Ein Sturm zieht auf

Nein, es ist kein Nebel. Auch kein Smog. Und meine Linse ist auch nicht schmutzig. So sieht Jerusalem schon seit ein paar Tagen aus. Was wirklich dahinter steckt hätte ich eigentlich auch eher merken können.

Schon seit einer Woche ist hier vom Sturm die Rede. Versteht mich nicht falsch, ich mag Sturm. Aber das ist ein echt unangenehmer. Wir hatten hier ja schon ein paar Wochen Frühling, naja für mitteleuropäische Verhältnisse eher Sommer. Die angenehmen Temperaturen haben sich aber erstmal in den Keller verzogen. Trotz Kälte fällt statt Schnee aber Sand, wie ich heute Morgen beim Satteln meines Fahrrads feststellen musste.

Plötzlich wurde mir auch klar, warum hier zur Zeit alle vermummt rumlaufen, warum die Wäsche nach dem Trocken schon wieder schmutzig ist, warum es mir so schwer fällt, die Augen aufzuhalten, wie der Sand in meine Ohren kommt und warum ich beim Fahrradfahren ständig so einen Belag auf meinen Zähnen habe.

Ja, bei allen romantischen romantischen Vorstellungen von Jerusalem kommt eben doch ab und zu mal wieder die Realität vorbei geschneit: Die Stadt grenzt nun mal direkt an die Wüste.

Früher war das mal anders, also bevor man anfing, Tempel zu bauen. Da gab es hier noch richtig viel Wald und es macht Sinn, warum die Region in der Bibel als so fruchtbar ausgeschrieben steht. Mit Rodung der Wälder machte aber Erosion der Fertilität zu schaffen. Es gibt sogar heute noch ein kleines Stück Wald. (Oder sollte ich sagen, wieder?) Das ist aber ein Thema für sich.

Sei’s drum. Das Thema “Sandsturm erleben” hake ich für mich ab. Schauen wir mal, inwiefern es das Wetter berücksichtigt. :)

3 Kommentare

Antworten

  1. Hallo Philipp,
    Sandsturm Erinnerungen :-) Ach wie geil ist das denn. Aber nur in der Erinnerung, weil man es sonst nie hat. (Der Mangel macht es möglich, du weisst schon die Wünsche und die Sehnsüchte ;-) )

    Mitten in der Wüste in Namibia: Es kribbelte so nett auf der Haut, so wie hunderttausend kleiner Nadelstiche. Ähnlich einer schönen durchblutenden Massage.

    Am Anfang war es noch witzig, dann wurde es heftiger. Man kam dem Genagel und dem Einhämmern nicht mehr aus. Eisig kalt. So aus dem Nichts. Die Sonne war weg und blieb auch lange weg. Man sehnte sich nach ihrer Wärme. Nach Luft die man atmen konnte, ohne das Tuch vorm Gesicht. Immer die feuchte Atemluft um den Mund und die Nase. Ohne ging einfach nicht. Man drehte sich weg vom Wind und trotzdem: diese Nadelstiche an den Beinen! Das Tuch zu kurz für die Komplettvermummung.

    Man wollte ja eigentlich Photos machen. Ach hätten wir es nur gelassen! Spiegelreflexkamera mit teurem Objektiv. Das falsche Objektiv war noch dran, also irgendwie noch Wechseln? Wir haben es versucht. Und haben uns ein paar Sandkörner eingefangen im Gewinde. War klar :-) Man muss dazu sagen es war noch Filmrollenzeit!

    Genieße diese negativen Sturmzeiten, sie haben Erinnerungswerte. Nimm sie mit mit all ihren Gegensätzen. Achtsamkeit im Detail: Jedes Sandkorn zählt und auch jeder Nadelstich ;-)

    Grüße Claudia

    • Hallo Claudia,

      interessanter Weise ist deine Beschreibung ganz anders, als ich es erlebe. Der Sand hier war sehr fein, weshalb er auch die Atemwege etwas belegt hat, wie ich dann gestern Abend noch spüren durfte. Nadelstiche habe ich dafür keine gespürt. Aber hier ist ja auch städtisches Gebiet. ;)

      Erinnerungswert hat es aber auf jeden Fall! Und jetzt hat sich der Sturm ja auch etwas gelegt. :)

      Gruß,
      Philipp

  2. Ja dann war es wohl eher ein Staub-sturm als eine Sand-sturm.

    Oder wir hatten eher einen Orkan? Denn das war schon sehr schmerzhaft mit den Nadelstichen :-) Akupunktur auf allen freien Körperstellen.

    Hätten wir doch nur mehr von diesen Tüchern dabei gehabt um es länger genießen zu können. Tja so ist es.. der Moment ist schnell vorbei und manchmal kommt er auch nie wieder.

    Grüße Claudia

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