Wasser ist rar im Nahen Osten. Entsprechend viel Bedeutung kommt einem Fluss, wie dem Jordan, zu. Doch wie lang noch?
Gar zu appetitlich sieht das Wasser im Jordan nicht aus. Trotzdem trinken es tagtäglich Millionen von Menschen. Auch ich kam schon in den Genuss. Als ich dann aber das erste Mal am Ufer des berühmt-berüchtigten Flusses stand, war ich gleichermaßen schockiert und enttäuscht.
“Das soll er sein? Dieses Rinnsal?”
Mit dieser Einsicht bin ich mitnichten allein. Seit ich in der Grundschule das erste Mal von ihm gehört hatte, habe ich mir einen reißenden Strom vorgestellt. Weit gefehlt. Früher mag er das mal gewesen sein. Oder zumindest eine Strömung gehabt haben. Heute sind von seinem ursprünglichen Volumen allerdings nur noch weniger als 15% übrig. Der winzige Prozentsatz, der dann noch ins Tote Meer tröpfelt, ist aufgrund von Verdunstung fast zu vernachlässigen. Deshalb trocknet es auch aus.
Wohin geht das ganze Wasser also? Zu großen Teilen in die israelische und jordanische Wasserversorgung. Denn beide Länder bestehen zu großen Teilen aus Wüste und weisen demzufolge äußert wenig Quellen auf oder gar größere Gewässer auf. Also zapfen beide Länder Wasser vom Fluss ab. Wer würde es nicht tun?
Krieg um die Ressourcen
Aus diesem Grund wurden übrigens bereits Kriege geführt. Im Falle des Sechs-Tage-Kriegs beispielsweise, nachdem Syrien den Wasserfluss teilen wollte, was in wesentlich weniger Wasser für Israel resultiert hätte. Die israelischen Streitkräfte setzten deswegen alles daran, sämtliche Zuflüsse unter ihre Kontrolle zu bringen – und tun das auch heute noch. Nicht ohne Grund ist sämtliches Land um den See Genezareth herum annektiert.
Dieser ist nämlich ebenfalls gefährdet. Das Naturwunder ist keineswegs ein reines Süßgewässer: Am Boden befindet sich Salzwasser, dass aufgrund der höheren Dichte und der Masse des Süßwassers darüber auch dort gehalten wird. Da für den Gebrauch aber zunehmend mehr Süßwasser entnommen wird, veringert sich die Gesamtmasse ebendessen. Falls diese eines Tages geringer als die des Salzwassers ist, vermischen sich beide, was in Salzwasser resultiert. Zwar weniger salzig, aber immer noch nicht süß.
Dies Problematik ist bekannt, weswegen berechnet wurde, wie viel Wasser entnommen werden kann, bevor eine Sperre verhangen werden muss. Generell ist genau reguliert, wer wie viel Wasser entnehmen darf. In Jordanien werden viele Dörfer bereits nur 14-tägig mit frischem Wasser beliefert, das dann reichen muss. Warum ist das in Israel nicht bereits jetzt die Regel?
Schonender Gebrauch sieht anders aus
Ja, es gibt einen Wasserkreislauf. Entsprechend verbrauchen wir Wasser nicht wirklich, sondern gebrauchen es. Sauberes, trinkbares Wasser wächst allerdings nicht auf Bäumen.
Wir Menschen sind wahrlich keine Meister im Umgang mit Geschenken. Wohin wir auch gehen, hinterlassen wir Müll. Wo wir Ressourcen gewinnen, bleiben Brachlandschaften zurück. Gewässer verschmutzen zunehmend. Meist muss erst eine Katastrophe passieren, bevor wir ins Handeln kommen. So wohl auch beim Jordan.
Der wird zwischenzeitlich für Freizeitaktivitäten wie Rafting (bestimmt ganz grandios bei seichten Gewässern!) und religiöse Zeremonien wie Taufen à la Jesus von Nazareth genutzt. Die Ufer müllen zu. Und trotzdem ist er (noch) eine Ader des Lebens in der Region. Das ganze Hula-Tal ergrünt um ihn herum.
Außerdem ist Israel Exporteur von riesigen Mengen an Früchten, Datteln eingeschlossen. In Deutschland sehe ich zunehmend öfter das Schildchen “aus Israel”. Jede Frucht, die das Land auf Luftweg verlässt, schadet nicht nur anteilig dem Klima. Mir ihr geht auch das Wasser, das dafür benötigt wurde. Und das könnte in der Natur auch anderweitig benötigt werden. Können wir das verantworten?
Auswirkungen auf die Zukunft
Israelis sehen das entspannter und sind der Zukunft wesentlich positiver gestimmt. Der Export von Früchten bringt natürlich auch Geld ins Land. Weiterhin wird viel geforscht. Bereits jetzt wird in Aufbereitungsanlagen Salzwasser verdampft und kondensiert, um Süßwasser zu gewinnen. Und wenn Israel eins hat, dann ist es Sonne.
Um das Tote Meer vorm Austrocknen zu bewahren, ist gerade ein Kanal vom Roten Meer dorthin in Planung. Ein Ko-Projekt zwischen Jordanien und Israel.
Und Vorschriften gibt es dennoch. Beispielsweise darf kein aufbereitetes Wasser für Springbrunnen und dergleichen (von denen es hierzulande im Vergleich zu Europa kaum welche gibt) verwendet werden.
Ist also Hopfen und Malz verloren? – Nein. Allerdings sollten wir gemeinsam alle achtsamer mit der Natur umgehen. Wir müssen den Wasserhahn nicht immer voll aufdrehen. Oft reicht auch weniger Wasserdruck aus. Jetzt mag Europa zwar noch viel Wasser haben, aber wer weiß, wie das aussieht, wenn die Gletscher abgeschmolzen sind? Und dann können wir ja womöglich einiges von den Wüstenstaaten lernen.
Wie gehst du mit Wasser um? Hast du womöglich Tipps zum Sparen? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Alles Liebe,
Philipp
widerstandistzweckmaessig
26/03/2017 — 16:20
Hallo Philipp!
Danke, dass Du bei diesem sehr wichtigen Punkt zu meinem Beitrag verlinkt hast. Da fallen mir doch immer wieder die Frühkartoffeln aus Israel ein.
Eigentlich hätten wir ja noch genug Lagerkartoffeln, aber es werden Kartoffeln aus Israel importiert, damit man “heurige” drauf schreiben kann.
Ökologisch ein Desaster. Nicht nur, dass die Kartoffeln in Israel bewässert werden müssen – die Problematik mit dem Wasser zeigst Du in Deinem Beitrag ausführlich auf – sondern bei uns verkommen die Kartoffeln, die gezogen, geerntet, transportiert und gelagert wurden. Also gleich ein mehrfacher Schaden für unsere Umwelt!
Super, dass Du dieses so wichtige Thema aufgreifst!
lg
Maria
Philipp
27/03/2017 — 16:55
Hallo Maria,
allein über Wasser und damit einhergehenden Problematiken könnte man wahrscheinlich einen ganzen Blog betreiben!
Kartoffeln sind hierzulande (Israel) echt günstig. Das Kilogramm kostet oft nur zwischen 0,50€ und 1,00€, da wundert es mich nicht, wie billig die auch im Ausland abgesetzt werden können. Allerdings frage ich mich, wieso es diesbezüglich noch keine Umweltsündensteuer gibt. Aber das ist wohl ein Beitrag für sich.
Lieber Gruß,
Philipp
widerstandistzweckmaessig
27/03/2017 — 18:47
Hallo Philipp!
Einige Leute (und auch ich) sind jetzt schon der Meinung, dass auch indirekte Kosten – Umweltsünden – einem Produkt zugeschlagen werden sollten.
Leider ist es total schwierig so etwas überhaupt zu beziffern und daher im Grunde nicht umsetzbar. Schade!
lg
Maria
Philipp
29/03/2017 — 15:51
Hallo Maria,
da gibt es im Grunde mehrere Möglichkeiten:
Eine wäre, die ausgestoßene Menge CO2 zu kompensieren. Solche Kompensationsprogramme gibt es zumindest bereits für Verkehrsmittel, Atmosfair beispielsweise.
Eine andere Herangehensweise wäre einer bestimmter Prozentsatz des Verkaufspreises. Dann würde bei jedem Handelsschritt der Kompensationsbeitrag fällig werden. Es bedarf lediglich eines Amts, das die Gelder entsprechend einsetzt, um auch wirklich etwas zu tun. Und man sollte einen Mindestbeitrag festsetzen, damit aufgrund des Prozentsatzes kein Preisdumping betrieben wird. Meine Devise wäre hier: Es soll dem Portemonnaies weh tun. Eine Plastiktüte für 10ct schmerzt niemanden. Im Gegenteil: Dann denkt der Konsument womöglich noch, er habe ja seinen Beitrag geleistet, dann sei das schon in Ordnung. Wenn eine Tüte jedoch 5€ kostet, überlegt sich jeder zwei Mal, ob er sie wirklich möchte.
Zusätzlich halte ich noch ein Belohnungsprogramm für sinnvoll. Die meisten Nationalsparks verlangen in Deutschland meines Wissens keinen Eintritt. In Israel ist das anders. Hier könnte den Eintritt auch beim Verlassen des Parks kassieren. Am Eingang wird lediglich überprüft, was die Besucher mit hineinnehmen. Und wenn sie all ihren Müll wieder mitbringen, bekommen sie Rabatt. Oder gar den Preis ganz erlassen, wenn sie zusätzlich den Müll anderer einsammeln.
Lieber Gruß,
Philipp
widerstandistzweckmaessig
30/03/2017 — 05:35
Hallo Philipp!
Die Müllidee beim Nationalpark finde ich ja großartig :-) Sehr genial!
Natürlich gäbe es Möglichkeiten, ganz viele sogar und weh tun sollten sie auf jeden Fall! Was ich meinte war, dass es total schwer zu beziffern wäre, weil die Sache total komplex ist.
Deine Ideen gefallen mir alle sehr gut!
lg
Maria