Was würdest du machen, wenn du mehr Geld hättest, als du in deinem Leben jemals ausgeben kannst, sodass es im Grunde gar keine Rolle mehr für dich spielt?

Neulich besuchte ich mit einem Freund, der Zeit unserer Freundschaft Zitate aus den Filmen der Reihe Star Wars in sein Alltagsvokabular integriert hat, eine nicht-lizensierte Ausstellung im Norden Deutschlands des wohl größten Fans, den man sich vorstellen kann. So habe ich zumindest dessen Antwort auf die Frage kennengelernt. Was soll ich sagen: Das hat mich komplett aus den Socken gehauen! (Und begeistert, obwohl ich mich mitnichten selbst als Fan bezeichnen würde.)

Ein kleiner unscheinbarer Hof in Mecklenburg-Vorpommern an der Grenze zu Schleswig-Holstein. Nur die Storm-Trooper, die eines der Gebäude verlassen, zeigen uns, dass wir am richtigen Ort sind. Großflächige Werbeflächen und Beschilderung? Fehlanzeige! Noch wissen wir nicht, was uns an diesem Tag erwarten würde. Es folgt ein Nachmittag, an dem wir aus dem Staunen nicht mehr rauskommen.

Los geht es mit einer Ausstellung von Miniatur-Dioramen bekannter filmischer Szenen. Von Modellbahnen bin ich ja einiges gewohnt. Doch die gigantischen Ausmaße der Raumfahrzeuge und Bebauungen auf Planeten fremder Galaxien sind eine ganz andere Hausnummer. Zum Glück gibt es bis zu unserer geführten Tour der Life-Size-Ausstellung noch etwas Zeit zum Verarbeiten im Café, wo uns R2-D2 und C-3PO willkommen heißen. Dabei stellt sich heraus, dass wir an diesem Tag besonderes Glück haben, weil eine Cosplay-Gruppe vor Ort ist, die dem ganzen noch das Sahnehäubchen aufsetzt.

Die Führung durch die Life-Size-Ausstellung muss zwar separat gebucht werden, lohnt sich aber, denn mit Hintergrundinformationen wird hier nicht gespart. Lediglich zu den genauen Kosten hält man sich bedeckt. Aber wenn man ein solches Gehöft mit unterirdischen Bunkern kauft, komplett entkernt und thematisch passend herrichtet, kann man sich in etwa ausmalen, dass wir hier eher von Beträgen jenseits des sechsstelligen Bereiches sprechen. Dabei habe ich noch nicht einmal die ganzen kostspieligen Silikonpuppen erwähnt; von den lebensgroßen Raumfahrzeugen ganz zu schweigen.

Fun-Fact: Die Ausstellung gibt es eigentlich nur, weil die Gattin des Inhabers nicht noch mehr Star-Wars-Figuren zu Hause rumstehen haben wollte. Was macht er also? Richtig: ein eigenes Museum bauen! Die Geschichte des Ortes selbst ist übrigens nicht minder interessant: Der Hof wurde in den 1930ern von den Nazis errichtet, um unterirdisch unerkannt Waffen und Bauteile für marine Fahrzeuge herzustellen. Wie passend für die Thematik der Filmreihe.

Freilich erfordert dieses Projekt neben dem nötigen finanziellen Hintergrund vor allem ein gewisses Maß an Größenwahn. Aber, wenn ich mir anschaue, was andere Männer mit ihrem Größenwahn für Schäden in der Welt anrichten, lobe ich mir doch solch ein beschauliches, für die Öffentlichkeit zugängliches Projekt.

Und wenn ich ganz ehrlich mit mir selbst bin, kenne ich diese Art von Größenwahn – wenngleich nicht im selben Maßstab – auch von mir selbst. Anders kann ich mir zumindest die alljährliche Fülle an Vorhaben, meine Reisepläne und den Traum vom eigenen Schloss nicht erklären. Deshalb kann ich voller Überzeugung sagen: Es gibt auch ein verträgliches Maß an Größenwahn. Ob es gesund ist, sei an dieser Stelle ebenso dahingestellt, wie die Ausprägung meines Realismus, wenn es um solche Privatprojekte geht.

Plane ich aufgrund dieser Erkenntnis für das nächste Jahr weniger? Das bleibt abzuwarten. Aber zumindest habe ich inzwischen kein schlechtes Gewissen mehr, wenn etwas mal wieder nicht so klappt, wie erhofft.

Denn wie sagte einst eine werte Blog-Kollegin so schön: “Fürs Träumen braucht man ja kein großes Budget[.]”

An welcher Stelle erkennst du bei dir Größenwahn und wie stehst du zu ihm? Teile es gern in den Kommentaren.

Alles Liebe
Philipp