Mein Feiertagskalender

Auf den kürzesten Tag des Jahres folgt nunmehr die längste Nacht. Wenn du dies liest, geht es endlich wieder aufwärts: Die Tage werden länger. Es wird heller. Wenn das nicht mal ein Grund zum Feiern ist!

Alle Arbeitnehmenden unter uns dürften sich dabei schmerzlich der Tatsache bewusst sein, wie schlecht es heuer um die gesetzlichen Feiertage steht, weil der Großteil auf Wochenenden fällt. (Nächstes Jahr wird es übrigens auch nicht besser.) Da es in puncto gesetzliche Feiertage meines Erachtens einigen Verbesserungsbedarf gibt, halte ich mit meinen Ideen nicht an mich und präsentiere: Meinen ganz persönlichen Feiertagskalender.

Einheitlich viele Feiertage

Wo doch im Grundgesetz steht, alle Menschen seien vor dem Gesetz gleich, empfinde ich es als höchst kritisch, dass man in manchen Regionen Deutschlands in den Genuss von bis zu vier Feiertagen mehr im Jahr kommt als in anderen. Wo gilt hier gleiches Recht für alle?

Dies ließe sich jedoch recht einfach beheben, indem man die Anzahl der gesetzlichen Feiertage aller Bundesländer auf die gleiche Zahl anhebt. Dann fühlt sich auch niemand um Feiertage betrogen. Denkt man noch einen Schritt weiter, könnte man das auch europaweit einheitlich regeln.

Außerdem leben bereits andere Länder, beispielsweise Polen, vor, wie man auch mit Feiertagen umgehen kann, die auf Wochenenden fallen: Man gibt einfach den Montag danach oder den Freitag davor mit frei, sodass die Bevölkerung jedes Jahr die gleiche Anzahl an Feiertagen zur Verfügung hat.

Keine religiösen Feiertage

Ganz im Sinne der strikten Trennung von Staat und Religion halte ich es nicht für vertretbar, um der Tradition Willen weiterhin an religiösen, allem voran christlichen Feiertagen, festzuhalten. Denn dadurch entsteht eine Bevorteilung christlicher Menschen gegenüber allen anderen Religionen. Jüdisch-gläubige Menschen müssen nämlich beispielsweise für ihre Feiertage entweder ihren Urlaub nutzen oder Lohnverzicht hinnehmen, während in Deutschland alle christlich-gläubigen Menschen ganz nebenbei ihre Religion ohne Einschränkungen ausüben können.

Stattdessen halte ich es einerseits für sinnvoll, mehr Gedenktage einzuführen, um auf Probleme in der Welt aufmerksam zu machen, und mehr Tage mit geschichtlichem Bezug, um Dankbarkeit für Errungenschaften der menschlichen Gemeinschaft zu üben.

Anregungen für eine Neugestaltung

So könnte ich mir beispielsweise Feiertage über das Jahr verteilt in Deutschland vorstellen:

  • Neujahrstag – 01. Januar
    Welchen besseren Start in das Jahr könnte es geben, als einen Tag für sich und die eigenen Ziele zu haben?
  • Tag der Gesundheit – 31. Januar
    Hierbei rede ich natürlich nicht nur von physischer, sondern auch psychischer Gesundheit. Leider vernachlässigen wir beide viel zu stark.
  • Internationaler BIPOC-Tag – 15. Februar
    Ein Tag, der auf die nach wie vor systematische Benachteiligung von Schwarzen, Indigenen und People of Colour aufmerksam macht, scheint mir längst überfällig!
  • Internationaler Frauentag – 08. März
    Auch Frauen werden weltweit nach wie vor benachteiligt, auch wenn Gesetze in etlichen Ländern seit Jahren etwas anderes vorschreiben.
  • Wandertag – 21. April
    Zugegeben: Ich wandere eben gern. Warum sollte man das nicht auch gebührend feiern? Und der Frühling bietet sich als Jahreszeit schlichtweg an.
  • Befreiungstag – 08. Mai
    Zum 75-jährigen Jubiläum wurde er bereits einmalig als Feiertag eingeführt. Warum das nicht beibehalten wurde, bleibt mir schleierhaft, denn dafür sollten wir jeden Tag aufs Neue dankbar sein. Man stelle sich vor, wie die Welt heute sonst aussähe?
  • Europatag – 09. Mai
    Ein vereintes Europa stellt solch eine grandiose Idee dar, dass wir unbedingt einen europaweiten Feiertag einführen sollten, um dies gebührend zu feiern.
  • Sommersonnenwende / Sommerfest – 21. Juni
    Midsommer ließe sich meines Erachtens sogar eine Woche lang feiern, denn ganz ehrlich: Den längsten Tag des Jahres möchte man doch auch möglichst lang auskosten und dann hängt man am nächsten Tag wegen Schlafentzug womöglich ohnehin etwas durch.
  • Pride – 07. Juli
    Das wäre mal ein Statement: Sexuellen Minderheiten einen Feiertag schenken und damit womöglich noch mehr Menschen bewegen, für Gleichberechtigung auf die Straße zu gehen.
  • Barrieregedenktag – 08. August
    Bei Minderheiten werden Menschen mit Behinderung leider oft vergessen. Deshalb finde ich es nur logisch, dass wir dem als Gesellschaft mehr Raum geben, um gemeinsam an besseren Lösungen zu tüfteln und auch hier für Gleichberechtigung eintreten.
  • Weltkindertag – 20. September
    Ja, Kinder sind der größte Schatz, den es gibt. Doch leider geht es vielen Kindern nicht so gut, wie es könnte und sollte. Entsprechend darf auch hier ein entsprechender Feiertag mit politischen Veranstaltungen nicht fehlen.
  • Tag der deutschen Einheit – 03. Oktober
    Jedes Land soll ruhig einen regional bedeutsamen Feiertag behalten dürfen. In Deutschland wäre das dann wohl offensichtlich der Tag der Wiedervereinigung.
  • Der Tag der Toten – 31. Oktober
    Früher oder später betrifft es uns alle. Ehrlich gesagt empfinde ich die Feierlichkeiten zum Dia de los muertos in Mexiko eine sehr schöne Art, den Verstorbenen zu Gedenken – mit Geschichten und positiven Erinnerungen.
  • Historischer Gedenktag – 09. November
    In mehrerlei Hinsicht ist der 09. November ein historisch wichtiger Tag in Deutschland. Gründe genug also, an diesem Tag zu gedenken:
    • 1918 begann in Deutschland die Demokratie mit der Novemberrevolution.
    • 1923 scheiterte der Hitler-Ludendorff-Putsch.
    • 1938 fand die Pogromnacht statt.
    • 1989 fiel die Berliner Mauer.
  • Wintersonnenwende / Winterfest – 21. Dezember
    Endlich passieren wir den Kehrpunkt hin zu Frühling und Sommer! Da hier ohnehin in verschiedensten Kulturen und Religionen Feiertage angesetzt sind, schlage ich vor, einfach ab dem 21. Dezember zumindest 12 Feiertage einzuführen. Für viele Menschen, insbesondere in Europa, passiert an diesen Tagen geschäftlich ohnehin nichts. Alle anderen hätten sicherlich auch gern frei. Warum also nicht ein paar Tage alles herunterfahren und sich auf die Liebsten konzentrieren? Dann können auch weiterhin alle Weihnachten feiern, die das denn wollen.

Und ehe man sich versieht, ist das Jahr auch schon um und wir beginnen von vorn.

Welche Ideen hast du für Feier- und Gedenktage? Welche wünschst du dir? Welche lehnst du ab? Teile es gern in den Kommentaren.

Alles Liebe und wunderbare Feiertage

Philipp

4 Kommentare

Antworten

  1. Hallo Philipp, das ist mal ein spannender Artikel! Deine Gedanken kenne ich sehr gut. Ich konnte mit den “vorgegebenen” christlichen Feiertagen noch nie etwas anfangen. Irgendwann habe ich dann herausgefunden, was vor der Übernahme durch das Christentum gefeiert wurde, nämlich ganz klare astronomische und naturbedingte Ereignisse wie Sonnenwenden, Tag-Nacht-Gleichen, Monde, Jahreszeiten, Ernten, Blüten, Gezeiten etc pp.

    Das fühlte sich für mich sehr richtig an und seitdem feiere ich den Jahreskreis mit seinen acht Jahreskreisfesten. Das fühlt sich für mich einfach sehr stimmig an und die natürlichen Rhythmen der Natur finde ich ohnehin sehr spannend.

    Liebe Grüße!

    • Hallo Aura,

      das kann ich sehr gut nachvollziehen. Mit allen Jahreskreisfesten kann ich mich zwar nicht identifizieren, vor allem die gewählten Daten der Mondfeste erscheinen mir nicht nachvollziehbar, aber inhaltlich empfinde ich sie definitiv als selbstverständlich von den natürlichen Rhythmen vorgegeben. (Meines Erachtens zwängt sich sogar förmlich die Frage auf, weshalb der kürzeste Tag des Jahres eigentlich nicht auch der erste oder letzte Tag des Kalenders zugleich ist, aber ich möchte die Welt ja nicht schon wieder in Chaos stürzen mit meine ketzerischen Fragen…)

      Lieber Gruß
      Philipp

      • Ich finde deine Fragen sehr nachvollziehbar. Wir haben verlernt uns an natürlichen Ereignissen zu orientieren. Der Mensch braucht womöglich feste Strukturen und messbare Daten. Die Natur ist nicht immer auf den Punkt genau.

        Ähnlich auch bei den Mondfesten des Jahreskreises. Die Vollmonde/ Neumonde fallen nicht immer auf den ersten eines Monats etc. Für mich braucht es daher keine Daten. Ich schaue einfach nach draußen. Das ist es, was sich richtig anfühlt, denn die Natur kennt keine Daten. Sie kennt lediglich den Lauf der Sonne, das Wandern des Mondes, die Gezeiten des Meeres, die Winde, Temperaturen, Jahreszeiten und die Wanderbewegungen und Migrationen der Tiere und Pollen. Mehr braucht es für mich nicht zur Orientierung.

        Liebe Grüße! :-)

        • Feierst du die Naturkreisfeste dann trotzdem an den entsprechenden Daten oder eher nach deiner Beobachtung?

          Interessanter Weise kommen mir die letzten Tage ehrlich gesagt viel kürzer und dunkler vor als die vor der Wintersonnenwende. Oder liegt das daran, dass so viele Leute ihre Schwibbbögen schon aus den Fenstern genommen haben? :P

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