Einst wurden der Goldgier wegen Kriege geführt. Es war sehr rar, galt folglich als wertvoll und wurde bitter umkämpft. Eines Tages entdeckte man Erdöl und nannte es kurzerhand “Schwarzes Gold”, weil Menschen ebenso reich machte und ebenso hart umkämpft wurde und auch heute noch wird. Und schon länger beschäftigt mich nun noch ein Gold, das eines Tages zu Kriegen führen könnte: Das Weiße Gold.
Im Nahen Osten bin ich zugegebener Maßen in besonderem Ausmaß damit konfrontiert, denn besonders im Vergleich zu Europa gibt es kaum Quellen, Süßgewässer und noch dazu sehr wenig Niederschlag – von Gletschern ganz zu schweigen. Und die Lage wird sich weiter zuspitzen: Die Einwohnerzahlen steigen hierzulande kontinuierlich, gleichzeitig werden die Wasserressourcen weniger.
Umso mehr bin ich darüber erstaunt, wie verschwenderisch in Israel mit Wasser umgegangen wird. Zwar sieht man hier nur äußert selten Springbrunnen, allerdings werden fast alle Grünflächen künstlich bewässert. Und von ebendiesen gibt es hier doch überraschend viele. Ohne die zusätzliche Bewässerung wäre hier hauptsächlich Wüste.
Das war aber gar nicht immer so: Zu antiken Zeiten soll hier alles gegrünt haben. Wäre ja sonst auch ein fragwürdiges Geschenk an das Volk Israels gewesen… Dann wurden allerdings ein paar Tempel gebaut, welche gewaltige Mengen an Holz beansprucht haben. Ohne die Wälder waren alle Freiflächen der Erosion ungeschützt ausgesetzt, weshalb sich die Wüste schließlich so weit ausbreiten konnte.
In Jordanien wird zwecks Wasser immerhin ernste Politik betrieben: Die Menschen bekommen regelmäßig Wasserlieferungen (alle sieben bis zwölf Tage), mit denen sie dann auskommen müssen. Das scheint so weit auch zu funktionieren. Doch wie wird sich die Lage zukünftig entwickeln?
In Geschäften stoße ich auch hier auf in Plastikflaschen abgefülltes Wasser. Während ich in Deutschland darauf verzichte, weil ich mir mein Leitungswasser in die eigene Flasche abfülle, bin ich hier auf Flaschenwasser angewiesen, was mich echt ärgert. Je nach Region hat das Wasser ein sehr unterschiedliche Qualität. In Tel Aviv konnte ich problemlos von der Leitung trinken, hier in Jerusalem geht das nur mit Filter. Ich habe jetzt schon mehrmals zu spüren bekommen, dass es mir nach dem Trinken von Leitungswasser in Jerusalem schlecht geht. Ich kann allerdings nicht genau sagen, ob es an einer Kontamination oder dem enormen Chlorgehalt liegt.
Deshalb kann ich nur noch mal betonen, dass man sich in Deutschland glücklich schätzen kann, überall sauberes und genießbares Trinkwasser von der Leitung zu bekommen. Eigentlich würde ich gern Europa schreiben, allerdings ist mir bewusst, dass die Privatisierung der Wasserversorgung in manchen Ländern schon weiter fortgeschritten ist, als mir lieb ist. Letztes Jahr gab es diesbezüglich einige Petitionen und ich hoffe, dass sie nicht abreißen, solang private Konzerne versuchen, das Wasser der öffentlichen Hand zu entziehen. Denn was passiert dann?
Der Konzern pumpt das Leitungswasser mit Chlor voll, sodass es keiner mehr trinkt, anstatt das Wasser, dass er ohne Chlor in Flaschen abfüllt, zu kaufen. Doch warum sollte man kaufen, was es auch kostenlos gibt?
Abgesehen davon ist es ja aber auch ein Grundrecht jedes Menschen, kostenlosen Zugang zu sauberem, genießbarem Wasser zu erhalten. Nur sieht die Realität anders aus. Bereits heute gibt es Millionen von Menschen, die ebendiesen nicht haben. Momentan schmelzen die Gletscher in Europa zunehmend ab. Damit werden auch die Wasserressourcen in vielen Gebieten geringer. Mit Veränderung des Klimas kann also auch Europa eines Tages Wüstengebiet werden. Und dann könnte es auch Kriege um Wasser geben. Im Nahen Osten gab es die immerhin auch schon mal.
Gehen wir noch einen Schritt weiter: Wird vielleicht eines Tages auch saubere Luft zum hart umkämpften Gut? Das Atmen kann einem niemand verbieten, richtig? Aber wen würde das noch kümmern, wenn er die Macht hätte, es zu tun?
Es mag sein, dass ich gerade eine zu finstere Zukunft male, aber wäre es nicht gerade angesichts dieser angebracht, respektvoller, umsichtiger und dankbarer mit unseren Ressourcen umzugehen?
Was meint ihr?
Claudia
19/01/2015 — 14:05
Hallo Philipp,
so weit weg kannst Du gar nicht liegen. Wie zwingt man am Besten die Menschen sich ungünstigen Bedingungen auszuliefern? Man macht sie “süchtig” nach Bequemlichkeit und Luxusgütern. Je mehr man davon braucht um glücklich zu sein, desto mehr kann man ihnen aufhalsen. Wie weit weg sind wir noch davon? Ich sag nur Landflucht! Letzten Sommer ist mir wieder einmal aufgefallen, was für ein Glück ich habe an echt heissen Tagen am Rand der Großstadt zu leben. Ich fuhr mit dem Rad quer durch die Stadt. Solange ich am Fluss und unter Bäumen war, war es noch erträglich, doch irgendwann muss man in den sauren Apfel beißen und sich zwischen Autos und heißen Straßen durchmanövrieren. Nicht nur dass die Ampeln einen ständig zum Verweilen zwingen, nein auch die Autos rauben einem die Atemluft. Smog, Kopfschmerzen und eine gewisse Ohnmacht. Ich war froh als ich mein Ziel erreicht hatte: wieder eine grüne Oase am anderen Ende der Stadt. Frei durchatmen kann so gut tun. Man schätzt es viele selbstverständliche Dinge erst wenn man sie nicht mehr hat. Right2water ist auch ein deutliches Beispiel.
Warum zieht es uns also in diese Großstädte? Nur das bessere Netz? ;-)
Grüße Claudia
Philipp
21/01/2015 — 07:32
Hallo Claudia,
danke für deinen ausführlichen Kommentar!
Ich habe mich auch schon häufiger gefragt, warum es viele von uns in die Großstädte zieht. Ich mag es ja selbst auch ländlich, andererseits schätze ich das kulturelle Netzwerk in großen Städten. Das Leben auf dem Land hat ist für mich auch eine sehr romantische Vorstellung, denn leider sind die Menschen in jedem Fall von Energie abhängig, um die großen Distanzen zurücklegen zu können, anstatt vor Ort zu arbeiten.
Ich denke zur Zeit, dass die Landflucht ein Trend ist, der übrigens schon häufiger aufgetreten ist. Früher oder später verspüren die Menschen meiner Meinung nach das Bedürfnis nach Ruhe und mehr Natur und kehren zurück. Natürlich nicht alle, aber es pendelt hin und her.
Alles Liebe,
Philipp
Claudia
21/01/2015 — 15:32
Hallo Philipp,
Danke für Deine Antwort!
stimmt vom Landleben hat man eine sehr romantische Vorstellung. Ich glaube dass der Alltagsstress dort trotzdem nicht so spürbar ist wie in Großstädten. Vieles ist dort doch noch langsamer. Auch das Internet.
Landflucht gab es geschichtlich schon oft und Trend würde ich das jetzt nicht unbedingt nennen. Wegen der Arbeitsplätze siehe Maueröffnung. Und zurück aufs Land zum Beispiel während der Kriege.
Hat diese Einstellung zur Stadt nicht auch was mit dem Alter zu tun? In jüngeren Jahren braucht man den Trubel und die Action mehr, dann wird man irgendwie sesshafter und ständiges “Ausgehen” ist nicht mehr so wichtig. Kulturelles und Reisen übernehmen diesen Platz. Und wenn man die viel älteren Leute beobachtet, sind Modetrends, Shoppen und Theater nicht mehr wichtig. Vielerorts verkommen dann die einst super penibel gepflegten Gärten auch. Und ich denke dies ist auch gut so. Die Kräfte schwinden… Alles zu seiner Zeit.
Zum Thema Netzwerk: Vernetzt ist man ja heute auch per Internet und Mail ;-) und das funktioniert auch auf dem Land, wenn auch nicht mit der schnellsten Übertragungsrate. Homeoffice macht Landleben heutzutage einfacher möglich und mit dem Auto ist man genauso schnell in der Stadt wie wenn man mit den Öffentlichen quer durch die Stadt fährt.
Grüße Claudia
Philipp
21/01/2015 — 23:23
Gern. :)
Für mich ist die Vorstellung, ein Auto zu besitzen, keine schöne. Ich möchte es wirklich nicht. Allerdings nutze ich natürlich trotzdem, dass andere Autos besitzen, wie etwa bei Mitfahrgelegenheiten. Generell ziehe ich aber eher öffentliche Verkehrsmittel, besonders Züge vor. Leider werden gerade diese Netze in ländlichen Regionen eher ab- als ausgebaut. Darum könnte man jetzt eine Ei- oder Huhn-Diksussion führen, aber die Tatsache, dass viele Menschen auf dem Land auf Autos angewiesen sind, streite ich nicht ab. Aber ich bin gespannt, wie sich die Situation weiterentwickelt.
Ich glaube, ein Grund, weshalb Großstädte so schnelllebig erscheinen, ist, dass es dort auch mehr Ablenkung gibt, als auf dem Land – in vielerlei Formen und Farben.
Ich hatte bei der Altersfrage zuerst das Wort Tendenz im Kopf, aber in großen Städten gibt es ja nach wie vor auch ältere Menschen. Dass es anscheinend auf dem Land mehr ältere Menschen als in der Stadt gibt, ist in meinen Augen auch der Landflucht geschuldet. Aber es gibt ja auch Menschen, die schon ihr Leben lang in der großen Stadt wohnen. Ebenso kenne ich ehemalige Schulkameraden, die nach Ausbildung oder Studium direkt wieder die Großstadt verlassen haben. Auch hier stellt sich mir die Frage: Wie entwickelt sich das weiter? Ein ehemaliger Mitbewohner hatte mal die Vision, dass eines Tages alle Menschen in Großstädten wohnen und die Geisterstädte beseitigt würden, woraufhin man die entsprechende Landschaft renaturisieren könnte.
Das mit der Sesshaftigkeit ist auch so eine Angelegenheit: Wenn ich mich mit Gleichaltrigen vergleiche, bin ich eher weniger sesshaft. Andererseits gehe ich fast nie aus, weil es mir nicht wichtig ist. “Trubel und Action” habe ich durch meine Projekte. Deshalb schätze ich Ruhe sehr, ebenso wie Kultur und (quasi trivial) Reisen. Ich sehe aber noch nicht, dass ich in näherer Zukunft sesshaft werde. Ich schaue einfach mal, was passiert. Hier kannst du es auf jeden Fall nachlesen. ;)
Ich habe mich auch schon häufiger damit auseinander gesetzt, wie ich mir mein Leben im hohen Alter vorstelle. Genau kann ich das natürlich nicht sagen, aber ich möchte gesund und weiterhin aktiv bleiben. Dafür kann ich zumindest jetzt schon den einen oder anderen Grundstein legen. Und wenn ich mich umsehe, finde ich es sehr bedeutsam und inspirierend, wenn ältere Menschen aktiv bleiben. Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit dazu, wenn Krankheiten überhand gewinnen. Vieles ist aber auch reine Einstellungssache. Auch im Ruhestand kann man noch die Leben anderer Menschen bereichern – auch das eigene.
Trotz meiner IT-lastigen Vergangenheit stehen bei mir für Netzwerke die Menschen im Vordergrund. Und ich finde sowohl auf dem Land als auch in der Stadt kann das lokal prima ohne Internet funktionieren. (schrieb er ironischer Weise auf einer Plattform im Internet)
Ich bin gerade platt, wie produktiv diese Diskussion sich entwickelt. :) Danke für die Denkanstöße!
Claudia
22/01/2015 — 13:10
Eigentlich hatte ich vor egal was Du antwortest nicht nochmal zu schreiben, doch das muss jetzt noch raus aus meinem Kopf: “Ja, so geht es mir auch immer wieder wenn ich interessante Beiträge lesen. Diese Denkanstöße haben so Tretminencharakter im Kopf. Allerdings nicht bei jedem ”
Auf Deine Frage warum auch ältere Menschen gerne in der Großstadt wohnen, habe ich noch eine einfache Erklärung. Es ist die Nähe zu den Krankenhäusern, den Supermärkten und der jüngeren Familie, die ja meist in dem Alter in Städten wohnen. Das Interesse zu Fremden nimmt einfach ab, liegt wohl auch am Erinnerungsvermögen und der eigenen Mobilität. Andererseits ist vielleicht gerade der Zwang zur Mobilität für Landbewohner ein Faktor für ein langes erfülltes Leben, worauf man auch gerne behauptet Landleben wäre gesünder ;-)
Zu Deinem Ansatz des stetigen Wandels der Priorität des Wohnsitzes im Laufe eines Lebens kann ich nur ergänzen, dass der Mensch nicht wirklich ein Gewohnheitstier ist, er sucht schon die Abwechslung und das was er grad nicht hat.
Und da würde ich jetzt normalerweise weiter diskutieren über den Sinn und Zweck solcher generierten Wünsche. Immer das haben zu wollen was grad nicht da ist. Ein weiterer Gedanke schließt sich an Ob man den geeigneten Ort für sich selbst nur dann finden, wenn man die Unterschiede selbst erlebt hat? Muss der Mensch immer alles selbst erlebt haben um sich ein glaubhaftes Urteil bilden zu können?
Zu deinem ehemaligen Mitbewohner mit der Vision der Geisterstädte: Das kann ich mir aufgrund der oben geschilderten Faktoren irgendwie gar nicht vorstellen. Wäre schon eine gewagte These, die wohl eher reine Theorie bleibt. Sie dient dem Überlegen was dann aus den Gebieten entstehen würde. Welche Probleme würden auf solche Gigantenstädte zu kommen und welche Chancen ergeben sich für die Naturlandschaften. Gibt es ein “back to the roots” für die Natur oder haben wir Menschen solchen Schaden im Verborgenen angerichtet dass diese Rückkehr gar nicht mehr möglich ist? Nur so als Gedankenbeispiel: Nanoplastik oder Genmanipulation!
Nun ist aber Schluss mit Deinen ausgelegten Tretminen. Viel Spass mit meinen ;-)
Philipp
22/01/2015 — 15:52
Ich wusste gar nicht, dass es dafür einen Begriff gibt. :D Tretminencharakter – das gefällt mir!
Ich habe gerade den Großteil der Antwort gelöscht, weil es zu viel wurde. :P Es gibt so viele der Denkanstöße hier, die dazu einladen, ganze Artikel zu werden. Deshalb freue ich mich darauf, unseren Diskurs dort weiter zu vertiefen. ;)