Stress im Alltag. Tag für Tag. Woche an Woche. Dann ist endlich Urlaub, aber nach Erholung fühlt es sich nicht an.

Das muss natürlich nicht so sein. Hier sind fünf Tipps, wie es besser geht.

Reisen und Urlaub sind zwei Paar Schuhe

Im Urlaub nicht verreisen?! Verrückt, oder? Tatsächlich haben Urlaub und Reisen aber nichts miteinander gemein. Urlaub heißt in erster Linie, nicht bei der Arbeit erscheinen zu können. Niemand hat jemals gesagt, dass wir währenddessen auch verreisen müssen. Warum tun wir es also trotzdem?

Weil wir sonst nicht dazu kommen – insbesondere innerhalb von festen, ortsgebundenen Beschäftigungsverhältnissen. Mit einem ortsunabhängigen Lebensstil kann man auch außerhalb des Urlaubs reisen und verspürt deshalb währenddessen womöglich gar nicht den Drang danach, in der Ferne neue Länder zu entdecken. Mit stark begrenztem Freizeitkontigent sieht die Situation hingegen ganz anders aus.

Ich kenne beide Seiten, schließlich habe ich die letzten Jahre Ortsunabhängigkeit in vollem Maße genossen und genutzt. Erst im Januar hatte ich beschlossen, es mal etwas ruhiger anzugehen und mich zur Abwechslung zumindest wieder ein Jahr am Stück an einem Ort niederzulassen. Seitdem ich alle paar Monate umzog und auch unabhängig davon viel unterwegs war, verbringe ich meinen Urlaub gern an einem Ort, vorzugsweise mit Lieblingsmenschen. Das ist auch unproblematisch, wo ich doch den Rest der Zeit ohnehin viel unterwegs bin. Letztlich soll Urlaub doch vor allem der Erholung dienen, oder? Und eine Reise kann auch alles andere als entspannt sein…

Das heißt natürlich nicht, dass ich während des Urlaubs nicht mehr reise – immerhin habe ich derzeit nur wenige Tage im Jahr, an denen ich Familien- und Freundesbesuche auf der Welt verteilt ebenso unterbringen kann, wie Reisen an mir unbekannten Orte. Praktisch, wenn sich das kombinieren lässt. Wenn nicht, ist es mittlerweile auch nicht mehr so schlimm, weil ich die beiden Konzepte von einander entkoppelt habe. Entscheidend ist für mich dabei die richtige Balance: Das gilt für Sozialpflege und Zeit für mich allein ebenso wie für den Wechsel aus Vagabundieren und Verweilen.

Aktiv entspannen

Ewig lang ausszuschlafen, am Strand rumzuliegen und sich drei Mal am Tag den Magen bis zur Erbrechensgrenze vollzuschlagen, mag ja ganz nett sein. Aber wirklich erfüllend finde ich es nicht. Entsprechend halte ich es auch nur begrenzte Zeit am Strand aus, ohne in die Wellen zu rennen oder mich anderweitig körperlich zu betätigen.

Die Kombination aus Bewegung und frischer Luft sorgt nicht nur für genügend Vitamin D und hält fit, sondern hilft mir auch bei der Erdung – also genau dem, was ich im Urlaub suche: Runterkommen, den Zirkus im Kopf abschalten und innerlich den Reset-Schalter drücken. Das klappt übrigens auch außerhalb vom Urlaub sehr gut. Wenn es also mal nicht die mehrtägige Trekking-Tour oder ein Ausflug zum Tauchen sein kann, gehe ich einfach joggen, in der Stadt spazieren oder unternehme eine kleine, spontane Runde mit dem Rad. So oder so wirkt eine ausgiebige Wanderung wesentlich entspannender auf mich als jede Flugreise mit all ihren Unannehmlichkeiten.

Glück in der Isolation

Touristische Magneten, bei denen eine Busladung die vorherige vorbeischiebt, empfinde ich als äußerst stressig. (Das mag vielleicht auch an meiner Misophonie liegen.) Zum Glück haben mittlerweile auch die jeweiligen Stadtverwaltungen erkannt, dass Menschenmassen weder phänomenalen Bauwerken, noch Naturschutzgebieten gut tun, und beginnen, den Einlass zu regulieren.

Klassische Sehenswürdigkeiten in Städten nehme ich am liebsten bei Joggingrunden mit. Dann kann man sich den Rest des Tages auf die weniger bekannten Juwelen konzentrieren, durch weniger durchflutete Straßen laufen und auf Entdeckungstour begeben.

Am entspannendsten erwiesen haben sich allerdings ausführliche Wanderungen durch die Natur, bei denen man im besten Fall keiner Menschenseele begegnet. Durch zunehmende Globalisierung und touristische Erschließung nehmen solche Möglichkeiten leider immer weiter ab. Ich rate deshalb, antizyklisch zu reisen, wann immer es möglich ist.

Außerdem sehe ich einen entscheidender Aspekt, ob man allein, zu zweit oder in einer Gruppe reist. Oft zitiert werden ja die gemeinsamen Erlebnisse auf Reisen, weshalb man nicht allein reisen möchte. Klar ist: Das schweißt zusammen, auch wenn man sich während der Reise nicht immer einig ist. Allein reisen bringt aber ganz eigene Vorzüge mit sich: Keine Kompromisse, was man unternimmt. Alleiniges Entscheidungsrecht, wie lang man an Orten verweilt. Und am wichtigsten: Die Möglichkeit, sich von allem loszusagen, das den eigenen Alltag bestimmt – inklusive der Rolle, die man unter Freunden und Familie im vertrauten Umfeld einnimmt. Allein auf Reisen kann man sich neu definieren und allem öffnen. In einer Reisegruppe funktioniert das weniger wahrscheinlich.

Keine Pläne, kein Druck

Bei aller Arbeitslast über das Jahr verteilt und all den Dingen, die wir uns stets vornehmen, ist es kein Wunder, dass unser Urlaub genauso vollgepackt ist – schließlich hat man ja sonst nicht die Gelegenheit, all die Vorhaben umzusetzen, für die im Alltag keine Zeit bleibt. Wenn wir dann noch an einen neuen Ort verreisen, ist der Drang besonders groß, diesen Ort in seiner Fülle abzuarbeiten – denn wer weiß schon, ob man im Leben überhaupt noch einmal die Chance hat, wiederzukommen?

FOMO (fear of missing out – Die Angst, etwas zu verpassen) ist das Gegenteil von Entspannung – genauso wie Arbeit, die im Urlaub ja ohnehin nicht erwünscht ist. An unbekannten Orten ist die Versuchung freilich am größten, sich die To-Do-Liste vollzupacken. Wie gehe ich also damit um?

Für mich steht während des Urlaubs Entspannung im Mittelpunkt, also möchte ich mir möglichst keinen Druck machen. Deshalb habe ich bei meinem letzten Urlaub auch von allen Quoten und Auflagen an mich selbst zwecks Ernährung und dergleichen losgelassen. Während des Urlaubs ist alles erlaubt! Außerdem habe ich bewusst keine Pläne gemacht: Einfach nur nach Israel zu reisen und zu sein, war der einzige Plan. Nichtsdestotrotz hatte ich kein einziges Mal das Gefühl, nichts mit mir anzufangen zu wissen. Im Gegenteil: Ich habe eine Menge erlebt, allerdings ohne Druck.

Natürlich erkundige ich mich trotzdem gern, welche Möglichkeiten es vor Ort gibt. Aber ich bürde mir sie nicht mehr als Pflichtprogramm auf, sondern betrachte sie als Optionen: Entweder nehme ich sie wahr oder nicht. Und wenn ich etwas wirklich möchte, kann ich ja auch jederzeit wiederkommen. Das geht heutzutage nämlich einfacher denn je.

Mach dein Ding

Tipps, wie man “richtig” Urlaub macht gibt es schier unendlich viele: Fragt man hundert Menschen, bekommt tausend verschiedene Meinungen. Sie mögen hilfreich sein oder auch nicht. Entscheidend ist, dass man den Urlaub nach den eigenen Vorstellungen gestaltet. Das ist dein Urlaub. Da halte ich es nicht für angebracht, sich von anderen vorschreiben zu lassen, wie das geht. Also mach, wonach dir der Sinn steht.

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade Stressfrei in den Urlaub. Wenn du also noch mehr Tipps für weniger Stress vor, während und nach dem Urlaub suchst, schau dir doch mal die anderen Beiträge an. Und wenn du selbst noch einen Tipps hast, kannst du ihn gern in den Kommentaren mit uns teilen.

Alles Liebe
Philipp