Handverlesen im Mai 2015

Manchmal erscheint es mir echt unheimlich, wie schnell die Zeit verfliegt! Gerade noch habe ich über meine Pläne für Mai geschrieben und schon ist er vorbei. Dabei ist es sogar ein gutes Zeichen, wenn die Zeit verfliegt, denn es bedeutet, dass ich meine Zeit genieße. Erst ein Rückblick führt mir dann vor Augen, wie viel ich in diesem Monat eigentlich erlebt habe.

Was ist also passiert?

 

+ ANALOG +

Eine neue Leidenschaft ward geboren

Wie bereits vergangenen Monat angekündigt, habe ich mir einen Wunsch erfüllt. Ich wollte unbedingt tauchen lernen. Und wo das Rote Meer und somit einer der besten Orte zum Tauchen quasi vor der Haustür liegt… Gesagt, getan, konnte ich meinen ersten Kurs leider nicht beenden, weil ich krank wurde. Umso freudiger war die Fortsetzung! Ich habe gleich noch den nächsten Kurs hintenan gehängt und wurde nicht enttäuscht. Es war einfach nur der Hammer!

Auch mit Unterwasserkamera bin ich losgezogen. Gar nicht so einfach, still zu halten. Das Resultat kannst du hier sehen. Vor allem an der Stelle mit der Krake dürfte deutlich zu sehen sein, wie aufgeregt ich war. Noch ein Wunsch, der mir erfüllt wurde. Vielen Dank, Universum! :)

Ich möchte auf jeden Fall weiter tauchen und meine Fähigkeiten ausbauen. Entsprechend bin ich auch schon auf der Suche nach der nächsten Möglichkeit.

Außerdem ich habe nicht nur gelernt, wie man taucht. Ich konnte das ein oder andere mitnehmen, das ich auf mein Leben übertragen kann. Was genau ich für mich mitgenommen habe, erfährst du bald in einem eigenen Beitrag.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Außerdem habe ich beim Tauchen natürlich auch neue Buddies kennengelernt – und zwar genau auf meiner Wellenlänge. Es tut immer gut zu sehen, dass es noch mehr Menschen da draußen gibt, die so ticken wie ich. An dieser Stelle sogar sprichwörtlich – ich habe diesen Monat einige Filmemacher kennengelernt, die ebenso um die Welt ziehen und teilweise sogar gern tauchen. Das ist ein wenig Balsam für meine Seele.

Generell bin ich überrascht, das erste Mal am eigenen Leib festzustellen, wie sich Energien auswirken. Es heißt, man ziehe immer Menschen der gleichen Energie an. So weit kann ich das bestätigen: Wenn ich mein eigenes Ding durchziehe und auf meine innere Stimme höre, begegne ich Menschen, auf die das auch zutrifft. Wenn ich nicht selbstbestimmt lebe, ziehe ich eher Menschen an, die unter dem gleichen Schicksal leiden und mir das Leben erschweren.

Die Moral aus der Geschichte: Nur wenn ich den ersten Schritt wage, selbstbestimmt zu leben, kann ich mich von äußeren Zwängen befreien. Und dann wird es richtig geil! Alles geht leichter von Hand und ich habe das Gefühl, dass sich neue Türen ganz von selbst öffnen.

Zuletzt habe ich das Rahmen der Open Space Zero Waste Challenge gespürt. Diese wurde vom Grazer Jugendzentrum Open Space ausgerufen. Beteiligt haben sich erfreulicher Weise nicht  nur Grazer. Unter unserem gemeinsamen Ziel, möglichst wenig Müll zu verursachen, haben wir uns ausgetauscht und gegenseitig unterstützt, wie ich es mir in viel mehr Bereichen wünschen würde. Umso froher bin ich, dass der Blog weiter bestehen bleibt und die meisten Teilnehmer weiter am Ball bleiben wollen.

Ruhe im Alltag

Einmal mehr habe ich eingesehen, wie wichtig Ruhezonen für mich sind. Das ist sowohl wörtlich, als auch im übertragenen Sinn zu verstehen: Ich brauche einen Ort, an dem es stille ist. Kein Verkehrslärm, kein Summen von Transformatoren, kein Surren des Kühlschranks. Ich brauche aber auch in meinem Kalender und täglichen Stundenplan Bereiche, die nur mir gehören, an denen ich keinen Termin habe. Im besten Fall auch offline, denn die Aufmerksamkeit, die ich digitalen Inhalten widme, entspricht eher dem Gegenteil von Ruhe.

Nur so kann ich das achtsame Leben führen, dass ich mir ersehne. Ich brauche Zeit ohne fremde Einflüsse, in der ich einfach nur mir selbst überlassen bin und über alles reflektieren kann. Und jüngst habe ich (wieder) festgestellt, wie groß mein Bedürfnis danach ist. Ich kann nun selbstverständlich sagen, dass eine Stunde am Tag nicht genügend ist. Ich brauche eher 4+. Sorry, Gesellschaft!

Das überträgt sich auch auf mein Reisetempo. Ich möchte absolut nicht mehr hetzen, wenn ich reise. Freilich hat das ab und zu seinen Reiz. Meist geschieht jüngst das Folgende: Ich habe einen Kurztrip geplant, sagen wir für ein langes Wochenende von vier Tagen. Plötzlich kommt ein Termin an einem der freien Tag rein, den ich nicht verschieben kann. Dann ist da noch Arbeit am letzten Tag zu erledigen, bleiben also noch zwei freie Tage übrig.

Nun stehe ich vor der Wahl: Presse ich den geplanten 4-Tages Trip in zwei Tage? Oder kürze ich ihn auf ein  2-Tages Programm, indem ich etwas weglasse?

Für mich ist Weglassen das Rezept der Wahl. Natürlich wäge ich ab. Steht die Fahrtzeit in einem gescheiten Verhältnis zu der Zeit, die ich mich an besagtem Ort aufhalte? Damit löst sich die Frage meist schon von selbst. Mir hilft dann das Wissen, dass ich jederzeit wiederkommen kann. Das hat meinen Alltag so erleichtert und gleichzeitig bereichert! Ich bin wesentlich gelassener geworden.

Den einen oder anderen Kurztrip hatte ich dann aber doch. Unter anderem habe ich es endlich nach Ramallah geschafft, dass tatsächlich nur 16km von Jerusalem entfernt ist. Es war ein wunderbarer Tagesausflug, den ich wirklich genossen habe! Was ich erlebt habe, folgt in Kürze. :)

Satellitenperspektive Ramallah


 

– DIGITAL –

Kommerzialisierung im Internet

Vom ehemaligen Gedanken des ach so freien Internets ist nicht mehr so viel übrig geblieben. Abgesehen von Problemen zwecks Privatsphäre und Datenschutz werden zunehmend mehr Anteile kommerziell ausgenutzt.

Meist beginnt es mit einer großartigen Idee, die es so zuvor noch nicht gegeben hat und ihre Anhänger findet. Dann wird die Gemeinschaft der Anhänger größer, womit sich mehr Probleme auftun und die Kosten steigen. Und ehe man sich versieht, bedarf es einer Möglichkeit, die Gemeinschaft aufrecht zu erhalten und die Rechnungen zu bezahlen. Häufig ist die Lösung: Geld.

Das geht sogar so weit, dass Gesten der Freundschaft zu barer Münze gewandelt werden. Ich hatte vor einiger Zeit beispielsweise über eine Plattform gelesen, in der man Freundschaftsdienste wie Blumen gießen, während man nicht zu Hause ist, gegen Bezahlung von den Nachbarn ausführen lassen kann.

Und nun bin ich auf ein israelisches Start-Up gestoßen, dass selbiges für gemeinsames Essen anbietet. eatwith bietet Menschen eine Plattform, um andere Menschen zu sich nach Hause einzuladen. Man bereitet ein Essen vor und bietet seinen Gästen die Möglichkeit, mit lokalen Einheimischen zu speisen. Bis dahin fand ich alles ganz toll. Dann kam der finanzielle Charakter und die Blase zerplatzte vor meinen Augen.

Ich bin immer ganz begeistert, wenn sich aus dem Internet heraus Gemeinschaften bilden, die im echten Leben ihren Platz finden. Wenn es dann aber in Zusammenhang mit Geld steht, leidet mein Idealismus darunter. Warum nicht einfach mal so Leute zum Essen einladen oder das Sofa zum Übernachten anbieten?

Wie stehst du dazu? Lädst du Freunde oder Nachbarn ab und an zum Essen ein? Oder geht ihr einfach gemeinsam woanders essen?

Geld in der Gesellschaft

Und schon wieder das Thema Geld… Im Kapitalismus hält sich hartnäckig die Meinung, dass Geld verdienen mit harter Arbeit verbunden ist. Zum Glück gibt es ein paar Gegenstimmen!

  • Wir leben in einer technologisierten Gesellschaft. Technologie sollte uns unser Leben erleichtern, uns Arbeit abnehmen. Das tut sie in gewissem Umfang ja auch. Warum also müssen immer noch alle Menschen 40 Stunden in der Woche in einer Festanstellung stecken, die ihnen keine Freude bereitet?
  • Braucht es überhaupt Vollbeschäftigung? Offensichtlich gibt es nicht genug zu tun. Warum also Menschen ihre Zeit stehlen, anstatt sie sinnstiftend einer Tätigkeit nachgehen zu lassen, die sowohl ihr eigenes Leben als auch das von anderen Menschen bereichert?
  • Und woher soll das Geld dann kommen?

Es gibt verschiedene Antworten auf diese Fragen. Eine Antwort sind die Kibbutzim, sozialistisch geprägte Orte in Israel. Ursprünglich war der Kerngedanke, dass jeder Einwohner einer Tätigkeit nachgeht, die der Gesellschaft zu Gute kommt. Dafür bekommt er Kost, Logis und Kleidung. Mittlerweile nutzen viele Kibbutzim dennoch Geld, wenngleich der Gemeinschaftscharakter bleibt.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Bedingungslose Grundeinkommen: Jeder Mensch sollte ohne Wenn und Aber genügend Geld zum Überleben im Monat bekommen. Dann kann er mit seiner Zeit tun, was er möchte und so etwas Gutes für die Gesellschaft tun.

Natürlich gibt es hier viele Kritiker: “Niemand würde dann noch freiwillig arbeiten”, “dann kollabiere das Wirtschaftssystem” etc. Gerade darin steckt natürlich der springende Punkt: Es bedarf eines neuen Wirtschaftssystems. Marktwirtschaft geht in aller Regelmäßigkeit krachen, weil sie auf endloses Wachstum fixiert ist. Klar, dass das nicht geht. Einige Ökonomen haben sich deshalb bereits mit dem Prinzip des BGE auseinandergesetzt und belegt, dass es funktionieren kann.

Nun geht es in eine Testphase. Mein Grundeinkommen vergibt durch gesammelte Spenden ein Jahr lang pro Monat 1000€ an Leute, die sich dafür bewerben und anschließend gezogen werden. In der Bewerbung erzählen die Bewerber, was sie in dem Jahr bewirken wollen.

In diesem Video erzählt Marcel, warum er für das Grundeinkommen spendet.

Fehler?

Natürlich könnte sich auch das Projekt Grundeinkommen als Fehler herausstellen. Doch woher sollen wir es wissen, wenn wir es nicht probieren? Sollten wir lieber noch warten, bis das System besser ausgefeilt ist? Also, so gut ausgefeilt, dass wir keine Fehler machen werden, es perfekt ist?

Perfektion ist eine Illusion, heißt es so schön. Tim hat darüber geschrieben und gibt hilfreiche Tipps, damit endlich Schluss damit ist.


 

// DIE AUSSICHTEN FÜR JUNI //

Mein vorerst letzter Monat in Israel ist angebrochen. Warum vorerst? Weil ich auf jeden Fall wiederkommen möchte!

Ich werde endlich in den Genuss einen muslimischen Feiertags kommen – mehr oder weniger. Am 18. Juni beginnt der Fastenmonat Ramadan.

Ich versuche natürlich, mir wichtige Menschen zu verabschieden. Außerdem bin ich zur Zeit dabei, meine hiesigen Projekte alle abzuschließen und kann sagen: Da ist noch einiges zu tun. Da steht zum Beispiel am 27. Juni eine Ausstellung im Jaffa Port in Tel Aviv aus, bei welcher ich mitmache und auf die ich mich schon sehr freue!

Foto Philipp im Mai 2015Ich möchte wirklich kein Projekt unfertig mit nach Europa schleppen, denn dort erwarten mich schon wieder ganz andere, auf die ich mich freue. Um sie auch wirklich genießen zu können, möchte ich frei von Altlasten sein.

Apropos andere Projekte: In 9 Tagen, also am 15. Juni, geht mein nächstes an die Öffentlichkeit. Wie du vielleicht weißt, studiere ich Film. Darin gehe ich voll auf und schätze mich glücklich, mich in so einem geilen Sandkasten (ich nenne das jetzt mal so) austoben zu dürfen. Dafür bin ich wirklich dankbar.

Dieses Glück hat nicht jeder. Dennoch weiß ich, das da draußen jede Menge Ideen und Geschichten nur darauf warten, auf die Leinwand zu kommen. Immer wieder begegne ich leidenschaftlichen, kreativen Menschen, die nur noch nicht die Chance hatten, jemandem ihr Drehbuch zum Lesen zu geben.

Da mir bewusst ist, dass die wenigsten je solch eine Chance bekommen, möchte ich dazu anregen, selbst aktiv zu werden, indem ich eine Plattform anbiete, auf der

  • ich meine Erfahrungen und mein Wissen teile,
  • ich mit Menschen aus der Filmbranche spreche, was gerade eigentlich passiert und was die Zukunft bereit hält, und
  • sich kreative Menschen vernetzen können, um ihr Herzensprojekt Wirklichkeit werden zu lassen.

Natürlich ist das nicht nur auf Filmprojekte beschränkt. Besonders in unserer vernetzten Zeit, halte ich es für angebracht, dass sich Fachbereiche vernetzen. Ich bin wirklich gespannt, wohin die Reise gehen wird, wenn dreh-mann online geht. Und ich freue mich, wenn du Teil der Reise bist!

 

In diesem Sinne: Auf bald!

 

Alles Liebe,

dein Philipp

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Handverlesen.

3 Kommentare

Antworten

  1. Hallo Philipp!

    Bei der Fülle an Gedanken weiß man ja gar nicht wo anfange.

    Am besten wohl bei Internet und Geld verdienen. Ich finde es auch schade, dass sich das in so eine Richtung entwickelt. Auf der anderen Seite kann ich es auch wieder verstehen.

    Ich verbringe so viel Zeit vor dem PC mit dem Schreiben der Beiträge und dem Koommentieren, da geht sich schon eine Teilzeitjob aus. Nur mit dem Blog verdiene ich nix und leben muss ich trotzdem von was. Ein Dilemma, was möglicherweise wirklich nur durch so etwas wie bedingungsloses Grundeinkommen gelöst werden könnte.

    Persönlich glaube ich nicht, dass die Leute dann nichts mehr arbeiten. Das beweisen in meinen Augen die vielen tollen Gemeinschaftsprojekte, wo alle mit feuereifer und ohne Bezahlung mitarbeiten wie z.b. Transition, foodsharing, kostnixladen etc.

    Ich bin schon sehr gespannt, wie es bei Dir weitergeht und vor allem wohin es Dich verschlägt!

    lg
    Maria

    • Hallo Maria,

      vielen Dank für deine Gedanken!

      Ja, das Dilemma kann ich auch verstehen. Das ist meines Erachtens auch ein Kernproblem vieler Blogger, die entweder aus Spaß angefangen haben bis es sich zu einer größeren Angelegenheit entwickelt hat, die einfach sehr viel Zeit in Anspruch nimmt (wie in deinem Beispiel den Umfang eines Teilzeitjobs), oder man tatsächlich beabsichtigt damit Geld zu verdienen. Geld ist in dieser Hinsicht negativ behaftet. Dabei empfinde ich Geld an sich gar nicht als etwas Schlechtes und habe auch kein Problem damit, wenn Blogger etwas mit ihrer Arbeit verdienen.

      Was mich tatsächlich stört, ist jede noch so kleine Dienstleistung bis hin zu “Gefallen” käuflich zu machen. Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft – das merkt man mittlerweile nicht nur in Geschäften. Mir kommt es so vor, dass sich Menschen eher voneinander entfernen, wenn jede noch so kleine Hilfe finanziell vergütet wird. Geradeso als würde Geld an der Stelle eine zusätzliche Barriere schaffen, die die Fronten verhärten lässt. Die Herzlichkeit und Güte scheint mir da verloren zu gehen. Geht das nur mir so?

      Lieber Gruß,
      Philipp

      • Hallo Philipp!

        Die Welt ist härter geworden und die Ellbogen sind heraus gestreckt. Ich finde das einfach nur furchtbar, wenn Menschen so miteinander umgehen.

        Ich denke das ist viel auf den Druck von oben in der Arbeitswelt zurück zu führen. Ist der Druck zu stark, dann fangen die Menschen an sich gegenseitig zu beißen (so ähnlich wie Hennen, die zu wenig Platz im Stall haben)

        Ich finde das voll schade und hoffe, dass die vielen gemeinnützigen Initiativen da ein Umdenken erreichen können.

        lg
        Maria

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert