Als ich im Mai von Israel nach Deutschland zurückkam, war ich nahezu im Rauschzustand von all der Flora in Europa. Wo ich auch hinblickte, erblühte alles in strahlendem Grün. Doch dieser Eindruck täuscht leider.
Freilich kam ich auch schon in Israel in den Genuss von Frühling. Denn nachdem es im Winter reichlich regnete, ergrünte sogar die Wüste für ein paar Wochen. Das war allerdings kein Vergleich zu dem, was mich in Deutschland erwartete.
Wo ich auch hinschaute: Alles blühte und grünte – egal ob in den Städten oder auf dem Land. Alles war grün, grün, grün. Leider gilt das nach wie vor nicht für den Umgang mit unserer Umwelt. Denn wenn ich dann doch mal etwas genauer hinschaue, stelle ich schnell fest, dass neben der Farbe Grün, auch noch kahl geschlagene Wälder, Monokulturen und gespritzte Felder dominieren.
Monokulturen sind zwar kurzfristig gesehen effizienter, weil größere Flächen einfacher maschinell bearbeitet werden können und sich die Nutzpflanzen vorhandene Nährstoffe nicht mit von Agrarwirten unerwünschten Pflanzen teilen müssen, sind als Ökosystem jedoch höchst fragil. Selbstverständlich sind sie auch bei Tieren sehr beliebt, denn die finden ein riesiges Lager an Körnern und Samen vor. Gleichermaßen breiten sich in Monokulturen Krankheiten schneller aus und machen flächendeckend die Ernte zu Nichte.
Um dem vorzubeugen, werden bereitwillig Chemikalien eingesetzt. Die wirken sich jedoch nicht nur positiv aus. Tiere können natürlich nicht unterscheiden, ob ein Feld gespritzt wurde oder nicht und gehen so jämmerlich zu Grunde, sei es wegen toxischer Stoffe im Organismus oder der Bildung von Krebsgeschwüren, die durch die chemische Behandlung ausgelöst werden. So wird das Insektensterben gefördert und damit verbunden ein Artenrückgang insgesamt, der sich wiederum auf unsere gesamte Umwelt auswirkt und uns Menschen vor ernsthafte Probleme stellt.
Ich finde es anmaßend von uns Menschen, zu meinen, die ganze Welt gehöre uns und wir könnten mir ihr machen, was wir wollen. Warum können wir nicht teilen? Bei all den Lebensmitteln, die wir täglich verschwenden, könnten wir doch auch locker ein paar Körner an die Tierwelt abdrücken. Außerdem helfen sie uns ja auch, beispielsweise bei der Bestäubung von Blüten.
Klar können wir versuchen, alle Pflanzen per Hand zu bestäuben oder Technologien zu entwickeln, die die Arbeit von Insekten in der Natur übernehmen. Aber eine nachhaltige Lösung ist das nicht, denn sie wird uns immer von stark begrenzten Ressourcen abhängig machen. Langfristig klüger wäre da ein Schritt Richtung Natürlichkeit.
Auch wenn es womöglich schon wieder in Vergessenheit geraten ist, war die kontroverse EU-Entscheidung, den Einsatz von Glyphosat weiterhin zu gestatten, erst vor wenigen Monaten. (Nein, ich vergesse nicht so schnell, Herr Schmidt. Und das Internet noch viel weniger!) Zum Glück besteht die Welt nicht nur aus Schlechtigkeit und deshalb gibt es momentan Versuche in der Schweiz und dem Vereinigten Königreich, um zu untersuchen, ob die geplante Pflanzung von Wildpflanzen den Bedarf an Pestiziden womöglich reduzieren könnte.
Was wir zumindest schon mal ohne die Bekanntgabe der Ergebnisse wissen, ist, dass diverse Systeme in der Regel widerstandsfähiger sind. Das gilt für Demokratien wie Ökosysteme. In diesem Sinne:
Bleibt divers.
Alles Liebe,
Philipp