Ich hatte ja hier bereits geschrieben, wie sehr ich mich für vorderfüßiges Laufen interessiere und wie froh ich war, endlich mal eine Meinung von jemanden, der es selbst tut, zu hören. Und da meine Laufschuhe vom Wehrdienst bereits ausgetreten waren und mir stets Blasen verursachten, war es an der Zeit, das Experiment zu wagen. Hier ist also mein Bericht zum Vorfußlauf nach drei Monaten Testphase am Mainufer Frankfurts, in den Bergen der Sächsischen Schweiz, in den Wäldern des Vogtlandes, am Strand von Tel Aviv und auf den Straßen Jerusalems!
Vorderfüßiges Laufen? Was labert der da eigentlich?!
Falls du dich das gerade fragst, lass es mich kurz erklären: Die meisten Menschen laufen hinterfüßig, also auf ihren Fersen. Natürlich nicht ausschließlich, aber sie treten mit ihren Fersen auf. Das bedeutet aber auch, dass Fersen und Kniegelenke den ganzen Aufprall abfangen müssen. Da wirken gewaltige Kräfte, die Schmerzen verursachen können.
Das tun sie aber nicht, weil die meisten Schuhe an den Fersen gepolstert sind. Wer öfter barfüßig läuft oder rennt, kann sich vielleicht vorstellen, warum es angenehmer ist, eben nicht auf den Fersen aufzutreten. Tatsächlich hat man auch ein besseres Gleichgewicht, wenn man vorderfüßig auftritt. (Aus diesem Grund balanciert man übrigens intuitiv vorderfüßig.)
So viel zur Theorie, aber wie schaut es in der Praxis aus?
Das erste Mal
Da ich mich für ein Modell mit einzelnen Zehen entschieden hatte, gestaltete sich das erste Anprobieren im Laden meines Vertrauens etwas schwierig. Ich hatte aber schnell herausgefunden, dass es wesentlich schneller geht, wenn man langsam in die Schuhe gleitet. Paradox, aber wahr! Kaum hatte ich die Schuhe an, fühlte ich ein unbändiges Gefühl in mir. Ich wollte losrennen. Also habe ich das direkt mal ausprobiert und bin zwischen den Regalen hin- und hergerannt und -gesprungen. Dabei stellte ich schon fest, dass die Schuhe nicht einfach nur nicht an den Fersen gepolstert sind, sondern durch ihre Konstruktion den Vorfußlauf fördern. Ich musste also nicht mal extra darauf achten, nicht mit der Ferse aufzutreten. Ein tolles Gefühl!
Übung macht den Meister
Ich habe auch gar nicht lang warten wollen, die Schuhe endlich draußen testen zu können. Mir war allerdings auch bewusst, dass meine Muskulatur den Fersenlauf gewohnt war und die entsprechende Muskelgruppen für Vorfußlauf sukzessive Übung benötigten. Deshalb fing ich klein an. Es hätte allerdings ruhig noch kleiner sein dürfen. Meine gelaufene Strecke war echt nicht lang, aber meine Muskeln hatten mir zu verstehen gegeben, dass sie eine noch sanftere Eingewöhnung benötigen. Richtig ungewohnt, wenn man sonst keinen Muskelkater hat. Und dann spürt man ihn gleich mal eine Woche lang – das war heftig! Also ging ich noch einen Schritt zurück, und begann, sie im Alltag zu tragen. So wirklich bürotauglich werden sie die meisten Chefs wohl nicht finden. Aber man kann ja auch die Schuhe wechseln, wenn man dort ankommt. ;) Ich würde auf jeden Fall jedem empfehlen, die Schuhe zunächst eine Woche im Alltag zu tragen, bevor man anfängt, größere Touren zu laufen oder zu rennen. Für mich hat es sich jedenfalls ausgezahlt!
Vielseitigkeit
Wie bereits gesagt, sind sie für die meisten Büros wohl eher nichts. Aber was das Außengelände angeht, können sie in vielen Bereichen punkten. Ich komme mit ihnen sowohl im urbanen Gebiet, als auch in Wäldern, Bergen und an Stränden prima zurecht. Ersteres punktet natürlich auch, wenn man den ganzen unterwegs ist und keinen platten Füße haben möchte. ;) Man kann sie aber ebenso zum Wandern in höheren Gefilden benutzen, wenn man erfahren genug ist. Knöchelhohe Wanderstiefel bieten natürlich mehr Schutz vor eventuellem Umknicken, insofern sollte das jeder für sich entscheiden. Außerdem sind sie sehr einfach zu reinigen (ich spüle sie einfach ab) und nehmen wesentlich weniger Platz im Gepäck weg als herkömmliche Laufschuhe (von Wanderschuhen ganz zu schweigen).
Fazit
Wie man vielleicht schon ahnen kann, bin ich restlos begeistert von den Schuhen und tue mich mittlerweile sehr schwer, in anderen Schuhen anders zu laufen. Deshalb gibt es für mich in puncto Laufsport nichts anderes mehr!
Was sind deine Meinungen zum Vorfußlaufen und dem neuen Schuhwerk? Erwägenswert oder exotisch? Lass es mich wissen und teile deine eigenen Erfahrungen!
Anna-Lena
06/02/2015 — 12:06
Danke, das du darüber berichtet hast. Ich beschäftige mich schon länger mit dem achtsamen Wandern und da sind solche Tipps immer sehr nützlich. Um einfach wieder zurück zur Natur zu finden.
Liebe Grüße
Anna-Lena
Philipp
06/02/2015 — 13:04
Hallo Anna-Lena,
immer wieder gern! Dabei braucht es meiner Meinung nach aber gar keinen Wunderschuh zum achtsamen Wandern. Hauptsache man läuft damit den ganzen Tag bequem und sicher.
Alles Liebe,
Philipp