Zurück im Lockdown light gehört die Arbeit von zu Hause aus für einige wieder zum Alltag. Als Mensch, der zuvor bereits mehrere Jahre ortsunabhängig gearbeitet hat, sei dies kein Problem, möchte man meinen. Doch das traute Heim birgt dann doch einige Tücken gegenüber allen anderen Orten.

Freilich hat wie jede Medaille auch das Home-Office zwei Seiten. Beginnen wir bei den schönen Aspekten:

  • Der Arbeitsweg entfällt. Je nach Distanz zum gewöhnlichen Arbeitsort, spart man in Summe eine gewaltige Menge an Zeit.
  • Jeden Tag mittags zu Hause essen zu können, ermöglicht nicht nur eine günstigere, sondern allem voran gesündere Ernährung.
  • Apropos Gesundheit: Insbesondere im Hinblick auf die Pandemie, ist das Infektionsrisiko wesentlich geringer als an Arbeitsplätzen, an denen täglich mehrere Dutzend Menschen ein- und ausgehen.
  • Zu Hause gibt es keinen Grund, die eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen. Wenn man eine Pause benötigt, kann man sie sich – zumindest in der Theorie – einfacher nehmen, als wenn im Büro ständig jemand etwas von einem möchte.
  • Schließlich gibt es zu Hause auch nicht das Kollegium, das einen permanent unterbricht, während man eigentlich konzentriert an einer Aufgabe arbeiten möchte. Dafür womöglich andere Wesen, doch dazu kommen wir später.

Leider verbirgt sich hinter dem Home-Office ebenfalls nicht nur purer Sonnenschein, sondern einige Fallstricke. Ohne etwas Achtsamkeit verheddert man sich rasch und die eigene geistige Gesundheit geht den Bach runter. Wo potentielle Gefahren liegen und wie ich ihnen gegenüber vorbeuge, führe ich im Folgenden aus.

Tageslicht

Gerade in der dunklen Jahreszeit, fällt es ohnehin nicht so leicht, ausreichend Tageslicht abzubekommen, wenn man während der hellsten Stunden innen arbeitet. Meiner Erfahrung nach macht es das Home-Office noch einmal schwieriger, schließlich brauche ich das Haus ja gar nicht verlassen, um alle Dinge geregelt zu bekommen. Psychisch gut tut mir das jedenfalls nicht.

Da es aber insbesondere jetzt im Dezember erst nach Arbeitsbeginn so richtig hell und bereits vor Arbeitsende schon wieder dunkel wird, nutze ich die Mittagspause gern für einen Spaziergang in der Nachbarschaft. Das ist zwar nicht immer gemütlich, aber auch bei Schietwetter bin ich ob des Tageslichts und der frischen Luft hinterher stets fröhlicher. Positiver Nebeneffekt: Ich kann meine Lieblingscafés unterstützen im Kiez.

Misophonie

Zugegeben, dieses Problem plagt mich auch im Büro. Ob nun der Kollege oder mein Partner schnieft, macht keinen Unterschied. Allerdings sind da zu Hause noch die Nachbarn, die den ganzen Tag fernsehen, wie ich nun lernen und rund um die Uhr hören darf. Und bei all der Nähe geht man sich im trauten Heim dann doch rasch auf den Senkel.

Wir teilen uns deshalb auf die Räume auf. In einer Zweiraumwohnung gibt es zugegebener Maßen nicht so viel Raum zum Ausweichen und mir wäre es lieber, das Schlafzimmer nicht als Arbeitsraum zu missbrauchen, aber eine ungestörte Arbeitsatmosphäre ist Gold wert!

Häusliche Ablenkung

Apropos Arbeitsatmosphäre und Störung: Zu Hause lauert Ablenkung überall. Der Internetzugang präsentiert sich hier als zweischneidiges Schwert: Einerseits ist er für die Arbeit nötig, andererseits ist die ganze Welt der Unterhaltung nur einen Klick entfernt. Ich empfehle deshalb die strikte Trennung von Arbeits- und Privatgeräten und gegebenenfalls auch Blocker-Add-Ons für den Internetbrowser gegen die üblichen Verdächtigen des Internets.

Diese lassen sich freilich umgehen, doch eine kleine Hürde reicht oft schon aus, um sich zurück zur Disziplin zu bringen. Mein privates Handy verstaue ich bevorzugt anderswo, damit ich nicht versucht bin, nebenbei Vergnügungsapps zu öffnen.

Ineffizienz

Produktivität will auch zu Hause gelernt sein. Hier gibt es meines Erachtens in Unternehmen noch wesentlichen Aufholbedarf. Remote zu arbeiten nützt nichts, wenn man beim Großteil der zu erledigenden Arbeiten davon abhängig ist, dass andere Mitarbeitende im Büro via mühsam am Telefon erklärten Abläufen bei simplen Tätigkeiten helfen, die sich sonst binnen weniger Klicks selbst lösen ließen. Und wie prüft man dann, ob auch alles richtig verstanden wurde? Ein Albtraum! Von Home-Office-Berichten und dergleichen mag ich gar nicht erst anfangen…

Eine pauschale Lösung habe ich nicht parat. Mir hilft eine Analyse, in welche Tätigkeiten ich unverhältnismäßig viel Nerven und Zeit investiere. Dann lege ich diese entweder auf Tage, an denen ich selbst im Büro sein werde, oder schlage Alternativen vor, um Arbeitsabläufe zu optimieren. (Da ist er wieder, der Optimierungswahn…)

Überstunden

Man möchte meinen, dass es im Home-Office ein Leichtes sei, Überstunden abzubauen. Meiner Erfahrung nach passiert jedoch oft das Gegenteil, wenn man nicht achtsam ist. Streng eingehaltene Arbeitszeiten bewähren sich hier für mich am besten…

Erreichbarkeit

…, manchmal allerdings klingelt dann doch noch jemand im Feierabend durch. Chefs sehen das zwar nicht gern, aber es gibt auch im Home-Office ein Recht auf Feierabend. Entsprechend schalte ich mein Arbeitshandy mit Feierabend aus und mein Privathandy stumm. Schließlich kann ich mich glücklich schätzen, in einer Branche zu arbeiten, in der von meiner Erreichbarkeit keine Menschenleben abhängen. ;)

Arbeitest du auch im Home-Office? Wie achtest du auf deine geistige Gesundheit in dieser ungewohnten Arbeitsumgebung? Schreib es gern in die Kommentare!

Alles Liebe
Philipp