Handverlesen im Frühling 2019

Sicher bin ich mir zwar ob des wechselhaften Wetters noch nicht, ob der Frühling denn tatsächlich schon vorüber sein soll. Doch die hochsommerhaften Hitzewellen lassen keinen Zweifel zu: Jetzt ist Sommer. Und das war mein Frühling.

+ ANALOG +

Frühling ist der symbolische Inbegriff von Neuanfang. Passend dazu gab es für mich neben Neuem auch neue Erkenntnisse.

Abschied nehmen

Immer wieder im Leben sind wir gezwungen, von uns lieb gewonnenen Menschen Abschied zu nehmen; sei es weil sich unsere Lebenswege trennen, wir uns auseinander entwickeln oder einer von uns verstirbt. Als Mensch mit überdurchschnittlich hoher Umzugsrate sollten mir Abschiedsmomente mittlerweile leicht fallen, aber das genaue Gegenteil ist der Fall.

Gefühlt wird es mit jedem Mal schwerer, obwohl ich doch schon so viel Übung darin habe. Der Gedanke, dass ich eines Tages final Abschied nehme und das Gefühl habe, nicht genug Zeit mit meinen Herzensmenschen geteilt zu haben, treibt mich an, sie so oft als nur möglich zu sehen, auch wenn das bedeutet, dass wir uns noch ein weiteres Mal verabschieden müssen.

Was war noch mal Frühjahrsputz?

Entsprechend viel unterwegs war ich im Frühjahr auch – zumeist um liebe Menschen zu sehen und im Zug – der Comfort-Kunden-Status der Bahn kommt ja nicht von ungefähr. Neben überdurchschnittlich vielen Aufenthalten in der Erstheimat hier ein Wochenende in Leipzig, da eins Dresden, dort eins in Hamburg und ein Aufenthalt im Gelobten Land Israel (heutzutage sollte man wohl eher Kritisiertes Land sagen). Zeit für den Frühlingsputz blieb da leider nicht. Sowohl analog als auch digital hänge ich mit dem Loswerden von Unnötigem hinterher. Meine Unterlagen möchte ich eigentlich genauso mal wieder durchgehen wie all meine digitalen Daten. Die E-Mails türmen sich, die Festplatte ist voll und bei meiner Lesezeichenliste weiß ich auch schon lang nicht mehr, was ich da eigentlich alles drin gespeichert habe.

Derzeit verspüre ich analog wie digital keinerlei Antrieb, weiter zu konsumieren: Ich fühle mich übersättigt. Digital äußert sich das darin, dass ich meine Aktivitäten auf sozialen Netzwerken heruntergefahren habe und Blogs eher wie Bücher lese: Von Anfang bis Ende statt häppchenweise über Monate hinweg. Netflix dümpelt auch eher vor sich hin.

Analog gäbe es zwar Bedarf das eine oder andere Kleidungsstück zu ersetzen und ein Fahrrad wäre auch mal angebracht, aber so richtig aufraffen kann ich mich nicht. Ich recherchiere, stelle fest, dass Qualität ihren Preis hat und ermüde dann aber schon bei der Suche nach den Produkten, die meiner Vorstellung entsprechen. Wenn ich diesem Verhalten einen Namen geben sollte, wäre es wahrscheinlich Konsumdepression.

Mein erstes (halbes) Mal

Apropos “laufend unterwegs”: Obwohl mein Papa früher öfter Marathon gelaufen ist, hatte ich nie den Drang danach verspürt, weil ich mich Zeit meines Lebens nicht als Wettkampfs-Menschen wahrgenommen habe. Ich störte mich stets am Gedanken des Kämpfens gegeneinander.  Doch dann erlebte ich vor wenigen Jahren, wie der Marathon in Jerusalem ein Gemeinschaftsgefühl erzeugte, bei dem es vielmehr darum ging, die Strecke zu schaffen und sich gegenseitig anzufeuern. Mehrere Male war ich seitdem zur Zeit des Marathons in Jerusalem und, obwohl ich regelmäßig lange Strecken laufe, war ich entweder gesundheitlich oder in Hinblick auf Kondition nicht fit genug, um teilzunehmen.

Im April fuhr ich unwissend zum Geburtstag meines besten Freundes nach Leipzig, als abends zwei Freundinnen meinten, sie könnten nicht so viel trinken, weil sie am nächsten Tag am Halbmarathon teilnehmen wollten. Spontan schoss mir in den Kopf, dass ich doch einfach die Chance nutzen könnte, um zumindest einen Halbmarathon zu laufen. 15km laufe ich regelmäßig. Da sollten ein paar Kilometer mehr doch kein Problem sein. Nach kurzer Meinungseinholung auf meinem Telegram-Kanal gab ich mich also dem Wahnsinn hin.

Das Wetter war übrigens kalt und nass, ich konnte hinterher kaum noch gehen und auch Tage danach gestaltete sich jedes Aufstehen vom Stuhl äußerst schmerzhaft. Trotzdem hatte ich es geschaft und war froh, mich dafür entschieden zu haben. Gleichwohl ward mir bewusst, dass ich für den vollen Marathon noch einiges an Training benötigen werde. Fortsetzung folgt. Ach ja, und ich war das erste Mal zum Eurovision und hatte meine ersten Stunden im Wellenreiten.

Foto Bootshafen in der Hafenstadt
Bootshafen in der Hafenstadt

– DIGITAL –

Da ich mich aufgrund meiner Konsumdepression mich auch digital etwas zurückgezogen habe, kann ich diese Saison gar nicht von den üblichen Fundstücken berichten. Eines gibt es dann aber doch: Der Blog von James Clear liest sich wie ein Ratgeber für ein besseres Leben. Für mich war insbesondere die Kategorie für besseren Schlaf interessant. Wer eher audiovisuell lernt, findet den nahezu identischen Inhalt gut zusammengefasst in diesem TED-Talk.

// DIE AUSSICHTEN FÜR DEN WINTER 2022 //

Im Grunde sollte Sommer die geilste Zeit des Jahres sein. Da sich der Frühling aber bereits wie Sommer angefühlt hat, graut es mir vor noch höheren Temperaturen. Die sich anbahnenden täglich Gewitter feiere ich allerdings jetzt schon. Und meine Hoffnung auf etwas mehr Routine ist auch noch am Leben!

Und was hast du dir für den Sommer vorgenommen?

Alles Liebe
Philipp

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Handverlesen.

2 Kommentare

Antworten

  1. Konsumdepression ist ab jetzt ein Wort das ich regelmäßig verwenden werde!!!

    • Ausgezeichnet! Wenn es ausreichend Menschen verwenden, schafft es das Wort vielleicht auch eines Tages in die Wörterbücher. :)

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