Neulich, als ich einen Apfel aß, kam mir mal wieder ein nur allzu vertrauter Gedanke: Es brauchte so wenig, um glücklich zu sein. Während ich genüsslich weiterkaute, kam ich ins Grübeln.
Mir schoss durch den Kopf, dass ich vieles von dem Schnickschnack, der uns von Werbung und Wirtschaft versprochen wird, gar nicht mehr haben möchte und vor allem nicht brauche, um glücklich zu sein. Minimalismus sei Dank. Ein Apfel war schon genug, damit ich zufrieden war.
Und dennoch ratterte es weiter in meinem Kopf. Den Apfel verstand ich als Sinnbild von Einfachheit. Doch ist er überhaupt noch berechtigt dazu? Ich hatte ihn zwar auf dem Markt gekauft, aber ja trotzdem keine Ahnung, woher er kommt.
In Israel ist das nicht gar so ein großes Problem, weil temperaturbedingt innerhalb der Landesgrenzen so ziemlich jedes Obst angebaut werden kann, dass es auf dem Markt zu kaufen gibt. Dafür werden hier so simple Dinge wie Haferflocken aus den USA importiert.
Das ist eigentlich gar keine Neuheit: Wir importieren Waren schon sein Jahrhunderten aus fernen Ländern. Doch der Maßstab hat sich geändert. Während es einst lediglich um Exotisches ging, das man im eigenen Land nicht anbauen konnte, gibt es heutzutage nichts mehr, dass nicht um die halbe Welt geschickt würde: Autoteile werden quer durch Europa verschickt, bis das fertige Modell dann mal im Autohaus steht. Lebensmittel umrunden die halbe Welt, bevor sie in den Kühlregalen der Supermärkte stehen.
Stichwort Supermärkte: Selbst in ländlichen Regionen ist es eine Ausnahme, regional kaufen zu können, weil die Ernte der Felder beispielsweise erst zu einem Großabnehmer transportiert wird und die Supermärkte ihre Ware Lkw-weise von riesigen Logistikzentren erhalten. Auch kleinere Läden sind da eher selten und eine Ausnahme.
Sogar der Begriff “regional” hat etwas an Bedeutung eingebüßt, denn was heißt das schon, regional? Es gibt ja keine klare Definition. Wenn man in der Nähe der österreichisch-deutschen Grenze lebt, sind Äpfel aus der Steiermark zumindest regionaler als aus Holland.
Und dann steckt hinter allem, dass wir erhalten, ja auch noch eine ganz besondere Geschichte, nämlich die der Menschen, die all ihre Arbeiten investieren, bevor wir etwas kaufen können. Wir haben dazu aber ebenso wenig Bezug, wie wir einen zu dem Fleisch haben, dass standardisiert als Produkt angeboten wird. Es ist für uns nicht mehr und nicht weniger. Eben nur ein Produkt.
Allerdings weiß ich, dass ich nicht der einzige bin, der wieder mehr Bezug zu den Dingen haben möchte, die er konsumiert, der die persönliche Beziehung im Handel schätzt. Da ist etwas auf dem Vormarsch. Und wer weiß, vielleicht können sich Supermärkte auf Dauer auch gar nicht halten.
Oder wie denkst du darüber?
Claudia
05/02/2015 — 09:39
Hallo Philipp,
mir schein es auch so. Es entwickelt sich was, aber die Mehrheit ist so was von bequem eingestellt. Sie reden zwar drüber aber umsetzen? Eher Fehlanzeige. Trotzdem empfinde ich dass sich was bewegt in den Köpfen. Sicher erst der Anfang :-) Lassen wir uns überraschen von dem was noch kommt. Vielleicht ja ‘ne Revolution ;-)
Grüße Claudia
Philipp
06/02/2015 — 12:59
Hallo Claudia,
“abwarten und Tee trinken” ist besonders für Macher nicht immer einfach, aber gute Dinge brauchen eben Zeit. Und ja, wir dürfen gespannt sein!
Gruß,
Philipp