Während der letzten sieben Wochen des vergangenen Jahres hatte ich es mir zum Ziel gesetzt, sieben ganze Bücher zu lesen. Wie es lief, was es gebracht hat und ich gelernt habe, erfährst du hier.

Eins vorweg: Ich habe es nicht geschafft, meine sieben mir zum Ziel gesetzten Bücher binnen sieben Wochen fertig zu lesen. Aber darum ging es auch nie.

Worum es ging

Natürlich ist es großartig, wenn man sich ein Ziel setzt und dieses erreicht. Ein äußerst zufriedenstellendes Gefühl. Das Ziel war jedoch nicht der Grund, weshalb ich mir diese Challenge gestellt hatte. Es ging um den Weg dorthin.

Mir war es von vornherein vollkommen egal, ob ich sieben Bücher schaffe oder nicht. Ich wollte lediglich die Gewohnheit etablieren, wieder täglich Bücher zu lesen, wie ich es als Jugendlicher tat. Ich lese natürlich ohnehin täglich, insbesondere viel im Internet. Das ist aber nicht dasselbe. Wenn ich im Internet lese, was ich nach wie vor regelmäßig tue, kann ich zwar ebenso in den Flow kommen, aber es ist anstrengender.

Das liegt einerseits an den kürzeren Textlängen, die häufiger erfordern, meine Aufmerksamkeit zu wechseln. Außerdem bedeutet Lesen im Netz stets auch Lesen am Bildschirm – und damit einhergehend Ablenkung: Während es auf Buchseiten im Grunde nur den Text und eine Seitenzahl gibt, werde ich auf Websites überhäuft mit Information. Abseits vom Text ist da nämlich noch das Interface der Website, das Interface des Webbrowsers, das Interface des Betriebssystems, die Bedienelemente des Geräts an sich und leider mittlerweile nahezu allgegenwärtig Werbung. Dass dabei hier und da noch Nachrichten aufpoppen, wird dabei fast zur Nebensache. Zum Entspannen also lieber weiterhin das Buch.

Wie es lief

Am Anfang erstaunlich gut. Die ersten drei Bücher konnte ich in wesentlich weniger als der geplanten Woche je ein Buch fertig lesen. Das hat mir einen kleinen Vorsprung verschafft. Nach dem Anfängerglück zog mir jedoch mein Leben einen gewaltigen Strich durch die Rechnung, sodass ich bei Weitem nicht so viele Seiten am Tag lesen konnte, wie ich es mir zunächst vorgenommen hatte. Denn binnen weniger Tage hatte ich Arbeit in Berlin und befand mich auf Wohnungssuche. Doch zumindest die langen Fahrtwege in der Hauptstadt liesen sich gut nutzen, wenn ich nicht gerade damit beschäftigt war, den Blick nach draußen schweifen zu lassen.

Darauf folgten die Feiertage, während derer es mir wichtiger war, Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen, als mich abzukapseln und krampfhaft weiterzulesen, nur um sieben Bücher zu schaffen. Das hat sich auch richtig angefühlt, weil es mit meiner Priorität einhergeht. Und sich von Zwängen freizumachen, trägt ohnehin zu meinem Wohlbefinden bei.

Was es (mir bei-) gebracht hat

Damit stellt sich die Frage, wozu die Challenge denn eigentlich genützt hat. Sieben Bücher habe ich zwar nicht geschafft, dafür jedoch einige andere Erfolge. Dafür ist ohne Frage auch der Druck der Challenge mitverantwortlich.

  1. Ich habe 4½ Bücher in sieben Wochen gelesen. – Das mag nicht so eindrucksvoll wie klingen, ist aber immerhin doppelt so viel, wie ich privat den Rest des Jahres gelesen hatte.
  2. Lesen ist jetzt wieder als Gewohnheit etabliert. – Mein öffentlich gestecktes Ziel mag ich zwar verfehlt haben, aber mein tatsächliches Ziel habe ich erreicht. Auch wenn ich täglich nicht 100 Seiten lese, gönne ich mir doch jeden Abend zumindest ein Kapitel.
  3. Die bessere Routine vorm Schlafen gehen. – Da ich auch gern Filme schaue, hat sich über die Jahre eingeschlichen, dass ich mir vor dem Schlafen noch einen ansehe. Das Licht des Bildschirms macht mich jedoch wacher und so bleibe ich dann nicht selten doch wesentlich länger auf, als mir lieb ist. Außerdem bekomme ich davon seltsame Träume. Bücher bieten da einen entscheidenden Vorteil: Sie beruhigen mich und lassen sich wegen der kleineren Einheiten (Kapitel, Seiten, Absätze) besser vorm Erreichen des Endes abbrechen, als das beim Filmen und Serien der Fall ist.
  4. Mehrmals lesen bringt mehr. – Ich hatte die Buchreihe nicht zum ersten Mal gelesen, einige Teile sogar bereits mehrfach. Allerdings habe ich nun in einem anderen Alter einen anderen Blick darauf und kann beim erneuten Lesen auf andere Details achten. Dabei stelle ich plötzlich fest, mit welchem Reichtum die Serie schon zu Beginn von der Autorin angelegt und über die Handlung hinweg bepflanzt wurde. Deshalb kann ich bei Büchern ebenso wie bei Filmen empfehlen, sie sich mehrfach zuzuführen.
  5. Eine neue Leseliste für das neue Jahr. – Da ich nicht als einziger an der Challenge teilgenommen habe und dazu aufgerufen hatte, die gelesenen Bücher zu teilen, habe ich eine angenehm diverse Liste mit Büchern für das neue Jahr, von denen ich einige auf meine eigene Leseliste gesetzt habe.

Was gelesen wurde

Eine Liste aller mir bekannten Teilnehmenden hatte ich ja bereits im Aufruf auf meinem Blog veröffentlicht. Doch welche Bücher wurden letztlich tatsächlich gelesen?

Das Schöne an einer Lesechallenge zwischen mehreren Menschen ist, dass jeder Mensch einen anderen Geschmack hat und deshalb eine wunderbar vielfältige Leseliste dabei herauskommt. So habe ich von einigen Büchern erfahren, die sonst nie mein Bewusstseinsfeld erreicht hätten.

Hier ist die komplette Aufstellung als Inspiration für deine nächsten Bücher in alphabetischer Reihenfolge nach Titel (ggf. ist die Rezension der Lesenden verlinkt):

Wie es weitergeht

Auch im neuen Jahr möchte ich wieder mehr lesen, weiß aber auch, dass ein weniger sportliches Ziel als während der Challenge realistischer ist. Phasen, in denen man weniger zum Lesen kommt, werden hier und da immer mal wieder dazwischenfunken. Deshalb ist mein heuriges Ziel für das gesamte Jahr, 30 Bücher zu lesen. Neben Romanen und Büchern, die intensiver Aufarbeitung bzw. Auseinandersetzung benötigen, sind dieses Jahr erstmals auch Comics und Graphic Novels dabei. In diesem Sinne: Auf ein vielseitiges Lesejahr!

Wie ist dein Leseverhalten? Setzt du dir diesbezüglich Ziele? Und welche Art von Büchern verschlingst du am meisten? Teile es gern in einem Kommentar.

Alles Liebe
Philipp