Handverlesen im Sommer 2018

Die Masterarbeit ist abgegeben, mein Körper zeigt noch Nachwehen von den täglichen Schreibexzessen der letzten Wochen und der Sommer scheint vorbei. So war er also –  auch abseits von all den Wochen in der Bibliothek.

+ ANALOG +

Leipzig, du Perle

Schon länger wollte ich mal in Leipzig wohnen. Diesen Sommer habe ich es einfach gemacht. Warum auch nicht, wenn man doch ortsunabhängig ist? Und im Grunde ist es ja egal, wo ich meine Masterarbeit schreibe.

Ich mag diese Stadt! OK, das nicht erst, seitdem ich hier wohne, sondern schon seit meiner Kindheit. Praktischer Weise wohnen hier viele meiner Herzensmenschen und die Heimat meiner Kindheit ist nicht weit weg, was natürlich zu mehr Heimatbesuchen verleitet. Letztlich habe ich vom Sommer bei weitem nicht so viel Zeit hier verbracht, wie ich gern hätte, habe aber jeden Moment genossen.

Abgesehen davon, dass es auch in Deutschland noch ein paar andere Städte gibt, in denen ich gern mal wohnen möchte, hat sich Leipzig noch tiefer in mein Herz gebrannt. So sehr, dass ich es mir sogar als Homebase in Deutschland vorstellen kann. Es liegt in puncto Anbindung an die Öffis sehr zentral innerhalb Deutschlands, ist nicht zu groß, nicht zu klein und weiß neben schöner Architektur auch mit einer grünen Lunge aufzuwarten, die sich einmal durch die ganze Stadt zieht. Das zieht auch mich.

Leider macht die Gentrifizierung auch hier nicht halt und die Mieten schießen nur so in die Höhe. Und dann ist da natürlich noch die Frage, ob es hier Arbeit für mich gibt. Aber was interessiert mich das schon, wo ich doch ortsunabhängig bin? Fortsetzung folgt.

Hallo Hannover

Ich verweile nicht nur gern in der Ferne, sondern erkunde auch gern die nähere Umgebung und mein Heimatland. Im Sommer habe ich es neben Ausflügen nach Berlin, Mainz und Heidelberg auch zum  ersten Mal nach Hannover geschafft. Bei der Gelegenheit habe ich nicht nur einen Freund wiedergesehen, sondern auch gleich noch Travelgirl Nicole mal abseits von Kommentaren kennenlernen dürfen – das mag ich nämlich genauso gern, wie das Erkunden neuer Orte!

Ich weiß noch nicht so recht, was am einprägsamsten für mich war. Hannover wirkt auf mich ein wenig wie eine deutsche Durchschnittsstadt. Womöglich liegt das auch daran, dass die Gegend durch nahezu dialektfreie Sprache heraussticht. Es gibt noch wundervolle Altbauten, ebenso aber moderne Architektur – mal schöner, mal weniger – in den während des Krieges zerbombten Stadtteilen.

Und dann gibt es auch noch riesige Grünanlagen und Fließgewässer. Natürlich war die Zeit bei weitem nicht ausreichend, um alles kennenzulernen. Bei diesem Besuch stand das Zwischenmenschliche auch eher im Vordergrund. Umso lieber komme ich aber noch mal zurück.

Bin ich jetzt endlich Master of Desaster?

Da sie so viel Zeit des Sommers eingenommen hat, möchte ich natürlich auch noch kurz auf darauf und mein entsprechendes Zeitmanagement eingehen.

Zu Beginn der Arbeit nahm ich mir vor, dieses Mal keine Nacht durchzumachen. Bis auf die letzte Nacht vor Abgabe hat das auch geklappt. Deshalb bin ich recht zufrieden mit mir. Freilich gibt es noch ein paar Dinge, die ich gern zusätzlich gemacht oder geändert hätte. Aber die würde man wahrscheinlich immer finden, auch wenn man noch so viel Zeit bekäme, wie man möchte. Dafür sind Deadlines von außen ganz gut geeignet.

Nicht so gut funktionieren für mich Deadlines, die ich mir selbst auferlege. Denn im Unterbewusstsein weiß ich ja ganz genau, wie lang ich tatsächlich Zeit bis zur Abgabe habe. Daran werde ich Zukunft noch arbeiten.

Jetzt, wo die Arbeit abgegeben ist, könnte man meinen, es sei vorbei. Da ich allerdings nächste Woche auf eine Exkursion fahre, um Prototypen zu testen und im Anschluss noch mein Kolloquium ansteht, ist mir noch nicht ganz nach Feiern zu Mute. In einem Monat dafür umso mehr, wenn alles gut geht.

Foto Moderne Architektur in Hannover

Moderne Architektur in Hannover


– DIGITAL –

Mathematische Gedanken

An die Mathematikkurse aus meinem früheren Studium denke ich dank meiner Inkompetenz mit Ehrfurcht zurück, obgleich ich stets recht fasziniert war. Entsprechend unterhaltend finde ich auch den Blog Mathegedanken. Außerdem erinnert er mich an einen sehr guten Freund, der ebenfalls Mathematiker ist. Ob das daran liegt, dass Studiengänge bestimmte Charakteristika abverlangen und deshalb Menschen eines Schlags ansprechen?

Religion schafft Konfliktpotenzial

Dieses Interview fand ich äußerst spannend zu lesen. Darüber hinaus schwirren mir in diesem Zusammenhang schon eine Weile zwei Fragen im Kopf herum, auf die ich noch keine rechte Anwort gefunden habe:

  1. Für mich als Atheisten gibt es keinerlei Unterschied zwischen Religionen und Sekten. Praktisch sieht das dann aber doch etwas anders aus, da ja ein Staat entscheidet, was als Religion anerkannt wird und was nicht. Für mich wirkt das jedoch äußerst willkürlich, insbesondere in Hinblick auf Schutz von Minderheiten. Und auch sonst ist es schon seltsam, welche Vorzüge die christlichen Sekten  im Vergleich zu anderen – auch als Religion anerkannten – genießen. Nach welchen Kriterien wird da bitte objektiv entschieden?
  2. Inwieweit ist es für einen Staat überhaupt praktikabel, Religionen zuzulassen? Es ist unumstritten, dass alle Menschen glauben können sollen, was sie wollen, solang es die Freiheiten und Rechte anderer nicht einschränkt. (= Glaubensfreiheit) Sobald sich dann aber mehrere Menschen organisieren sowie eigene Strukturen und Regeln schaffen, wird ja die Gewalt des Staates in Frage gestellt. Wäre es daher nicht im Sinne eines Staates zu sagen, Glaubensfreiheit ja, Religionsfreiheit nein?

Ich würde mich sehr über eure Meinung und Ansichten dazu freuen!

Das Leben kann so einfach sein

Gerade im Rahmen der Masterarbeit und beim Anblick meiner Freunde und Kommilitoninnen um mich herum, habe ich mich schon des Öfteren gefragt, warum wir uns das eigentlich alle antun. Das Leben könnte so simpel sein. Und so habe ich all die Menschen, die einfach jeden Tag acht Stunden arbeiten gehen, zwei Tage Wochenende genießen können und von ihrem regelmäßigen Gehalt versorgt werden, hin und wieder beneidet. Von den Fischen im Aquarium meines Onkels, die täglich ihr Futter bekommen und den Rest des Tages fröhlich vor sich her schwimmen können, möchte ich gar nicht erst anfangen.

Passend dazu hat Gabi diesen wundervollen Text geschrieben, der uns deutlich macht, wie einfach das Leben sein kann, wenn wir uns einfach auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

Foto Aussicht über Heidelberg

Aussicht über Heidelberg


// DIE AUSSICHTEN FÜR HERBST 2018 //

Eigentlich würde ich ja nach der Abgabe der Masterarbeit am liebsten einfach mal nur nichts tun, bis ich mich langweile. Allerdings findet am Samstag die Minimal Kon in Essen statt (freu), anschließend fahre ich auf Exkursion nach Jerusalem(freu) und dann steht ja auch noch mein Kolloquium an (#dasWirdEineGaudi). Und wo es mich danach hinverschlagen wird, weiß ich auch noch nicht. Aber vielleicht ist das zur Abwechslung auch mal gut so.

Womit hast du den Sommer verbracht? Und was denkst du zu meinen Fragen in Hinblick auf Religion? Schreib mir gern!

Alles Liebe

Philipp

PS: Ich fläz mich jetzt trotzdem erstmal in den Park. Das wäre ja ein Verbrechen bei dem Wetter!

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe Handverlesen.

2 Kommentare

Antworten

  1. Hello Philipp, was ist denn das Thema deiner Masterarbeit? :)

    Dieses Religionsthema finde ich spannend, ich versuche mal, meine Gedanken zu sortieren:

    Warum sollte ein Staat Religion zulassen:
    – Es ist historisch gewachsen und lässt sich jetzt schlecht zurücknehmen.
    – Viele Religionen unterstützen Kapitalismus und Nationalismus der Staaten, dafür sieht der Staat halt weg beim Thema Gleichberechtigung von Gemeinschaften, Missbrauch etc. Eine Hand wäscht die andere. Teile und herrsche.

    Was ist eine Sekte und was ist keine?
    -> Eine Sekte ist prinzipiell einfach nur eine Abspaltung und normabweichend. Das Christentum war auch mal eine Sekte.
    -> Durch die Abweichung und Verurteilung ergibt sich aber Isolation und dadurch noch mal ganz andere Charakteristika der sozialen Kontrolle & Abschottung, die dann schon schlimmer sind als einfach nur Kirche (was schon schlimm genug ist). Diese Mechanismen werden, denk ich, im landläufigen Begriff “Sekte” meistens mitgedacht. Die schlimmsten religiösen Kräfte, die am ätzendsten gegen Frauen und Queers agieren sind ja gerade auch nicht die Landeskirchen, sondern fundamentalchristliche Splittergruppen, weil sie halt ihre Scheißpositionen wirklich ganz ungeniert teilen können.

    (Das sage ich als Person, die selbst in einer Gruppe aufgewachsen ist, die die meisten als Sekte bezeichnen würden und die unter Religion hart gelitten hat. Hab den Eindruck, Menschen die damit keine persönlichen Erfahrungen gemacht haben, haben da oft ein anderes Verständnis. Ich wäre zB viel lieber streng katholisch erzogen worden, weil die durch ihre Mainstreamposition eben schon unter gewisser öffentlicher Beobachtung stehen. Aber der Staat lässt solche kleinen Sekten halt auch einfach ihre menschenverachtende Scheiße machen, im Gegensatz zur Mainstreamkirche. Da gibt’s ja auch noch die Medien als Korrektiv, weil große Kirchen halt für die breite Öffentlichkeit interessanter sind)

    Ich weiß nicht, ob ich die Antwort sehe, falls du eine verfasst, Benachrichtigungen funktionieren manchmal nicht…
    Viele Grüße :)

    • Hallo Sabrina,

      vielen Dank für deinen Input!

      Das Thema meiner Arbeit lautet “Explorative Storytelling Museum Environments”.

      Und nun zur Religion:

      – Ich finde, es ließe sich durchaus zurücknehmen oder zumindest vermindern. Es werden dahingehend jedoch nicht genügend Versuche unternommen. Ein Anfang wäre ja schon mal, den Einfluss von Religion auf die Politik und Bildung zu reduzieren.
      – Interessant, dass du es so siehst. Ich habe eher den Eindruck, dass die akzeptierten Gemeinschaften durch ihren größeren Einfluss und die Duldung viel mehr Schaden anrichten können, wohingegen kleine religiöse Vereinigungen es unter Stigma ohnehin schwieriger haben. Aber der Aspekt ist auf jeden Fall auch nicht zu vernachlässigen.
      – Ich frage mich in dem Zusammenhang, inwiefern es überhaupt möglich wäre, prinzipiell alle religiösen Gemeinschaften auf Widersprüche mit geltendem Recht zu prüfen und entsprechend neu einzuordnen. Wäre ja womöglich auch eine Herangehensweise.
      – Auch essentiell empfinde ich dahingehend, religiösen Menschen nicht das Gefühl zu geben, man wolle sie ihrer Freiheiten berauben. Als Politikerin ist man schließlich auch von Wahlergebnissen abhängig.

      Da wäre schon wieder jede Menge Inhalt für einen Podcast. :D

      Lieber Gruß
      Philipp

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