Kennt ihr das? Ihr versucht bereits seit Stunden, jemanden zu erreichen, doch sowohl per Telefon als auch über die digitalen Kanäle ist nichts zu machen. Zum Ausrasten!

So ertappe ich mich das ein oder andere Mal, wenn ich ein dringendes Anliegen habe. Gleichermaßen fühle ich mich aber gelegentlich belästigt, wenn das Telefon in einem Moment klingelt, in dem ich eigentlich meine Ruhe haben möchte.

Mangels SIM Karte hatte ich in den ersten Wochen eine Handy-Diät und das sogar sehr genossen. Jetzt geht mir mein Mobiltelefon auf die Nerven, weshalb ich es meist gar nicht bei mir habe. In Folge musste ich mir schon das eine oder andere Mal anhören, wieso ich denn nicht erreichbar sei.

 

In was für einer Zeit leben wir eigentlich?!

In letzter Zeit denke ich häufiger über diese Frage nach. Durch Selbstreflexion gelange ich vor allem zu zwei Erkenntnissen:

  1. Es ist zur Selbstverständlichkeit geworden, jederzeit an jedem Ort für jedermann erreichbar zu sein.
  2. Menschen (zumindest ich) haben das Bedürfnis nach mehr Ruhe und Zeit für sich selbst.

Der erste Punkt betrifft ja sogar schon Kinder. Seitdem es die Möglichkeit gibt, jederzeit erreichbar zu sein, nutzen das besorgte Eltern natürlich besonders gern. Ich halte das zugegebenermaßen für gefährlich, wie ich hier schon geschrieben hatte. Und ich frage mich, wieso es früher auch ohne ging und heute nicht mehr.

Denn sogar beim Essen liegt das Handy heutzutage häufig neben dem Besteck, was früher als absolutes Tabu gehandelt wurde. Gleiches gilt für Verabredungen, bei denen es scheinbar nicht mehr jedem möglich ist, die Finger von der Elektronik zu lassen und bei der einen Sache, dem gerade stattfindenden Gespräch, zu bleiben. Oder auch sehr beliebt: Eben die Nachrichten prüfen während man auf dem Konzert ist, auf das man sich schon so lang gefreut hat.

Deshalb halte ich es für wichtig, mal einen Schritt zurückzutreten – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Klar gibt es Situationen, in denen es viele Vorteile bringt, erreichbar zu sein. Aber meines Erachtens überwiegen die Situationen, in welchen es mehr nützt, abgekapselt an einer Sache zu arbeiten, da jedes Telefonat und jede Nachricht nur ablenkt und man sich anschließend wieder neu fokussieren muss – insofern man das schafft, bevor es wieder klingelt.

 

Was also tun?

Für mich ist die Lösung naheliegend: Ich schalte einfach öfter ab. Dann werde ich auch nicht unterbrochen.

Mein derzeitiger israelischer Mitbewohner ist nicht sonderlich religiös, hält aber trotzdem Schabbat ein. Das heißt mit Dämmerung am Freitag Abend gibt es für 24 Stunden nicht nur keine Arbeit, sondern auch kein Handy, keinen Computer und auch sonst keine Elektronik. Stattdessen besinnt er sich auf das analoge Leben und kommt einfach nur zur Ruhe.

Ich werde es auf jeden Fall mal für mich ausprobieren. Ihr auch?