Gesunde Torten – geht das überhaupt?

Wenn ich anderen Menschen erkläre, dass ich keinen zugesetzten Zucker mehr essen möchte, bekomme ich oft zu hören, dass sie ja auf vieles verzichten könnten, nur auf ihr Stück Torte am Nachmittag nicht. Challenge accepted, dachte ich mir. Hier ist das Ergebnis!

Der eigentliche Auslöser, mich spontan an Torten ohne zugesetzten Zucker zu versuchen, war der Geburtstag eines Freundes von mir. Ich liebe Torten nicht nur selbst, sondern verschenke auch gern selbst gebackene zu besonderen Anlässen. Seitdem ich jedoch selbst keinen zugesetzten Zucker mehr möchte, kann ich natürlich auch keine konventionellen Torten mehr verschenken.

Also sammelte ich Ideen, wie ich das auch ohne Zucker und stattdessen nur mit Früchten hinbekommen könnte. Schnell leuchtete mir ein, dass ich meine Rohmasse aus Datteln verwenden könnte. Anschließend forschte ich noch ein wenig im Internet, welche Erfahrungen andere Menschen hatten. Und siehe da: Es deckten sich etliche Ideen mit meinen eigenen. Hervorragend!

Warum Rohkost?

Mir wurde einst von Freunden entsetzt mitgeteilt, dass ich bestimmt eines Tages Rohköstler werden würde. Da kann ich nach wie vor beruhigen, weil ich zwar bereits recht viel Rohkost esse, jedoch eine komplette Rohkost-Ernährung nicht für gesund halte. Es gibt nämlich einige Vitamine und Nährstoffe, die beim Verzehr ungegarter Lebensmittel schlechter vom Körper aufgenommen werden können, beispielsweise die Vitamine A und E.

Für Torten ohne Zuckerzusatz eignet sich Rohkost hingegen wunderbar! Im Grunde benötigt man so gar kein Mehl, sprich auch kein Auszugsmehl. Das macht es auch einfacher einen homogenen Geschmack zu erzeugen. Im Falle eines Mehlteiges müsste man die Datteln pulverisieren, damit sich die süße ebendieser gleichmäßig verteilt. Viel zu viel Aufwand!

Der Boden

Statt Mehl verwende ich also nur Datteln, Walnüsse und Haferflocken. Genau genommen braucht es nicht einmal elektronische Geräte. Vorsicht vor Mixern mit den Datteln! Ich habe schon einige Stabmixer zum Abrauchen gebracht, weil der Dattelmus sehr zäh werden kann. Stattdessen lieber mit einiger Handarbeit und Mörser zur Sache gehen.

Für meine Torten verwende ich gern die saftigsten und weichsten Datteln, die ich bekommen kann. Das sind allerdings auch die teuersten. Alternativ kann man auch trockenere Datteln über Nacht in Wasser einlegen.

Die Walnüsse haben einen leicht herben Geschmack, der in angenehmem Kontrast zur Süße der Datteln steht. Diese zerschlage ich vorher in einem Stoffbeutel oder Baumwolltuch mit einer Suppenkelle oder dergleichen, um feinere Stückchen und Walnusmehl zu erhalten. Die Haferflocken sorgen dafür, dass der Teig weniger klebrig wird.

Was die Mengen angeht, bin ich gern vorsichtig. Das hängt sowohl von persönlichen Vorlieben als auch von der Größe der Torte ab. Und ich regel das häufig nach dem Frei-Schnauze-Prinzip. Man kann ja jederzeit etwas nachjustieren. Es schadet aber nichts, 800g Datteln und 350g Walnüsse in petto zu haben und nicht direkt alle am Anfang aufzubrauchen.

Was die Dicke des Bodens anbetrifft, empfehle ich, ihn dünner zu halten. Denn er ist sehr mächtig.

Die Schokoschicht

Ist so simpel wie gesund! Man nehme zwei  bis drei Avocados (je nach Größe), reines Kakaopulver und ein wenig des eben zubereiteten Dattelmuses. Die Avocados mit einem Stabmixer oder einer Gabel fein pürieren. Dann Kakaopulver hinzugeben, bis die Masse die gewünschte schokoladige Farbe hat. Schließlich etwas Dattelmus unterrühren. Die Süße wird nur verwendet, um dem bitteren Geschmack des Kakaos entgegenzuwirken.

Diese Masse eignet sich auch als veganes Mousse au Chocolat, wie ich finde. Falls es mal spontan nach einem schnell zubereiteten und gesunden Dessert gelüsten sollte. ;)

Das Topping

Eigentlich hätte ich hier schon aufhören können. Da mein Freund aber die Farbe Pink so unglaublich gern mag, wollte ich noch eine pinke Schicht hinzufügen. Sie sollte etwas cremig und gut zu färben sein. Da kam mir direkt Banane in den Sinn. Also fing ich an, zu pürieren.

Zum Färben nahm ich eine rote Beete. Diese einfach schälen, in Stücke schneiden und anschließend pürieren. Die muss auch gar nicht gekocht werden. Doch Vorsicht:

  • Rote Beete schmeckt sehr intensiv. Und das Topping soll ja nicht dominieren.
  • Rote Beete färbt auch sehr stark. Das Stück Torte im Bild stammt aus meinem Erstversuch und ich finde die Farbe zu dunkel für Pink. Beim eigentlich Geschenk habe ich den Farbton besser getroffen. Deshalb empfehle ich, sparsam zu dosieren.

Ich habe gern noch Kokosraspeln auf der Torte. Die schmecken nicht nur, sondern sehen auch schön aus. Und Jahreszahlen und andere Botschaften lassen sich damit auch ganz unkompliziert auf die Torte schreiben. ;)

Das Zusammensetzen

Je nach Verfügbarkeit eignen sich konventionelle Tortenringe auch für diese Torten. Besser noch runde Kochenbodenformen, weil Tortenringe häufig nicht so fest umschlossen das Konstrukt halten. Sollte weder noch vorhanden sein, tut es auch eine beliebige Dose. Dann wird die Torte unter Umständen eben nicht rund.

Zu beachten ist dann allerdings die Reihenfolge, in welcher die Torte zusammengesetzt wird. Bei Tortenring oder Form wie gewöhnlich: Boden, Schokoschicht, Topping. Bei Dosen genau umgekehrt, denn am Ende wird ebendiese gestürzt. Ich empfehle, vorher die Ränder mit einem schlanken Messer zu lösen.

Alternativen

Das ist natürlich nur ein Beispiel für den Versuch einer gesunden Torte.

Wegen der Bananen im Topping, ist ebendieses unter Umständen etwas flüssig. Dann können entweder Kokosraspeln Abhilfe schaffen. Oder man packt die Torte in die Tiefkühltruhe. Das lässt die Banane allerdings gefrieren, weshalb man die Torte immer erst antauen lassen muss, bevor man sie isst. Ich persönlich mag die Eiskristalle auch nicht so. Doch es gibt Mittel und Lösungen:

Die Schokoschicht eigenet sich auch hervorragend als oberste Schicht. Als Mittelschicht bietet sich eine Mischung aus Chiasamen eingelegt in in Wasser eingeweichten Kokosraspeln mit Früchten, beispielsweise Himbeeren, an. Durch den Schleim der Chiasamen entsteht eine Art Gelee, der fest genug wird. Und es sieht so schön aus! :)

Generell sind der Experimentierfreude hier keine Grenzen gesetzt!

Haltbarkeit

Alle Zutaten sind frisch zubereitet, halten sich entsprechend also nicht so lang. Ich empfehle daher, die Torte im Kühlschrank aufzubewahren und innerhalb drei Tagen zu essen.

Prinzipiell kann sie sich auch länger halten, aber man muss ja nichts riskieren. Abgesehen davon, überlebt bei mir keine Torte so lang.

Und das soll gesund sein?

Ja, zumindest wesentlich gesünder, als herkömmliche Torten mit zugesetztem Zucker.

Freilich enthält diese Torte auch ziemlich viel Zucker im Vergleich zu einer einzelnen Frucht, die man mal eben so isst. Das liegt an der Zusammenstellung der einzelnen Zutaten.

Aber: Alle Zutaten sind natürlich. Aller Zucker in dieser Torte tritt mit Ballaststoffen auf. Deshalb ist sie auch so mächtig. Viele, die bisher davon gegessen haben, schaffen gar kein reguläres Stück auf einmal. Ich bin da wohl eine Ausnahme, doch das ist ja nicht sonderlich verwunderlich.

Entsprechend kann man auch kleinere Torten zubereiten und kleinere Stücken servieren. Und schon ist man satt und auch befriedigt – im Gegensatz zu anderen Torten, die dazu animieren noch ein Stück und noch ein Stück zu verspeisen.

Der Preis

Die Zutaten sind tatsächlich nicht nur in ihrer Beschaffung hochkarätig, sondern auch im Preis. Wenn man das alles zusammenrechnet, kommt man so schnell auf einen Tortenpreis von 15€ und höher.

Das finde ich jedoch nicht schlimm. Denn es entstehen Torten, die man nicht jeden Tag ist, die etwas Besonderes sind und die ich für besondere Menschen zubereite. Und das darf sich auch ruhig im Preis widerspiegeln.

Hast du auch schon mal eine Torte ohne Zuckerzusatz zubereitet? Schreib doch mal darüber!

Alles Liebe,

Philipp

PS: Torten definieren sich eigentlich darüber, dass die einzelnen Schichten gebacken werden und anschließend mit Füllungen und Garnituren versehen werden. Als Torte dürfte man Rohkost also laut Definition gar nicht bezeichnen. Kuchen hingegen, werden komplett als Ganzes gebacken. Nur so als Fun Fact.

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Zuckerfrei(er) leben.

2 Kommentare

Antworten

  1. Wie kreativ du bist. Deine Torte sieht super aus, Philipp. An die Kalorien will ich gar nicht denken. Das liest sich schon so mächtig. Rohkostkuchen schmecken nicht. Hab das auch mal probiert. Zucker weglassen ist einfacher. Schmeckt den Beschenkten aber auch nicht. Meine Erfahrung. Biskuitteig ohne Zucker, Mascarpone und Himbeeren ginge vielleicht. Dann hat man noch die Süße von den Früchten. Da schmeckte denen dann die Mascarpone nicht. Hab ich schon mal erlebt. Oder Nüsse mit Saft übergießen und kaltstellen. Geht am einfachsten. Oder Kokosmakronen ohne Zucker. Ich koche ja am liebsten nur mit drei Zutaten.

    Lg Tanja
    Ich will auch Kuchen

    Ich wünsche mir mal einen Artikel von deinem plastikfreien, mobilen Bad. Kann man Cremes in 50 ml Einwegglas umfüllen und mit Spachtel/Löffel entnehmen oder sollte man das in der Plastiktube lassen? Weißt du das? Und auskochen wenn es leer ist.

    • Ich kann dich beruhigen Tanja, sind alles hochqualitative Kalorien. :)

      Saft trinke ich ja auch nicht mehr. Die Erfahrung mit dem Geschmack von Menschen, die regulär Zusatzzucker zu sich nehmen, hatte ich auch schon öfter. Mit drei Zutaten bekommst du immerhin den Teig hin. Klingt schon arg nach Kompromiss, wenn du auf drei Zutaten beharrst. ;)

      Artikelwunsch angenommen.

      Lieber Gruß,
      Philipp

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