Der ein oder andere mag mitbekommen haben, dass ich seit einiger Zeit versuche, meinen Besitz zu reduzieren. Da so mancher keine Vorstellung davon haben mag, was mich dazu bewegt hat (der Titel des Artikels kommt nicht von ungefähr), halte ich meinen Blog dafür geeignet, es genauer zu erklären: Was macht Minimalismus für mich aus?
Minimalismus kann man in vielen Bereichen antreffen: Musik, bildende Künste, Architektur oder eben auch als Lebensstil. Eins haben sie aber alle gemein: Man konzentriert sich auf das Wesentliche – alles, was überflüssig erscheint bleibt außen vor. Bei Architektur können das beispielsweise Verzierungen ohne Funktion sein. So viel zur generellen Idee.
Übertrage ich diesen Ansatz auf mein eigenes Leben, fange ich automatisch an, viele meiner Gewohnheiten zu hinterfragen, unter anderem materiellen Besitz. Ich schaue viele Filme und weiß, dass in Zukunft noch jede Menge dazukommen werden. Ich hatte mir mal eine DVD-Sammlung aufgebaut, um Filme jederzeit wieder schauen zu können. Tatsächlich habe ich aber gar nicht die Zeit, jeden Film immer wieder zu schauen, zumal ich ja auch Filme schauen möchte, die ich noch nicht kenne. Bei jedem Umzug habe ich also meine DVDs wieder in Kisten gepackt und zur nächsten Wohnung geschleppt. Aber wozu, wenn ich sie doch gar nicht regelmäßig benutze? In Kommilitonen und Freunden (seid gegrüßt :)) habe ich freudige Abnehmer gefunden: So haben meine DVDs weiterhin einen Zweck (= Daseinsberechtigung) und ich weniger Ballast.
Selbiges gilt für Dinge, die man für einen ganz bestimmten, speziellen Zweck besitzt – also für den Fall der Fälle. Tatsächlich tritt der dann doch recht selten, wenn überhaupt, ein. Also weg damit.
“Besitz verpflichtet”, denn um jeden Gegenstand muss ich kümmern. Selbst das Loswerden von Dingen erfordert jede Menge Zeit, die ich eigentlich lieber anders verbringen würde. Deshalb überlege ich seitdem genauer, ob ich mir Dinge kaufe oder nicht.
Minimalismus wirkt sich aber auch auf nicht-materielle Angelegenheiten aus: Ich hinterfrage Tätigkeiten, Verpflichtungen und auch Beziehungen. Man kann zwar auf jeder Hochzeit tanzen, aber hat man dann auch noch Freude dabei?
Minimalistischer leben hilft mir, mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mein Leben tatsächlich bereichern, und gibt mir meine Freiheit zurück. (Stichwort: Wer besitzt hier eigentlich wen?)
Minimalist sein ist aber kein Status, sondern ein Prozess. Und mir ist wohl bewusst, dass ich an vielen Stellen weiter an mir arbeiten kann.
Magst du es auch mal probieren? Ich freue mich über deine Erfahrungen!
Wolf
10/12/2014 — 13:13
Verzierungen ohne Funktion? Auch Schönheitsempfinden kann eine Funktion sein.
Ansonsten stimme ich dir zu – wir lagern viel zu viel Zeug für “falls ich das mal brauche”.
Philipp
10/12/2014 — 19:36
Hallo Wolf,
schön, dass du mitliest und -redest!
Klar, kann schön anzusehen, auch eine Funktion sein. Allerdings sind die Geschmäcker da sehr verschieden, was als schön empfunden wird. Ich bevorzuge mittlerweile zum Beispiel freie Flächen in der Wohnung gegenüber Dekoration, weil mich letztere eher belastet als erfreut. Das muss aber jeder für sich selbst ausmachen.
Gruß,
Philipp