Eine Woche hatte die Welt nun Zeit, zu verdauen, dass in einem der größten Länder der Welt ein rassistischer Frauenhasser zum Staatsoberhaupt und Regierungschef gewählt wurde. Ist das Ende nun nah?
Natürlich (noch) nicht. Aber es ist Grund genug, einmal darüber zu reden, welche Kräfte auf dieser Welt wirken.
Das ganze Universum, so scheint es, besteht aus Zyklen. Zumindest wird uns das weis gemacht: Die vier Jahreszeiten. Zwölf Monate im Jahr. Sieben Tage in der Woche. Tag und Nacht. Aufschwung und Depression. Leben und Tod. Menstruation.
Und auch Wahlzyklen.
Und man könnte meinen, daran sei nichts zu ändern. Doch daran glaube ich nicht.
Ich kann beispielsweise ans andere Ende der Welt reisen und habe plötzlich Frühling. Die Erde dreht sich zunehmend langsamer, was bedeutet, dass Jahre, Monate, Wochen und Tage länger werden. Ich kann die Nacht auch zum Tag machen und den darauffolgenden Tag verschlafen. Wirtschaftskrisen sind eigentlich nur dann ein Grund zum Verzweifeln, wenn man bisher an das Märchen vom ewigen Wachstum geglaubt hat. Wir müssen zwar alle sterben, allerdings beenden wir fremde Leben viel zu oft und unbedacht vorzeitig. (Und auch in puncto Menstruation gibt es Mittel und Wege, aber damit möchte ich niemandem zu nahe treten.)
All diese Zyklen sind auch keine ewig andauernde Kreisbewegung – ebenso wenig wie sich die Erde ewig im Kreis drehen wird. Alles geht vorbei. Wenn wir Glück haben, erleben wir viele Jahre, doch irgendwann folgt auf den Winter kein Frühling mehr. (Das heißt, insofern es dann überhaupt noch Winter geben wird.)
Und nun zu den Wahlzyklen.
Theoretisch dauert es vier Jahre bis erneut Wahlen stattfinden. Doch wer weiß, was bis dahin passieren wird? Vielleicht wird es eine Revolution geben. Vielleicht werden die Menschen aufwachen, feststellen, dass die Dinge nicht so laufen, wie sie sie gern hätten, erkennen, dass sie selbst dafür tätig werden müssen, um sie zu ändern. Und vielleicht tun sie es dann auch, anstatt ihre Verantwortung an andere Menschen abzugeben, die zwar laut rumposaunen, aber ihre leeren Versprechen überhaupt nicht halten können?
Ein selbstbestimmtes Leben nach den eigenen Vorstellungen beginnt in dem Moment, in dem wir selbst handeln – egal ob privat oder politisch. Alle vier Jahre drei (hoffentlich wohl bedachte) Kreuze zu setzen, ist ein essentieller Schritt. Der allein tut es aber nicht.
Es braucht den nächsten Schritt. Und den nächsten. Und den darauffolgenden. Und der beste Zeitpunkt damit anzufangen ist jetzt.
Wir schaffen das!
Alles Liebe,
Philipp
Green Bird
16/11/2016 — 12:26
So ein schöner Text! Dass sich die Menschen wachrütteln lassen, glaube ich aber nicht. Eher, dass diese Wahl einen Erdrutsch auslösen wird, den wir im Dezember auch bei uns in Österreich spüren werden.
Der Ruf nach einem Versuch hallt leider auch bei uns viel zu laut. Ob sie den Versuch in ein paar Jahren dann als gescheitert akzeptieren; da bin ich mir nicht sicher.
Liebe Grüße, Daniela
Philipp
20/11/2016 — 16:34
Hallo Daniela,
vielen Dank für deine Worte! :)
Auf die Folgen in Europa bin ich auch noch gespannt, zumal in den kommenden Monaten einige Wahlen und Entscheidungen anstehen.
Lieber Gruß,
Philipp