Einmal im Jahr, nämlich heute, besuchen die meisten Menschen in Deutschland Friedhöfe, um den Verstorbenen zu gedenken. Während es gewiss bereichernd und wohltuend für die Seele ist, dem Ableben nahestehender Menschen zu gedenken, beschäftigt mich eher eine konkrete Frage:
Was tun wir da eigentlich?
Zugegeben, dieser “Feiertag” ist mir schon länger suspekt, wie ich vergangenes Jahr bereits schrieb. Dabei ist er nicht mal religiösen Ursprungs! Der preußische König Friedrich Wilhelm III. ist nämlich für ihn verantwortlich. Und doch animiert er mich wiederholt dazu, über mein eigenes Ableben nachzudenken. Oder viel mehr: Wie möchte ich, dass anschließend mit meinen sterblichen Überresten verkehrt werden soll?
Denn so verlockend es auch ist, mir ein Monument aus Mamor bauen zu lassen, an welchem mich meine Anhänger verehren können, zwängt sich mir doch der Aspekt der Notwendigkeit auf. Minimalistisch ist das konventionelle Prozedere nämlich überhaupt nicht.
Wozu all der Hokus Pokus? Wieso noch Ressourcen nach meinem Ableben verschwenden? Wofür brauche ich einen Grabstein?
In der Realität schaut das natürlich nicht so simpel aus. Täglich sterben weltweit mehr als 153.000 Menschen. Diese ganzen Körper müssen ja auch irgendwo hin. So gern ich es auch hätte, dass ich einfach vor Ort verbuddelt würde, stehen dem sowohl hygienische, als auch rechtliche Punkte entgegen, denn bei der Verwesung entstehen Toxine, die das Grundwasser verunreinigen könnten.
Und tatsächlich ist das Bestattungsgesetz, welches Ländersache ist, ebenso verstrickt wie Gesetze für die Lebenden auch. Und irgendwo ergibt es ja auch Sinn, dass geregelt ist, wer sich um den Leichnam kümmert. Aber wieso muss es mit so viel Aufwand verbunden sein, sprich Ressourcen, Geld und Energie kosten?
- Mein Gerechtigkeitssinn sagt Ja zu Leichenuntersuchungen, das macht mich aber auch nicht mehr lebendig – auch wenn mein Tod einer unnatürlichen Ursache zu Grunde liegt.
- Eine Erdbestattung nimmt für mindestens 20 Jahre Platz in Anspruch, den man auch viel besser nutzen könnte, außerdem muss erst ein Sarg gebaut werden.
- Feuerbestattungen verbrauchen Energie für die Verbrennung und verschmutzen die Luft, der Sarg wird auch hier nicht gespart und es kommt noch die Fertigung einer Urne hinzu.
- Stichwort: Grabstein?
- Wenn ich im Ausland sterbe, wird mein Körper womöglich noch nach Deutschland transportiert.
Und all die dadurch entstehenden Kosten, sowohl finanzieller, als auch ökologischer und räumlicher Natur, werden jemandem, im Zweifel der Öffentlichkeit, auferlegt. Muss das denn sein?
Da ist natürlich noch der psychologische Aspekt: Wie verarbeitet man den Tod eines Verstorbenen? Und darüber wird meines Erachtens viel zu wenig gesprochen, gerade als sei Tod ein Tabu-Thema. Aber braucht es dafür wirklich einen Ort? Ich lebe nomadisch, setze mich für Ortsunabhängigkeit ein und finde deshalb, dass ich keinen bestimmten Ort benötige, um Toten zu gedenken. Dass kann ich von überall aus.
Darüber hinaus sagen uns von all den Abermillionen an Grabsteinen auf der Welt die Namen darauf in 99,9% der Fälle nichts. Ich denke nicht, dass ich die Welt um einen weiteren ergänzen muss. Dann sollen die Lebenden doch lieber meine Werte und Ideen behalten.
Und was das Physische anbelangt: Gräber nehmen unglaublich viel Raum in Anspruch. So viel, dass man in Jerusalem mangels Platz bereits mehr-etagige Friedhöfe (siehe Foto) baut. Ist es da nicht eine wundervolle Idee, dass meine Materie weiterhin Teil dieser lebendigen Welt ist? In Form von Pflanzen beispielsweise? Es gibt da nämlich ein relativ neues Verfahren namens Promession: Mein Körper wird gefriergetrocknet zu Granulat verarbeitet, dass dann binnen von wenigen Monaten kompostiert wird. Ich glaube, minimalistischer geht es kaum. Und gruseliger als Verbrennung ist diese Idee auch nicht.
Wie stehst du zur Bestattung? Denkst überhaupt darüber nach? Oder lässt sich das Thema kalt? Ich freue mich über Kommentare!
Alles Liebe,
Philipp