So hat sich #10minSM auf mich ausgewirkt

Die vergangenen vier Wochen habe ich mir eine Challenge gestellt: Maximal zehn Minuten Social Media am Tag waren das Ziel. Unter #10minSM habe ich das Ganze auf Instagram dokumentiert – so zumindest der anfängliche Plan. In der Umsetzung gestaltete sich das Ganze etwas anders. Deshalb gibt es hier einen Einblick in meine Erfahrungen sowie einen Ausblick auf die Auswirkungen der Challenge und meine damit verbundene SM-Zukunft. #punintended

Wie man das von mir kennt, hatte ich zu Beginn versucht, mit ein paar Regeln den Rahmen abzustecken. Meine Herleitung zu den Regeln gibt es zum Nachlesen hier. Hier noch mal alles in Kürze:

  • Dauer: 21.06.2018 – 18.07.2018
  • Täglich maximal 10min auf Social Media.
  • Sonntags gibt’s eine Extra-Stunde, um zu konsumieren und kommentieren, was mich im Verlauf der Woche wirklich interessiert hat.
  • Zeit kann nicht aufgespart werden.
  • Täglich EINE maximal 15-sekündige Story auf Instagram zur Dokumentation.
  • Die Story ist bei den 10 Minuten schon inklusive.
  • Soziale Medien erst nach 15:00!

Startschwierigkeiten

Wider Erwarten habe ich mich zu Beginn recht schwer getan, mit zehn Minuten auszukommen. Das hat mich arg verwundert, war ich doch lange Zeit gar nicht auf den sozialen Medien unterwegs. Das Grundproblem lag vor allem in meinen zum Scheitern verurteilten Versuchen, in die kurze Zeit möglichst alle sozialen Medien (in meinem Fall Facebook, Instagram und Twitter) unterzubringen.

Allein das Beantworten von Nachrichten nimmt schnell mehr Zeit in Anspruch und dann wollte ich ja auch noch täglich meine Erfahrungen mit einer Story auf Instagram dokumentieren. In der Folge habe ich mich in diesen zehn Minuten ordentlich gestresst und war bei einigen Nachrichten oft (zu) kurz angebunden. Ein wirklicher Dialog ist so nicht entstanden, denn ich konnte ja auch erst an darauffolgenden Tagen antworten.

Natürlich habe ich mich auch hier wieder gefragt, wofür ich mir diesen Stress eigentlich antue. Aber: Ich habe Zeit eingespart. Selbst, wenn ich nicht die zehn Minuten täglich geschafft habe, verbummelte ich weniger Zeit, als ich das ohne Limit tun würde.

Ich bin nicht allein

Zwischendurch kam auch Rückmeldung von euch. Einige haben mir von den eigenen Erfahrungen geschrieben. Da hat sich gezeigt, dass es mir bei Weitem nicht allein mit sozialen Netzwerken so geht. Und das hat freilich auch Ansporn gegeben weiterzumachen. Danke dafür! Eine andere Rückmeldung war, wen das überhaupt interessiere und warum ich es nicht einfach für mich mache. Das hat mich noch eine Weile beschäftigt und viel zum Nachdenken angeregt. (Deshalb auch danke dafür!)

Eine etablierte Erkärung meinerseits war der Druck von außen, den ich benötigen würde. Mittlerweile habe ich erkannt, dass das Quatsch ist. Bei allen anderen Belangen reicht mein eigener Ansporn ja schließlich auch aus, um Ziele zu erreichen. Warum sollte das hier anders sein? Es stimmt, dass manche Herausforderungen einfacher von der Hand gehen, wenn Druck von außen wirkt, aber dafür ist die Instagram-Gemeinschaft meines Erachtens nur bedingt geeignet. Ein Accountability-Buddy bringt da wesentlich mehr! Entsprechend werde ich künftig intensiver durchdenken, welche Challenges ich wirklich auf Instagram dokumentieren möchte. Denn ja, auch hier kann unnötig Zeit verloren gehen und ich habe schnell den Eindruck, anderen Menschen Zeit zu stehlen.

Kommunikation auslagern

Zwischenzeitlich hatte ich mal das Gefühl, dass im Internet mittlerweile alles sozial ist. Das beginnt bereits bei der kleinsten Nachricht oder sogar einem Like: Da findet Kommunikation zwischen mindestens zwei Menschen statt. Das passiert aber nicht nur auf den etablierten sozialen Netzwerken, sondern ist prinzipiell auch auf Dating-Portalen möglich. Doch macht sie das gleich zum sozialen Netzwerk? Mitnichten.

Soziale Netzwerke bilden unser reales Beziehungsnetzwerk mit Menschen ab – mehr oder weniger komplett. Interessanter Weiße empfinde ich gerade Social Media oft als unhöflich und asozial, da ich selten den Eindruck gewinne, dass sie meine echten Beziehungen nachhaltig fördern. Wo sie das durchaus tun, sind private Nachrichten. Diese simple Funktion implementieren sie alle und halten uns damit auf ihrer Plattform. Dafür braucht es sie aber im Grunde nicht, denn Messenger, E-Mails oder Anrufe wären dafür besser geeignet. Entsprechend kann ich allen nur nahelegen, die eigene Kommunikation möglichst aus den sozialen Netzwerken auszulagern.

Ganz oder gar nicht

Im Grunde sind mir Social Media überhaupt nicht wichtig. Das merke ich insbesondere, wenn sie aus irgendeinem technischen Grund nicht funktionieren: Dann nutze ich sie eben nicht und es fühlt sich sogar gut an. Dabei hat sich insbesondere die Regel, Social Media erst nach 15:00 zu benutzen, als nützlich erwiesen, denn Priority first funktioniert und ermöglicht mir einen größeren Fokus auf den Tag. So kam es des Öfteren vor, dass ich Soziale Medien aus Versehen gar nicht genutzt habe, weil ich vor 15:00 “nicht durfte” und nach 15:00 bereits so sehr vom Geschehen des Tages in Anspruch genommen und in die mir wirklich wichtigen Dinge vertieft war, dass ich sie tatsächlich komplett vergessen hatte.

Folglich hatte ich viele Tage während der Challenge, an denen ich gar nicht auf Social Media zugegriffen habe. Das hat eine Kettenreaktion an Gedanken ausgelöst. Wie einfach mein Leben plötzlich war! Keine Sorge darum, ob etwas auf dem Foto gut aussieht oder ob ich nicht doch noch etwas posten sollte. Stattdessen habe ich mich morgens einfach auf die Dinge gestürzt, die mir auch etwas bedeuten. Umso mehr ich außerhalb von sozialen Netzwerken unterwegs bin, desto produktiver werde ich.

Aber damit nicht genug: Soziale Medien produzieren ja ohnehin mehr Inhalt, als ein Mensch je konsumieren könnte. Doch je weniger ich auf Social Media agiere, desto weniger Relevantes passiert dort auch für mich. Entsprechend führt ein Verzicht auf soziale Netzwerke im Internet auch nicht dazu, wirklich etwas zu verpassen. Und wenn es dann auch noch etwas Wichtigeres im Leben gibt, werden soziale Medien ganz automatisch unbedeutsam.

Konsum vs Produktion

Das mag jetzt etwas hart klingen: Im Grunde sind Social Media nur Werkzeuge für mich. (Aber hey, ich bin ja auch nur ein Werkzeug für die Betreiber der Plattformen, denn letztlich generiere ich ihnen Profite mit meiner Nutzungszeit.) Dabei ist mir aufgefallen, dass das für mich Kritische nicht etwa die Zeit ist, in der ich etwaige Plattformen produktiv nutze, sondern die, in der ich schlichtweg konsumiere.

Bei zehn Minuten bleibt ohnehin kaum Raum für Konsum. Im Grunde habe ich meist nur Nachrichten beantwortet und das wenige, dass mich wirklich interessiert hat, auf meinen Sonntag (denn da hatte ich mir ja eine Stunde eingeräumt) verlegt. Da stellt sich freilich die Frage: Reicht dann nicht auch einfach die Stunde am Sonntag?

Im Grunde ja. Nur hat sich Sonntag als ungeschickt erwiesen, denn meist war das der Tag, an dem ich viel Zeit mit meinen Liebsten verbracht habe und entsprechend keine Zeit für Medienkonsum übrig hatte. Außerdem ist mir noch ein anderes Muster aufgefallen: Während ich an Tagen ohne Post auf meinem Blog oder den Kanälen, oft gar nicht auf sozialen Netzwerken unterwegs war, habe ich mein Zeitlimit im Grunde immer dann überzogen, wenn ich einen Beitrag veröffentlicht und auf den entsprechenden Plattformen beworben habe.

Deshalb werde ich Social Media künftig nur noch nach Bedarf einsetzen. Welcher Wochentag dann gerade ist, ist mir egal.

Was bleibt

Wie mir gerade aufgefallen ist, habe ich meine Challenge versehentlich eine Woche zu früh beendet – oder eben auch nicht. Denn es hat sich nach vier Wochen genau richtig angefühlt.

Zu viele Regeln sind Nonsens. Wo eine simple Regel vereinfachen soll, verkompliziere ich mein Leben oft mit zu vielen Regeln. Zum Glück kann ich das flexibel halten wie mein Leben.

Am Ende hat mich auch eine Minute zu viel nicht mehr gestört. Deshalb, denke ich, bin ich auf dem Weg der Besserung. Entsprechend glücklich bin ich mit dem Ausgang der Challenge!

Nun bin ich gespannt, ob ich es auch auf lange Sicht schaffe, nicht in alte Muster zurückzufallen.

Wie geht es dir mit deinem SM-Konsum? Zu viel? Zu wenig? Und wie gehst du damit um? Schreib es gern in die Kommentare.

Alles Liebe,

Philipp

4 Kommentare

Antworten

  1. Toller, spannender und erkenntnisreicher Selbsterversuch! Ich experimentiere momentan damit, ohne Instagram auf dem Handy auszukommen. Mir tut das irgendwie einfach nicht gut, obwohl mich die Bilder durchaus inspirieren. Ich frage mich woher das kommt. Aber es ist wohl zu viel. Ich bemerkte, dass ich morgens sofort ans Handy gehe um Instagram zu öffnen. Kaum hab ich die App nich mehr aufm Handy – zack – das Handy bleibt bis 11 in der Tasche. Sehr merkwürdig.

    Ich habe da noch keinen guten Weg gefunden. Denn manchmal hab ich schon das Gefühl, dass ich was essentielles verpasse und ich mag es, wenn mir jemand ein Bild oder eine Story weiterleitet, denn meistens sind es lustige Sachen.
    Momentan habe ich die App wieder vom Handy gelöscht und logge ich mich ab und zu (ca. 1-2 x pro Woche) per Browser ein. Da kann ich zwar keine Direktnachrichten lesen, aber für den kurzen Konsum reicht es alle mal.
    Ich weiß nicht, ob so eine Zeitbegrenzung den wahren Segen bringt, ich falle durch die App wieder in dieses Spielautomaten-Muster.
    Leider merke ich auch, dass es mir ohne Instagram viel besser geht. Es beeinflusst mich schlecht. Ich kann ja nicht mal Selfies und ich denke immer: Wen interessiert es, ob und was ich poste? Momentan mag ich es sogar, Geheimnisse zu haben. Wenn ich nichts poste, erfährt kein Mensch etwas davon. Das ist ein sehr reizvoller Gedanke.

    • Hallo Cloudy,

      vielen Dank für das Lob und deine Einblicke! Mir hat es tatsächlich nicht nur Erkenntnisse gebracht, sondern auch Spaß gemacht. :)

      Im Hinblick auf Instagram ist mir jetzt noch bewusst geworden, dass ich schöne Fotos viel weniger wertschätze, weil so dauernd so viele schöne Fotos hochgeladen werden. Von App auf Web mag ich hier aber nicht umsteigen, weil der volle Funktionsumfang im Web ja nicht da ist. Anders handhabe ich das bei Facebook. Abgesehen davon, dass ich es eh kaum nutze, versucht die Plattform, Handynutzer von der mobilen Website auf ihre Apps zu verlagern, was ich aber nicht möchte. Also nutze ich sie lieber nur am Laptop.

      Was die Zeit anbelangt, geht es mir gar nicht so sehr darum, sich strikt daran zu halten, sondern es zu begrenzen. In Zukunft halte ich es wohl eher so, dass ich soziale Medien möglichst nur einmal täglich öffne, um mich nicht darin zu verlieren – außer ich möchte mich bewusst treiben lassen, denn das kann ja manchmal auch recht befruchtend sein. Allerdings möchte ich das dann bewusst.

      Der Aspekt der Geheimnisse gefällt mir sehr gut! Irgendwie ist das in den letzten Jahren recht stark verloren gegangen und ich misse das Verständnis dafür bei nachfolgenden Generationen. Aber vielleicht kommt das ja auch wieder. :)

      Lieber Gruß,
      Philipp

  2. Hallo Philipp, ein spannendes Experiment von dir. Eigentlich ist die Möglichkeit, sich über Social Media zu vernetzen ja phantastisch. Allerdings habe auch ich gemerkt, dass es mich zu sehr ablenkt. Dann wurden irgendwann die Nachrichten auch nicht mehr in zeitlicher Reihenfolge gezeigt, sondern nach irgendwelche Algorithmen, die dann Twitter, Facebook und Co. sich für mich ausdachten. – Ich lebe inzwischen seit einigen Monaten komplett ohne Social Media, wie zu sehen ist, lebe ich noch ;-)
    Bei Instagram war ich allerdings auch nie aktiv. Dann auch noch immer Fotos machen war mir echt zu aufwändig.

    • Hallo Gabi,

      da hast du Recht – und irgendwie finde ich die Schattenseiten auch schade. Seltsam finde ich auch, wie stark der Anspruch zwecks Qualität gestiegen ist.

      YouTube beispielsweise war einst mal der Knaller, weil jeder die Möglichkeit hatte, Videos hochzuladen, auch wenn die Qualität nicht wie im Fernsehen war. Das war sogar ein Markenzeichen: Videos, die nicht so poliert und dafür persönlicher sind.

      Mittlerweile ist die Konkurrenz so groß geworden, dass die Plattform von Professionellen Und Agenturen dominiert wird. Womöglich liegt darin einer der Gründe, weshalb mittlerweile Instagram so beliebt ist, auch wenn dort die Werbung immer mehr zunimnt. Da kann einem die Lust schon, sich einzubringen, schon vergehen.

      Lieber Gruß,
      Philipp

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