Sie ist überall und allzeit verstreut, digital wie analog. Geneu genommen macht letztere Unterscheidung gar keinen Unterschied mehr, denn egal in welchem Raum ich mich bewege, geht mir ihre Allgegenwärtigkeit gegen den Strich. Ich habe sie satt, die fortwährend penetrante Werbung.

Ich fühle mich belästigt

Im Großen und Ganzen hatte ich Werbung bereits aus meinem Leben verbannt. Doch dann, nichtsahnend im Supermarkt, während ich meine Waren auf das gleichmäßig vorwärtstrottende Kassenband legte, überfiel sie mich doch: Aufgedruckt auf das sonst beruhigend simpel und schwarz gehaltene Fließband: Werbung für einen Kurzurlaub in der Karibik.

Scheinbar war ich naiv zu glauben, dass Supermärkte durch den alltäglichen Verkauf ihrer Produkte, die mehr oder weniger die materiellen Grundbedürfnisse der Bevölkerung abdecken, ausreichend Einnahmequellen vorzuweisen hätten. Bei genauerem Hinsehen fielen mir dann auch all die Bildschirme im Kassenbereich auf, die für irgendwelche Firmen abwechselnd Werbeanzeigen einblendeten.

Im Grunde sind Kinos ja auch nicht besser, denn trotz steigender Ticketpreise, wird das Publikum immer noch mit über 15-minütigen Werbeblöcken vor jedem Film malträtiert. Dann ist aber wenigstens gut und ich kann den Film in einem Stück genießen. In Zeitungen wie Zeitschriften, auf Blogs und Online-Portalen für Videos bleibt mir dieser Genuss nicht vergönnt. Alle paar Absätze oder spätestens nach zwei Minuten schleicht sich eine Anzeige bzw. eine Werbeclip ein und stört mich in meinem Fluss. Noch schlimmer sind da nur Apps die mir nicht nur beim Start, sondern auch alle paar Streichbewegungen eine Vollbildanzeige aufzwängen, die mich dann derart verschreckt, dass ich die App wieder schließe, weil ich nicht fünf Sekunden, die sich tatsächlich als sieben entpuppen, warten mag, bis ich die Werbung weg klicken kann.

Werbung war früher wirklich besser

Ich bin es leid, online wie offline in jedem Straßenzug von knallig bunten scheinbar heilsverkündenden Botschaften angeschrien zu werden. Ironischerweise sind einige Vorfahren der zeitgenössischen Exemplare mittlerweile so kultig geworden, dass sie sich unsereins freiwillig in die Wohnung stellen, zu Dekorationszwecken sozusagen. Damals war jede Werbung allerdings auch noch ein Kunstwerk für sich, denn Bilder wurden von Hand gemalt und jeder Schriftzug mit einer wohlbedachten Typografie versehen.

Einige davon sind derart ikonisch geworden, dass Werbewerk und Markengeschichte inklusiver aller Verbrechen an der Menschlichkeit (ja, ich rede von euch Erfrischungsgetränkgiganten) scheinbar nicht mehr in Zusammenhang gebracht werden. Ob man das von den heutigen um Aufmerksamkeit gierenden Farbpaletten und Pop-up-Bannern auch behaupten kann? Ich wage es zu bezweifeln.

Gleichwohl habe auch ich mir schon historische Werbeplakate von Dampfschiffen ins Zimmer gehängt, von denen einst wahrscheinlich niemand vermutet hätte, dass sie eines Tages als Dekoration genutzt werden würden. Und auch ich sehe ab und zu eine Werbung, die ich derart gut gemacht finde, dass ich sie mir bewusst wieder und wieder anschaue – irgendwo auch logisch als Filmemacher.

Doch soll das Rechtfertigung genug sein, jeden öffentlichen physischen und virtuellen Quadratzentimeter mit Werbung zuzukleistern?

Ein Recht auf Werbefreiheit

… gibt es leider nicht. Die einzige Alternative lautet allzuoft, den Geldbeutel zu zücken. Doch sind es mir 19€ im Monat wert, alle paar Tage ein kurzes Video von höchstens durchschnittlicher handwerklicher und künstlerischer Qualität online zu schauen? Wohl kaum. Doch warum sollte es mir dann meine Zeit wert sein?

Zum Glück gibt es nämlich auch ein paar Möglichkeiten, sich der Masse an Werbung zu widersetzen:

  1. Selbst keine Werbung schalten – egal ob auf dem eigenen Blog, auf sozialen Medien oder in Videos. (Und nein, ich rede nicht von ehrlich gemeinten Lesetipps und Verlinkungen, auch wenn das Juristen wahrscheinlich anders sehen.)
  2. Verzicht üben – wenn ich Videos nicht schaue, Artikel nicht lese und Apps nicht nutze, werde ich auch nicht durch deren Werbung belästigt. Für durch Plakatierung und Leuchtreklamen verschandelte Stadtzentren funktioniert das zwar nicht, aber es ist ein Anfang.
  3. Werbefreie Räume unterstützen – sei es durch das Lesen von werbefreien Blogs, das Besuchen von Kunstmuseen oder ein Abo im Theater.

Wie geht es dir mit Werbung und wie gehst du mit ihr um? Schreib es gern in einen Kommentar.

Alles Liebe
Philipp