Fluch und Segen öffentlicher Sanitäranlagen

Was haben Mülleimer und Toiletten gemeinsam?

Ich bin ziemlich viel unterwegs. Und fahre wahrscheinlich mehr Zug im Jahr als so manch andere Seele in ihrem gesamten Leben. Viele Dinge, die ich täglich benutze habe ich dabei. Müll und Toilette natürlich nicht, denn normalerweise lässt sich beides überall rasch finden. Normalerweise.

Ist dem nämlich nicht so, macht sich das direkt bemerkbar: Müll liegt auf den Straßen, deren Ecken vollgepinkelt sind. Denn das lehrten mich schon früh Freizeitparksimulationen am Computer: Wenn man keine Mülleimer aufstellt, lassen die Leute ihre ihre Überreste einfach liegen. Selbiges gilt für Toileten: Gibt es keine, hinterlassen die Leute ihre Überreste – flüssige wie feste – in der Öffentlichkeit.

Natürlich wünscht sich das niemand. Besonders der durchschnittliche Mitteleuropäer ist darauf bedacht, optische wie olfaktorische Belästigungen zu vermeiden. Und schließlich kann man den Menschen ja nicht verbieten, ihre Notdurft zu verrichten, wohl aber dazu bewegen, dies auf den dafür bedachten Örtlichkeiten zu tun: Öffentliche Toiletten.

Nun ist es bei Mülleimern den meisten Menschen egal, wie sauber sie sind. Bei WCs sieht das schon anders aus. Ich bin ja als klassischer Heim-Scheißer aufgewachsen. Acht und mehr Stunden hatte ich es zu Schulzeiten problemlos ausgehalten, um möglichst nicht auf die WCs unseres Gymnasiums gehen zu müssen. Das hat auch hervorragend geklappt. Aber gesund war das sicher nicht.

So eklig die Toiletten damals auch waren (ich muss dazu sagen, dass sie bei weitem nicht die schlimmsten waren, die ich in meinem Leben gesehen habe), hatten sie doch einen riesigen Vorteil: Sie hielten die Schüler davon ab, auf den Gängen zu kacken. So weit, so gut.

Leider haben viele Menschen Probleme, sanitäre Anlagen zu achten, so denn es nicht ihre eigenen sind. Entsprechend versifft sind sie dann eben. Pfiffige Geschäftsleute haben sich das zu Nutze und ein Geschäftsmodell daraus gemacht: Bezahl-Toiletten.

Freilich möchte niemand für seine Geschäfte bezahlen, wenn sie nicht sauber ablaufen. Entsprechend wird ein Teil der Eintrittsgelder darauf verwendet, Fachpersonal zu unterhalten, dass für Hygiene sorgt.

Da ich jedoch anspruchsvoll bin und einen kleinen Designliebhaber, Minimalisten und Rebellen in mir wohnen habe, regen mich drei Dinge massiv auf:

1.) Wenn ich schon Eintrittsgeld bezahle, erwarte ich zumindest eine perfekte Toilette. Von A bis Z. Zu kleine Waschbecken mit Wasserhähnen, die das Wasser am abgeflachten Rand verteilen, sodass ich ständig mit meinen gerade zu reinigenden Händen am unhygienischen Rand anstoße, gehören definitiv nicht dazu! Denn was nützt dann noch die sonstige Vollautomatik beim Spülen, Seifenspenden und Wasserhahn laufen lassen?

2.) Wieso muss ich durch das Eintrittsgeld verleitet werden, auch noch in den lokal ansässigen gastronomischen Lokalitäten zu verkehren? Man könnte den Preis auch einfach um 50ct günstiger halten. Oder wiederverwendbare Minibaumwollhandtücher anbieten. Oder aus der Lokus-Erfahrung wirklich einen Service machen – mit einem Menschen an Board, der Kaugummis anbietet und das passende Eau de Toilette empfiehlt.

3.) Oder einfach Fachpersonal anstellen, ohne den Toilettengängern Geld abzuknöpfen. Denn ganz ehrlich: Das Einzige, was mich an einem Bahnhof davon abhält, in die Ecke zu pinkeln oder mich anderweitig zu entleeren, sind mein Hygienebewusstsein und meine Schamgrenze. Doch was, wenn ich gerade mal kein Geld dabei habe? Darf ich dann nicht auf Toilette? Werde ich gezwungen, es so lang zu halten, bis es nicht mehr geht? Was, wenn es so weit ist? Und wie sieht es mit Menschen aus, die nicht mein Hygienebewusstsein und meine Schamgrenze haben? Diesen Menschen sollte man es doch erleichtern, die öffentliche Toilette anstelle des Durchgangs zu den Gleisen zu wählen.

Oder sehe ich das alles total verquer? Schreib mir deine Meinung in die Kommentare!

Alles Liebe,

Philipp

2 Kommentare

Antworten

  1. Tja, leider muß ich aus langjähriger Tankstellen-Erfahrung sagen, daß trotz Vorhandensein einer ordentlichen Toilette nicht wenige Personen es vorziehen, sich am Parkplatzrand oder hinter den Müllkontainern zu erleichtern, wahrscheinlich aus Bequemlichkeit, denn um das WC zu erreichen, muß Mann eine Treppe nach oben.

    • Vielleicht haben die bereits die Inkontinenz erreicht? Kaum zu glauben!

      Wobei… Bei Papas Fremdtoilettenphobie kann ich mir das zumindest vorstellen.

      Lieber Gruß,
      Philipp

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