Vergeudung öffentlichen Raums

Werfe ich einen Blick aus unserem Büro hinein in die Innenhöfe, die uns umgeben, schockiert mich derer Anblick: Alles steht mit Autos voll. Zugegebener Maßen finde ich ohnehin die wenigsten Autos hübsch anzusehen. Am meisten stört mich jedoch, wie viel Platz durch diese Schrottkarren belegt wird.

Zumindest einmal in der Woche werde ich auf Arbeit gefragt, ob Hinz oder Kunz sich auf einen unserer Parkplätze stellen dürfe, das sei dringend nötig. Ehrlich gesagt habe ich darüber nie einen Überblick. Es gehen täglich so viele Menschen in unserer Filiale ein und aus… Und da ich selbst kein Auto besitze, interessieren mich Parkplätze nicht im Geringsten. Allerdings rege ich mich gern über sie auf.

Denn egal, wo ich in einer deutschen Stadt langlaufe oder mit Rad fahre, begegne ich geparkten Karosserien, obwohl es gesetzlich verboten wurde, oft genug auf Fahrradwegen. Am liebsten würde ich dann beim Vorbeifahren den Spiegel abtreten, lasse es aber bleiben, weil es mir um die Ressourcen zu schade wäre und eine solche Selbstjustiz nicht rechtens. Hin und wieder ziehe ich jedoch in Erwägung, das illegal geparkte Auto zu fotografieren und schließlich anzuzeigen. Das würde mich zwar recht viel Zeit kosten, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, wie die Menschen, die ihre Autos achtlos dort abstellen, es lernen werden.

Unabhängig davon stellen Parkplätze eine rare Ressource dar. Nicht etwa, weil es davon kaum welche gäbe, sondern schlichtweg, weil noch mehr Autos auf den Straßen unterwegs sind. Dabei fährt der Großteil der Metallklotze eben nicht und darin sehe ich ein großes Problem: Wieso ist es überhaupt erlaubt, dass Menschen ihr derart großes Eigentum für mehrere Stunden oder gar Tage einfach irgendwo in der Stadt abstellen? Könnten wir mir all dem Raum nicht viel besseres anfangen?

Meine Idee der Zukunft in einer Stadt bestünde ironischer Weise darin, Parkhäuser verstärkt zu nutzen, aber eben nicht nur zum Parken, sondern allem voran zum Laden autonom fahrender elektrischer Autos. Per App ruft man sich eins, wenn man es benötigt. Im Anschluss fährt es direkt weiter zur nächsten Kundschaft, sodass es außer zum “Auftanken” nicht sinnlos in der Gegend zu stehen braucht. Maximale Nutzung von möglichst wenigen Ressourcen halte ich für wesentlich effizienter. Und wir erhielten massiv viel derzeit brachliegenden Raum in Städten zurück, den wir schließlich neu gestalten könnten.

In Berlin wird besonders deutlich, wie unterschiedlich sich öffentliche Räume entwickeln können, weil man anhand des öffentlichen Nahverkehrs noch sehr klar erkennen kann, wo einst die innerdeutsche Grenze die Stadt teilte. In Ost-Berlin wurde wesentlich mehr Wert auf die Öffis und deren Infrastruktur gelegt, wohingegen im Westen die Straßen auf den Individualverkehr ausgerichtet wurden. Ein Wandel wäre also durchaus denkbar. Es bedarf nur den politischen Willen. Doch gibt es den an dieser Stelle, wo doch die Automobilindustrie so viele Arbeitsplätze sichert?

Wie stehst du zu innerstädtischen Parkplätzen? Notwendiges Übel oder Platzverschwendung? Welche Ideen fallen dir, wie man es besser lösen könnte? Schreib sie gern in die Kommentare.

Alles Liebe
Philipp

6 Kommentare

Antworten

  1. Guten Morgen Philipp,
    was für ein nervaufreibendes Thema… :-D
    Die Parkplatzsituation… ja… es ist in Großstädten wirklich nicht immer einfach einen Parkplatz zu finden. Ich kann es aus Sicht des Autofahrers auch verstehen, dass man genervt ist und möglichst nahe am eigentlichen Ziel möglich ist. Nichts desto trotz entschuldigt dies in keiner Weise das Parken auf Fahrrad- oder Fußwegen, in Kurven auf abgesenkten Bordsteinen, sodass Rollstuhlfahrer/Kinderwagen/etc. nicht mehr über die Straße kommen. Ich kann mich immer wieder bestens über diese Falschparker aufregen. Wir haben uns sogar angewöhnt, ebendiese auch direkt darauf anzusprechen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Allerdings sind wir hier noch nie auf Einsicht gestoßen. Egoismus scheint in Mode zu sein.
    Ganz besonders liebe ich auch diejenigen, die rein aus Bequemlichkeit auf den Fuß-/Fahrradweg fahren und halten/parken, nur weil es dichter ist, obwohl 50m weiter ein regulärer, offiieller Parkplatz wäre! Leider sind die Strafgebühren, Verwarngelder, Bußgelder, wie auch immer man es betitelt, nicht schmerzhaft genug…
    Was das Prinzip des wenig ruhenden Fahrzeugs angeht… wenn auch nicht autonom und nicht unbedingt elektrishc, gibt es dieses Prinzip ja bereits in Form des Carsharing (kann ich übrigens wärmstens empfehlen!). Fahrzeug für die gewünschte Dauer reservieren, nutzen, und wieder abstellen. Keine Probleme mit TÜV, Steuern, Versicherung, etc. Garagen- oder Parkplatzgebühren vor der Haustür entfallen, da die Carsharing Autos ihre festen Parkplätze haben (Wobei es auch hier schon erweiterte Konzepte gibt, dass das Auto nicht zum Ausgangsort zurück muss…). Aber auch hier siegt leider oft die Bequemlichkeit… Es ist doch einfacher jederzeit zu wissen ein Auto vor der Tür zu haben und jederzeit, wenn man wollte, losfahren zu können; ohne vorher ein Fahrzeug zu reservieren/buchen, erst schauen zu müssen, welches Fahrzeug gerade verfügbar ist, etc. (Wir hatten noch nie den Fall, dass wir kein Fahrzeug bekommen haben, wenn wir eines brauchten)….
    Und wenn wir ganz ehrlich sind… insbesondere in Großstädten brauchen wir Autos eigentlich gar nicht. Mit den Öffis oder gar Fahrrad ist man oft viel schneller (und stressfreier) am Ziel, als mit dem Auto durch den Stadtverkehr, mit Stop and Go, etc.
    Lieben Gruß aus Hannover,
    Nicole

    • Hallo Nicole,

      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar!

      Tatsächlich kann ich Radfahrende ebenso wenig in Schutz nehmen. Erst heute fuhr fast jemand mit dem Rad in mich hinein: Die Ampfel für mich kreuzende Radfahrende war rot, also bog besagte Person auf dem Bürgersteig ab, ohne darauf zu achten, ob womöglich jemand um die Ecke oder aus einem Hauseingang kommt. Idioten gibt es überall und manchmal ist man (zumindest ich) auch selbst einer. ;)

      Carsharing nutze ich auch, allerdings sehr unregelmäßig, denn ein Auto benötige ich nur äußerst selten. Außerdem stresst es mich ungemein, selbst zu fahren. Günstiger als ein eigenes Auto ist das auf jeden Fall. Vor der Pandemie gab ich zwar auch jährlich über 2000€ im Jahr für Zugfahrten aus, aber mit Auto hätte ich da gerade mal über fünf Jahre hinweg die Anfangsinvestition gestemmt. Laufende Kosten sind da noch nicht dabei. Außerdem kann ich mich im Zug auf wichtigere Dinge konzentrieren und mir die Füße vertreten, während ich trotzdem vorwärts komme. :)

      Gelegentlich höre ich bei solchen Diskussionen, dass der geringe Stressfaktor in Öffis angezweifelt wird. Doch meines Erachtens spielt da auch die persönliche Einstellung eine wesentliche Rolle: Du was lasse ich mich aus der Ruhe bringen? Alles, was auf den Gleisen geschieht ist höhere Gewalt, Staus auf Straßen ebenso. Beim Autofahren habe ich allerdings wirklich oft Angst vor brenzligen Situationen, weil so viele Menschen am Verkehrsgeschehen beteiligt sind.

      Lieber Gruß aus Berlin
      Philipp

  2. Auch hier in Dortmund ist alles zugeparkt. Hier im Wohnviertel fahren die Autofahrer nach Feierabend ewig herum, bis sie einen Parkplatz gefunden haben. Immerhin gibts jetzt einen ersten Test, um was zu verändern: Die Liefer-LKWs verfrachten ihre Ware an den Innencity-Rand in große Container. Von da aus geht es für die Paketdienste mit Lasten-Fahrrädern in die direkte City weiter.
    Warum können zumindestens nicht mal die ihr Auto abschaffen, die ohnehin nur 1 oder 2 x in der Woche im fußläufig entfernten Supermarkt einkaufen? Ich begreife es nicht. Die Supermärkte liefern nach Hause(!), es gibt hier im Umkreis von 1 km mindestens 9 Carsharing-Autos (nur von einer Carsharing-Firma). Bei Berufstätigen, die weiter weg müssen, kann ich ein eigenes Auto noch nachvollziehen. Der ÖPNV reicht so wie er hier ist, nicht aus. Hier im Ruhrgebiet leben 5 Millionen Menschen, aber der ÖPNV dümpelt immer noch vor sich hin.

    • Hallo Gabi,

      ehrlich gesagt bin ich überrascht, was den ÖPNV im Ruhrgebiet anbelangt. In einem solchen Ballungszentrum war ich davon ausgegangen, dass er gut ausgebaut sei. Um Frankfurt herum funktioniert das ja sehr gut, zumindest zwischen den größeren Städten. In den ländlichen Bereichen dazwischen empfand ich es auch dort als zu gering.

      Die Wagen von Liefer-LKWs am Stadtrand auf Lastenräder zu verteilen, wünsche ich mir schon seit Jahren! Schön, dass es bei euch endlich mal ausprobiert wird!

      Lieber Gruß nach Dortmund
      Philipp

  3. Grüße aus München,
    auch hier Parkplatzprobleme. Selbst am Stadtrand (Stadt München nicht Landkreis).
    Durch die zunehmende Verdichtung entstehen immer mehr Wohneinheiten auf weniger Grünfläche und damit auch weniger Parkflächen am Straßenrand je Grundstücksmeter für die einzelnen dort wohnenden Personen. Noch hinzukommt das Muss, wegen Bequemlichkeit jeder einzelnen Person zum Zweit- oder gar Drittauto. Da hilft auch nicht wenn jede Wohneinheit mindestens 1 Tiefgaragenstellplatz haben muss.

    Diese Regelung bedeutete z.B. für eine ältere Nachbarin, dass ihr Vermieter, Hecke , Wiese, Blumen entfernte und einen ebenerdigen gekiesten Stellplatz errichten lies. Sie selbst kann trotz Kleinwagen aufgrund der Enge der Straße, anderen parkenden Autos nicht in diesen einparken. Noch dazu weil die Firma, die es umsetzte, die Betonkante nicht ebenerdig entfernte, Nun sind die Pflanzen weg und die dicke Kiesschicht verhindert seit einem halben Jahr jegliches Wachstum. Auch hat der Garten keinen Zaun mehr, jeder meint er kann diesen Grund einfach so betreten…An der Parksituation hat sich also nichts geändert, alle Autos stehen wie zuvor auf der Straße :-D Man wundert sich nur. Grünfläche und Lebensraum / Lebensqualität wurde versiegelt! Nachhaltige Ziele dürften anders lauten.

    In München sind manche Distanzen einfach schneller per Auto zurückgelegt, da das Nahverkehrsystem immer über das Zentrum läuft. Ein zweiter verbindender Ring wird und wird nicht umgesetzt. P&R Plätze fehlen oft, sind stets wegen der rasanten Verdichtung zu klein oder werden gar abgeschafft.

    Unsere Kehrschleife der Straßenbahn zählt ebenso zur Abschaffung von Parkplätzen. Im ersten Ansatz erscheint das positiv. Es sollte ein Biotop entstehen, doch wirklich mehr Grünfläche als vorher entstand durch die Neugestaltung und Abschaffung der Parkplätze nicht. (Im Kreisinneren war immer schon Wiese.) Entstanden ist seit mehreren Jahren also nichts. Überwiegend kleine Erdhügel mit vielen großen Steinen (Kies -Schotterebene) und ein paar Grasbüschel. Ja ,das kann man jetzt Biotop nennen, also sich selbst entwickelnde, regionale Fauna ;-) Man kann aber auch sagen hier hat sich wer die Anlage einer Grünfläche eingespart. ;-) Im Gegenzug dazu parken nun die Parkplatzsuchenden aus den Vororten in den Nebenstraßen, fahren teilweise mehrmals um den Block um schließlich irgendwo noch ein Fleckchen wegen Verdichtung zu ergattern.

    Es braucht neue grüne Ansätze für mehr Lebensqualität wenn man Verdichtung zulässt. Aber das bedeutet auch eigene Veränderungen zu zulassen. Eben nicht 2-3 Autos zu besitzen, die dann überwiegend nur stehen. Ein Auto darf kein Statussymbol mehr sein. Überhaupt viele eigene Produkte sollten eher negativ bewertet werden. Extreme Stadtabgaben für das zweite oder dritte Auto… (Richtig extrem wie in Singapur 1000 Euro Strafe für fallen gelassenen Müll.) Also höher als der Anschaffungswert :-)

    Gemeinschaftssinn und gemeinschaftlich genutztes Eigentum sollte für jeden einen höheren Wert besitzen. Was bringt dieses ewige Horten in den Schränken, im Keller in der Garage? Das Ist doch eh nur unnützer Ballast, Stauraum und damit benötigte m2. M2 die jeden Monat kosten und für die man wieder längere Zeit arbeitet anstatt die freie Zeit zu nutzen.

    Es gibt schon Umsetzungen wie Leihautos, E Roller… aber auch kostenlose Umsetzungen wie Pumpipumpe aus der Schweiz. Sie würden noch dazu die nachbarschaftlichen Beziehungen fördern.

    Ich sehe aber auch solche Einsparungspotenziale darin: Wenn ich schon einkaufen fahre, kann ich doch auch den Einkauf eines Nachbarn mitnehmen und der dann in ein paar Tagen für mich. Diese einmalige Bewegung für längere Wege zu Großeinkaufszentren schadet dem Auto auch weniger als nur kurze Entfernungen.

    Noch besser ist allerdings der eh schon angesprochene Verzicht. also häufigere, kleinere Einkauf mit Rad oder zu Fuß statt des einmaligen Großeinkaufs, der nur mit dem Auto möglich ist. Ein weiterer Negativpunkt wäre auch, dass man nach solchen Großeinkaufsfahrten grundsätzlich gestresst ist. Zu lange verbringt man Zeit im Stau und in den gefüllten Läden. Zu Fuß / Rad bewegt man sich an der frischen Luft und nimmt seine Umwelt wieder bewusster wahr. Die zurückgelegten Wege bieten einen deutlichen Mehrwert.

    Dennoch erwische ich mich in der kälteren Jahreszeit immer noch häufiger zum Autoschlüssel zu greifen :-) Es wird besser, aber da ist noch viel Luft nach oben.

    • Hallo Claudia,

      aus meiner Zeit in München erinnre ich mich noch sehr gut daran, wie sehr ich Flaucher, Isarwiesen und den Englischen Garten genoss. Doch außerhalb dieser Grünzonen und der Gemütlichkeit des Stadtkerns empfand ich die Nähe zu mehrspurigen Schnellverkehrsstraßen (Innsbrucker Ring – Ich bin mir nicht sicher, ob ich den korrekten verkehrstechnischen Begriff verwende.) und Autobahnen auch oft schockierend und störend. Auch den öffentlichen Nahverkehr habe ich noch gut im Gedächtnis… Die ersten Monate bin ich meist auf Arbeit gelaufen. Das dauerte zwar eine Weile, doch ich bewegte mich an der frischen Luft, lernte die Stadt besser kennen und sparte Geld. Besonders genoss ich, wenn ich am Nockherberg die verlockenden Düfte der Brauerei vernahm. Allem zum Trotz genoss ich später noch viel mehr, mit dem Fahrrad fahren zu können, denn das ging freilich flotter.

      Schade, dass sich München in dieser Hinsicht nicht grüner entwickelt. In Berlin gibt es einige Ansätze, aber auch hier darf ich immer wieder feststellen: Es braucht Zeit. Einmal versiegelte Flächen werden so schnell nicht mehr renaturisiert. Das spielen Kosten und Profit wesentliche Rollen. Wir täten deshalb besser daran, jegliche weitere Versiegelung zu verhindern. Gab es da nicht auch ein Gesetz, was die Versiegelung weiterer natürlicher Flächen in Deutschland untersagte?

      Jetzt im Winter laufe ich, statt Rad zu fahren. Das dauert zwar länger, fühlt sich ob der Witterung aber angenehmer an. Außerdem höre ich dabei unterwegs noch ein wenig Musik oder Podcasts, was ich beim Radfahren nicht tun würde. So wird aus dem scheinbaren Zeitverlust ein Zugewinn. :)

      Lieber Gruß
      Philipp

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