Wie ziehst du so um? Mit einem Möbeltransporter? Oder gar einem Lkw? Davon bin ich schon seit einiger Zeit abgekommen. Stattdessen nehme ich einfach, was schon vor Ort vorhanden ist.

Im Rahmen meiner gesamten bisherigen Umzüge, hörte ich rasch auf, jedes Mal alle Möbel mitzuschleppen. Insbesondere bei Umzügen im Ausland funktioniert das nur mit großem Aufwand. Einzelne Stücke lassen sich natürlich ganz gut mit Zügen transportieren, doch selbst innerhalb eines Landes hilft eine kurze Kopfrechnung, um zu überprüfen, ob es sich überhaupt rein finanziell lohnt, alle Möbel von einer Stadt in die andere mitzunehmen. Mietwagen etc. kosten ja schließlich auch nicht gerade wenig. Außerdem sind die wenigsten Möbel dafür gemacht, wiederkehrend auseinander- und zusammengebaut zu werden. Wenn man dann noch dazu tendiert, Möbel gebraucht zu erwerben wie ich, kostet die Neuanschaffung von Einrichtung oft ohnehin nicht so viel. So spart man sich also nicht nur Geld, sondern allem voran auch Nerven und nimmt weniger Altlasten mit in das neue Leben.

Man findet alle Ressourcen vor Ort, die man braucht, egal wo, wenn man was macht.


Andreas Welskop

Da Berlin die größte Stadt Deutschlands ist, brauche ich wohl gar nicht erwähnen, welch großen Markt an Gebrauchtmöbeln es hier gibt. Nachdem ich mir schon angewöhnt hatte, nicht alles sofort zu kaufen, was ich gerne hätte, wurde ich so manche Male überrascht, dass es dann nach etwas Wartezeit doch genau das gab, wonach ich gesucht hatte. Im Grunde eine Win-Win-Win-Situation, weil ich von günstigen Möbeln profitiere, andere Möbel loswerden, die sie nicht mehr wollen, und es unsere Welt weniger belastet, weil nicht etwas neu produziert werden und dafür natürliche Ressourcen verbrauchen muss. Alles, was man braucht, ist schon da, könnte man passender Weise zum Gebrauchtmarkt sagen.

Da Berlin die größte Stadt Deutschlands ist, brauche ich wohl auch nicht erwähnen, dass ich dafür den einen oder anderen längeren Fahrtweg auf mich genommen habe. Weniger als eine halbe Stunde ist man in der Hauptstadt im Grunde nie unterwegs. Bei Distanzen bis zu zwei Kilometern laufe ich gern einfach. Allerdings gibt es alle paar hundert Meter Kreuzungen, die mich zum Warten nötigen und ruckzuck sind 30 Minuten um. Für längere Distanzen greife ich dann doch auf Öffis zurück, denn das ist nicht nur günstiger als mit einem gemieteten Auto zu fahren, es nimmt sich auch oft zeitlich nichts.

Wer jetzt Eins und Eins zusammenzählt, kommt wahrscheinlich von selbst auf die naheliegende Lösung, für innerstädtische Möbeltransporte schlichtweg den öffentlichen Nahverkehr zu beanspruchen. Warum auch nicht? Die Fahrzeuge fahren regelmäßig und stadtweit. Fahrten damit sind recht günstig. Wenn mal ein Fahrzeug zu voll ist, wartet man einfach wenige Minuten auf das nächste. Und man muss nicht mal selbst das Fahrzeug steuern. Im Berliner Stadtverkehr ein wahre Genugtuung. Komplett unkompliziert ist es jedoch auch nicht, was diverse Gründe hat.

  1. Von Bussen wird man tendenziell nicht mitgenommen. (“Dit kannste gleich vergessen, dass ick den Schrank mitnehm’!”) Dort ist nämlich wenig Platz, der berechtigter Weise Menschen mit Kinderwägen und Rollstühlen vorbehalten ist. Wenn man also doch mitgenommen wird, gebietet sich Dankbarkeit und der Anstand auszusteigen, sobald besagte Menschengruppen den Bus nutzen wollen.
  2. Straßenbahnen eigenen sich eher für schlanke Einrichtungsgegenstände wie Lampen, Nachttische oder Stühle.
  3. U- und S-Bahnen haben viel Platz um die Eingänge herum. Allerdings ist es ungünstig, ebendiese zuzustellen.
  4. In öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es verschiedene Arten von Menschen. Manche schmunzeln, wenn sie Möbeltransporte beobachten, andere regen sich darüber auf (“Dit ist doch keen’ öffentlicher Möbelnahverkehr!”) und manche packen einfach mit an. 😌 In jedem Fall hilft eine ordentliche Portion Freundlichkeit, Humor und Ist-mir-doch-egal-was-andere-Menschen-von-mir-denken-Mentalität.
  5. Möbel sind oft schwerer als erwartet. Das fällt insbesondere dann auf, wenn man sie von einem Ort zur nächsten Haltestelle hievt. Zu zweit geht’s leichter.

Trotz aller Strapazen und Unbequemheit nehme ich diese Hürden gern auf mich, denn:

  • Ich finde es wichtig, bereits hergestellte Dinge zu weiterzuverwenden, solang sie noch funktionieren.
  • Es ist zwar bequemer, einfach etwas online zu bestellen und geliefert zu bekommen, aber bei weitem nicht so zufriedenstellend wie, wenn man es mit körperlichem Aufwand besorgt hat.
  • Ganz nebenbei lerne ich neue Ecken in Berlin kennen, von denen ich in einige mit Sicherheit nicht versehentlich gestolpert wäre.

Praktischer Weise habe ich dabei noch einige Kniffe kennengelernt, die beim Sparen mit den Öffis helfen. Eine Tages-, Wochen- oder gar Monatskarte lohnt sich nämlich oft gar nicht für mich, da ich die 50m zur Arbeit auch laufen kann. Oft gibt es auch andere Möglichkeiten, bei den Fahrkarten zu sparen – ganz legal versteht sich. Bei Einzelfahrten ist es zwar nicht erlaubt, Rück- und Rundfahrten durchzuführen, es darf also keine Haltestelle zwei Mal angefahren werden. Eine andere Route sowie bis eine Haltestelle, bevor man bei der Starthaltestelle ankommt, liegt aber im Rahmen. In zwei Stunden lässt sich das auch problemlos schaffen, die paar hundert Meter läuft man eben – jeder Schritt macht fit. Wenn man anstelle von Einzeltickets die 4-Fahrten-Tickets kauft, lohnt sich die Tageskarte übrigens erst ab der vierten Fahrt. Und bei bis zu drei (U- und S-Bahn) bzw. sechs (Bus und Straßenbahn) Haltestellen tut es auch eine Kurzstrecke.

Doch genug Spartipps für heute. Vielleicht gehöre ich ja künftig zur Abwechslung zu den Fahrtgästen, die andere bei ihren Möbeltransporten beobachten und mit anpacken, wenn nur genug Menschen diesen Beitrag lesen und sich inspirieren lassen.

Was hältst du von gebrauchten Möbeln? Und wie transportierst du sie von einem Ort zum anderen? Teile dein Wissen gern, denn davon haben alle etwas. 

Alles Liebe
Philipp

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Tagebuch einer Großstadt.