Digital die Welt retten

Das Internet ist voll von Menschen, die die Welt retten wollen – alle auf ihre eigene Art und Weise. Ehrlich gesagt glaube ich nicht daran, dass eine Person allein die Welt retten kann. Doch alle zusammen können wir auch mit kleinen Anpassungen unseres Verhaltens große Veränderungen bewirken. Hier kommt also mein Beitrag in Form von ein paar Denkanstößen, um die Welt zumindest weniger schnell gen Abgrund zu stoßen.

Womöglich fragst du dich, wieso man die Welt ausgerechnet digital retten sollte, wo es doch vielmehr Handlungsbedarf in der analogen Welt gibt. Der Grund ist recht trivial: Alles, was wir digital tun, hat Auswirkungen auf unsere analoge Welt, auch wenn uns das nicht immer bewusst ist.

Wer sich mit Minimalismus beschäftigt, fängt häufig in der analogen Welt an und beginnt zunächst physisch zu entrümpeln. Ein vergleichsweise einfacher Schritt, im analogen viel Gerümpel loszuwerden, besteht darin, analoge Medien zu digitalisieren. Wozu soll ich Zentner von Schallplatten, Kassetten, CDs, DVDs und Blu-rays zu Hause lagern, wenn ich über das Internet jederzeit Millionen von Liedern und Filmen abrufen kann? Wieso das Leben unnötig beschweren und mit Entstauben von gefüllten Regalen, Lochen, Abheften und Schreddern verbringen, wenn ich alle Dokumente der Welt auch einfach auf einem USB-Stick speichern und jederzeit mit mir tragen, oder schlichtweg von überall aus der Cloud abrufen kann?

Versteht mich nicht falsch: Ich selbst mag es digital und genieße die Vorzüge immens. Es hat aber auch Schattenseiten. Denn während wir die Wohnungen entrümpelten, luden wir auf unseren digitalen Begleitgeräten sämtliche Last in non-physischer Form ab. Und wenn ich darauf keinen Platz mehr habe, kaufe ich eben ein neues mit mehr Speicherplatz. Unbegrenzte Speichermöglichkeiten! Und immer erschwinglicher wurden sie auch noch!

Doch sind sie das wirklich? Mit Sicherheit können wir digital mehr Daten speichern, als ein einzelner Mensch sich vorzustellen vermag. Und natürlich, sind Speicher schneller, geräuschärmer, unfalltauglicher, effizienter und billiger geworden. Endlos sind die Möglichkeiten allerdings auch hier nicht, denn Speicher erfordert nach wie vor analoge Objekte, die mit den uns begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen hergestellt werden müssen. Doch wir halten gern an dieser Illusion fest und weil es so billig ist, verwendeten wir ebendiese verschwenderisch für allerlei Blödelei.

Keine Sorge, dies wird kein Aufruf gegen niedliche Tiervideos. Dafür veröffentliche ich selbst im Internet zu viel Food-Porn. Aber ich möchte einmal zu denken geben, ob es wirklich nötig ist, sämtliche Daten bis zum Nimmerleinstag aufzubewahren. Schließlich wird alles, was wir ins Internet auslagern, auf Festplatten gespeichert. Immer wenn wir auf Daten im Internet zugreifen, müssen diese Festplatten und zahlreiche Switches in Betrieb sein. Da das Internet keine Betriebsferien kennt also 24/7, was einen enormen Energieaufwand nach sich zieht.

Eine Person allein vermag gar nicht so viele Daten speichern. Doch die Menschheit insgesamt hebt wahnsinnige Mengen an Informationen digital auf und verbraucht dafür entsprechend viel Energie und Ressourcen. Zumindest in meinem Fall erachte ich es nicht als notwendig, sämtliche Kurznachrichten, die ich je verschickt und empfangen habe, inklusive multimedialen Anhängen länger als einen Monat aufzubewahren.

Und das zeigt Wirkung. Als der Speicherplatz auf meinem Handy einst aufgebraucht war, erschrak ich, als ich feststellen durfte, dass Nachrichten und beigefügte Fotos und Videos ein Viertel des Speicherplatzes einnahmen. Anno dazumal waren es circa 8GB. Rechne ich dies auf Deutschlands Bevölkerung hoch, entspräche dies 664.000TB. Das ist dann doch schon eine recht große Menge, wie ich finde. Auch hier wirkt die kritische Masse.

Natürlich ist mir meine Zeit zu wertvoll, manuell meine Chat-Verläufe durchzugehen und händisch alles zu löschen. Deshalb habe ich in meinen Messenger-Diensten eingestellt, dass die Daten nach einem Monat automatisch gelöscht werden. So brauche ich mir auch keine Gedanken mehr darum machen.

Für meine übrigen Daten nutze ich mein Ritual des Frühjahrsputzes. In diesem Sinne: Ich bin dann mal entrümpeln.

Alles Liebe
Philipp

6 Kommentare

Antworten

  1. Guten Morgen lieber Philipp,

    Wieder Mal ein Beitrag, der mich sehr zum Nachdenken bewegt. Ich gehöre nämlich leider tatsächlich zu der Kategorie Mensch, die sehr an Nachrichten hängt und aufhebt 🙈 nicht von jedem… Einige Chats werden rigoros regelmäßig gelöscht, aber andere verwahre ich inzwischen seit Jahren….
    Wünsche dir einen schönen Sonntag,
    Liebe Grüße Nicole

    • Danke, den wünsche ich dir auch!

      Jetzt interessiert mich schon, was du mit diesen Nachrichten nach so langer Zeit noch anstellst. :D

      Lieber Gruß
      Philipp

  2. Moin Philipp,
    oh ja der Datenwust der gespeichert wird, übersteigt mitlerweile jede Vorstellungskraft.
    Ich miste da auch regelmäßig aus und lösche konsequent. Macht mich irre wenn da keine Übersicht ist und sich Datenmengen türmen 😁

    Liebe Grüße!

    • Hallo Aurelia,

      Regelmäßigkeit beim Ausmisten scheint mir auch die einzige Möglichkeit, um Kontrolle über den Wust zu behalten! Mittlerweile bin ich sogar schon so weit, dass ich zwei Mal im Jahr einen Frühjahrsputz angehen möchte. Aber die Zeit…

      Lieber Gruß
      Philipp

  3. Oh cool. Ich liebe digitales Entrümpeln. Irgendwann hatte ich es gewagt und alle Messenger zu entrümpeln, außer SMS und dem Smartphone eigenen Messengerdienst. Ha, was mir da schon an W…A-Gruppen erspart geblieben ist. Ich lebe trotzdem und bekomme auch noch was von der Welt mit ;-)
    Nicht vergessen darf man auch die Unmengen an Energie, die für das Streamen drauf gehen.

    • Hallo Gabi,

      super, da bist du sogar noch einen Schritt weiter gegangen! Tatsächlich frage ich mich auch häufiger bei manchen Plattformen, ob ich sie nicht einfach löschen soll…

      Mit dem Streaming hast du Recht, dafür wird auch viel Energie verbraucht. Dabei frage ich mich allerdings, wie sich das Streaming im Vergleich zu anderen Methoden, sprich Funk-, Kabel- und Satellitenübertragung, energetisch bemerkbar macht. Und auch für die Erstellung und Benutzung von Datenträgern wie CDs, DVDs, Blu-rays et cetera werden Energie und Material benötigt. Spannend wäre hier mal ein nachvollziehbarer Direktvergleich im Sinne von: Wenn man sich mit dieser Technik ein dreiminütiges Lied anhört oder einen 90-minütigen Film ansieht, wird insgesamt so viel Energie verbraucht. Sonst lassen sie sich in meinen Augen schlecht vergleichen.

      Lieber Gruß
      Philipp

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