich gleich wieder abgemeldet und das Spiel gelöscht habe. Spielspaß sieht anders aus. Und scheinbar geht es mir damit nicht allein so, denn der anfängliche Trend hat sich recht rasch wieder zurückentwickelt.

Das Sammelfieber verspüre ich einfach nicht mehr. Und die Interaktion liegt nach wie vor weit hinter ihren Möglichkeiten. Entsprechend kalt lässt mich das Ganze. Außerdem habe ich schon gehört, dass weitere Spiele im gleichen Stil folgen sollen. Harry Potter und Co lassen grüßen. Allerdings wage ich, zu bezweifeln, dass die innovativer werden.

Snapchat

Was für ein Spaß, die Filter anzuwenden! Das war es dann aber auch schon.

Über die Stories bekomme ich allem voran Belanglosigkeiten mit. Vielleicht bin ich einfach nicht empathisch genug, wenn es mich nicht kümmert, dass im EU Parlament jetzt auch Pokémon Go gespielt wird, wer weiß?

Was Nachrichten anbelangt, sende ich quasi nie ein Video, sondern schreibe eher, um mein Umfeld nicht zu belästigen. Dass Nachrichten nach dem Lesen nicht mehr verfügbar sind, mag stimmen, aber werden sie tatsächlich auch vom Server gelöscht? Wer will das überprüfen?

Und ja, mittlerweile gibt es auch auf Snapchat Maschen, Unmengen Geld zu verdienen.

Wozu brauche ich diese App dann also?

Twitter

Die einzige App, die ich beständig genutzt habe und auch weiterhin nutzen werde. Im Gegensatz zu anderen Sozialen Netzwerken, verbinde ich mich hier eher mit Personen und Organisationen, die mich interessieren, als mit welchen, die ich persönlich kenne. Entsprechend gibt es auch kein böses Blut, wenn man eine Verbindung auflöst. Sehr angenehm!

Einen Wermutstropfen hat die Sache dann aber doch: Im Newsfeed lassen sich unglaublich unauffällig gesponserte Tweets einbinden. Natürlich personifiziert – das lässt sich allerdings auch in den Einstellungen ändern.

Wobei ich hierbei das erste Mal nicht sicher bin, ob ich nicht sogar personifizierte Werbung möchte. Denn das eine oder andere Mal bin ich dadurch einfach auf einen coolen Service aufmerksam geworden. Den habe ich dann zwar nicht genutzt, fühlte mich aber weniger durch Werbung belästigt, als durch zufällig verteilte. Und genau hier liegt auch die (Konsum-)Gefahr: Nicht Böses erahnend werden Mensch so zum Kauf verführt. Twitter kostet eben doch auch etwas.

Vine

Ich habe in diesen zwei Monaten lediglich ein einziges Video erstellt. Das Konzept finde ich cool, nur scheint die Community auch irgendwie etwas tot. Der Zug ist wohl schon abgefahren.

Insgesamt ist Vine ein ganz eigenes Medium, dass auch entsprechend bedient werden mag. Dafür fehlen mir persönlich ehrlich gesagt die Kapazitäten.

Dating 2.0

Bisher bin ich noch gar nicht auf Dating Apps eingegangen. Ich bekomme immer wieder Vorbehalte mit, wobei ich diese nicht teile. Ich nutze selbst Dating Apps und habe so nicht nur intensive Beziehungen erfahren, sondern auch gute Freunde darüber kennengelernt.

Sie funktionieren für mich allerdings nur dann, wenn man sich bereits im Klaren darüber ist, was man denn eigentlich möchte. Wer nicht nicht weiß, was er sucht, wird auch nichts finden.

Außerdem ist die Essenz von Dating Apps für mich, dass man Menschen im echten Leben kennenlernt. Stundenlang am Bildschirm zu hängen und zu chatten, kann nicht Sinn und Zweck des Ganzen sein. Dass hingegen aus einer Internetcommunity etwas Echtes entsteht, hat mich schon immer fasziniert. Und ich glaube, dass sich Apps und das Internet auch noch stärker in diese Richtung entwickeln werden.

Zerstreuung

Insgesamt habe ich festgestellt, wie stark sich alles mit jedem weiteren Kanal, den ich bediene, zerstreut:

  • Jeder Kanal bietet Möglichkeiten, zu konsumieren und sorgt so für geistige Zerstreuung, auch wenn ich das eigentlich gerade gar nicht gebrauchen kann.
  • Mit steigender Anzahl von genutzten Plattformen, steigen auch Zeit, Energie und Aufmerksamkeit, die ich investiere. Hier stellt sich wiederum die Frage, ob sich die Plattformen denn wirklich so stark von einander unterscheiden, dass ich überall einzigartige Inhalte erschaffe, die anderen Menschen auch Mehrwert bieten. Falls dem nicht so ist, lohnt sich die Plattform in meinen Augen für mich nicht.
  • Jedes weitere erstellte Konto ist gleichzeitig eine Sammlung von Daten, die ich im Internet hinterlasse. Je mehr Accounts, desto mehr Zerstreuung meiner Daten.

Ganz im Sinne des Minimalismus habe ich mir deshalb einmal eine Liste mit Online Accounts angelegt, um den Überblick zu bewahren. Ich bin mir sicher, dass es noch irgendwo verborgene Konten gibt, die in Vergessenheit geraten sind. Trotzdem komme ich bereits ohne größere Anstrengungen auf 40. Viel zu viel für meinen Geschmack! Deshalb werde ich auch hier aussortieren.

Häufig stellt sich hier auch das Dilemma zwischen mehr Komfort dank Sammelkonto für alles (Facebook und Google lassen grüßen – ich lehne dankend ab) und mehr Datensicherheit durch Zerstreuung, wobei allerdings automatisch mehr Accounts entstehen.

Abgesehen von all dem und der Tatsache, dass das Internet tatsächlich nie vergisst, ist es oft auch gar nicht so leicht, ein einmal angelegtes Konto wieder zu löschen. Daher stellt sich die Frage:

Wie geht es weiter?

Das lässt sich nie sicher beantworten. Das einzige, das ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass der jetzige Stand nicht das letzte Wort ist – und auch nie sein wird. Immer wieder werden neue Technologien und Kommunikationswege veröffentlicht werden.

Fraglich ist, was ich davon übernehmen werde. Natürlich möchte ich nicht jedem neuen Schrei hinterherrennen. Den technischen Anschluss verpassen allerdings aber auch nicht.

Ich werde versuchen, die Balance zu wahren und – ganz wie im analogen Leben – für jeden neuen Service einen anderen zu verabschieden.

Von jeder kleinen Privatangelegenheit in Echtzeit zu berichten, liegt mir nicht. Abgesehen von den Botschaften, die mir am Herzen liegen, habe ich kein Interesse daran, mich mitzuteilen. Das bin einfach nicht ich. Deshalb lasse ich das auch weiterhin bleiben.

Eins habe ich jedoch noch einmal ganz stark verinnerlicht: Es geht einfach nichts (sprich: gar nix) über direkte Kommunikation – ganz altmodisch analog, von Angesicht zu Angesicht.

Das war mein Social Media Experiment. Was hast du für dich mit rausgenommen? Wie wahrst du die Balance? Und wie stehst du zu Dating Apps? Schreib es in die Kommentare :)

Alles Liebe,

Philipp