Zeit gegen Geld – Ein gutes Geschäft?

Stundenlohn, Tagessatz, Monatsgehalt – wir alle tauschen unsere Zeit täglich gegen Geld ein. Wie gut ist der Deal? Ist er so schlecht, wie es auf den ersten Blick scheint? Und wie kann man das Prinzip noch verbessern?

Zeit ist Geld, besagt ein bekanntes Sprichwort. Ich sage auch: Geld ist Zeit. Schließlich verbirgt sich hinter allem Geld, das wir besitzen, ein gewisser Zeitaufwand, den wir investiert haben.

Ohne Zeit kein Geld

Am deutlichsten wird das, wenn wir uns ein gewöhnliches Angestelltenverhältnis anschauen: Die Angestellten bekommen für jede abgetretene Stunde eine vorher vereinbarte Menge Geld. Die Meinung, bei Selbstständigen wäre das anders, ist weit verbreitet, stimmt aber bei genauerem Blick nicht: Selbst wenn Selbstständige keinen Stundensatz, sondern projektbasiert abrechnen, überlegen sie sich vorher, wie lang sie an dem Projekt arbeiten werden und wie lang sie vom Verdienst über die Runden kommen wollen.

Und das oft gepriesene passive Einkommen? Wird eines Tages auch versiegen, wenn das, was man verkauft, nicht gepflegt wird. Davon zeugen zahlreiche Online-Kurse, die einst dazu gedacht waren, einmal geschaffen an unendlich viele Interessierte verkauft werden zu können. Nach ein paar Jahren dümpeln sie nur noch vor sich hin, weil sie niemanden mehr interessieren, wenn sie nicht mehr zeitgemäß sind.

Auch Aktien sind nichts wert, wenn das Portfolio nicht gepflegt wird.  Mining-Farmen für Kryptowährungen bedürfen ebenfalls Instandhaltung und sogar die berühmte Geldpresse will gewartet werden. Sprich: Ohne Zeitaufwand kein Geld.

Die paradoxeste Ressource der Welt

Ganz gleich, wie genau sich dieses Tauschgeschäft nun gestaltet, hat es zwei Seiten: Auf der einen ist Zeit eine quasi unerschöpfliche Ressource. Auf einen Tag folgt ein anderer und immer wieder, können wir unsere Zeit gegen Geld eintauschen. Andererseits gilt diese Unerschöpflichkeit nicht für uns Individuen, da die uns zur Verfügung stehende Zeit sehr wohl durch unser Leben begrenzt wird. Folglich ist die Menge an Geld, die wir im Tausch durch unsere Zeit “erwirtschaften” können ebenfalls begrenzt.

Zumindest war dem einst so, bis findige Menschen auf die Idee kamen, schlichtweg mehr Geld für ihre kostbare Zeit einzufordern, beispielsweise aufgrund besonderer Fähigkeiten oder äußerst vieler Verantwortung. Damit hat sich ebenfalls eine der größten Ungerechtigkeiten in der Menschheitsgeschichte zugetragen: Plötzlich soll die Zeit eines Menschen einen höheren Gegenwert als die eines anderen haben.

Gewissermaßen ist das paradox, wo wir doch weitläufig die Ansicht vertreten, dass jedes Menschenleben gleichsam wertvoll ist. Nun, da wir aber Teile unseres Lebens eintauschen,  zeigt sich, dass wir nicht unserer Überzeugung nach handeln.

Bedingungslose Gleichberechtigung

Zum Glück gibt es einen Ausweg aus der Misere: Anstatt unsere Zeit gegen eine beliebige Währung einzutauschen, könnten wir auch schlichtweg Zeit als Währung nutzen. Wie das funktionieren kann, wird in diesem Beitrag sehr anschaulich erklärt.

Jetzt stell die mal vor, wie stark das unsere Welt verändern würde. Plötzlich könnten alle Menschen auf gleicher Augenhöhe sein. Egal ob du Kinder betreust, ein Unternehmen führst oder öffentliche Toiletten reinigst: Eine Stunde ist eine Stunde. Der “Geldmarkt” müsste nicht mehr reguliert werden, denn wenn jemand stirbt, geht sein Guthaben einfach mit in die Jagdgründe. Neugeborene haben direkt ein Guthaben. Und wie sähe dann erst Überschuldung aus?

Freilich bedarf das Experimenten. Solche gibt es bereits und weitere werden folgen. Der Erfolg hängt lediglich von uns ab. Wie gehen wir mit unserer Zeit um? Und zu welchem Preis sind wir bereit, sie zu verkaufen?

Was hältst du von Zeit als Währung? Würdest du dich darauf einlassen oder ziehst du den Tausch gegen €uronen vor? Teil deine Meinung mit uns!

Alles Liebe,
Philipp

5 Kommentare

Antworten

  1. Das sind interessante Überlegungen. Tauschkreise agieren ja bereits nach diesem Prinzip. Dort wird eine bestimmte Zeit, wo man anderen hilft, jeweils gleich “vergütet”. Egal, was jemand anbietet, ob beim Rasen mähen helfen oder den Computer reparieren. Das ist durchaus so etwas wie praktische Demokratie im Kleinen. Hat was.

  2. Hallo Philipp!

    Was ich so interessant finde ist, dass so viele Leute sich “Entschädigungen” für den Job kaufen, den sie machen. Und dafür so viel Geld verbrauchen, sodass sie mehr arbeiten müssen.

    Mir ist es umgekehrt lieber. Weniger arbeiten, weniger Geld verdienen und dafür weniger ausgeben aber mehr von dem machen, was ich gerne mache.

    lg
    Maria

    • Hallo Maria,

      ehrlich gesagt war ich noch nie in der Situation, dass ich mich belohnen musste, um mich selbst für meine Arbeit zu entschädigen.

      Mir geht es da prinzipiell wie dir: Ich mag lieber mehr Zeit für die schönen Dinge zu haben. Allerdings versuche ich auch, die unschönen von vornherein zu vermeiden. :)

      Lieber Gruß,
      Philipp

Schreibe einen Kommentar zu Philipp Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert