4 Advente für eine besinnliche Weihnachtszeit

Alljährlich steht in der christlich geprägten Welt die Weihnachtssaison an. Und damit für viele eine stressige Zeit, obwohl sie doch eigentlich so besinnlich sein soll. Wie kann es also gelingen, das Jahresende entspannt zu verbringen?

Hier in Israel wird trotz der Nähe zu Betlehem statt Weihnachten Chanukka gefeiert. Insofern ist dieses Jahr eine Premiere für mich, denn ich war Weihnachten noch nie außerhalb Deutschlands, beziehungsweise feiere ich es heuer wohl zum ersten Mal nicht.

Nun frage ich mich tatsächlich, inwiefern Chanukka besinnlicher sein wird, denn meine Recherche hat ergeben, dass der in meinen Augen größte Weihnachtsstressverursacher sich auch hier bemerkbar macht: Konsum.

Das mag zunächst zusammenhangslos klingen, aber je mehr ich darüber nachdenke, desto stärker verfestigt sich der Gedanke bei mir. Schauen wir mal, was da alles zusammen kommt:

1. Advent: Deko

Lichterketten, Schwibbögen, Räuchermännchen, Adventskränze, Nussknacker, Christbaum,  für den eigentlich gar kein Platz ist, weil man ihn das restliche Jahr über anderweitig nutzt, + 1 Schmuckkollektion je Jahr, Sterne hier, regenbogenfarbener Strobo für die Fenster da. (Wie letzteres Gemütlichkeit schaffen soll, ist mir ohnehin schleierhaft.)

Fakt ist: Auch zur Weihnachtszeit gilt “weniger ist mehr”. Mehr Deko erfordert mehr Zeit bei Auf- und Abbau und auch beim Reinigen: Schließlich möchte jede Engelsfigur angehoben werden, bevor man an ihrer Stelle Staub wischt. Warum also nicht mal dezent statt Reizüberflutung?

Und man muss übrigens nicht  von jedem Weihnachtsmarkt etwas mitnehmen.

Aber was soll man dann dort?

Ja, man muss auch nicht auf jeden Weihnachtsmarkt. Und schon spart man Zeit und Stress.

2. Advent: Geschenke

Das ist natürlich ein ganz großes Thema an Weihnachten! (Übrigens auch hier zu Chanukka, denn auch da bekommen Kinder Geschenke.) Das mag vielleicht keiner zugeben, aber warum sonst sind November und Dezember die umsatzstärksten Monate im Geschäftsjahr?

Versteht mich nicht falsch, auch ich freue mich über Geschenke. Aber es gibt Grenzen.

Eigentlich haben die meisten von uns schon alles, was sie brauchen. Und deshalb scheint es auch zunehmend schwieriger, ein geeignetes Geschenk für jeden zu finden. Hinzu kommt, dass nicht jeder ein Geschenk bekommt, sondern eben eins von den Großeltern, eins Eltern, eins von den Kindern, eins von den Enkelkindern und so weiter. Das schmälert meiner Meinung nach die Freude über jedes einzelne Geschenk, weil eine Reizüberflutung stattfindet. Um jedes Jahr das Vorjahr zu übertreffen, ist häufig ein noch größeres Geschenk die Methode der Wahl. Aber wohin soll das führen, wenn man eigentlich auch schon mit dem zufrieden ist, was man hat? Zu mehr Belastung ob der zusätzlichen Güter, um die man sich nun kümmern muss?

Es geht aber auch anders:

  • Statt des “Jeder schenkt jedem etwas”-Wahns, könnte man auch zum Wichteln übergehen: Jeder schenkt einer Person etwas Bedeutungsvolles, jeder wird von einer Person beschenkt. Also hat jeder genau ein Geschenk, dem er dann aber seine ganze Freude widmen kann.
  • Statt ein Geschenk zu kaufen, könnte man auch Geschenk herstellen. Ich verschenke zum Beispiel gern selbst gebackene Lebkuchen – und bekomme auch gern welche geschenkt. Es gibt so viele Rezepte dafür und ich liebe sie!
  • Statt stundenlang nach dem richtigen Geschenk zu suchen und von einem Laden zum nächsten zu sprinten, kann man auch einfach selbst das Geschenk sein und die gewonnene Zeit gemeinsam verbringen. Was kann es Bedeutungsvolleres geben?

3. Advent: Festtagskleidung

Klar, zu besonderem Anlass möchte man schick aussehen. Die Bevölkerung Israels steht dem in nichts nach, vor allem in orthodoxen Kreisen nicht.  Aber eigentlich ist Kleidung, die man nur zu bestimmten Anlässen trägt, recht nutzlos, weil sie den Rest des Jahres nur im Schrank hängt (man denke nur an Hochzeitskleider :D). Und auch wenn sich immer noch eine andere Ansicht recht hartnäckig hält, bin ich mittlerweile der Meinung, dass es der Mehrheit egal ist, wenn man zu jeder Feier das Gleiche trägt. Warum also nicht eine Aufmachung für jeden festlichen Anlass? Dann spart man sich zumindest die Zeit, die man sonst mit der Suche für den neusten Trend zubringt. Ach ja, und die Zeit die man arbeitet, um das Geld zu verdienen, was man dafür ausgibt, auch.

4. Advent: Vorratskauf

Pünktlich vor jedem Feiertag rennen riesige Menschenmassen in die Supermärkte, um sich mit Grundnahrungsmitteln einzudecken, als gäbe es kein Morgen mehr. Das läuft hier übrigens genauso jeden Freitag kurz vor Schabbat auf dem Markt ab. JEDEN Freitag. (Und ich muss gestehen, dass es mir unglaublich viel Spaß bereitet, inmitten des Geschreis Leute zu beobachten.)

Warum tun sich Menschen diesen Stress an? Dafür kann es natürlich verschiedene Gründe geben: Etwa dass jeder noch eine Kleinigkeit vergessen hat. Oder dass man vorher zu sehr mit allen anderen Einkäufen beschäftigt war, sodass man erst kurz vor Ladenschluss bemerkt, dass der Kühlschrank zu Hause leer ist. Warum also nicht anstelle der Festtagskleidung ein paar Tage vor dem Feiertag die Grundbedürfnisse abdecken?

Das sind meine Ideen für besinnlichere Tage. Was sind eure Strategien?

Und jetzt seid ihr dran: Habt eine liebevolle, entspannte Zeit miteinander!

Euer Philipp

2 Kommentare

Antworten

  1. “Und ich muss gestehen, dass es mir unglaublich viel Spaß bereitet, inmitten des Geschreis Leute zu beobachten”

    Ach, ich lese dich so gerne!

    Heute wird in der Altstadt meines Wohnortes der Weihnachtsmarkt aufgebaut. Ich bin vorhin, von einer Erledigung kommend, sehr langsam durch dieses “Aufbau-Gewusel” geschlendert, lies mich nieder, um mit einer Katze zu spielen und lauschte den Dialogen der Aufbauenden. So gut!

    Deko habe ich keine, meine engsten Freunde erhalten ein selbstgemachtes, personifiziertes ******* (kann ich ja hier nicht einfach verraten ;-) – dies aber eher als Dankeschön für die gemeinsamen Erlebnisse in 2014 und weniger als “Weihnachtsgeschenk”, Festtagskleidung kommt mir nicht ins Haus oder in den Sinn und mein Lebensmitteleinkaufsverhalten wird sich nicht dramatisch verändern.

    Meine Strategie: Einfach nicht mitmachen. Und dort, wo einem die Teilnahme am kollektiven Weihnachtsrausch vielleicht unumgänglich erscheint (Weihnachtsfeier in der Firma, Familientreffen), die Sache mit Humor und mit nachhaltigen Geschenken & Verhalten meistern.

    Herzlich, die Frau Momo

    • Das geht runter wie Öl! Und ich kann es nur genauso zurückgeben! :)

      Humor empfinde ich immer als guten Tipp für viele Lebenssituationen. Wobei ich mich auf Familientreffen eher freue als gezwungen sehe, hinzugehen.

      Lieber Gruß,
      Philipp

Schreibe einen Kommentar zu Frau Momo Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert